Schwerdt, Otto
Otto Alexander Friedrich Schwerdt ( 12. Juni 1918[1] in Eisenberg; 6. Juli 1975 in Köln?) war ein deutscher Offizier der Waffen-SS, zuletzt SS-Hauptsturmführer, Elitesoldat des SS-Sonderverbandes z. b. V. „Friedenthal“, Bandenbekämpfer und Führer der SS-Einheit „Schwerdt“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Otto Schwerdt besuchte vier Klassen der Volksschule und sechs Klassen Mittelschule. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. Schwerdt wurde am 1. März 1933 Mitglied der NSDAP, war von 1. März 1933 bis 1. Januar 1935 SA-Mitglied, trat dann zur Allgemeinen SS (SS-Nr.: 276.211) über.
Zweiter Weltkrieg
Otto Schwerdt war während des West- und Rußlandfeldzuges Feldwebel und Offiziersanwärter beim SS-Totenkopf-Pionier-Bataillon. Hier erwarb er sich das Eiserne Kreuz beider Klassen und wurde mehrfach verwundet. Vom 1. März 1943 bis 10. August 1943 besuchte SS-Untersturmführer Schwerdt den Sonderlehrgang z. b. V. „Oranienburg“ in Friedenthal (nördlich von Oranienburg).
Unternehmen „Eiche“
SS-Untersturmführer (befördert 1. März 1943) Otto Schwerdt flog im September 1943 mit Otto Skorzeny, Carabinieri-General Ferdinando (Fernando) Soleti und weiteren Friedenthalern in Volltarnung im Lastensegler Nr. 3 (Flugzeugführer: Leutnant Elimar Meyer-Wehner) auf das Gebirgsmassiv Gran Sasso d’Italia, um mit deutschen Fallschirmjägern des Generals Kurt Student auf Befehl Adolf Hitlers den festgesetzten Benito Mussolini zu befreien. Während des verwegenen Kommandounternehmens war der kampferprobte Schwerdt zuständig für die persönliche Sicherheit von Mussolini und fungierte als dessen Leibwächter bis zum Abflug durch Fieseler-Storch-Pilot Heinrich Gerlach.
- „Skorzeny nimmt seine Männer, sie laufen auf das Hotel zu. Da, ein italienischer Posten. General Soleti ruft ihn an: ‚Nicht schießen! Nicht schießen!’ Der Posten wird stehen gelassen, weiter auf das Hotel zu. Eine Tür fliegt auf. Das ist der Funkraum. Ein italienischer Soldat am Funkgerät. Er fliegt mit einem Ruck vom Stuhl. Ein, zwei Kolbenschläge mit der Maschinenpistole, und das Funkgerät ist unbrauchbar. Das wäre geschafft. Um Hilfe können die nicht mehr rufen. Doch keine Tür führt aus dem Kellerraum. Zurück, hinaus. Es geht um die Ecke am Vorbau. Wieder ein Posten. ‚Nicht schießen! Nicht schießen!’ ruft der General. Und auch dieser Posten schießt nicht. Da, eine zwei Meter hohe Betonmauer. Skorzeny steigt über die Schulter eines Mannes hinauf. Tritt ihn halb zusammen dabei. Der hilft den anderen aber auch noch hinauf. Sie stehen auf der Terrasse vor der Hausfront, wollen auf den Haupteingang zu, da fängt sich eben die 3, das ist mein Flugzeug, an der Fallschirmbremse in die Waagerechte vom Sturz auf, es ist vielleicht eine Minute vergangen. Alles zählt nur noch nach Sekunden. Meine Maschine schlägt auf, hebt sich nochmals, wird noch 50 Meter hinausgeschleudert und landet, zirka 100 Meter vor dem Hotel. Und schon eilen wir dem Chef zu Hilfe. Der sieht eben auch den Duce am Fenster. ‚Duce, treten Sie vom Fenster zurück, weg vom Fenster!’ ruft Skorzeny, er befürchtet doch noch das Entstehen einer Schießerei, und da kann leicht ein Unglück geschehen. Wir dringen weiter auf das Hotel vor… Noch bevor ich den Eingang erreiche, sind Skorzeny und Schwerdt eingedrungen, haben sich ohne Waffengebrauch einen Weg durch die Carabinieri gebahnt. Die sind völlig fassungslos und wollen aus dem Hotel heraus. Sie haben offenbar gerade Mittagsruhe gehalten. Zum Teil haben sie ihre Maschinenpistolen dabei, zum Teil sind sie ohne Waffen. Sie sehen ihren General, den viele kennen, und keiner schießt. Skorzeny und Schwerdt rasen eine Treppe in dem seinem Inneren nach vollkommen unbekannten Hotel hoch. Skorzeny reißt eine Tür auf im ersten Stock. Es ist die richtige. Drinnen steht Mussolini. Bei ihm sind zwei Offiziere und ein Mann in Zivil. Sie fliegen im Bogen heraus. Dann sind sie allein. Da erscheinen auch schon die Unteroffiziere Gföller und Gläsner in der Tür. Und als ich selbst durch die offene Tür trete, meldet Skorzeny gerade: ‚Duce, der Führer schickt uns, Sie zu befreien!’ Mussolini ist sehr bewegt. Er antwortet nur: ‚Ich wußte, daß mich der Führer nicht im Stich lassen würde.’ Drückt Skorzeny die Hand, umarmt ihn, küßt ihn auf die Wange, dasselbe geschieht mir, Schwerdt und Warger.“ — Karl Radl in seinem Buch „Befreier fallen vom Himmel“
Petergruppe
SS-Obersturmführer Otto Schwerdt wurde im Oktober 1943 mit Hans Holzer und weiteren Friedenthalern[2] nach Dänemark geschickt. Hier sollte er während der deutschen Besatzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg die sogenannte Kommandoeinheit Petergruppe aufbauen. Schwerdt war Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS (SD) unter Alfred Naujocks im Amt VI des Reichssicherheitshauptamtes. Unter dem Alias „Peter Schäfer“ führte er die Bandenkampfeinheit an, eine aus dänischen SS-Männern bestehende Gruppe Heimattreuer, die den mörderischen Terror der kommunistischen Partisanen, geführt aus London und Moskau, mit „harten Bandagen Auge um Auge“ bekämpfte. Die Gruppe trat erstmalig Ende Dezember 1943 in Aktion und blieb bis zum 4. Mai 1945 aktiv.
1944 schloß sich der dänische Antikommunist und germanophile Nationalsozialist Henning Emil Brøndum der Petergruppe an. Nach dem Krieg wurde die Gruppe auch deshalb von den Dänen Brøndumbande genannt, weil Brøndum an zahlreichen Aktionen maßgeblich beteiligt war. Brøndum hatte 1941 den Rußlandfeldzug (Kesselschlacht von Demjansk) beim SS-Regiment „Nordland“ mitgemacht. Als Soldat und später stellvertretender Kommandeur des Freikorps „Danmark“ nahm er 1942 und 1943 an mehreren Schlachten teil, wobei er schwer verwundet wurde. Nach dem Besuch mehrerer SS-Schulen ging Brøndum zum Germansk Korps, welches zu Ehren von SS-Obersturmbannführer Christian Frederik von Schalburg ( 2. Juni 1942) den Namen Schalburg-Korps erhielt. Kommandeur des Korps war SS-Obersturmbannführer Knud Børge Martinsen. Nachdem die Deutsche Wehrmacht abzog, kämpfte Brøndum mit seinen Männern im Untergrund treu weiter, auch gegen die alliierten Invasoren. Am 5. Mai 1945 wurde er von dänischen Banditen überfallen und verhaftet. Am 9. Mai 1947 wurden Brøndum und sechs weitere Helden des germanischen Freiheitskampfes auf dem Hof einer Kaserne in Kopenhagen durch Erschießung hingerichtet.
Schwerdt verließ Dänemark mit seiner dänischen Freundin Inga Lorentzen am 10. November 1944. Er übergab das Kommando an seinen Stellvertreter Horst Paul Issel. Schwerdt wurde wieder nach Friedenthal kommandiert, dessen Sonderverband nun dem SS-Jagdverband „Mitte“ unterstand. Er kommandierte dabei eine Panzerspähkompanie, die SS-Sturm-Kompanie „Schwerdt“ genannt wurde.
