Ernst II. von Sachsen-Altenburg

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Ernst Bernhard Georg Johann Karl Friedrich Peter Albert von Sachsen-Altenburg (nach dem Novemberputsch auch Freiherr von Rieseneck; Lebensrune.png 31. August 1871 auf Schloss Altenburg, Thüringen; Todesrune.png 22. März 1955 in Trockenborn-Wolfersdorf, Thüringen) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee sowie des Deutschen Heeres (zuletzt General der Infanterie) und seit dem 7. Februar 1908 als Ernst II. von Sachsen-Altenburg der letzte regierende Herzog des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Am 1. Mai 1937 wurde Ernst II. Mitglied der NSDAP (Nr. 4.868.032). Am 10. April 1943 schenkte Ernst II. das Schloß Altenburg der Stadt.

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Leben

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Ansichtskarte, Besuch des Kaiserpaares 1909, Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg.jpg
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„Ganz im Osten Thüringens lag einst der Großteil des Herzogtums Sachsen-Altenburg mit der gleichnamigen Residenzstadt. Der letzte Regent des Staates, Ernst II. von Sachsen-Altenburg , stemmt sich im Herbst 1918 noch kurz gegen die revolutionären Ereignisse, etwa wenn er dem Volk durch die Ernennung eines sozialdemokratischen Staatsministers, seinen Steuerverzicht und durch eine Wahlrechtsreform entgegenkommen will. Doch all dies hilft nichts. Wie bereits erwähnt, lässt man sich in Altenburg die nötige Zeit, um die Abdankung in geordnete Bahnen zu bringen. Deshalb muss Ernst II. auch nicht gleich am 9. November, sondern vier Tage später seinen Thron räumen. Doch wie gestaltete sich sein weiteres Leben? Ernst erblickte am 31. August 1871 als Sohn des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg und seiner Frau Prinzessin Auguste von Sachsen-Meiningen das Licht der Welt. Zusammen mit seinen vier Schwestern verbringt er die Kindheit behütet in Altenburg und wird zunächst durch einen Hauslehrer unterrichtet. Ab 1884 besucht er das Vitzthumsche Gymnasium in Dresden, um dann zwei Jahre später nach Eisenberg auf das Christians-Gymnasium zu wechseln.
Im Anschluss studiert Ernst zunächst in Lausanne , dann in Jena Naturwissenschaften, Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie. 1892 beendet er das Studentendasein in Heidelberg und entscheidet sich fortan für eine Offizierslaufbahn in der Preußischen Armee. Nach einem Jahr Kriegsschule in Kassel erhält Ernst 1894 sein Leutnantspatent und dient fortan im 1. Garde-Regiment zu Fuß in Berlin. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges erreicht er den Rang eines Generalleutnants. Ende Februar 1898 folgt die Liebesheirat mit Prinzessin Adelheit zu Schaumburg-Lippe. Aus der Ehe werden vier Kinder hervorgehen. Das junge Paar wohnt zunächst in Potsdam, was unter anderem auch auf Ernsts militärischen Dienst zurückzuführen ist. Als dann am 7. Februar 1908 der regierende Fürst von Sachsen-Altenburg , Ernst I., im Alter von 81 Jahren und nach einer ungewöhnlich langen Regentschaft von immerhin 55 Jahren stirbt, wird sein Neffe Ernst II. auf den Thron gehoben. In den folgenden Jahren geht der Herzog den typischen Leidenschaften vieler Adeliger nach.
Die Familie ist oft auf Reisen, 1911 bringt ihn eine Expedition gar bis nach Spitzbergen. Häufig geht der Monarch auf die Jagd, hat aber auch Vorlieben für Kunst und Wissenschaften. Ein besonderes Faible ist die Astronomie. Nicht zuletzt übt natürlich auch die damals neue Technik eine große Faszination aus, etwa wenn das Regentenpaar 1910 eine Fahrt mit einem Parseval-Luftschiff unternimmt und später häufig das Automobil nutzt. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges findet Ernst Verwendung als Chef des Infanterie-Regiments Nr. 153, mit dem er an der Westfront kämpft. Schon bald zum General der Infanterie ernannt und mit höchsten Orden bedacht, erleidet er 1916 einen Hörschaden und muss im selben Jahr aufgrund einer starken Ruhrerkrankung seinen Dienst vorerst aufgeben. Nach dem Ende des Krieges und seiner Abdankung kommen zunächst auch private Sorgen in sein Leben. 1920 lässt sich seine Frau von ihm scheiden, wohl aufgrund zahlreicher Affären, die dem Herzog nachgesagt werden.
Spätestens ab 1922 wohnt er vorwiegend auf Schloss „Fröhliche Wiederkunft“ in Trockenborn-Wolfersdorf bei Kahla und nennt sich Ernst Freiherr von Rieseneck. Bis in die Dreizeigerjahre führt er ein unauffälliges Leben. 1934 heiratet er seine langjährige Lebensgefährtin Marie Triebel . Mit den neuen Machthabern in Deutschland arrangiert sich der ehemalige Bundesfürst und tritt 1933 auch in die NSDAP ein. 1938 erhält er die Ehrenbürgerschaft von Altenburg, und seit Beginn der Vierzigerjahre laufen die Verhandlungen über eine Schenkung seines Schlosses an die Stadt, was dann Anfang April 1943 vollzogen wird. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wohnt Ernst mit seiner zweiten Frau nach wie vor in Wolfersdorf. Sein Schloss wird zwar im Zuge der Bodenreform enteignet, aber der einstige Bundesfürst erhält dennoch ein lebenslanges Wohnrecht. Ein Angebot seines Sohnes, auf Schloss Hamborn bei Paderborn zu ziehen, lehnt Ernst ab. Damit ist er nicht nur der einzige ehemalige Bundesfürst, der nun in der DDR lebt, sondern auch der letzte von ihnen, als er am 22. März 1955 stirbt.“[1]

