Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers

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Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers

Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers ist der Titel eines Beitrags von Hermann Lutz über den Warburg-Bericht, der 1954 in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte publiziert wurde.

Erläuterung

Im Zusammenhang mit dem Machtzuwachs der NSDAP und der nationalsozialistischen Bewegung im Allgemeinen kamen vereinzelt Behauptungen auf, daß jener Machtzuwachs durch eine Finanzierung ausländischer Bankiers und Industrieller erfolgt sei. In Anbetracht der Quellenlage dieser Unterstellungen ist zu verzeichnen, daß hierfür die Schriften von J. G. Schoup und René Sonderegger herangezogen werden. Die Schrift des Niederländers J. G. Schoup lautet: „De Geldbronnen van het Nationaal-Socialisme. Drie Gesprekken met Hitler door Sidney Warburg. Vertaald door J. G. Schoup“. Darin wird die Behauptung einer Finanzierung Hitlers durch niederländische, englische und jüdische Mittelsmänner aufgestellt. Die Schrift erwies sich dabei als Fälschung. Die Publikation erschien bereits im Herbst des Jahres 1933 im Amsterdamer Verlag „Van Holkema & Warendorf N. V.“ und zog als Quelle den Briefwechsel des Verfassers mit dem „Sohn einer der größten Bankiers in den Vereinigten Staaten, Sidney Warburg“, heran. Die Briefbogen waren mit dem Aufdruck „Warburg & Warburg, 5754 Fourth Avenue, New York“ gekennzeichnet. Um hier den Umfang der darin beschriebenen Falschbehauptungen zu veranschaulichen, sei hier ein Auszug einer deutschen Abschrift René Sondereggers wiedergegeben:

Im Juli 1929 forderte Mr. Carter, Präsident des Guaranty Trust, Sidney Warburg zu einer Beratung in New York auf, an der die Präsidenten der Federal Reserve Banken, fünf unabhängige Bankiers, „der junge Rockefeller" von der Standard Oil und Mr. Glean von der Royal Dutch teilnahmen. Die französische Politik machte Wall Street Sorge. Frankreich wollte Deutschland wirtschaftlich niederhalten, während andere Staaten, vor allem Amerika und Britannien, ein gedeihendes Deutschland brauchten. Eine nationale Revolution in Deutschland würde Frankreich einschüchtern, so dachte man, und den Wünschen der andern Mächte gefügig machen. Dafür schien Hitler der geeignete Mann zu sein. Da Sidney Warburg fließend deutsch sprach, sollte er bei Hitler erkunden, welche Summe er benötige, um die geplante Umwälzung durchzuführen. Durch Vermittlung von Oberbürgermeister Deutzberg in München hatte Warburg dort seine erste Besprechung mit Hitler. Dieser betonte sofort: „Frankreich ist unser Feind". Durch seinen Finanzfachmann von Heydt errechnete er einen Geldbedarf von 100 Mill. Mark. Carter bewilligte 10 Mill. Dollar, auf deutschen Wunsch zahlbar durch Mendelssohn & Co., Amsterdam, wohin von Heydt den Mr. Warburg begleitete. Es wurden zehn Schecks zu je einer Mill. auf zehnverschiedene Namen ausgestellt. Im September 1931 gab England den Goldstandard auf. Frankreich suchte London finanziell zu schwächen. Ministerpräsident Pierre Laval reiste nach den USA, um den Präsidenten Herbert Hoover zu veranlassen, seinen Moratoriumsplan aufzugeben. Um diese Zeit ließ Hitler bei Warburg anfragen, auf welchen weiteren Betrag er für seine Bewegung rechnen könne. Mr. Carter, wütend über das Verhalten Frankreichs, berief sogleich eine Versammlung ein, zu der auch der gerade in New York weilende Montagu Norman von der Bank of England hinzugezogen wurde. Auch Mr. Angell von der Asiatic Petroleum Co. gehörte nun der Gruppe an. Rockefeller, Carter und Glean gaben sich als „Hitlerianer“. Vor Bewilligung weiterer Mittel sollte indes Warburg die Verhältnisse in Deutschland erkunden. Er stellte dort eine ungeheure Vermehrung von Hitlers Anhängerschaft fest. Sogar ein jüdischer Bankdirektor in Hamburg – der im folgenden noch eine Rolle spielen wird – erklärte zu Warburgs Erstaunen, Hitler sei der kommende starke Mann, den Deutschland brauche; er sei nur gegen die von Osten eingewanderten Juden, nicht gegen deutschstämmige Juden. Im Hause Fasanenstr. 28 in Berlin hatte Warburg seine zweite Unterredung mit Hitler, der große Zukunftspläne entwickelte. Es gebe für ihn zwei Wege: Revolution, mit einer halben Milliarde durchzuführen, oder legale Machtübernahme um den Preis von 200 Mill. Weitere Besprechungen folgten mit Göring, Streicher, von Heydt, Lütgebrun und Gregor Strasser. Carter bewilligte 15 Mill. Dollar. Auf Warburgs Namen wurden je 5 Mill. Dollar an Mendelssohn & Co., Amsterdam, an die Rotterdamsche Bankvereiniging und an die Banca Italiana in Rom überwiesen. Mit von Heydt, Gregor Strasser und Göring reiste Warburg nach diesen drei Orten. In Rom stellten sich Rossi und Balbo ein. Auf Wunsch Carters begab sich im Februar 1933 Warburg nochmals nach Deutschland. Dieser hatte inzwischen eine starke Abneigung gegen die NSDAP gefaßt und meinte, seine Freunde seien auf falschem Weg. Warburg erlebte in Berlin den Reichstagsbrand. Am Tage darauf bestellten Göbbels und Göring ihn auf den Abend zu Hitler in die Fasanenstraße. Hitler raste über die Kommunisten. Zur Sicherung seiner Stellung und zum Unterhalt der Arbeitslosen brauche er noch viel Geld. Er machte auf Warburg den Eindruck eines Krankhaften. Nach der Unterredung zeichnete Warburg auf: „Wenn es wahr ist, daß die Hitler-Partei ihre Hand in dieser Reichstags-Brandstiftung hatte, dann ist Hitler der beste Schauspieler, den ich in den fünf Weltteilen kennengelernt habe.“ Carter gestand 7 Mill. Dollar zu. Davon wurden 2 Millionen Warburg durch die Rhenania AG, die deutsche Filiale der Royal Dutch in Düsseldorf, ausbezahlt, während die restlichen 5 Millionen wieder an die Banca Italiana gingen, wohin Göring Mr. Warburg begleiten sollte. Die Schlußworte der Niederschrift Warburgs lauten: „Ich habe meinen Auftrag strengstens ausgeführt. Hitlers ... Taten werden beweisen, ob er schlecht ist, wofür ich ihn halte ... Die Welt leidet weiterhin unter einem System, das sich eines Hitler bedienen muß, um sich aufrechtzuerhalten. Arme Welt, arme Menschheit![1][2]

Die weitere Veröffentlichung des Buches durch den oben genannten Verlag hatte mit dem Aufkommen der Tatsache, daß jener Sidney Warburg nie existierte und es sich bei dem vermeintlichen Briefwechsel mit J. G. Schoup um reine Fälschungen handelte, sein Ende. Daraufhin mußte J. G. Schoup diese Tatsache zugeben. Ein vollendetes Bild ergibt sich aus dem folgenden Auszug aus dem Artikel „Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers“:

Dem Rijksinstituut voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam, verdankt der Verfasser folgende Feststellungen: Im Juni 1932 stand J. G. Schoup in Rotterdam wegen Geldbetrugs und unrechtmäßiger Führung des Doktortitels vor Gericht; er bekannte sich schuldig. In den Akten des British Intelligence Service war über ihn vermerkt: „Versucht sich dadurch interessant zu machen, daß er allerhand Lügen auftischt ...“[3]

Zudem kommen die Gegebenheiten, daß der Aufdruck „Warburg & Warburg“ ebenfalls eine Fälschung war, die letzte Adressnummer der Avenue die 420 ist und somit die angegebene 5754 weit darüber liegt und Herr Deutzberg nie Oberbürgermeister von München war. Des Weiteren war Eduard von der Heydt, der mit dem ominösen „von Heydt“ gemeint ist, seinerzeit der Direktor der Thyssen-Bank. Allerdings siedelte dieser bereits im Jahre 1937 als Gegner der Nationalsozialisten in die Schweiz aus. Dazu kommt, daß das Haus Fasanenstraße 28 nie als Quartier der Nationalsozialisten diente.