Unternehmen „Greif“
Beim Unternehmen „Greif“ während der Ardennenoffensive soll Schwerdt, nach Vorbereitung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, an der Eifelfront[3] das Sonderkommando „Drachenhügel“ angeführt haben, welches in Volltarnung als GIs hinter den feindlichen Linien agierte.
Oderfront
Anfang 1945 kämpfte die SS-Einheit „Schwerdt“ in Form einer SS-Sturmkompanie als Panzer-Späh-Zug beim SS-Jagdverband „Mitte“ als Teil des Sperrverbandes „Skorzeny“ (Division Schwedt), u. a. in der Nähe von Schwedt an der Oderfront. Zu der Kampgruppe gehörten auch der SS-Jagdverband „Nordwest“ und das SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500/600.
Ende Februar wurde Skorzeny vom Reichsführer-SS schriftlich befohlen, das Kommando an den Berliner SS-Obersturmbannführer Hans Kempin (der die Brückenköpfe weiterhin erfolgreich gegen eine vielfache Übermacht verteidigte) abzugeben und langsam und stetig seine „Spezialleute“ von der Oderfront „herauszuziehen“, da sie „ihren Sonderaufgaben zugeführt werden müssen“ – danach verliert sich die Spur von dem inzwischen zum SS-Hauptsturmführer beförderten Schwerdt.
Nachkriegszeit und Verhaftung
Nach dem Krieg bildete die dänische Polizei eine Sonderkommission, die von Otto Himmelstrup geleitet wurde. Ihre Aufgabe war es auch, Otto Schwerdt aufzuspüren – die Jagd sollte beinahe ein Jahr dauern. Am 9. April 1946 schwärmten dänische Ermittler und schwer bewaffnete VS-amerikanische Militärpolizisten vor dem Haus der Reutlinger Straße 107 im beschaulichen Stuttgart-Degerloch aus. Hier vermuteten sie Schwerdt, und sie hatten recht. Dieser versuchte zu entkommen, dabei kam es zu einer kurzen, aber heftigen Schießerei. Dennoch konnten die Häscher ihn fassen und nahmen ihm sogleich die Zyankali-Pille, die er aus seiner Hosentasche fischte, ab.
Sie verfrachteten ihn nach Kopenhagen und verhörten ihn jahrelang. Die Ermittlungen dauerten an, und dänische Zeitungen berichteten, daß Schwerdt ausgesagt habe, daß er auf seine Kommandoaufträge im Krieg stolz sei, die er im Detail schilderte. Während der Gerichtsverhandlung stellte Schwerdt fest, daß er stets als Soldat auf Befehl Heinrich Himmlers handelte und die Bandenbekämpfung im Rahmen des Kriegsrechts lag. Ebenso stellte er fest, daß jede Maßnahme gegen dänische Terroristen mit Werner Best und Otto Bovensiepen, Oberst und SS-Standartenführer der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Dänemark, abgesprochen war.
Am 27. Januar 1949 wurde Otto Schwerdt vom Kopenhagener Stadtgericht in einem Schauprozeß zum Tode verurteilt. Das höhere regionale Ostgericht änderte am 19. Januar 1950 die Strafe von Schwerdt in 24 Jahre Gefängnis ab. Schwerdt wurde, gleichzeitig mit Otto Bovensiepen, am 1. Dezember 1953 begnadigt und aus Dänemark ausgewiesen.
Auszeichnungen (Auszug)
- DLRG-Abzeichen in Bronze
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Deutsches Reichsportabzeichen in Bronze
- SS-Totenkopfring
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 27. Mai 1940
- 1. Klasse am 9. September 1941
- Infanterie-Sturmabzeichen, 1940
- SS-Dienstauszeichnung, 3. Stufe, 1941
- Allgemeines Sturmabzeichen am 20. August 1941
- Verwundetenabzeichen (1939) in Silber am 10. Juni 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 15. September (ggf. 3. Oktober) 1943 als SS-Untersturmführer im SS-Sonderverband z. b. V. „Friedenthal“[4]