Studium und Militär

Von 1891 bis 1892 studierte er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zwei Semester lang Naturwissenschaften sowie Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie. Dort wurde er Mitglied des Corps Franconia Jena. 1892 wechselte der Korporierte an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1893 besuchte der Prinz die Kriegsschule in Kassel und legte 1894 in Berlin das Offiziersexamen ab. Im September 1894 trat er als Leutnant in das 1. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps der Preußischen Armee ein. 1903/05 diente Ernst beim Großen Generalstab und nahm an mehreren Heeresübungen teil. 1908, nachdem er durch den Tod seines Onkels Herzog Ernst I. das Regierungsamt übernommen hatte, wurde er Chef des 8. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 153 und des 1. Königlich Sächsischen Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiberg.

Erster Weltkrieg

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Generalleutnant Ernst II. Kommandeur des 8. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 153, das als Teil des IV. Armee-Korps an der Westfront eingesetzt war. Am 19. August 1914 wurde er zum General der Infanterie ernannt und zeichnete sich bei der Marneschlacht aus. Der Herzog handelte besonders Weise, da ihm selbst militärisches Taktieren auf dem Feld der Ehre fehlte, bei Entscheidungen stets schlachterfahrene Untergebene zu Rate zu ziehen, auch überließ er seinen Frontoffizieren Entscheidungen, die die je nach Lage an der Kriegsfront entscheiden mußten.

Er übernahm dann am 7. Oktober 1914 die 16. Infanterie-Brigade und wurde am 20. März 1915 zum Kommandeur der 8. Division ernannt. Am 30. Mai 1915 erhielt er den Orden „Pour le Mérite“ und schied aus dem aktiven Dienst aus. Ernst II. wurde am 4. April 1916 ein zweites Mal an die Spitze der 8. Division berufen, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im August 1916 kommandierte.

Tod

1955, im Alter von 82 Jahren, verstarb Ernst von Sachsen-Altenburg schließlich eines natürlichen Todes.

Ruhestätte

Er wurde in der von ihm selbst entworfenen Grabstätte „Krähenhütte“ beigesetzt, in der seine Schwester Elisabeth bereits seit einigen Jahren ruhte (sie starb nach langer Krankheit an Krebs und wurde in der Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche in Altenburg bestattet, ihre sterblichen Überreste wurden 1939 in die Herzog-Ernst-Grabstätte in Trockenborn-Wolfersdorf überführt). Zwei Jahre später folgte ihm seine zweite Frau Marie, geb. Triebel, die ebenfalls dort beigesetzt wurde.

