Chronologie der Gewalt in Israel ab 1948

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Israel bombardiert den Gazastreifen, Dezember 2014
Israelischer Scharfschütze am Damaskustor
Palästinenserinnen sammeln Lkw-Reifen, zünden sie an und hoffen, daß der Rauch sie gegen israelische Scharfschützen schützt, 14. Mai 2018
Juden drangsalieren Palästinenser am Jerusalemer Tempelberg, Juli 2017

Eine kleine Auswahl aus der Chronologie der Gewalt in Israel und Palästina ab 1948.

1948-1949

An Nakba

Der Unabhängigkeitskrieg endet im Juli 1949 mit einem Waffenstillstand; Israel hat West-Jerusalem erobert und kontrolliert nun 77 % des ehemaligen britischen Mandatsgebietes. Hunderttausende von Palästinensern fliehen oder werden vertrieben (arabisch: «النكبة» = «An Nakba» = die Katastrophe); nur wenige dürfen zurückkehren. Ägypten verwaltet den Gazastreifen; Jordanien das Westjordanland. Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine anhaltende, von Israel geführte, militärisch unterstützte Terror- und Expansionspolitik auf Kosten der nichtjüdischen Bevölkerung des Nahen Ostens.

1948-1957

Neue Einwanderer

Der grösste Teil der jüdischen Einwohner der arabischen Länder flieht oder wandert freiwillig nach Israel ein. Auch die Immigration aus Europa, vor allem aus Rumänien und Polen, nimmt zu. Insgesamt kommen in kurzer Zeit rund 790.000 Einwanderer ins Land.

1956

Suez-Krise

Als Antwort auf die Verstaatlichung des Suez-Kanals und die Sperrung der Straße von Tiran durch den ägyptischen Präsident Nasser greifen israelische, britische und französische Truppen im Oktober Ägypten an. Trotz militärischer Erfolge endet das Unternehmen in einem Fiasko: Die Supermächte zwingen die Koalition zum Rückzug. Nassers Position ist gestärkt; die Sowjetunion gewinnt an Einfluss in der Region.

  • 29. Oktober 1956 - Als Antwort auf Kairos Entscheidung, die Kontrolle des für die internationale Schiff-Fahrt wichtigen Suezkanals zu übernehmen, greift Israel Ägypten an. Nach Ablauf eines von Ägypten nicht akzeptierten Ultimatums greifen auch Großbritannien und Frankreich in den Krieg ein. Unter dem Druck der USA werden die Kämpfe am 7. November eingestellt. Im Januar 1957 räumt Israel den Sinai, im März 1957 den Gazastreifen.

1964

Die PLO tritt auf den Plan

Aus verschiedenen palästinensischen Widerstandsbewegungen geht die PLO («Palestine Liberation Organisation») hervor, die ab 1969 von Fatah-Chef Jassir Arafat geführt wird. Bis 1997 vertritt die PLO offiziell die Doktrin von der Vernichtung Israels.

1967

Sechstagekrieg

Nachdem Ägypten die Straße von Tiran gesperrt und an der Grenze zu Israel Truppen massiert hat, schlägt die israelische Luftwaffe am 5. Juni zu. Die ägyptischen, syrischen und jordanischen Truppen werden vernichtend geschlagen. Israel erobert Ost-Jerusalem, das Westjordanland, die Golanhöhen, den Gaza-Streifen und den Sinai >>Karte Erneut fliehen hunderttausende Palästinenser.

  • 5. Juni 1967 - Der Sechs-Tage-Krieg bricht aus, nachdem Ägypten die für Israel wichtige Wasserstraße von Tiran am Eingang zum Golf von Akaba südlich des israelischen Hafens Eilat blockiert hatte und auf dem Sinai aufmarschiert war. Die Israelis erobern in nur sechs Tage im Dreifrontenkrieg erneut die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, die Golan-Höhen und die Altstadt von Jerusalem. Über eine Million Palästinenser geraten unter israelische Besatzung, wieder fliehen Hunderttausende. Nach jahrelangen Scharmützeln und weiteren vereinzelten Angriffen wird schließlich im August 1970 formell die Feuereinstellung vereinbart.

