Wittenberge
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Mark Brandenburg |
Landkreis: | Prignitz |
Provinz: | Brandenburg |
Einwohner (2016): | 17.318 |
Bevölkerungsdichte: | 342 Ew. p. km² |
Fläche: | 50,63 km² |
Höhe: | 25 m ü. NN |
Postleitzahl: | 19322 |
Telefon-Vorwahl: | 03877 |
Kfz-Kennzeichen: | PR |
Koordinaten: | 53° 0′ N, 11° 45′ O |
Wittenberge befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Brandenburg |
Bürgermeister: | Oliver Hermann (parteilos) |
Wittenberge ist eine deutsche Stadt im Kreis Prignitz in Brandenburg.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage
In Wittenberge fließen die Stepenitz und die Karthane zusammen, bevor diese in die Elbe münden. Wittenberge liegt nördlich von Seehausen (Altmark), östlich von Lenzen (Elbe), südlich von Perleberg und westlich von Bad Wilsnack.
Gliederung
Zu Wittenberge gehören laut Hauptsatzung der Stadt die Ortsteile Bentwisch, Garsedow, Hinzdorf, Lindenberg, Lütjenheide, Schadebeuster und Zwischendeich. Darüber hinaus sind die drei Wohnplätze Berghöfe, Hermannshof und Wallhöfe Teil des Stadtgebietes.
Nachbargemeinden
Dem Uhrzeigersinn folgend sind die Nachbargemeinden, beginnend im Westen, Cumlosen, Lanz, Perleberg, Weisen, Breese und Bad Wilsnack auf der brandenburgischen Elbseite sowie jenseits des Flusses Seehausen (Altmark) und Aland (Altmark) in Sachsen-Anhalt.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung eines Wittenberger Bürgers stammt aus dem Jahre 1239. Historiker vermuten, daß Wittenberge Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadtrechte erhielt, jedoch ist darüber kein urkundlicher Nachweis vorhanden. Als Stadt wurde Wittenberge erstmalig im Jahre 1300 in einer Urkunde erwähnt, in welcher die Rechte der Stadt bestätigt wurden.[1]
Zu dieser Zeit waren weite Teile der Prignitz Herrschaftsgebiet der Gans Edle Herren zu Putlitz, einer Adelsfamilie. In Wittenberge regierten die Gänse von Wittenberge, deren Herrschaft bis zum Jahre 1781 andauerte, jedoch erreichte die Linie der Gänse von Wittenberge zu keiner Zeit den Einfluß der Gänse von Putlitz.
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges überfielen schwedische Truppen den Elbeort im Jahre 1631, wobei sich der Heerführer Gustav Adolf für kurze Zeit in Wittenberge niederließ. Fünf Jahre später kehrte der „Französisch-Schwedische Krieg“ zurück, da sich die Kaiserliche Armee nach der verlorenen Schlacht bei Wittstock am 4. Oktober 1636 auch durch Wittenberge über die Elbe zurückzog. Schwedische Verfolger plünderten, mordeten und setzten schließlich die Stadt in Brand. Überlebende, u. a. der Bürgermeister und Pfarrer, suchten Zuflucht im benachbarten Seehausen (Altmark). Die Situation in Wittenberge nach Beendigung des Krieges wurde in einem Bericht an Friedrich Wilhelm I. (Markgraf von Brandenburg) als „erbärmlich“ beschrieben.
Bis zum 19. Jahrhundert war der Elbeort durch den Bauernstand geprägt.
Industrialisierung
Bedingt durch die Industrialisierung gab es in Wittenberge einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine der ersten Ölhandelsgesellschaften Preußens ließ sich 1823 in der Elbestadt nieder. Neben der Ölmühle siedelten sich weitere Fabriken an, u. a. für die Herstellung von Seifen sowie für die Verarbeitung von Chemikalien und Wolle. Im Jahre 1903 wurde ein Nähmaschinenwerk eröffnet, in dem die Singer Nähmaschinen gefertigt wurden.
