Broizem, Georg Hermann von

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Georg Hermann von Broizem

Georg Hermann von Broizem (Lebensrune.png 5. Oktober 1850 in Leipzig; Todesrune.png 11. März 1918 in Dresden) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Kavallerie. Während des Ersten Weltkrieges war er als Militärbefehlshaber für Ostsachsen einer der beiden Militärbefehlshaber im Königreich Sachsen. In dieser Funktion wurde er zusammen mit Innenminister Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt und dem Militärbefehlshaber in Leipzig General der Infanterie z. D. Georg Hermann von Schweinitz zwischen 1914 und 1918 zum wichtigsten staatlichen Gestalter der sächsischen Innenpolitik. Nach seinem Tod am 11. März 1918 wurde General der Kavallerie von Broizem auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden feierlich beigesetzt.

Werdegang

Oberst von Broizem
Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee, 1898
Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee, 1902
Ehe der Tochter Marie mit Leutnant Curt von Criegern, in: „Deutscher Reichsanzeiger“, 10. März 1904, S. 4
Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee, 1905

Sächsische Biografie

Bereits 1904 bis 1910 hatte B. mit dem Amt des Kommandierenden Generals des XII. (1. Königlich Sächsischen) Armeekorps die in Friedenszeiten - nach dem sächsischen Kriegsminister – stärkste Position im sächsischen Kontingent des deutschen Reichsheers inne. – Nach dem Abitur am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden trat der aus einem ursprünglich braunschweigischen Adelsgeschlecht stammende B. 1868 als Offiziersanwärter in das sächsische Gardereiterregiment ein und wurde noch im selben Jahr zum Portepeefähnrich ernannt. 1869 zum Leutnant befördert, nahm er 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Von November 1871 bis November 1872 fungierte er als Regimentsadjutant. Im Anschluss an seine Teilnahme am Kriegsakademielehrgang in Berlin (1872-1875) leistete der 1874 zum Oberleutnant beförderte B. Dienst beim 1. Reiterregiment, das 1876 in 1. Husarenregiment Nr. 18 umbenannt wurde. Zweimal – 1877/78 und 1881/82 – wurde B. für je ein Jahr beim Preußischen Großen Generalstab eingesetzt. Mit Ausnahme dieser beiden Kommandierungen nach Berlin diente er ausschließlich in sächsischen Truppenteilen und Kommandobehörden. Zwischen 1879 und 1881 gehörte er dem Stab der 23. Infanteriedivision an.
Er wurde 1879 zum Hauptmann, 1886 zum Major und 1890 zum Oberstleutnant befördert. Nach Verwendungen im Generalkommando des XII. Armeekorps und der 12. Kavalleriedivision (1882-1892) sowie einem rund einjährigen Intermezzo als Führer der 4. Eskadron des 1. Ulanenregiments 17 (1885/86) übernahm er 1892 das Gardereiterregiment. Bereits 1893 wurde B. zum Oberst befördert. 1895 erfolgte die Ernennung zum Chef des Generalstabs des XII. Armeekorps; Prinz Georg von Sachsen war nun sein direkter Vorgesetzter. 1898 wurden B. das Kommando über die Kavalleriebrigade 23 und zugleich die Führung der Geschäfte des Inspekteurs der Dresdner Militärreitanstalt übertragen. 