Heiner, Engelbrecht

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Engelbrecht Heiner (1914–1945), deutscher Offizier, Kampfflieger und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkriegs.png

Engelbrecht Heiner (auch: Engelbert; Lebensrune.png 5. Juni 1914 in Krefeld-Fischeln, Rheinland; Todesrune.png gefallen 19. März 1945 zwischen Neuenhaßlau und Gelnhausen, Hessen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant der Luftwaffe, Nachtjäger mit 15 Nachluftsiegen und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.

Werdegang

Heiner in der Führerkanzel seiner He 111

Heiner, bei dem es Unklarheit herrscht, ob er nun Engelbert oder Engelbrecht heißt, trat der Luftwaffe am 1. Oktober 1935 und wurde zum Flieger ausgebildet. Im Frühjahr 1937 kam er zum Kampfgeschwader 157, das mit Heinkel He 111 ausgerüstet war und meldete sich noch im selben Jahr für eine einjährige Dienstzeit bei der Legion Condor, wo er bei der K/88.

Zweiter Weltkrieg

Heiner (Mitte) in Orscha (Rußland-Mitte) an der Ostfront am 8. Oktober 1943; links sein Beobachter, rechts ein hoher Polizei-Offizier, den Heiner auf Befehl dort hinfliegen mußte.

Zu Beginn des Polenfeldzuges war er inzwischen Feldwebel und in der 9. Staffel des Kampfgeschwaders 27. Beim Westfeldzug 1940, dem IV. Fliegerkorps der Luftflotte 2 unterstellt, war er immer noch Angehöriger der Staffel. Am 19. Mai 1940 wurde im Luftkampf von Jägern der französischen Luftwaffe abgeschossen und gefangengenommen. Neun Tage späte, als sich das französische Heer in Auflösung befand, konnte er aus der Gefangenschaft fliehen, die deutschen Linien erreichen und sich bei seiner Kampfgeschwadergruppe melden. Bei dem anschließenden Unternehmen „Adlerangriff“ blieb das gesamte Geschwader beim IV. Fliegerkorps, nun aber unter dem Kommando der Luftflotte 3. Anfangs flog es Luftangriffe gegen südenglische Hafenanlagen und bekämpfte Geleitzüge im Ärmelkanal. Danach lag das Hauptaugenmerk auf der britischen Royal Air Force mit ihren Flugplätzen und Bodenorganisationen im Großraum London. Ab 30. August bis zum 17. Oktober flog es Angriffe auf London, Liverpool, Birkenhead, Birmingham, Coventry und Manchester. Danach bis Juni 1941 nur noch Angriffe auf große Häfen im Süden und Westen Englands.[4] Die Gruppen lagen in diesen Monaten in Bourges, Dinard, Rennes und Tours; in Tours lag auch der Stab. Am Unternehmen „Barbarossa“, ab 22. Juni 1941, nahm das Geschwader mit allen drei Gruppen teil.

Im Herbst 1941 wurde er für sechs Monate Mitglied der persönlichen Transportstaffel des Generals der Flieger Curt Pflugbeil. Im Frühling 1942 kehrte er zur 9. Staffel/KG 27 zurück und wurde dem neu aufgestellten Nachtjagdschwarm der Luftflotte 4 zugeteilt, die seine Staffel stellte. Am 10. August 1942 wurde er an der Ostfront abgeschossen, als seine He 111 H-6 von feindlicher Flak getroffen wurde. Die Besatzung blieb jedoch heil. Im Dezember 1942, nach 165 Feindflügen und 11 Nachtluftsiegen, wurde ihm das Ritterkreuz verliehen.

1943 wurde er Flugausbilder für den jungen Nachwuchs der IV. Gruppe/KG 27, in dieser Zeit wurde er auch zum Leutnant (ggf. Kriegsoffizier) befördert. Aufgrund seiner Erfolge mit der He 111 bei der provisorischen Nachtjagd, wurde er im Sommer 1944 als richtiger Nachtjäger auf der Ju 88 ausgebildet und im Herbst 1944 in die IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 6 im Rahmen der Reichsluftverteidigung versetzt. Am 31. Dezember 1944 wurde er zum Führer der 12. Staffel ernannt, am 2. bzw. 3. Februar 1945 zum Staffelführer der 12./NJG 6.