Neben der Ansiedlung von Industrie kam es zu einer erheblichen Verbesserung der Infrastruktur. Im Jahre 1835 wurde der Neubau des Hafengeländes fertiggestellt. In der Folgezeit entwickelte sich Wittenberge zu einem Knotenpunkt des Eisenbahnnetzes. So erhielt die Stadt 1846 Anschluß an die Strecke Berlin–Hamburg und 1851 an die Strecke Rostock–Magdeburg. Weiterhin entstanden Eisenbahnverbindungen nach Lüneburg (ab 1874) sowie über Geestgottberg nach Salzwedel (ab 1879). Während des Jahres 1875 wurde ein Ausbesserungswerk in Betrieb genommen, das später von der Reichsbahn sowie der Deutschen Bahn übernommen wurde.
Wittenberge bis 1945
Nach der Novemberrevolte am 9. November 1918 bildete sich ein Wittenberger Arbeiter- und Soldatenrat unter Führung eines Sozialdemokraten. Auch in Wittenberge beteiligten sich patriotisch-konservative Kräfte am Kapp-Aufstand. Höhepunkt war eine Auseinandersetzung nahe Beuster am 19. März 1920, bei dem neben zahlreichen Verletzten drei Personen starben.[2] Sowohl während der Novemberrevolte als auch während des Kapp-Aufstandes besetzten Schwadronen des 11. Ulanen-Regimentes aus Perleberg das Bahnhofsgebäude im „roten Wittenberge“, um dieses vor kommunistischen Milizen zu schützen. In den folgenden Jahren suchten Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes (RFB) nach bolschewistischen Kundgebungen und Demonstrationen die Konfrontation mit Angehörigen des Stahlhelmbundes.
Am 28. April 1927 wurde eine Ortsgruppe der NSDAP durch den Gießereiarbeiter Otto Reinicke gegründet. Bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung 1929 konnte die NSDAP erstmals einen Sitz erringen. Bei den Reichstagswahlen 1932 wurde die NSDAP mit Abstand stärkste Kraft. Nach der Nationalsozialistischen Revolution am 30. Januar 1933 wurde der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler zum Ehrenbürger Wittenberges ernannt.
Im Zweiten Weltkrieg kam es durch alliierte Terrorbomber zu mehreren Luftangriffen, wobei die ersten Bomben am 26. Oktober 1940 gegen 5.00 Uhr auf ein Wohngebiet fielen. In den nachfolgenden Kriegsjahren folgten vier weitere Luftangriffe. Dem alliierten Bombenterror fielen schätzungsweise bis zu 400 Personen zum Opfer.[3] Vor den Toren der Stadt fand im April 1945 das Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke statt. Die Eisenbahnbrücke wurde von Einheiten der Wehrmacht jedoch erfolgreich verteidigt und anschließend kontrolliert gesprengt. Am 3. Mai 1945 wurde Wittenberge durch die anrückenden sowjetischen Invasoren nach kampfloser Übergabe besetzt.
Wittenberge nach 1945
Wittenberge war von 1945 bis 1949 Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Nach dem Entstehen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war der Wittenberger Hafen der letzte Elbehafen in der DDR vor dem Überqueren der innderdeutschen Grenze in die BRD. Es kam hier zu mehreren Versuchen der „Republikflucht“.[4] In den 1980er Jahren wurde das Nähmaschinenwerk modernisiert und galt damals als das modernste Europas.
Nach der Teilwiedervereinigung 1990 verfiel die Industrie (Nähmaschinenwerk sowie die Ölmühle) und die Einwohnerzahl Wittenberges reduzierte sich um fast die Hälfte.[5] (→ „Demographischer Wandel“)
Bildergalerie
Bekannte, in Wittenberge geborene Personen
- Ewald Bartel (1910–1986), Hauptmann der Reserve und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Johannes Daniel Benda (1847–1927), Politiker und Staatsanwalt
- Kurt Fimmen (1911–2001), Schnellbootkommandant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Klaus Havenstein (1922–1998), Schauspieler, Kabarettist, Moderator, Hörspiel- und Synchronsprecher
- Peter Kalden (1923–1996), Oberleutnant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Otto Telschow (1876–1945), Politiker (NSDAP), Gauleiter, Staatsrat und Reichsverteidigungskommissar
- Joachim Tschirner (geb. 1948), Dokumentarfilmregisseur und Akzidenz-Schriftsetzer
- Ernst August Wiese (1902–1945), plattdeutscher Dichter
- Kurt Winkler (1912–1962), Oberstleutnant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Georg Wolff (1914–1996), SS-Hauptsturmführer und Journalist
Verweise
Fußnoten
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