„Das zwischen Trockenborn und Wolfersdorf befindliche Grab hat einen ganz besonderen Charme und wer auf des Herzogs Pfaden wandeln möchte, sollte es sich nicht entgehen lassen. Es liegt an einem leichten Hügel und ist von immergrünen Pflanzen gesäumt. Im Frühjahr ist es besonders prachtvoll, da überall der Rhododendron wächst. Auf dem Grab kann man weiterhin das vom Herzog selbst entworfene Zeichen entdecken, auf das man immer wieder stößt, wenn man sich mit Ernst beschäftigt. Es handelt sich um ein Siebeneck, dessen Ecken für die Mitglieder seiner Familie stehen, einschließlich seines Hundes ‚Schleich‘, der ihn sogar im Krieg treu begleitete. Die Idee dafür hatte er aus Goethes Faust, als Mephisto in Fausts Studierzimmer über ein Pentagramm stolperte. Unter anderem befindet sich dieses Siebeneck auch am Herzogstuhl sowie auf einzelnen Gegenständen aus seinem Privatbesitz. Er nutze es darüber hinaus als Ex Libris. Ernst mag keine bedeutende Rolle in der Geschichte Deutschlands gespielt haben und ist auch nicht für große Heldentaten bekannt. Dennoch war er eine überaus interessante Persönlichkeit mit vielen Interessen und für einen Adligen zu dieser Zeit untypische Ansichten. Wer sich näher mit ihm beschäftigen möchte, dem sei das Buch von Uwe Gillmeister ‚Vom Thron auf den Hund‘ ans Herz gelegt. Dieser einzigartig detaillierte Bericht über das Leben von Ernst II. von Sachsen-Altenburg lässt kaum eine Frage offen. So kann man unter anderem erfahren, was der Herzog wann speiste und wie die Sumpfantilope ins Wasserschloss kam. Der Grund, weswegen Ernst nicht im Schloss seines Onkels in Hummelshain leben wollte, sei hier schon verraten: ‚Da regnet es immer, da gucken sie immer zum Fenster rein‘.“[2]

Familie

Prinz Ernst war der einzige Sohn unter fünf Kindern des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg (1829–1907) und dessen Ehefrau Auguste, geborene Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1843–1919), einer Schwester von Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen. Er verbrachte seine Kindheit mit seinen vier Schwestern Marie Anna, Elisabeth Auguste Marie Agnes, Margaret(h)e und Luise, mit der er besonders innig verbunden war, im elterlichen Haus, im Prinzenpalais.

Erste Ehe

1898 heiratete Ernst die Prinzessin Adelheid zu Schaumburg-Lippe (1875–1971). Aus dieser Ehe, die 1920 geschieden wurde, sind vier Kinder entsprossen:

  • Charlotte Agnes (1899–1989) ⚭ 1919 Sigismund von Preußen (1896–1978)
  • Georg Moritz (1900–1991), Erbprinz von Sachsen-Altenburg
  • Elisabeth (1903–1991)
  • Friedrich Ernst (1905–1985)

Georg Moritz und Friedrich Ernst engagierten sich stark in der damals noch pionierhaften Bewegung der Anthroposophie, wie z. B. Waldorfschulen und sozialen Einrichtungen. Letztlich führten seine Affären dazu, daß Adelheid sich nach der Abdankung des Herzogs 1918 gezwungen sah, die Ehe mit den Worten, „als Landesmutter habe ich die Schmach ertragen, als Ehefrau bin ich dazu nicht mehr bereit“, zu beenden. Die Scheidung wurde 1920 offiziell.

Zweite Ehe

1934 heiratete er in zweiter Ehe die Sängerin Marie Triebel (Lebensrune.png 16. Oktober 1893 in Waltershausen; Todesrune.png 28. Februar 1957 in Trockenborn-Wolfersdorf), die bis zu ihrem Tode den Titel „Freifrau von Rieseneck“ trug. Die beiden wohnten auf Schloß „Fröhliche Wiederkunft“ bei Neustadt am Orla.

Beförderungen

  • 10.4.1888 Sekonde-Lieutenant
    • 10.4.1888 à la suite: 7. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 96
  • 30.5.1895 Premier-Lieutenant
    • 10.4.1897 à la suite: 8. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 153
  • 27.1.1898 Hauptmann
  • 2.4.1901 Major
    • 22.3.1903 à la suite: 1. Garde-Regiment zu Fuß
    • 11.9.1904 à la suite: 1. See-Bataillon
    • 27.1.1905 à la suite: 8. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr.153 und 1.Garde-Regiment zu Fuß
  • 27.1.1906 Oberstleutnant
    • Oberst übersprungen, da er inzwischen Herzog wurde und ihm als solcher der Dienstgrad Generalmajor zustand
  • 9.2.1908 Generalmajor
  • 20.3.1911 Generalleutnant
  • 19.8.1914 General der Infanterie

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Polarforscher Wilhelm Filchner gab die von ihm entdeckte Vahselbucht in der Antarktis den Ehrennamen „Herzog-Ernst-Bucht“
  • Ehrenbürgerwürde der Stadt Altenburg, 1938

Gestiftete Medaillen (Auswahl)

Fußnoten