Schweinitz, Georg Hermann von

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Georg Hermann von Schweinitz

Georg Hermann von Schweinitz (Lebensrune.png 3. Januar 1851 in Dresden; Todesrune.png 9. Oktober 1928 ebenda) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, des Deutschen Heeres und der Vorläufigen Reichswehr, zuletzt General der Infanterie z. D. Während des Ersten Weltkrieges war er einer der beiden Militärbefehlshaber im Königreich Sachsen. In dieser Funktion wurde er zusammen mit Innenminister Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt und dem Dresdner Militärbefehlshaber General der Kavallerie Georg Hermann von Broizem zwischen 1914 und 1918 zum wichtigsten staatlichen Gestalter der sächsischen Innenpolitik.

Werdegang

Generalleutnant von Schweinitz in der Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1910
Sohn Hauptmann Georg Hermann Bernhard von Schweinitz, 30. Juni 1916 bei Amifontaine

Sächsische Biografie

S. stammte aus einem seit 1241 nachgewiesenen, ursprünglich schlesischen, ab dem Ende des 18. Jahrhunderts aber auch in Ostsachsen ansässigen Adelsgeschlecht. Nach dem Abitur am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden (1869) trat er als Avantageur in das Döbelner 8. Infanterieregiment Nr. 107 ein und erhielt noch im selben Jahr die Ernennung zum Portepeefähnrich. Mit Wirkung vom August 1870 zum Leutnant befördert, wurde er im Deutsch-Französischen Krieg als Bataillonsadjutant am 1.9.1870 in der Schlacht bei Sedan leicht verwundet. S. geriet Anfang Dezember kurzzeitig in Gefangenschaft und nahm danach an der Belagerung von Paris teil. Da sein Regiment als Teil der Okkupationsarmee in Frankreich verblieb, kehrte er erst ein halbes Jahr nach dem Ende des Kriegs an den Regimentsstandort Leipzig zurück. Seit April 1873 fungierte er als Regimentsadjutant und seit März 1876 als Adjutant der 4. Infanteriebrigade Nr. 48. Ab September 1878 leistete der im März 1874 zum Oberleutnant avancierte S. wieder Dienst beim Infanterieregiment 107 und erhielt dort im April 1881 gleichzeitig seine Beförderung zum Hauptmann und die Ernennung zum Chef der 9. Kompanie. 1885 wurde er Kompaniechef im königlichen Kadettenkorps in Dresden, 1890 unter Beförderung zum Major dessen Kommandeur. Drei Jahre später übernahm er das I. Bataillon des in Dresden stationierten 2. Grenadierregiments Nr. 101. 1895 wurde S. als Oberstleutnant und etatmäßiger Stabsoffizier zum 1. (Leib-)Grenadierregiment Nr. 100 versetzt. Zwischen 1898 und 1901 war er als Oberst Kommandeur des Infanterieregiments 107, an dessen Spitze rund 30 Jahre zuvor schon sein bei St. Privat gefallener Vater gestanden hatte. Im Juli 1901 zum Generalmajor befördert, übernahm S. im März 1902 die Führung der 1. Infanteriebrigade Nr. 45 und wurde 1904 Kommandant von Dresden. Seit 1905 Generalleutnant, stand S. ab Ende 1907 an der Spitze der 3. Division Nr. 32. Mitte Juli 1910 wurde ihm der Charakter eines Generals der Infanterie verliehen, im November 1910 erhielt er den erbetenen Abschied.
Die eigentliche Bewährungsprobe erfolgte für S. erst nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Im Alter von 63 Jahren wurde er Anfang August 1914 als stellvertretender kommandierender General des XIX. (2. königlich sächsischen) Armeekorps reaktiviert und übernahm auf der Grundlage des Kriegszustandsrechts die vollziehende Gewalt in den Kreishauptmannschaften Leipzig und Zwickau sowie in großen Teilen der Kreishauptmannschaft Chemnitz. Seine Zuständigkeit beschränkte sich nicht allein auf im engeren Sinn militärische Aufgaben, wie die im Kriegsverlauf zunehmend problematisch werdende Sicherstellung des Personalersatzes für die aktiven sächsischen Truppenteile. Als Militärbefehlshaber verfügten S. und der für Ostsachsen verantwortliche stellvertretende kommandierende General des XII. (1. königlich sächsischen) Armeekorps, von Broizem, vielmehr über außerordentliche Kompetenzen auch auf zivilem Gebiet: S. waren zum einen die Gemeinde- und Zivilverwaltungsbehörden formal unterstellt, zum anderen nahm er auf innenpolitische, soziale und wirtschaftliche Fragen Einfluss. Dazu gehörten u.a. die Erhaltung von „Ruhe und Ordnung“, die Pressezensur und Kommunikationskontrolle, die Propaganda, das Bewirtschaften bedeutender Teile des Arbeits- und Gütermarkts, das Schlichten von Streiks, das Zusammen- oder Stilllegen von Betrieben und die Ernährung der sog. kriegswirtschaftlich tätigen Bevölkerung. Im Rahmen dieser „Nebenregierung“ agierte S. um einiges konzessionsbereiter, reformfreundlicher und letztlich moderner als die sächsische Regierung unter der Führung des wenig flexiblen Innenministers Vitzthum von Eckstädt. – Anders als sein Dresdner Pendant, General von Broizem, verfügte S. bei der Übernahme der Funktion des Militärbefehlshabers in Leipzig über keine Vorkriegserfahrung als kommandierender General. Zudem erwies sich die sozioökonomische und politische Lage im westsächsischen Korpsbezirk als ungleich schwieriger. Während es ihm und seinem Stab gelang, die Beziehungen zur Industrie und den Vertretern der Arbeiterschaft relativ produktiv und konfliktfrei zu gestalten, wuchsen zugleich die Spannungen mit der zivilen Exekutive, die schließlich 1918 in einer Petition der Konservativen im Sächsischen Landtag kulminierten. – Kurz nach der Novemberrevolte 1918 trat S. endgültig in den Ruhestand.[1]