1968-1970

Illegale jüdische Siedlungen

Der Sieg im Sechstagekrieg verwandelt Israel in eine Besatzungsmacht. In den neu eroberten Gebieten entstehen – von der Regierung geduldet und zunehmend gefördert – erste jüdische Siedlungen, die den sogenannten israelisch-palästinensischen Konflikt verschärfen und komplizieren.

1970

Schwarzer September

Die Palästinensische Volksfront entführt im September drei Flugzeuge der Fluggesellschaften BOAC, TWA und Swissair nach Jordanien. Im gleichen Monat scheitert ein palästinensischer Anschlag auf König Hussein. Die jordanische Armee vertreibt darauf die PLO nach blutigen Kämpfen aus dem Königreich; die Palästinenser müssen ihre Stützpunkte in den Libanon verlegen.

1972

Massaker in München

Ein palästinensisches Kommando, das sich «Schwarzer September» nennt, entführt und ermordet während den Olympischen Spielen in München elf israelische Athleten. Eine Sondereinheit des israelischen Geheimdiensts Mossad tötet darauf in den folgenden Jahren zwei der drei überlebenden Terroristen und weitere beteiligte – aber auch unschuldige – Palästinenser.

1973

Jom-Kippur-Krieg

Ein Überraschungsangriff von Ägypten und Syrien am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur bringt die überheblich gewordene israelische Armee in Bedrängnis. Die israelische Regierung muss deswegen im April 1974 zurücktreten. Obwohl der Krieg schließlich für Israel militärisch günstig endet, wird er in der arabischen Welt als Sieg gefeiert. Die Opec setzt erstmals die «Ölwaffe» (ein Öl-Embargo) ein, was zur Ölkrise von 1973 führt.

  • 6. Oktober 1973 - Der Jom-Kippur-Krieg beginnt und der Mythos militärischer Unbesiegbarkeit Israels beginnt zu verblassen. Am Tag des jüdischen Versöhnungsfestes Jom Kippur überschreiten die Ägypter den Suezkanal, während die Syrer am Golan angreifen. Nur unter schweren Verlusten kann Israel den Angriff abwehren. Am 25. Oktober tritt eine Waffenruhe in Kraft. Nach dem Krieg werden Ansätze eines Friedensprozesses eingeleitet. So kommt es 1979 zum Friedensschluss mit Ägypten, Israel zieht sich 1982 vom Sinai zurück.

1978

Frieden mit Ägypten

Der israelische Premierminister Menachem Begin und der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat unterzeichnen in Camp David ein Friedensabkommen. Im März 1979 folgt der israelisch-ägyptische Friedensvertrag. Israel zieht sich bis 1982 aus dem Sinai zurück; Ägypten anerkennt den Staat Israel. 1994 schliesst Israel auch mit Jordanien ein Friedensabkommen.

1981

Als Wahlkampagne wurden militärische Aktionen durchgeführt. Menachem Begin bombardierte während der 1981er Wahlkampagne den irakischen Atomreaktor. Als Shimon Peres behauptete, dies sei eine Wahltrick, schrie Begin bei einer Wahl-Ralley: „Juden, glaubt ihr wirklich, dass ich unsere tapferen Jungs in den Tod schicken würde oder schlimmer noch, sie von menschlichen Tieren zu Gefangenen nehmen ließe, nur um die Wahlen zu gewinnen?“ Begin gewann.[1]

1982

1. Feldzug im Libanon

Am 6. Juni 1982 dringen israelische Truppen in den Libanon ein, in dem seit 1975 ein Bürgerkrieg tobt. Beirut wird besetzt; die PLO, die im Süden des Libanons einen Staat im Staat errichtet hat, wird vertrieben. Im September verüben christliche Milizen unter den Augen der israelischen Armee ein Blutbad in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Von 1985 bis Ende Mai 2000 hält Israel einen Sicherheitsstreifen im Südlibanon besetzt.

  • 6. Juni 1982 - Israelische Truppen dringen im Rahmen der Operation «Frieden für Galiläa» in den Libanon ein. Die im Lande stationierten syrischen Truppen können sie nicht aufhalten. Ziel Israels ist die Schaffung einer Pufferzone gegen Terrorangriffe der PLO. PLO-Chef Jassir Arafat und Tausende seiner Kämpfer müssen den Libanon verlassen. Im Mai 1983 unterzeichnen Israel und der Libanon ein Abkommen über die Sicherheitszone und den israelischen Truppenrückzug.