1899 wechselte er als Kommandeur zur Kavalleriebrigade 32, 1902 zur 23. Infanteriedivision. Ab 1904 stand der 1897 zum Generalmajor, 1901 zum Generalleutnant und 1904 zum General der Kavallerie beförderte B. als Nachfolger von Prinz Friedrich August an der Spitze des Generalkommandos des XII. Armeekorps in Dresden. Aus Altersgründen und wegen einer Herzkrankheit nahm B. 1910 seinen Abschied aus dem aktiven Dienst. – Den ausgezeichneten Ruf, den B. beim sächsischen Hof und Militär genoss, dokumentieren zahlreiche Auszeichnungen. König Albert ernannte ihn 1900 zum „Diensttuenden General à la suite Seiner Majestät“ und ein Jahr später zu seinem diensttuenden Generaladjutanten.
König Friedrich August III. stellte ihn 1909 à la suite des Gardereiterregiments und verlieh ihm 1910 den Hausorden der Rautenkrone. – Die eigentliche Bewährungsprobe erfolgte für B. indes erst nach Kriegsausbruch 1914. Anfang August 1914 im Alter von 63 Jahren als stellvertretender Kommandierender General des XII. (1. Königlich Sächsischen) Armeekorps reaktiviert, übernahm er auf der Grundlage des Kriegszustandsrechts die vollziehende Gewalt in den Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen sowie den Amtshauptmannschaften Flöha und Marienberg. Seine Zuständigkeit beschränkte sich nicht allein auf im engeren Sinn militärische Aufgaben, wie die im Kriegsverlauf zunehmend problematisch werdende Sicherstellung des Personalersatzes für die aktiven sächsischen Truppenteile. Als Militärbefehlshaber verfügten B. und der für Westsachsen verantwortliche stellvertretende Kommandierende General des XIX. (2. Königlich Sächsischen) Armeekorps Schweinitz vielmehr auch über außerordentliche Kompetenzen auf zivilem Gebiet: Zum einen waren B. die Gemeinde- und Zivilverwaltungsbehörden formal unterstellt, zum anderen nahm er auf ein weites Feld innenpolitischer, sozialer und wirtschaftlicher Fragen Einfluss. Dazu gehörten u. a. das Erhalten von Ruhe und Ordnung, die Pressezensur und die Kommunikationskontrolle, die Propaganda, das Bewirtschaften bedeutender Teile des Arbeits- und Gütermarkts, das Schlichten von Streiks, das Zusammen- oder Stilllegen von Betrieben und die Ernährung der sog. kriegswirtschaftlich tätigen Bevölkerung.
Im Rahmen dieser „Nebenregierung“ agierte B. um einiges konzessionsbereiter, reformfreundlicher und letztlich moderner als die sächsische Regierung unter der Führung des wenig flexiblen Innenministers Graf Vitzthum von Eckstädt. B. starb während der Ausübung seiner Tätigkeit als Militärbefehlshaber 1918 an einem Herzinfarkt. – B. war Mitglied und zeitweise zweiter Vorsitzender im Verein für Erdkunde Dresden sowie seit 1911 Mitarbeiter im „Landesausschuß für die Jugend zwischen Schul- und Wehrpflicht“. Der Schriftsteller Ludwig Renn beschrieb den hoch gebildeten und in politischen und militärischen Fragen weitsichtigen B. in seinem 1944 erschienenen autobiografischen Roman „Adel im Untergang“ als den „witzigsten aller sächsischen Offiziere, von dem es Dutzende von Anekdoten gab“. Einerseits unbedingt dem deutschen Kaiser und dem sächsischen König verpflichtet und antisozialdemokratisch eingestellt, realisierte B. früh, dass die Monarchie und mit ihr die Stellung der Herrscherhäuser nur durch eine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen der Unterschichten zu bewahren gewesen wären.[1]

