Gans Edle Herren zu Putlitz

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Das Wappen der Edlen Gänse.

Gans Edle Herren zu Putlitz (auch Gans zu Putlitz oder Edle Gans genannt) war eines der ältesten und angesehensten Adelsgeschlechter der Mark Brandenburg.

Durch Eroberungen weiter Teile der Prignitz und Besitztümer entlang des Flusses Alands erlangten die Edlen Gänse großen Einfluß und trugen ab Mitte des 13. Jahrhunderts den Titel „Erbmarschall der Kurmark Brandenburg“ (als Ausdruck höherer Nobilität). Stammsitz war die brandenburgische Stadt Putlitz. Noch heute existieren Nachfahren derer zu Putlitz.

Ursprung

Zunächst vermuteten Historiker, daß die Vorfahren der Gans zu Putlitz aus einem Geschlecht des höheren Adels stammten oder diesem angehörten. So soll nach Andreas Angelus (1561–1598) oder Cyriacus Spangenberg (1528–1604) die Edle Gans ein Teil des Adelsgeschlechtes von Mansfeld gewesen sein. Nach dieser Theorie soll Lothar von Süpplingenburg (damals Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) dem Grafen Gebhard, Sohn des Hoyer I. von Mansfeld, im Jahre 1127 die Herrschaft über Putlitz und weitere Teile der Prignitz übertragen sowie ein neues Wappen mit einer gekrönten Gans und den Namen „Gans Edler Herr von Putlitz“ verliehen haben. Diese Theorie wurde vom Adelsforscher Leopold von Ledebur in seinem Werk Dynastische Forschungen (1853) verworfen.

Leopold von Ledebur wies nach, daß die Vorfahren der Gans zu Putlitz bereits vor dem 11. Jahrhundert eine Gänsezucht zwischen Scharpenhufe und Wahrenberg betrieben, die als sogenannte Gänseburg bekannt wurde. Inwiefern es sich um eine „Burg“ gehandelt haben soll, sind sich Heimatforscher und Historiker uneins, denn vor der Nutzung der Edlen Gänse stand dort ein von den ostgermanischen Wenden errichteter Rundwall, der allerdings zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert zerstört wurde. Bei der Gänseburg handelte es sich um einen „gut befestigten Gutshof“.[1] In der Folgezeit stieg sie durch Eroberungen weiter Teile der Prignitz zur Herrschaftsfamilie sowie zu einem der angesehensten Adelsgeschlechtern der Mark Brandenburg auf.

Slawenlegende

Durch die räumliche Nähe zu den ostgermanischen Stämmen führen einige Historiker antideutscher Geschichtsschreibung, insbesondere jene in der Bundesrepublik Deutschland, die Edlen Gänse als eine „slawische Adelsfamilie“ auf. Wie oben aufgeführt stammen die Vorfahren des Adelsgeschlecht Edle Herren Gans zu Putlitz aus altmärkischen Dörfern und ist somit eine ursprünglich aus der Altmark stammende Familie. Auch bei den eroberten Gebieten in der Prignitz handelt es sich nicht um „slawisches Territorium“, sondern um von ostgermanischen Stämmen besiedeltes Gebiet, insbesondere um die (ostgermanischen) Wenden und Polaben. (→ Die Slawenlegende)

Geschichte

Eroberung der Prignitz

Als erster Vertreter der Edlen Gänse wurde Johann Gans von Putlitz (der Ältere) erwähnt, der als Ritter um 1150 zunächst die Gebiete rund um den Flußlauf der Stepenitz eroberte. Er unterstützte somit Albrecht den Bären bei seinem Feldzug gegen die ostgermanischen Wenden, die östlich der Elbe siedelten. Sein Sohn Johann Gans von Putlitz (der Jüngere) verteidigte um 1200 in weiteren Kämpfen gegen die heidnischen Bewohner das eroberte Gebiet und ließ im Zuge der Christianisierung Mitteldeutschlands in zahlreichen Orten der Prignitz Kirchen und das Kloster Marienfließ errichten. Durch den weiteren Landesausbau wurden die Edlen Gänse in den Herrenstand gehoben, dem sie bis Mitte des 13. Jahrhunderts angehörten.