Der letzte Feindflug

In der Nacht vom 18. auf den 19. März 1945 ging es für die Staffel wieder auf Feindflug, kaum auf dem Flugplatz zurück, mußte die Staffel in den frühen Morgenstunden wieder in die Luft. Die Terrorflieger der No. 5 Bomber Group (279 Flugzeuge bestehend aus Bomber und Jagdschutz) der Royal Air Force auf Hanau begannen um 4.24 Uhr. Die Kombination aus Spreng- und Brandbomben (1200 Tonnen, darunter 248 schwere Luftminen und 360.000 Stabbrandbomben) war verheerend, Fliegeralarm hatte es nicht gegeben. Die Hanauer Innenstadt war das Kerngebiet des Angriffs, es ging darum, die Zivilbevölkerung zu ermorden, bewußt vermieden die „Befreier“ die am Stadtrand gelegene Industrie (Sondermetalle, Vakuumpumpen u. a.). Tausende Menschen starben, verbrannten, 2.240 Häuser wurden zerstört. Anschließend waren 87 Prozent der Innenstadt zerstört, in der Innenstadt standen nur noch sieben Häuser. Die Luftwaffe kam zu spät, um 4.40 Uhr war die Tragödie beendet. Als die Deutschen um ca. 4.50 Uhr eintrafen, befand sich der Feind schon auf dem Rückflug. Heiner sah sein Ziel und, seiner Staffel voraus, griff 8 Kilometer südwestlich von Gelnhausen mit seiner Ju 88 G an. Die Bomber waren von einer Nachtjagdstaffel (No. 157 Squadron) aus „Mosquito“ NF Mk.XIX (Nachtjäger) gut beschützt. Heiner wurde sofort angegriffen.

Die Ju 88 war schwer getroffen, und die Maschine stürzte zu Boden. Wegen verklemmter Ausstiegsklappen sprang die Besatzung nicht ab, aber den schwer verwundeten Bordbodenfunker Oberfeldwebel Fritz Dietrich (1915–1999), der das Bewußtsein verloren hatte, wurde doch noch, wohl von seinen Kameraden, in die Freiheit befördert. Als er bei rund 300 Meter zu sich kaum, konnte er im letzten Augenblick noch den Fallschirm ziehen.

„Britische Bomberverbände legten an diesem Morgen des 19. März 1945 die Stadt Hanau in Schutt und Asche, schreibt Gerhard Freund, der mit großer Akribie die Ereignisse recherchiert hat. Eine wichtige Rolle spielt Henriette Zeul aus Hasselroth-Neuenhaßlau. Sie war in den letzten Kriegstagen an der Rettungsaktion beteiligt. Erst nach 49 Jahren konnte sich der einzige Überlebende des Absturzes, bei dem es sich um Fritz Dietrich handelte, im Jahr 1994 bei seiner Retterin persönlich bedanken. ‚Oberfeldwebel Fritz Dietrich aus Delmenhorst hatte während des Zweiten Weltkrieges einen Schutzengel bei sich. Als Bordfunker flog er mit dem Flugzeugführer und Ritterkreuzträger Oberleutnant Engelbert Heiner zahlreiche Einsätze an der West- und Ostfront und überlebte dabei insgesamt fünf Abschüsse‘, beschreibt es Gerhard Freund. [...] Fritz Dietrich wurde von Henriette Zeul versorgt, erfuhr aber erst nach 49 Jahren von ihrer Existenz. Gerhard Freund dokumentiert in seinem Buch die Geschehnisse auch aus ihrer Sicht: Dietrich befreite sich von seinem Fallschirm und robbte hinter einen Haufen mit Runkelrüben. Dort fand ihn Jean Schneider. Mit den abgeschnittenen Fallschirmschnüren band er Oberfeldwebel Dietrich die verletzten Beine ab. Adam Krekel vom Roten Kreuz und ich als Laienhelferin leisteten Erste Hilfe. ‚Wir schienten die Beine und verbanden die Arme des Schwerverletzten.‘ Gerhard Freund spürte auch der Geschichte einer nach dem Absturz im Acker gefundenen Fliegeruhr nach, die um 4.53 Uhr, dem Zeitpunkt des Aufpralls, stehen geblieben war. Die Fliegeruhr gehörte Fritz Dietrich.“[1]

Fliegertod

Um 4.53 Uhr, als die Maschine aufschlug, fiel Oberleutnant Heiner. Mit ihm fielen der Bordmeßfunker Feldwebel Max Rosenbaum (Lebensrune.png 3. November 1919) und der 19jährige Bordmechaniker Unteroffizier Edwin Hübner (Lebensrune.png 9. April 1925). Während die beiden Unteroffiziere in Neuenhaßlau beigesetzt wurden, wurde der Ritterkreuzträger Heiner, der mit seiner Frau und Familie in Süddeutschland eine neue Heimat gefunden hatte, auf dem dortigen Friedhof feierlich beigesetzt.[2]

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Spurensuche: Steinauer Autor deckt bewegende Absturz-Geschichte auf, Fuldaer Zeitung, 29. März 2016
  2. Eckard Sauer: Absturz im Kinzigtal – Die Luftfahrt im hessischen Kinzigtal von 1895 bis 1950, Seite 164