Mussolini, Benito
Benito Amilcare Andrea Mussolini ( 29. Juli 1883 in Dovia di Predappio bei Forlì in der Region Emilia-Romagna; 28. April 1945 in Giulino di Mezzegra am Chumer See) war von 1922 bis 1943 faschistischer Regierungschef Italiens.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Mussolini war Volksschullehrer und begann nebenbei ab 1904 in Trient als Redakteur der sozialistischen Zeitung Avanti; später als Herausgeber von Popolo d´Italia seine politische Tätigkeit. Ab 1912 war er Chefredakteur der Parteizeitung der Sozialisten in Italien. Im Herbst 1914 wurde er entlassen und aus der sozialistischen Partei ausgeschlossen, da er einen Beitritt Italiens in den Ersten Weltkrieg befürwortete.
Erster Weltkrieg
Benito Mussolini wurde im Jahre 1917 an der Front verwundet und mußte im Mai 1917 aus dem Heer ausscheiden. Kurz danach wurde er als bezahlter Agent für den britischen Geheimdienst MI5 angeheuert, wie ein britischer Historiker mit bisher unbekannten Dokumenten belegen konnte.[1] Er soll dort etwa ein Jahr tätig gewesen sein.
Weg in die Politik
Im Februar 1919 gründete er einen Kriegsteilnehmerverband, aus dem die Faschistische Partei Italiens hervorging, als deren Führer (auf italienisch Duce genannt) er 1922 den Marsch der Schwarzhemden nach Rom durchführte und Ministerpräsident wurde.
Bündnispartner Österreich
Eine unrühmliche Rolle in der Bestärkung des austrofaschistischen Irrweges spielte Benito Mussolini, der nichts unversucht ließ, sich dem jeweiligen Diktator Engelbert Dollfuß oder Kurt Schuschnigg anzubiedern, um einen blutigen Keil zwischen das nationalsozialistisch regierte freie Deutsche Reich und das vom Reiche abgetrennte und diktatorisch regierte Österreich zu treiben. Ihm war daran gelegen, die Vorherrschaft Italiens in Südeuropa, insbesondere in früheren Herrschaftsgebiente wie Lybien und Äthiopien wieder zu festigen. Ein starkes Deutschland stand ihm dabei nur im Wege; das separatistische Bestreben des österreichischen Rumpfstaates wurde demzufolge durch Mussolini mit allen erdenklichen Mitteln gefördert. Später änderte sich Mussolinis Kurs aus pragmatischen Erwägungen.
Zweiter Weltkrieg
Schon die Unfähigkeit des italienisches Heeres auf dem Balkan (militärhistorisch bekannt als „griechisches Abenteuer Mussolinis“) bedeutete den Einsatz deutscher Bündnistruppen und resultierte schließlich im Balkanfeldzug 1941, dies sollte sich in Afrika wiederholen. Die aufgezwungene Einbindung des deutschen Heeres in die italienischen Siegesträume sollte sich beim somit verzögerten Rußlandfeldzug als katastrophal für das Deutsche Reich herausstellen.
24. Juli 1943 wurde Mussolini aufgrund der Kriegslage (Invasion auf Sizilien), aber vor allem der Verluste beim Afrikafeldzug, nach einem Putsch durch Pietro Badoglio von König Victor Emanuel III. abgesetzt, verhaftet und an wechselnden Orten festgesetzt. Gleichzeitig bemühten sich die Putschisten um einen Waffenstillstand mit den Alliierten, um gleichzeitig Verrat am Waffenbruder Deutschland zu verüben. Die deutsche Führung war jedoch darauf vorbereitet und löste den Fall Achse aus.
