Der Student von Prag (1935)

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FILM

Der Student von Prag.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Der Student von Prag
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1935
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Cine-Allianz Tonfilm Produktion GmbH
Im Auftrag von: Tobis Europa-Film AG
IMDb: deueng
Stab
Regie: Artur Robison
Regieassistenz: Carl W. Tetting
Drehbuch: Hans Kyser,
Artur Robison
Vorlage: Hanns Heinz Ewers (Roman)
Produktionsleitung: Fritz Klotzsch
Musik: Theo Mackeben
Ton: Fritz Seeger
Kamera: Bruno Mondi
Standfotos: Richard Wesel,
Kurt Schlawe
Bauten: Hermann Warm,
Carl Haacker
Kostüm: Edward Suhr
Aufnahmeleitung: Walter Lehmann
Schnitt: Roger von Norman
Besetzung
Darsteller Rolle
Adolf Wohlbrück Balduin
Dorothea Wieck Julia Stella, Opernsängerin
Theodor Loos Dr. Carpis
Erich Fiedler Baron Waldis
Edna Greyff Lydia
Karl Hellmer Krebs
Volker von Collande Zavrel
Fritz Genschow Dahl
Elsa Wagner Jarmila
Miliza Korjus Julia
Martha von Kossatzky Hotelwirtin
Ferry Reich
Kurt Herfurth
Franz List
Franz Zimmermann
Victor von Zitzewitz
Walter von Allwörden
Kurt Getke
Fred Goebel
Heinz Herkommer
Paul Rehkopf
Betty Sedlmayr
Siegfried Seefeld

Der Student von Prag ist eine deutsche Spielfilm von 1935. Die Uraufführung war am 10. Dezember 1935.

Weitere Stoffverfilmung

  • Der Student von Prag (1913)
  • Der Student von Prag (1926)

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Im Prag des sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebte junge Student Balduin. Er hatte nicht viel mehr als seine gute Klinge, die ihm den Ruf eingebracht hat, der beste Fechter von Prag zu sein. Eben feiert man ihn im Studentenkeller den Geburtstag Lydias, der Nichte der Wirtin Quast. Da erscheint die ebenso schöne wie berühmte Sängerin Julia in Begleitung ihres Verehrers, Baron Waldis. Sie singt den Studenten ein charmantes Lied vor. Ein hühnerhafter Student, Zavrel, versucht, sie zu küssen. Balduin springt dazwischen: es kommt zu einer Fechterei zwischen beiden, bei der sich Balduin wieder als der hervorragende Fechter beweist. Julia ladet ihn, Lydia und seine Freunde zu einer Vorstellung in die Oper.

Balduin ist von Julia völlig verzaubert. Auch ihr hat es der junge schwärmerische Student angetan. Von einer Loge aus beobachtet ein Fremder, der kurz vor im Gasthaus abgestiegen war, ein gewisser Dr. Carpis, das Spiel zwischen der Sängerin und dem Studenten. Er begibt sich zu Julia. Sie erkennt in Carpis einen alten Liebhaber wieder, der sie mit einer unheimlichen Eifersucht verfolgt. Er ist jahrelang von ihr getrennt gewesen. Nun tritt er wieder in ihr Leben in einem Augenblick, in dem sie in neuer Liebe zu einen jungen Menschen aufflammt. Carpis warnt Julia und beginnt sofort seine unheimliche Aktion. - Ein kostbares Armand Julias geht verloren. Balduin findet es durch Carpis. Er bringt es selbst zu Julia, die sich in ängstlicher Liebe und ihn sorgt. Nur zu tief für Balduin dieser Frau gegenüber seinen Armut. Er kommt in seine Stube zurück und findet hier Dr. Carpis. Dieser versteht es, Balduin so in seine Gewalt zu bekommen, daß Balduin sein schwärmerisches Ich von sich abgelöst fühlt in der Gestalt seines Spiegelbildes. Und wirklich ist Balduin völlig verändert. Carpis führt ihn in einen Spielsaal. Balduin hat die glückliche Hand und gewinnt dem dort anwesenden Baron Waldis ein Vermögen und selbst seine Equipage ab. Nach Hause zurückgekehrt, erscheint dem Dtudenten im Traum zum ersten Male wieder sein Spiegelbild. –

Am nächsten Tage holt Balduin in Waldis`Equipage Julia zum Kostümball in der Oper ab. Sie tanzen wie weltvergessene in ihrem Glück. Plötzlich bemerkt Julia, daß sie von Dr. Carpis beobachtet wird. Sie entflieht in ihre Garderobe, wohin sie Balduin gebeten hat. In Julias Gardrobe reißt er die Geliebte in seine Arme, eben als auch Dr. Carpis hier erscheint. Dieser weist Balduin auf einen dort hängenden Spiegel hin, und Balduin sieht nun sein Spiegelbild selbst, wie es in der Tür erscheint. Er stürzt ihm nach, während Dr. Carpis eine heftige Auseinandersetzung mit Julia hat, die die gefährlichen Machenschaften von Dr. Carpis erkennt. Sie sind nicht mehr aufzuhalten. Balduin trifft mit Baron Waldis zusammen, der ihm den Handschuh ins Gesicht schlägt. Ein Duell wird von der herbeieilenden Freunden der Beteiligten verabredet. Wie in einer beginnenden Verwirrung kehrt Balduin mit der kleinen Lydia, die Zeuge dieses Rencontres gewesen ist, in seine Stube zurück. Es fühlt wie sehr sie ihn liebt, will trotzig jede Erinnerung an den „Anderen“, an das herumgeisternde Spiegelbild, abschütteln, als Julia zu dem Geliebten kommt, um ihn zu bitten, daß nicht mehr aufzuhaltende Duell nur zum Schein stattfinden zu lassen und Baron Waldis, der zugleich auch ihr Freund ist, zu schonen.

Balduin verspricht es, nicht ohne Argwohn gegen Julia. Glücklich verläßt Julia den Raum, denn sie hofft, auf diese Weise den Geliebten von Dr. Carpisn’ Machenschaften bewahrt zu haben. Dieser sucht Balduin auf, um in zum Duell abzuholen. Hierbei weiß er Balduin gegen Julia und Waldis misstrauisch zu machen, als sei alles nur ein abgekartetes Spiel.

Das Duell findet statt. Waldis scheint Julia über den Ausgang desselben beruhigt zu haben. Auch Carpis ist anwesend. Im Verlauf des Duells erscheint plötzlich wieder Balduin Spiegelbild, gleichsam um den Gegner zu schützen. Ein Wort von Carpis erregt Balduin noch mehr. Er schlägt Waldis nieder und musß aus seinem Munde hören: „Das ist wieder die Abrede“. Er fährt im Wagen allein fort, von seinem Gewissen verfolgt. Diese erscheint ihm nun überall als Spiegelbild. Er reißt ihn von Julia fort, zu der auch Carpis gekommen, um sich für immer zu verabreden, nachdem er erneut den Nebenbuhler in Verzweiflung gebracht hat.- Auch im Studentenkeller, wo sich Balduin betäuben will, erscheint ihm der „Andere“. Es jagt ihn in seiner Stube zurück. Er laut Balduin dem „Anderen“ auf, und als diese durch die Tür tritt, umschleicht er ihn, bis das Spiegelbild vor dem Spiegel steht. Nun drückt Balduin die Pistole ab. In dem zersplitterten Spiegel steht Balduin sich selbst wieder. Er ist glücklich, sein Spiegelbild wiedergewonnen zu haben. Ganz nahe will Balduin sein Bild sehen, da sinkt er am Spiegel langsam zusammen. Er ist auf geheimnisvolle Weise getroffen. War es seine eigene Kugel, die von dem Spiegel zurückprallte?


Anmerkungen

In der Geschichte des künstlerischen Films wird der StummfilmDer Student von Prag“ mit Paul Wegener immer seine Bedeutung behalten. Das Filmpublikum späterer Generationen brauchte aber eine neuere Version. Daher wurde später „Der Student von Prag“ nochmals gedreht, konnte aber trotz Mitwirkung von Darstellern wie Conrad Veidt und Werner Krauß die eindringliche Wirkung des ersten „Studenten" nicht erreichen.

In der dritten Verfilmung des Stoffes spielte Adolf Wohlbrück den Student Balduin; der böse Geist, der ihn in seinen Untergang treibt und in dem die Dämonen in des Menschen eigener Brust Versinnbildlichung finden, wurde durch Theodor Loos verkörpert. Wollte man Szenen dieses Films im Entstehen sehen, mußte man sich schon ein wenig auf die Jagd begeben und sich vorsichtigerweise erkundigen, wo gerade gedreht wurde. Erst Johannisthal, dann Efa Atelier in der Cicerostraße un dann wieder in Johannisthal, wo mit allen Kräften an der Fertigstellung der Aufnahmen gearbeitet wurde. In den Grundzügen ist natürlich alles Wesentliche geblieben, doch haben die Drehbuchautoren Hans Kyser und Artur Robison bei ihrer Formung des Stoffes auf psychologische Vertiefung Bedacht genommen.

So erscheint der Dr. Carpis (in den früheren Filmen die Gestalt des Scapinelli) nicht mehr so sehr äußerlich als böser Dämon. Die Spaltung des „Ich“ in der Gestalt des Studenten Balduin durch die Machenschaften des Dr. Carpis ist eben von da aus motiviert, daß die Kämpfe in des Menschen eigener Brust in ihrer Wendung zum Guten oder Bösen in der Gestalt des Dr. Carpis ohne äußeren dämonischen Aufputz sichtbar gemacht werden. Interessant gerade die Szenen zwischen Balduin und Dr. Carpis zu beobachten, zu sehen, sie welcher Versenkung der Regisseur Artur Robison und die Darsteller Wohlbrück und Loos an der Lebendigmachung dieser Szenen arbeiten. Von starker Wirkung während des Drehens zum Beispiel die Szene des ersten Zusammentreffens Balduins mit Dr. Carpis. Zur Voraussetzung für diese Szene sei kurz erläutert: Baldu;n ist von der berühmten Sängerin Julia (die von Dorothea Wieck dargestellt wird) völlig verzaubert. Auch ihr hat es der junge Student angetan, den sie bei einer Geburtstagsfeier in einem Studentenlokal, das sie aus Neugier mit ihrem Verehrer Baron Waldis (Erich Fiedler) besuchte, zum ersten Male gesehen hatte. In diesem Studentenkeller gibt es eine Fechtszene, die Wohlbrück als glänzenden Fechter zeigt. Man sieht, dies ist nicht ein nur einstudiertes Fechten, hier steht einer, der die Fechtklinge wirklich zu handhaben weiß.

Hier setzt schon das unheilvolle Wirken des Dr. Carpis ein. Er spielt Balduin ein Kollier in die Hände, das Julia verloren hat, Balduin und Julia lernen sich näher kennen, tief fühlt Balduin dieser verwohnten Frau gegenüber seine tiefe Armut. Als Balduin in tiefer Niedergeschlagenheit in seine ärmliche Studentenbude heimkehrt, erwartet ihn dort Dr. Carpis. Er versteht es, Balduin so in seine Gewalt zu bekommen, daß Balduin sein schwärmerisches Ich von sich abgelöst fühlt in der Gestalt seines Spiegelbildes. Lang und schwierig war die Arbeit an der Szene in Balduins Zimmer, die natürlich in viele Phasen zerfällt. Auch die großen Szenen beim Spiel, für das ihm der geheimnilvolle Dr. Carpis die Mittel verschafft; sind in der Gestaltung der Aufnahme außerordentlich fesselnd. In den Szenen am Spieltisch fä0llt auch der ausgezeichnet charakterisierende Erich Fiedler (Baron Waldis) auf, der auch in der großen Fechtszene in dem Studentenkeller ausgezeichnet seinen Mann steht.[1]

Im Efa-Atelier wurde ein Opernhaus errichtet, Zuschauerraum mit mehreren Rängen und die Bühne sehr schön gestaltet durch den Architekten Hermann Warm.

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 37, 15. September 1935