1987-1993

«Krieg der Steine»

Während der Ersten Intifada («Intifada» = Aufstand) setzen sich die Palästinenser vor allem mit zivilem Ungehorsam gegen die israelische Besatzung zur Wehr. Bilder von Jugendlichen, die Steine gegen schwer bewaffnete Soldaten werfen, kosten Israel viele Sympathien. Ab 1991 nimmt die Gewalt ab; 1993 endet die Intifada mit der Unterzeichnung des Vertrags von Oslo. Im Zuge der Ersten Intifada wird die Hamas gegründet.

1989-1995

Russische Einwanderung

Ab 1989 wandern Juden aus der UdSSR nach Israel aus. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Supermacht 1991 schwillt die Zahl der Immigranten aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion an; bis 1995 strömen insgesamt rund 600.000 Juden nach Israel.

1993

Hoffnungsschimmer

Mit dem Oslo-Abkommen, das den Abzug der israelischen Armee aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen vorsieht, wird eine palästinensische Selbstverwaltung in diesen Gebieten möglich. Arafat kehrt im Juli 1994 aus dem Exil zurück und bildet die Palästinensische Autonomiebehörde. Im Dezember erhalten Arafat, Shimon Peres und Jitzhak Rabin gemeinsam den Friedensnobelpreis.

1994

Massaker in der Grotte der Patriarchen

Am 25.02.1994 ging Baruch Goldstein mit einem Gewehr in die Ibrahimi-Moschee und erschoß, während des Morgengebets, 29 Menschen und verletzte 150 weitere, bevor er mit einem Feuerlöscher erschlagen wurde und seinen Verletzungen erlag. Goldstein wird bis heute verehrt und war Anhänger des Kahanismus.[2][3]

1995

Rabin ermordet

Am 4. November 1995 wird der israelische Premierminister nach einer Rede an einer großen Friedensdemonstration in Tel Aviv von einem kahanistischen jüdischen Siedler erschossen. Nach seinem Tod gerät der Friedensprozess ins Stocken, auch wenn die PLO 1998 offiziell das Existenzrecht Israels anerkennt.

1996

Operation „Trauben des Zorns“

Als Wahlkampagne wurden militärische Aktionen durchgeführt. Während der 1996er-Kampagne befahl Schimon Peres die Invasion in den Libanon. (Die Operation „Trauben des Zorns“). Jeder war davon überzeugt, dass er dies getan hatte, um die Wahl zu gewinnen. Der Krieg war ein Fehlschlag, und Peres verlor die Wahlen und Benjamin Netanyahu kam ans Ruder.[1]

2000-2005

Zweite Intifada

Nachdem Arafat und der israelische Premierminister Ehud Barak in Camp David keine Einigung erzielen und der Oslo-Friedensprozess endgültig gescheitert ist, nimmt die Gewalt wieder zu. Ein provokativer Besuch von Ariel Scharon auf dem Tempelberg löst einen bewaffneten Aufstand von Palästinensern aus – die Zweite oder al-Aqsa-Intifada, die durch Selbstmordattentate und gezielte Tötungen von palästinensischen Führern durch die israelische Armee geprägt ist.

2002

  • 29. März 2002 - Nach einem Selbstmordanschlag in einem Hotel in Netanja rückt die israelische Armee mit Panzern in Ramallah ein und stürmt den Amtssitz des damaligen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat. In der Operation «Schutzwall» besetzt Israel binnen einer Woche die meisten Städte des Westjordanlandes.
  • Im April 2002 marschieren israelische Truppen in das palästinensische Flüchtlingslager Dschenin ein. 23 Soldaten und eine unbekannte Anzahl Lagereinwohner finden den Tod. Die Weltpresse spricht zunächst von einem Massaker, doch eine UNO-Untersuchung stellt fest, dass dies nicht der Fall ist.
  • 19. Juni 2002 - Panzer rollen in Dschenin, Nablus und Kalkilia im Westjordanland ein, nachdem ein Selbstmordattentäter einen Anschlag auf eine Bushaltestelle in Jerusalem verübt hat.
  • 25. Oktober 2002 - Die Israelis reagieren mit einem Einmarsch in die Stadt Dschenin im Westjordanland auf einen Selbstmordanschlag auf einen Bus bei Hebron.
  • 22. November 2002 - In der Operation «Kettenreaktion» besetzt Israel unter anderem Bethlehem. Damit kontrolliert es alle Autonomiestädte des Westjordanlandes außer Jericho. Der Vorstoß ist eine Reaktion auf einen Anschlag in einem Linienbus in Jerusalem.

2003

«Die Mauer»

Israel beginnt mit dem Bau einer umstrittenen Sperranlage, die das Eindringen von Selbstmordattentätern verhindern soll. Der Zaun, der in einigen Abschnitten eine Mauer ist, verläuft zum grössten Teil auf palästinensischem Gebiet und verbindet die Mehrzahl der jüdischen Siedlungen mit dem israelischen Kernland. Oft trennt der Zaun palästinensische Bauern von ihrem Land und unterbricht Verkehrswege.

  • 6. März 2003 - Mit einem Panzervorstoß gegen das Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen sowie in das Westjordanland reagiert Israel auf einen Selbstmordanschlag in einem Linienbus in Haifa.

2004

Arafat stirbt - ermordet?

  • Am 11. November 2004 stirbt nach einer Vergiftung der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde, Jassir Arafat, in einem französischen Krankenhaus in der Nähe von Paris. Sein Nachfolger als PLO-Chef wird Mahmud Abbas, genannt Abu Mazen. Abbas wird im Januar 2005 als Kandidat der Fatah auch zum Präsidenten der Autonomiebehörde gewählt. Bei 6 verschidenen Gelegenheiten versuchte der Mossad, den PLO-Führer Jassir Arafat im Libanon und Tunesien zu ermorden. Jedes Mal entkam Arafat im letzten Moment. Es gab ein Misstrauen in Mossad, daß ein „Maulwurf“ die Pläne verraten haben könnte - was nie nachgewiesen wurde. [4]

2005

Abzug aus Gaza

Der israelische Premierminister Ariel Scharon setzt im August gegen starken Widerstand aus dem nationalistischen Lager die Räumung aller 21 jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen durch. Die radikalislamische Hamas feiert den Abzug als ihren Sieg. Scharon verlässt im November 2005 den Likud und gründet eine neue Partei, die Kadima.

2006

Die Hamas siegt

  • Am 26. Januar 2006 gewinnt die Hamas in den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Mehrere westliche Staaten machen darauf ihre weitere finanzielle Unterstützung der Autonomiebehörde davon abhängig, dass die Hamas das Existenzrecht Israels anerkennt. Der fortgesetzte Beschuss israelischer Ortschaften aus dem Gaza-Streifen heraus enttäuscht jedoch die Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung nach dem israelischen Abzug.
  • 28. Juni 2006 - Die israelische Armee rückt zur Befreiung des am 25. Juni verschleppten Soldaten Gilad Schalit mit Bodentruppen in den im Sommer 2005 geräumten Gazastreifen ein.
  • 12. Juli 2006 - Den gut einen Monat langen zweiten Libanonkrieg sieht Israel rückblickend als Misserfolg. Bei einem Angriff der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz vom Libanon aus auf den Norden Israels werden zwei israelische Soldaten entführt und drei weitere getötet. Israelische Truppen überschreiten daraufhin die Grenze. Die verschleppten Soldaten werden nicht befreit, die Hisbollah wird nicht erheblich geschwächt. Die nach massiver öffentlicher Kritik in Israel eingerichtete Winograd-Kommission lastet Ministerpräsident Olmert und Verteidigungsminister Amir Perez 2007 «schwere Fehler» an.


2. Feldzug im Libanon - Krieg

Auf die Entführung von israelischen Soldaten im Gaza-Streifen und später im Libanon an der israelischen Grenze reagiert die Regierung Olmert im Juli 2006 mit einer massiven Militäraktion: Truppen dringen in den Gaza-Streifen und nach heftigen Bombenangriffen auch in den Süden des Libanon ein. Der Raketenbeschuss von Nordisrael durch die Hisbollah kann jedoch nicht gestoppt werden. Beim Waffenstillstand gilt die Hisbollah daher als Gewinner.