Nachdem Mussolinis Aufenthaltsort von Otto Skorzeny ausfindig gemacht und dieser im Zuge des Unternehmen „Eiche“ befreit worden war, übte er das Amt des Präsidenten der neugeschaffenen Salòer Republik aus. Mussolini war während der gesamten Zeit Ministerpräsident und Capo del Governo, außerdem zeitweise unter anderem auch Außen- und Innenminister. Als Führer der faschistischen Bewegung bzw. der faschistischen Regierung führte er den Titel Duce del Fascismo (deutsch: Führer des Faschismus, Kurzform auch Il Duce = Der Führer).[2]
Tod
Zu Kriegsende wurde Mussolini von „Partisanen“ zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci ermordet. Der Ort seiner Erschießung, die Villa Belmonte, durch Partisanen, liegt am Comer See. Von dort wurden die Leichname in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 mit anderen, am gleichen Tag ermordeten 15 Faschistenführern nach Mailand verschleppt, wo sie nach erfolgter Schändung durch einen aufgestachtelten, völlig enthemmten Pöbel an einer Tankstelle an den Beinen aufgehängt und zur Schau gestellt wurden. Durch das Eingreifen der Amerikaner wurde Mussolini obduziert und anschließend anonym auf dem Cimitero milanese di Musocco begraben. Von dort wurde die Leiche in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1946 durch eine kleine Gruppe seiner Faschisten um Domenico Leccisi entwendet und unter anderem im Franziskanerkloster Sant’ Angelo versteckt. Vier Monate später – Ende August – hatte die neue Regierung die Leiche ausfindig gemacht und überführte sie diesmal auf den Friedhof in Cerro Maggiore, in der Nähe von Mailand. Dort blieb der Leichnam des Duce bis August 1957. Dann wurde er endlich an die Witwe Rachele Mussolini (1890-1979) übergeben. Hier fand er seine letzte Ruhestätte in der Familiengruft in Predappio zwischen seinen Eltern.
Familie
Mussolini hatte zusammen mit Rachele, geb. Guidi ( 11. April 1890), fünf Kinder. Die Tochter Edda wurde nicht ehelich geboren, ihre Mutter war noch minderjährig, so daß nach damaligem Recht im Personenstandsregister nur der Vater namentlich eingetragen wurde, die Mutter galt als unbekannt. Das Paar ließ sich am 17. Dezember 1915 standesamtlich trauen, am 28. Dezember 1925 erfolgte die kirchliche Eheschließung nach katholischem Ritus. Während Mussolini Deutschland erst 1937 offiziell besuchte, waren seine Söhne Vittorio und Bruno Ehrengäste von Hermann Göring im Sommer 1936 anläßlich der Olympischen Spiele in Berlin, wo sie von Dr. Erich Gritzbach betreut wurden.
Kinder
- Edda Mussolini ( 1. September 1910; 8. April 1995), Ehefrau des ehemaligen italienischen Außenministers Galeazzo Graf Ciano
- Vittorio Mussolini ( 21. September 1916; 12. Juni 1997), Filmproduzent
- Bruno Mussolini ( 22. April 1918; 7. August 1941), Flugzeugführer; Unfalltod bei einem Erprobungsflug mit dem schweren Bomber Piaggio P.108
- Romano Mussolini ( 26. September 1927; 3. Februar 2006), Jazzmusiker
- Enkelin Alessandra Mussolini ( 30. Dezember 1962), Politikerin
- Anna Maria Mussolini ( 1929; 1968)[3]
Zitate
Von Mussolini
- „Die faschistische Staatsidee baut auf menschliche Qualität, deswegen mißbilligt sie das Mehrheitsprinzip der Demokratie, das die Quantität über die Qualität stellt. Demokratie ist im heutigen Sinn sowieso nur eine Lüge, weil das Volk nicht dadurch herrscht, daß man seiner Meinung alle vier Jahre einmal Aufmerksamkeit schenkt.“
- „Nur das Blut ist, was das rauschende Rad der Geschichte in Bewegung setzt!“
- „Man sagt, daß ich Macht habe, aber es sind meine Parteihierarchen, die sie haben. Ich kann nur sagen, ob mein Pferd links oder rechts geht.“[4]
Über Mussolini
- „Mussolini ist nicht Parteiführer, obwohl er Arbeiterführer war, sondern der Herr seines Landes.“ — Oswald Spengler[5]