Die Fälschung des J. G. Schoup diente René Sonderegger als Quelle für weitere ähnliche Behauptungen, welche er in seinen Schriften „Finanzielle Weltgeschichte. Das III. Reich im Dienste der Internationalen Hochfinanz. Gemeinnutz vor Eigennutz?“ (1936) und „Spanischer Sommer. Die abendländische Wandlung zwischen Osten und Westen“ (1948)[4] vertrat. Aufgrund der Übereinstimmung des Spitznamens „Shimmy“ im familiären Gebrauch, der für den Namen James als auch Sidney verwendet wird, implizierte er, daß es sich bei Sidney Warburg um James P. Warburg handeln würde. Jene Behauptung findet in folgendem Zitat Sondereggers ihren Ausdruck:

Eine erste Abklärung über den wahren Verfasser des geheimnisvollen („Geldbronnen“-) Buches ergab sich aus einer zufälligen Unterhaltung, die der Verfasser mit dem gerade zum Minister ernannten schweizerischen Geschäftsträger in Prag, Dr. Bruggmann, im Kreise seiner Familie hatte. Nach Erwähnung des Namens und der Umstände bestätigte die Gattin des hohen Gastgebers, daß es sich um niemand anders handeln könne als einen Gespielen aus ihrer Jugendzeit, der auch ihr Schulkollege war, und sie gab eine Reihe von Feststellungen an, welche nicht nur auf die Angaben des Buches paßten, sondern die Persönlichkeit des Verfassers deutlich machten. Sidney ist ein naheliegendes Synonym für James, weil beide Namen im familiären Umgang mit „Shimmy“ bezeichnet werden, und nach sorgsamen Prüfungen sowohl der im Buche erwähnten Umstände als auch der übrigen Charakterisierungen und Tatsachen konnte hinter dem Verfasser niemand anders zu suchen sein als James P. Warburg, der im Jahre 1896 geborene, einzige Sohn des früheren Staatssekretärs Paul M. Warburg, des Teilhabers von Kuhn Loeb & Cie.

James P. Warburg und Roger N. Baldwin erklärten Herman Lutz[5], daß die Aussagen über ein solches Telefongespräch unwahr seien. Darauf bot im September 1946 die Ehefrau René Sondereggers James P. Warburg die vermeintlichen „Beweise“ für 3.000 Dollar an, was dieser nicht beantwortete. René Sonderegger stellte das Angebot im Laufe der Zeit erneut an Warburg.

Rezeption

Friedrich Lenz schreibt in seinem Buch „Zauber um Dr. Schacht“ (1954) in Anmerkung 8:

Die zahlreichen Behauptungen über größere Zuwendungen sind mir bekannt, reichen aber noch nicht aus, um abschließende und sichere Urteile abgeben zu können: insbesondere nicht über die Frage, ob die Geldhingabe mit politischen Bedingungen verknüpft war. Dies ist sowieso unwahrscheinlich. Der Historiker Hermann Lutz weist in Heft 4/II der „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ eindeutig nach, daß es sich bei den von dem Schweizer René Sonderegger – alias Severin Reinhard – in seinem Buche „Spanischer Sommer“ aufgestellten Behauptungen von Riesenunterstützungen durch amerikanische jüdische Bankhäuser um Phantasien handelt, welche sich auf glatte Fälschungen stützen.[6]

Dieter Vollmer schreibt in seinen Erinnerungen (1993):

Während der Zeit [1952/1953] erschienen in Buenos Aires zwei Bücher, an deren Vorbereitung ich dort noch mitgewirkt hatte: im Dürer-Verlag das Rakowskij-Protokoll von Josef Landowski (Mauricio Carlavilla) in der deutschen Übersetzung von Prof. von Leers, und in dem uns eng befreundeten Prometheus-Verlag unter Leitung von Wilhelm Keiper eine Neuauflage des „Spanischen Sommers“ von Severin Reinhard alias René Sonderegger. [...] Sondereggers Spanischer Sommer berichtete über zweimalige Finanzhilfen des Hauses Warburg (Paul Warburg in New York) für Hitler in kritischen Situationen und stützte sich dabei auf eine vom Buchmarkt abgezogene niederländische Schrift von einem gewissen Schoup, „Die geheimen Geldquellen des Nationalsozialismus“. (Frau Mathilde Ludendorff hat in ihrer Spruchkammer-Verhandlung sehr ausführlich darüber referiert und später auch im Hohewarte-Verlag Franz von Bebenburg, Pähl, veröffentlicht.)[7]

In dem Buch „Politisches Geschehen des XX. Jahrhunderts – Band IV: 1931–1945“ von Dieter Vollmer heißt es:

Nach Darstellung des Schweizers René Sonderegger (Pseudonym: Severin Reinhard), der sich dabei auf eine 1933 in Amsterdam erschienene Broschüre von J. G. Schoup stützt (Die geheimen Geldquellen des Nationalsozialismus), hat in den frühen Morgenstunden nach dem Reichstagsbrand in Berlin, Fasanenstraße 28, ein (angeblich drittes) Gespräch zwischen Hitler und James P. Warburg, dem Sohn Paul M. Warburgs, New York, und Neffen Max M. Warburgs, Hamburg, stattgefunden. Am Ende dieses Gesprächs habe James Warburg Hitler die Zahlung einer Summe von sieben Millionen Dollar zugesagt und ihm den Wunsch der Geldgeber übermittelt, er möge sobald wie möglich gegen Frankreich vorgehen, (vgl. 6. Juli 1931, 24. Oktober 1931, 15. Dezember 1932). James P. Warburg hat das Stattfinden eines solchen Gespräches später mehrfach dementieren lassen, u. a. durch v. Papen in dessen Memoiren.[8]

Literatur

  • Hermann Lutz: Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, IV/1954, S. 586–596
  • Rolf Kosiek: Wurde Hitler von der Ostküste finanziert?, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, Grabert Verlag, Tübingen, 3. Aufl. 2010, S. 156–158 – verneinend
  • Severin Reinhard (= René Sonderegger):
  • Jean Ledraque (= Hennecke Kardel): Springers Nazionismus – Anklage und Zeugen Schoup, Warburg, Brüning, Gebr. Strasser, v. Schröder, Sonderegger, Abegg, Diels, Marva-Verlag, Genf 1978
  • Ekkehard Franke-Gricksch (Hrsg.): So wurde Hitler finanziert – Das verschollene Dokument von Sidney Warburg über die internationalen Geldgeber des Dritten Reiches, Verlag Diagnosen, Leonberg 1983 – der Herausgeber und Verleger Franke-Gricksch ist dafür verantwortlich, daß dieser gefälschte Text verbreitet wurde; er selbst steuerte weitere Gerüchte bei.

Verweise

Englischsprachig

Fußnoten

  1. Hermann Lutz: Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, IV/1954, S. 587 f.
  2. „Mr. Carter war nie Präsident der Guaranty Trust Co. Dies war vielmehr Mr. William C. Potter von Juli 1929 an und über zehn Jahre hinaus. Carter gehörte der Firma J. P. Morgan & Co. an. In den Jahren 1929–33 und schon viele Jahre vorher war kein Mitglied der Rockefeller-Familie mehr Direktor oder Beamter oder Angestellter der Standard Oil Co. Von allen ist nachdrücklich erklärt worden, daß Beratungen oder Transaktionen, wie sie Schoup behauptet und Sonderegger weiterverbreitet hat, nie stattgefunden haben.“
  3. Ebd., S. 388
  4. Das Buch „Spanischer Sommer“ wurde unter dem Pseudonym Severin Reinhard veröffentlicht. Eine zweite Auflage erschien 1952 im Prometheus-Verlag in Buenos Aires.
  5. Verfasser des Beitrages zur Auslandsfinanzierung Hitlers im Vierteljahrsheft für Zeitgeschichte Nr. 4 (1954)
  6. Friedrich Lenz: Zauber um Dr. Schacht, Selbstverlag, Heidelberg 1954, S. 110
  7. Dieter Vollmer: Bilanz, Selbstverlag, Schleswig 1993, S. 208
  8. Dieter Vollmer: Politisches Geschehen des XX. Jahrhunderts – Band IV: 1931–1945, Verlag K. W. Schütz, Hannover 1970, S. 55
  9. Langowski propagiert jüdische Narrative; er betreibt die Netzpräsenz Holocaust-Referenz