  • 6. Juli 2006 - Bei den schwersten Kämpfen seit Beginn der israelischen Offensive «Sommerregen» sterben beim Einsatz von Bodentruppen im Norden des Gazastreifens mindestens 15 Palästinenser und ein israelischer Soldat.
  • 12. Juli 2006 - Um den Beschuss israelischer Grenzorte zu unterbinden, weitet die israelische Armee ihre Operation aus und rückt mit Bodentruppen in das Zentrum des Gazastreifens vor. Mindestens sechs Palästinenser kommen ums Leben.
  • 1. November 2006 - Die Armee tötet bei bis zum 7. November anhaltenden Kämpfen von Bodentruppen mit Luftunterstützung in Bet Hanun im nördlichen Gazastreifen mindestens 34 Palästinenser.

2007

Bruderkrieg in Gaza

Der seit längerem schwelende Konflikt zwischen Hamas und Fatah eskaliert. Im Februar 2007 einigen sich die beiden Parteien auf die Bildung einer Einheitsregierung, doch die Waffenruhe wird ständig wieder durch Schiessereien unterbrochen. Im Juni besiegt die Hamas in Gaza die Fatah – die faktische Zweiteilung der Palästinensergebiete in ein «Hamastan» (Gaza) und ein «Fatahstan» (Westjordanland) wird Realität. Präsident Abbas löst die Einheitsregierung auf und ruft den Notstand aus.

  • 5. Juli 2007 - Die israelische Armee stößt mit Panzern auf zwei Flüchtlingslager im zentralen Gazastreifen vor. Mindestens elf Palästinenser werden getötet.


Friedens-Show in Annapolis

Die Nahostkonferenz in Annapolis (US-Staat Maryland) soll Ende November die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Konfliktparteien bis Ende 2008 alle ihre strittigen Fragen bereinigen. Präsident Bush möchte den Konflikt bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2009 lösen. Doch die ohnehin vagen Hoffnungen verfliegen bald.

2008

Kassams auf Sderot

Immer häufiger beschießen militante Palästinenser aus dem Gaza-Streifen heraus Sderot mit Kassam-Raketen, die von mobilen Rampen aus gestartet werden. Die israelische Kleinstadt 70 km südlich von Tel Aviv liegt innerhalb der Reichweite der nicht sehr zielgenauen Geschosse. Israel reagiert zunächst mit einer Blockade des Gazastreifens, doch der Raketenhagel auf Sderot verstärkt den innenpolitischen Druck auf die Regierung Olmert, eine Bodenoffensive in Gaza durchzuführen.

  • 15. Januar 2008 - Beim blutigsten Militäreinsatz im Gazastreifen seit mehr als einem Jahr töten israelische Bodentruppen mit Luftunterstützung mindestens 19 Palästinenser.
  • 1. März 2008 - Als Reaktion auf den ständigen Raketenbeschuss israelischer Grenzorte startet die Armee die Operation «Heißer Winter». Bei den Kämpfen im Gazastreifen auch mit israelischen Bodentruppen sterben mehr als 100 Palästinenser. Israelische Medien nennen den zweitägigen Einsatz «nur eine Generalprobe».


Hamas gegen Fatah

Der Konflikt zwischen Hamas und Fatah flammt Ende Juli 2008 erneut auf. Nach schweren Kämpfen im Gaza-Streifen mit elf Toten gewährt im August ausgerechnet Erzfeind Israel über 150 flüchtenden Fatah-Mitgliedern temporäres Asyl. Ein Teil der Flüchtlinge darf sich ins Westjordanland begeben, da ihr Leben im Gaza-Streifen bedroht ist.


Angriff auf Gaza

Israels Feldzug gegen die Hamas im Gazastreifen ist bereits der siebte kriegerische Konflikt im Nahen Osten seit Gründung des jüdischen Staates.

  • 19. Dezember 2008 - Nach dem offiziellen Ende einer sechsmonatigen Waffenruhe mit Israel nimmt die Hamas den Beschuss von israelischen Grenzgemeinden (mit "selbst gebastelten Raketen") wieder auf. Die israelische Luftwaffe beschießt und bombardiert ihrerseits Einrichtungen der Hamas im Gazastreifen.
  • 27. Dezember 2008 - Bei den massiven israelischen Luftangriffen kommen innerhalb von 24 Stunden rund 280 Menschen ums Leben, 600 werden verletzt. Israel beruft 6500 Reservisten ein. Die Hamas kündigt Vergeltung an und feuert mehr als 50 Raketen auf Israel ab. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisiert den israelischen Einsatz als unverhältnismäßig.
Die Anzeichen verdichten sich, dass eine israelische Bodenoffensive bevorsteht.