Familie

Georg Hermann entstammte dem alten braunschweigischen Geschlecht „derer von Broizem“. Er war der Sohn des Geheimen Rats und Direktors der II. Abteilung des sächsischen Finanzministeriums Eduard von Broizem (1798–1872) und dessen Frau Bertha, geb. Freiin von Seckendorff (1810–1861).

Premier-Lieutenant von Broizem heiratet 1877 seine Verlobte Alexandra Gräfin von Fersen (1856–1940), Hoffräulein der deutschstämmigen Kaiserin Maria Alexandrowna von Rußland, Tochter des nach Dresden übergesiedelten Paul Graf von Fersen (1800–1884), Oberjägermeister von Kaiser Alexander II., und dessen Ehefrau Elise, geb. von Rauch, Hofdame der deutschstämmigen Kaiserin Alexandra Fjodorowna von Rußland. Aus der Ehe sind sieben Kinder entsprossen:

  • Elisabeth (1878–1953) ⚭ Dresden 26. Oktober 1897 Werner Freiherr von Seebach (1873–1956), sächsischer Oberstleutnant a. D., Besitzer der Rittergüter Groß- und Kleinfahner
  • Marie (Lebensrune.png 1880) ⚭ März 1904 Leutnant Curt von Criegern[2]
    • das Paar hatte mehrere Söhne, drei von ihnen fielen im Zweiten Weltkrieg: Oberstleutnant Theodor (Lebensrune.png 20. Dezember 1904; 6. Februar 1945), Hauptmann Hans-Joachim ( 10. Januar 1944) und Oberleutnant Rudolf ( 12. Februar 1942). Ob der Sanitätsoffizier Oberarzt Friedrich Arndt (Todesrune.png 10. Juni 1945 in einem russischen Gefangenenlagre in Thorn) ebenfalls zur direkten Familie gehörte, konnte nicht ermittelt werden.
  • Eduard (Lebensrune.png 1883), sächsischer Oberregierungsrat
  • Bertha (1891–1955) ⚭ 17. Oktober 1910 Erich von Kirchbach (1886–1944), Generalmajor
  • Paul Rudolf
  • Hermann
  • Erich

Beförderungen

  • Frühjahr 1868 Avantageur
    • Eintritt in das Königlich Sächsische Garde-Reiter-Regiment (1. schweres Regiment) in Dresden
  • 1.9.1868 Portepee-Fähnrich
  • 26.12.1868 Sekonde-Lieutenant (Datum des Patents)
  • 19.4.1874 Premier-Lieutenant
    • November 1875 Königlich Sächsisches 1. Husaren-Regiment „König Albert“ Nr. 18 in Großenhain
    • 1877 Großer Generalstab in Berlin
  • 12.9.1879 Rittmeister
    • 12.9.1879 im Generalstabstab der 23. Infanterie-Division (1. Königlich Sächsische) in Dresden unter Generalleutnant Lothar Freiherr von Hausen (1845–1920)
    • 1881 erneut im Großen Generalstab
    • 1882 im Ouartiermeisterstab des XII. (I. Königlich Sächsisches) Armeekorps in Dresden
    • 1885 Zugführer im Königlich Sächsischen 1. Ulanen-Regiment „Kaiser Franz Josef von Österreich“ Nr. 17 in Oschatz
  • 9.9.1886 Major
    • beim General-Kommando des Generalstabes in Dresden
  • 18.7.1890 Oberst-Lieutenant
    • 27.3.1892 Kommandeur des Königlich Sächsischen Garde-Reiter-Regiments (1. schweres Regiment) in Dresden
  • 25.6.1893 Oberst
    • 1.3.1895 Chef des Königlich Sächsischen Generalstabs Dresden als Nachfolger von Max von Hausen
  • 22.3.1897 Generalmajor
    • 17.4.1898 Kommandeur der 23. Kavallerie-Brigade (1. Königlich Sächsische) in Dresden
    • 17.4.1898 Direktor der Militär-Reit-Anstalt zu Dresden
    • 25.5.1899 Kommandeur der 32. Kavallerie-Brigade (3. Königlich Sächsische) in Dresden
    • 29.3.1900 Diensttuender General à la suite Seiner Majestät des Königs in Dresden
  • 9. Juli 1900 Generalleutnant
    • 23.3.1901 Generaladjutant Seiner Majestät in Dresden
    • 26.8.1902 Kommandeur der 23. Division (1. Königlich Sächsische) in Dresden als Nachfolger von Kronprinz Friedrich August von Sachsen
    • 18.10.1904 Kommandierender General des XII. (I. Königlich Sächsisches) Armeekorps in Dresden als Nachfolger von Kronprinz Friedrich August von Sachsen
  • 28.10.1904 General der Kavallerie
    • 21.9.1909 à la suite des sächsischen Garde-Reiter-Regiments (1.Schweres Regiment)
    • 26.9.1910 zur Disposition gestellt (sein Nachfolger beim XII. Armee-Korps wurde Karl Ludwig d’Elsa)
    • 2.8.1914 Stellvertretender Kommandierender General des XII. (II. Königlich Sächsisches) Armeekorps in Dresden

Auszeichnungen (Auszug)

Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee, 1912
Grabstätte von Georg Hermann von Broizem auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden

Schriften (Auswahl)

  • Eine Schlacht der Zukunft, Dresden 1890

Fußnoten

  1. Broizem, Georg Hermann von, Sächsische Biografie, herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.
  2. Hierbei könnte es sich um Friedrich Curt von Criegern (Lebensrune.png 24. November 1878 in Zittau) handeln, der als Hauptmannam 11. März 1916 schwer verwundet wurde und am 31. Dezember 1916 verstarb. Nach anderen Quellen handelte es sich um einen Curt von Criegern, der erst 1944 fiel.