Familie

Georg war der Sohn des Oberstleutnants Edmund Wolf Georg von Schweinitz (1818–1870; in der Schlacht bei Gravelotte) und dessen Ehefrau Nanny Ernestine, geb. von Brandenstein (1826–1868). Seine Schwester war Marie Luise Elisabeth (1852–1932). Premier-Lieutenant von Schweinitz heiratete 1875 seine Verlobte Helene Luise Emilie Johanna Therese Clementine von Schweinitz (1852–1922), aus der Ehe sind zwei Söhne entsprossen:

  • Edmund Allwill Wolfgang (Lebensrune.png 25. Februar 1876 in Leipzig) ∞ 14 Sep 1919 Magarete Elisabeth Christa, geb. von Schlieben, verwitwete von Schweinitz
    • am 16. Oktober 1945 als Generalmajor a. D. von den Russen gen Osten verschleppt, seitdem „vermißt
  • Georg Hermann Bernhard (1880-1916) ∞ 1. Oktober 1906 Magarete Elisabeth Christa von Schlieben (Lebensrune.png 13. Juli 1885 in Dresden), Tochter von Egon von Schlieben
    • gefallen am 30. Juni 1916 an der Westfront bei Amifontaine als Hauptmann und Divisionsadjutant
      • aus der Ehe mit Bernhard sind die Söhne Hermann Egon Wolf Joachim von Schweinitz (1906–2000) und Bernhard Christof Georg von Schweinitz (1912–2000) entsprossen, die ebenfalls Offiziere wurden und im Zweiten Weltkrieg kämpften.

Beförderungen

  • Frühjahr 1869 Avantageur
    • Eintritt in das 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107
  • 1. Oktober 1860 Portepee-Fähnrich
  • 29. Juli 1870 Sekondelieutenant
    • Adjutant des II. Bataillons/8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107
  • 2. März 1874 Premierlieutenant
    • Regimentsadjutant
  • 1. April 1881 Hauptmann
  • 20. Mai 1890 Major
    • als Kommandeur des Kadettencorps in Dresden à la suite des sächsischen Kriegsministeriums
  • 21. Februar 1895 Oberstleutnant
    • Etatmäßiger Stabsoffizier des 1. (Leib-)Grenadier-Regiments Nr. 100 unter Oberst Hans Anton Adolf von Carlowitz
  • 17. April 1898 Oberst
    • Kommandeur des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg“ Nr. 107
  • 6. Juli 1901 Generalmajor
    • 19.7.1901 Offizier von der Armee
    • 22.3.1902 Kommandeur der 45. Infanterie-Brigade (1. Königlich Sächsische) in Dresden
    • 20.9.1904 Kommandant von Dresden
  • 23. Mai 1905 Generalleutnant
    • 19.8.1907 Offizier von der Armee
    • 27.11.1907 Kommandeur der 32. Infanterie-Division (3. Königlich Sächsische) bzw. 3. Division Nr. 32 in Bautzen als Nachfolger von Hans von Kirchbach
  • 11. Juli 1910 Charakter als General der Infanterie (charakter)
    • 13. November 1910 zur Disposition gestellt
    • 2.8.1914 Stellvertretender Kommandierender General des XIX. (II. Königlich Sächsisches) Armeekorps in Leipzig
    • 24.12.1914 charakterisierter General der Infanterie z. D.
    • 31.03.1920 aus dem Heeresdienst verabschiedet

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Schweinitz, Georg Hermann von, Sächsische Biografie, herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.