2009

  • 3. Januar - Israel startet die seit langem erwartete Bodenoffensive Unternehmen „Gegossenes Blei“. Unterstützt von Panzern und Kampfhubschraubern rücken Soldaten in den Norden und Osten des Palästinensergebiets vor.[5][6]
  • 4. Januar - Zum Auftakt einer Vermittlungsmission trifft eine EU-Delegation in Ägypten ein.
  • 6. Januar - Der ägyptische Präsident Husni Mubarak unterbreitet nach Gesprächen mit seinem französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy im Sinai-Badeort Scharm el Scheich seinen Friedensvorschlag. Dieser sieht die Einstellung aller Kampfhandlungen sowie Verhandlungen über die Öffnung des Gazastreifens, aber auch über die Unterbindung des Waffenschmuggels seitens der militanten Palästinenser vor. - Israel bombardiert eine als Flüchtlingslager genutzte UN-Schule. Beim bisher schlimmsten Zwischenfall des Konflikts sterben mehr als 40 Menschen.
  • 8. Januar - Der UN-Sicherheitsrat in New York beschließt Resolution 1860, die eine Einstellung der Kämpfe verlangt. Sowohl Israel als auch die militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad lehnen dies ab.
  • 10. Januar - Die Offensive geht in ihre dritte Woche. Bis dahin sind im Gazastreifen über 800 Menschen ums Leben gekommen, die Mehrheit von ihnen nach palästinensischen Angaben Zivilisten, rund 3300 Menschen wurden verletzt. Auf israelischer Seite verloren neun Soldaten und drei Zivilisten ihr Leben.
  • 12. Januar - Ägypten meldet erste Fortschritte bei Gesprächen mit der Hamas über eine Waffenruhe. Die israelische Außenministerin Zipi Livni betont allerdings, Israel werde den Zeitpunkt einer Waffenruhe selbst bestimmen. - Der UN-Menschenrechtsrat verurteilt die israelische Militäroffensive.
  • 14. Januar - Anzeichen für eine bevorstehende Waffenruhe mehren sich. Die Hamas lässt erstmals Bereitschaft erkennen, die ägyptische Initiative für einen Stopp des Blutvergießens zu akzeptieren.
  • 15. Januar - Ungeachtet intensiver Bemühungen um eine Feuerpause beschießt die israelische Armee in Gaza das UN-Hauptquartier, ein Krankenhaus sowie ein Haus mit internationalen Medienbüros. Laut UN-Generalsekretär Ban spricht Israels Verteidigungsminister Ehud Barak später von einem «schweren Fehler».
  • 16. Januar - Drei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroffensive zeichnet sich ein Ende der Kampfhandlungen ab. Der israelische Unterhändler will in Kairo letzte Details einer ägyptischen Initiative für eine befristete Waffenruhe klären.
Phosphorhaltige Munition - Palästinensische Zivilisten und Sanitäter fliehen während eines israelischen Luftangriffs auf eine UNO-Schule in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen, 17. Januar 2009.
  • 18. Januar - Waffenruhe: Im Gazastreifen sind die Opferzahlen hoch und die Zerstörungen riesengroß. 22 Tage dauerte die israelische Militäroffensive, die örtliche Gesundheitsbehörde berichtet von über 1.400 Todesopfern[7] und gut 5.500 Verletzten.[8] Mehr als 400 Kinder seien im Gazastreifen getötet worden. Alle Polizeistationen und alle Sicherheitseinrichtungen der Hamas sollen zerstört worden sein. Aber die bewaffneten Militanten hätten nach wie vor das Sagen, hieß es. Nach Schätzungen wurden 650 Hamas-Kämpfer getötet.[9]


Kontoverser Bericht

  • Der im September veröffentlichte Goldstone-Bericht (benannt nach Richard Goldstone) über den Gaza-Krieg stellt fest, daß während der Kampfhandlungen sowohl bewaffnete palästinensische Gruppen als auch die Israelischen Streitkräfte gegen das Kriegsvölkerrecht verstoßen hätten. Sowohl die israelische Regierung wie auch die Führung der Hamas lehnen den Bericht ab.
  • Am 16. Oktober nimmt der UNO-Menschenrechtsrat eine Resolution zum Goldstone-Bericht an, die ausschließlich israelkritische Positionen enthält und die Hamas nicht erwähnt. Die UNO-Vollversammlung stimmt der Annahme des Berichts am 5. November zu.

2010

Das Hauptschiff der „Gaza-Solidaritätsflotte“, „Mavi Marmara“.
  • Während eines Vermittlungsbesuches im März von Joe Biden, führte die Ankündigung des Baus von weiteren 1600 jüdischen Wohneinheiten in Ostjerusalem zu einer ernstlichen Verstimmung im israelisch-amerikanischen Verhältnis.
  • Die israelische Marine hatte in der Nacht zum 31. Mai einen Schiffskonvoi („Solidaritätsflotte“ für den Gazastreifen) mit rund 10.000 Tonnen Hilfsgütern in neutralen Gewässern aufgebracht. Der Konvoi wurde von einem türkischen Menschenrechtsverband für den Gaza-Streifen organisiert. Bis zu 600 Menschenrechtler und weitere Aktivisten aus verschiedenen Ländern waren an Bord. Nach arabischen Angaben wurden mindestens 15 von ihnen getötet. Israel sprach von zehn Toten Schiffsinsassen und zehn verletzten Soldaten.[10]

2011

  • 15. Mai - Beim Sturm auf Israels Grenzen sind am sogenannten Nakba-Tag mindestens 12 Palästinenser getötet an die 100 verletzt worden. Mit dem Nakba- oder Katastrophen-Tag wird an die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 und an die Vertreibung Hunderttausender Araber erinnert — in Israel ein Nationalfeiertag. Über soziale Netzwerke hatten Palästinenser zu einer konzertierten Aktion gegen Israel aufgerufen. So durchbrachen Tausende Zivilisten von Syrien aus zum erstenmal seit Jahrzehnten die streng bewachte Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen. Im südlichen Libanon und im Gazastreifen durchbrachen Aktivisten Barrieren der libanesischen Armee und der Hamas. An einigen Militärsperren im Westjordanland und in Ost-Jerusalem kam es zu Krawallen. Im Südlibanon warf die Menge Steine gegen israelische Soldaten. Die feuerten Tränengasgranaten und scharfe Munition auf die Demonstranten. Israel hatte rund 10.000 Polizisten im Sondereinsatz.[11]

2012

  • 14. November - Israels Luftwaffe tötet Ahmad Al-Dschabari, den Hamas-Militärchef im Gazastreifen. Beginn der israelischen Militäroperation „Säule der Verteidigung“ im Gaza. Laut Benjamin Netanjahu wurden wobei mehr als 1000 Ziele zerstört. Es kamen dabei bis 18. November mehr als 50 Palästinenser und drei Israelis ums Leben.[12] Nach palästinensischen Angaben kosteten die Luftangriffe bis 21. November mehr als 160 Palästinenser das Leben. Auf der israelischen Seite erhöhten sich die Todesopfer auf fünf.

2013

  • 5. Juli - Beim Angriff auf das Raketendepot im syrischen Hafen Latakia hat Israel erstmals seine deutsche U-Boot-Flotte eingesetzt. Am frühen Morgen des 5. Juli habe ein U-Boot der Dolphin-Klasse Flügelraketen mittlerer Reichweite abgeschossen, die das Raketendepot trafen. Ziel des Angriffs „waren 50 Raketen des Typs Jachont, die Russland der syrischen Armee geliefert hatte“. „Allem Anschein nach war der israelische Angriff mit den USA eng koordiniert.“ Die U-Boote der Dolphin-Klasse waren von Deutschland an Israel geliefert worden. Nach dem heutigen Stand (2013) verfüge Israel über fünf solche U-Boote, die mit amerikanischen Flügelraketen ausgerüstet sind, so die „Sunday Times“. Die Reichweite der Raketen liege bei 130 km. „Dies war der vierte Angriff Israels gegen Ziele auf syrischem Territorium in den zurückliegenden zwei Jahren. Bisher wurden bei solchen Operation allerdings nur Fliegerkräfte eingesetzt“.[13]

2014

  • März - Es gab wiederholt israelische Angriffe auf (syrische Golanhöhen) Stellungen der syrischen Armee und der mit ihr verbündeten Schiitenmiliz Hizbollah.[14]
  • 8. Juli - Israelische Militäroffensive, Operation „Protective Edge“. 24. Juli: Die UNO-Schule im Gazastreifen wurde von der israelischen Armee beschossen.[15] Bis zum 26. Juli: 926 getötete Palästinenser, 37 israelische Soldaten kamen (u.a. beim Eigenbeschuss) ums Leben. Drei Zivilisten wurden auf israelischem Gebiet getötet. Bis zum 3. August: 1.700 getötete Palästinenser, große Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite sind seit Beginn des Konflikts vor dreieinhalb Wochen 64 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben gekommen.

2015

  • 21. - 22. August - Fünf Zivilisten sterben bei (Drohnen) Luftangriff Israels (syrische Golanhöhen).[16]

2019

  • November - Israel tötete gezielt den Militärchef des Islamischen Dschihads in Gaza, Baha Abu Al Ata. Daraufhin feuerten militante Palästinenser zahlreiche Raketen auf Israel, Israels Luftwaffe griff massiv Ziele im Gazastreifen an. Unter Vermittlung Ägyptens und der Vereinten Nationen konnte jedoch eine Waffenruhe erzielt werden.

2021

  • 10. - 16. Mai - Die israelische Armee griff rund 800 Ziele im Gazastreifen an. Radikale Palästinenser schossen ihrerseits aus dem Gazastreifen mehr als 2000 Raketen auf Israel ab.

Siehe auch

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Uri Avnery: „Geschmolzenes Blei“. Ihn „Wahlkampfkrieg“ zu nennen, wäre genauer, weltexpress.info, 03. Januar 2009
  2. 10% of Israeli Jews think terrorist Baruch Goldstein is a „national hero“ The Jerusalem Post, 06.03.2023
  3. Das Massaker von Hebron Deutschlandfunk, 25.02.2019
  4. Uri Avnery: 'Wenn Arafat noch am Leben wäre …' - Wie starb Arafat? Wurde er ermordet? Wenn ja, von wem?, weltexpress.info, 27. Januar 2007
  5. Israelische Angriffe gehen weiter, weltexpress.info, 28. Dezember 2008
  6. Operation «Gegossenes Blei»: Israel erwägt Einmarsch in Gaza, 20min.ch, 28. Dezember 2008
  7. NaherOsten - Weiterer Rückzug: Israel bereitet sich auf Klage vor, euronews.net, 20. Januar 2009
  8. Gaza-Krise - Waffenruhe im Gazastreifen hält, euronews.net, 19. Januar 2009
  9. Gaza-Krise - 1.300 Tote im Gazastreifen, euronews.net, 18. Januar 2009
  10. RIA Novosti, 31. Mai 2010: Erdogan wirft Israel Staatsterrorismus vor
  11. Nach der israelischen Staatsgründung hatten knapp 800.000 Araber das historische Palästina durch Flucht und Vertreibung verlassen. Ihre Nachfahren halten symbolische Schlüssel hoch — zu den verlassenen Häusern.
  12. RIA Novosti, 20. November 2012: Mehr als 1300 Ziele in der Palästinenser-Enklave wurden bombardiert.
  13. The Sunday Times, RIA Novosti am 14. Juli 2013
  14. Israel hält etwa 1200 Quadratkilometer des Golanplateaus besetzt. Die Vereinten Nationen haben die im Zuge des Sechs-Tage-Kriegs 1967 erfolgte Annexion nie anerkannt.
  15. Nach dem Tod von 15 Palästinensern in einer UNO-Schule im Gazastreifen hat die israelische Armee bestätigt, daß sie das Gelände beschossen hat. Israel sei aber nicht für die Todesopfer verantwortlich, sagte am 27. Juli 2014 Militärsprecher Peter Lerner. Die Palästinenser hatten nach dem Vorfall die israelische Armee für die Toten und Verletzten verantwortlich gemacht. Auch das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erhob indirekt Vorwürfe gegen die israelischen Streitkräfte.
  16. Der Angriff habe sich auf ein ziviles Fahrzeug in dem Dorf Al-Kom gerichtet. Bei der israelischen Maschine habe es sich um ein „Flugzeug ohne Pilot“ gehandelt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete hingegen von zwei toten syrischen Soldaten und acht Schwerverletzten. Ausserdem sei ein Waffenlager der Armee zerstört worden. Der israelische Angriff ereignete sich im nicht von Israel besetzten Teil der Golanhöhen.