Sie waren zugleich die Lehnsherren der innerhalb ihres Herrschaftsbezirkes seßhaften adelichen Mannschaft, und hatten daher einen bedeutenden Lehnhof; sie genossen alle nutzbaren landesherrlichen Rechte, ohne Ausnahme, innerhalb ihrer Herrschaft; sie konnten innerhalb ihrer Herrschaft beliebig über das Grundeigentum verfügen, es verleihen und vereignen, Städte, Klöster und Kirchen darauf gründen und damit bewidmen.[2]

Bildung verschiedener Zweige

Es bildeten sich nach dem Tod Johann Gans von Putlitz (der Jüngere) im Jahre 1231 verschiedene Zweige des Adelsgeschlechts, die sich nach den Städtenamen benannten.

  • „Gänse zu Perleberg“ (starb bereits um 1300 aus)
  • „Gänse zu Putlitz“
  • „Gänse zu Wittenberge“ (verschwand 1781)

Die noch bestehenden Zweige trugen den Titel „Erbmarschall der Kurmark Brandenburg“, gehörten aber nicht mehr dem Herrenstand an.

Entwicklung ab 1489

Zur weiteren Geschichte der Edlen Gänse heißt es:[3]

1489 schied sich der Stamm in die schwarze und rote Linie, von welchen erstere 1657 erlosch: die späteren und jetzigen Sprossen des Geschlechts gehören zu der roten Linie. — 1719 teilten sich, nachdem Albrecht Gottlob zu Putlitz ohne lehnsfähige Nachkommenschaft gestorben, in die Lehngüter die Söhne der beiden bereits verstorbenen Brüder zu Putlitz, so dass von dieser Zeit an sechs Aeste des Stammes blühten, von welchen aber später der zweite, dritte und sechste Ast wieder erlosch [...]. — Der alte, berühmte, in der Geschichte der Priegnitz so oft und immer ehrenvoll genannte Stamm blühte in zahlreichen Sprossen der obengenannten Linien fort, und noch in neuer Zeit (1857) waren im Kgr. Preußen begütert: Albert Eduard Edler Herr Gans Freih. zu Putlitz, Erbmarschall der Kurmark und Mitglied des Herrenhauses auf Retzin und Mansfeld in der West-, und auf Laaske und Trieglitz in der Ost-Priegnitz; Gustav Gans Freih. zu Putlitz auf Rohlsdorf in der West-Prignitz; Herrmann Gans Freih. zu P., k. Kammerherr und Kreisdeputierter auf Wolfshagen in der West-Priegnitz; Albert Gans Freih. zu P. auf Putlitz-Philipshof in der West-Priegnitz und Theodor Carl Gans Freih. zu P. auf Gr.-Pankow und Kl.-Langerwisch in der Ost-Priegnitz.

Territorium

Das Siegel der Edlen Gänse.

Entwicklung der Territorien bis 1300

In der Zeit um 1200 war die Mark Brandenburg in elf terrae (politische Verwaltungseinheiten) aufgeteilt. Das terra des märkischen Adelsgeschlechtes Edle Gans Herren zu Putlitz bestand aus folgenden Städten:

Im Jahre 1214 kam es zum brandenburgisch-dänischen Krieg, wobei die Edlen Gänse die Dänen unterstützten. Als Folge des verlorenen Krieges mußten die Edlen Gänse 1219 ihre Herrschaft über Bad Wilsnack, Grabow und Lenzen an den Markgrafen Brandenburgs übertragen. Zudem starb um 1300 der Zweig „Gänse zu Perleberg“ aus, so daß auch Perleberg (mit Karstädt an den brandenburgischen Markgrafen überging. Letztlich verblieben Putlitz (mit Groß Pankow) und Wittenberge in Besitz der Edlen Gänse.

Verlust altmärkischer Gebiete

In einem Streit mit dem altmärkischen Adelsgeschlecht von Jagow verloren die Edlen Gänse in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Territorialhoheit ihrer Gebiete westlich der Elbe, in der Altmark. Hier schmerzte vor allem der Verlust ihres ursprünglichen Gutshofes, der Gänseburg zwischen Scharpenhufe und Wahrenberg. Gesichert ist zudem der Verlust folgender Dörfer:

Lediglich der Gutshof Eickerhöfe verblieb in Besitz der Edlen Gänse sowie die Windmühle in Geestgottberg.[4]

Siehe auch

Literatur

  • 96-book.png HTML Stammtafeln der Familie Gans Edle Herren zu Putlitz, von ihrem ersten urkundlichen Auftreten bis zur Gegenwart, Sittenfeld, Berlin 1887

Verweise

Fußnoten

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark, Band 2, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, S. 711
  2. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis, Berlin 1838, S. 268 f.
  3. Pr. Dr. Ernst Heinrich Kneschke (Hg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1867, S. 288
  4. Liselott Enders: Die Altmark: Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, S. 483