Auszeichnungen (Auszug)
- Italienisches Flugzeugführerabzeichen
- Weißer Adlerorden
- Stern von Rumänien
- Seraphinenorden
- Elefantenorden
- Verdienstorden Pro Merito Melitensi
- Chrysanthemenorden
- Freiheitskreuz
- Turm- und Schwertorden
- Orden vom Kreuz des Südens
- Piusorden
- Orden vom Goldenen Sporn
- Orden der Krone von Italien
- Orden der hl. Mauritius und Lazarus
- Orden der Heiligen Kyrill und Methodius
- Verdienstorden vom Deutschen Adler
- Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
Siehe auch
- Münchener Abkommen
- Hitler-Mussolini-Abkommen
- Quelle / Italiens Kriegserklärung an Frankreich und Großbritannien 1940
Werke (Auswahl)
- Die Geliebte des Kardinals, 1910 (Roman)
- Hundert Tage (Bühnenstück, das 1935 verfilmt wurde)
- Der Geist des Faschismus (englisch)
- Ich rede mit Bruno, 1942
Sonstiges
1.000 mal pro Tag heruntergeladen: Die Reden des früheren Duce Benito Mussolini als iPhone-Programm stehen an der Spitze der Verkaufscharts im italienischen „App Store“.[6]
Siehe auch
Literatur
- Louise Diel: Mussolini. Kampf, Sieg und Sendung des Faschismus, Paul List Verlag, Leipzig 1937
- Grigol Robakidse: Mussolini, der Sonnengezeichnete, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1941
- Werner Bräuninger: DUX – Benito Mussolini oder der Wille zur Macht, Ares Verlag, November 2017, ISBN 978-3902732910
- Willi Koerbel-Habsmeier: Erlebter Faschismus. Aufstieg und Sturz Benito Mussolinis. Ein Zeitzeuge berichtet, 1997, (Klappentext)
- David Kertzer: Der erste Stellvertreter. Papst Pius XI. und der geheime Pakt mit dem Faschismus, Theiss Verlag, Darmstadt 2016, S. 607, ISBN 978-3-8062-3382-7, Aus dem Englischen übersetzt von Martin Richter
Verweise
Weltnetz
Spekulationen um englische Agententätigkeit
- War Benito Mussolini ein britischer Agent? Und: welchen Auftrag hatte er?, NID Infoblog, 16. Oktober 2009
- Mussolini soll britischer Agent gewesen sein, Handelsblatt, 14. Oktober 2009
- Benito Mussolini war britischer Agent, News.ch, 15. Oktober 2009
- Mussolini war britischer Agent, 20min.ch, 14. Oktober 2009
- Mussolini war Agent der Briten, Tages-Anzeiger, 14. Oktober 2009
- Mussolini war ein britischer Agent, Alles Schall und Rauch, 14. Oktober 2009
Reden
- Benito Mussolinis Rede auf dem Maifeld in Berlin über das deutsch-italienische Verhältnis, 28. September 1937
- Benito Mussolini – Kriegserklärung an Frankreich und England, 10. Juni 1940 (englische Untertitel)[7]
Fußnoten
- Geboren 1883
- Gestorben 1945
- Faschismus
- PNF-Mitglied
- Luftfahrtminister (Italien)
- Ministerpräsident (Italien)
- Außenminister (Italien)
- Kolonialminister (Italien)
- Kriegsminister (Italien)
- Marineminister (Italien)
- Italienischer Lehrer
- Italienischer Journalist
- Träger des Weißen Adlerordens
- Träger des Sterns von Rumänien (Großkreuz)
- Träger des Seraphinenordens
- Träger des Elefantenordens
- Knight Grand Cross des Order of the Bath
- Träger des Verdienstordens Pro Merito Melitensi (Collane)
- Träger des Chrysanthemenordens (Großkreuz)
- Träger des Freiheitskreuzes
- Träger des Elefanten-Ordens
- Träger des Turm- und Schwertordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens vom Kreuz des Südens (Großkreuz)
- Träger des Piusordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens vom Goldenen Sporn
- Träger des Ordens der Krone von Italien (Großkreuz)
- Träger des Ordens der hl. Mauritius und Lazarus
- Träger des Ordens der Heiligen Kyrill und Methodius
- Träger des Verdienstordens vom Deutschen Adler
- Träger der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
- Ritter des Annunziaten-Ordens
- Ehrendoktor der Universität Lausanne
- Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens