Leibniz, Gottfried Wilhelm

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Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz wurde zum Präsidenten bzw. Direktor der von ihm geplanten und organisierten Akademien (Sozietäten) der Wissenschaften zu Berlin (1700) sowie zu Dresden (1704) und Wien (1713) ernannt, wo er sich nach zwei weiteren Besuchen (1700 und 1708) nochmals von Dezember 1712 bis September 1714 aufhielt. Der römisch-deutsche Kaiser Karl VI. berief ihn 1713 (rückwirkend ab Anfang 1712) in den Reichshofrat.

Gottfried Wilhelm Leibniz, seit 1713 Freiherr von Leibniz (Lebensrune.png 1. Juli 1646 in Leipzig; Todesrune.png 14. November 1716 in Hannover), war ein deutscher Physiker, Mathematiker, Philosoph, Jurist, Philologe und politischer Schriftsteller sowie Sprachwahrer. Er wird häufig als letztes wahres Universalgenie geführt.

Leben

Gottfried Wilhelm Leibniz, Portrait von Christoph Bernhard Francke, um 1700; Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
Notiz von Gottfried Wilhelm Leibniz für die Entwicklung des Binärsystems aus dem Jahr 1697

Leibniz war ein vielseitiger Wissenschaftler, der Griechisch und Latein autodidaktisch erlernte und dann Philosophie und Rechtswissenschaft studierte. Ab 1672 arbeitete er als Rat beim Mainzer Revisionsgericht und ab 1676 als Bibliothekar und Hofrat des Herzogs Johann Friedrich von Hannover. Er unternahm zahlreiche Reisen, u. a. nach Paris, wo er Kontakt zu den führenden Mathematikern der damaligen Zeit hatte. In Paris wurde Leibniz als einer der ersten Ausländer Mitglied der „Akademie der Wissenschaften“. Er pflegte Beziehungen auch zu anderen Höfen in Wien, Berlin und Petersburg.

Seit 1685 war er Historiograph des Welfenhauses. Im Jahre 1691 wurde Leibniz die Leitung der Bibliothek in Wolfenbüttel übertragen. Er war befreundet mit Kurfürstin Sophie und deren Tochter Sophie Charlotte, später Königin von Preußen, mit deren Hilfe er 1700 die spätere Berliner Akademie gründete. Sein gutes Verhältnis zum Fürstenhaus verschlechterte sich unter den Nachfolgern (Ernst August I. und Georg Ludwig) von Johann Friedrich. Im Jahre 1713 wurde er vom Kaiser zum Freiherrn und Reichshofrat ernannt.

Wirken

Gottfried Wilhelm Leibniz auf einem Stich von Etiene Ficquet (1731–1794)

G. W. Leibniz’ Wirken erstreckte sich auf viele Gebiete. In der Mathematik reformierte er die klassische Logik so weit, daß sich mittels des binären Zahlencodes (Dualzahlen) die Prinzipien der Arithmetik mit den Prinzipien der Logik verbinden ließen. Später knüpfte der deutsche Logiker, Mathematiker und Philosoph Gottlob Frege an Ideen von Leibniz an und erfand die Prädikatenlogik in seinem Werk „Begriffsschrift“ (Halle 1879). Leibniz verband in seinem Ansatz zwei gegensätzliche Gebiete der Mathmatik: das Kontinuierliche und das Diskrete, heutzutage würde man vielleich vom Analogen und Digitalen sprechen, aus der Fortentwicklung der Kenntnisse über unendliche Folgen und Reihen und der Ermittlung von deren Grenzwerten. Im Jahre 1675 erfand er die Integral- und Differentialrechnung und beschrieb diese 1684 in einem seiner Werke.[1] Durch die Symbolik der Infinitesimalrechnung und als Erfinder der Dualzahlen ist Leibniz auch heutzutage in der täglichen Arbeit präsent. Dagegen erscheint seine Metaphysik der Monaden, die die Welt spiegeln, heute ebenso fremd wie seine Theodizee als Verteidigung der Güte Gottes angesichts der Übel dieser Welt.

Zu seinem Wirken heißt es:

„Als nach dem Dreißigjährigen Krieg die weithin zerstreuten Kräfte eine neue, geschaffte Form sich suchten, trieb den Vorgang der Selbstbesinnung am mächtigsten das Gefühl an: die erste geformte Vollendung fand die deutsche Seele in der Musik. Doch auch der Geist machte sich mit Gewalt auf den Weg zu den neuen Erfahrungen. Lange schien alles geistige Leben endgültig ausgemerzt zu sein. In Leibnitz zeigt sich, wie nun der deutsche Geist sich wieder an Werk und Aufgabe stürzt, gierig, als sei er ausgehungert wie ein darbendes Tier. Jede Frage reißt Leibnitz in seine Gewalt, jede Wissenschaft eignet er herrisch sich an, rastlos jagt er den höchsten und auch den wunderlichsten Problemen nach, heute dem Römischen Recht und morgen der Theorie des Fernrohrs, jetzt einem politischen Streitfall in Polen, dann der Priesterdialektik über Gottesbeweise. Ein rasender Hunger nach Wissen wühlt diesen Menschen auf, und nicht eher gönnt sich der Umgetriebene Ruhe, als bis er ein Wissensgebiet sich restlos zu eigen gemacht hat. Der berühmteste Philosoph der Zeit, baut er an einem Bilde der Welt, das die Fülle ihrer Erscheinungen ordnet und somit unter die menschliche Herrschaft zwingt.“[2]

Staatslehre

Obwohl meist im Dienste protestantischer norddeutscher Stände, berücksichtigte Leibniz in allen Fragen, die er behandelte, Reichsrecht und -interesse in hohem Maße, so daß er als höchstes Beispiel der Reichtreue in dieser Zeit gelten darf. Leibniz entwickelte die Theorie des Reiches als „ständischem Bundesstaat“. Nach dieser Theorie sind sowohl die Einzelstaaten als auch das Reich souverän in ihrem je eigenen Aufgabenfeld. Das Reich besaß den gleichen Staatscharakter wie die einzelnen Fürstentümer.

Geisteswelt

L. verstand sich als Autodidakt, als ein Vielleser mit Vorliebe für Lektüre, die den eigenen Gedanken genügend Raum läßt, stets mehr darauf bedacht, zu verwerten als zu verwerfen. Er war wohl die vielseitigste Gestalt der deutschen Geistesgeschichte im 17. Jh.; ein Gelehrter, dem nichts Wissenswertes fremd blieb, der aber nicht als Polyhistor das Wissen um des Wissens willen ansammelte, sondern es stets mit der Praxis verbinden wollte. Der Preis dieser Vielseitigkeit war Unruhe, wenn nicht Verzettelung, die ihren Grund in seinem Streben nach Positionen hatte, die ihm angemessene Möglichkeiten zur Verwirklichung seiner großen Pläne einräumten; denn trotz seines Ansehens in der Gelehrtenwelt blieb er stets in Abhängigkeiten, die ihn zur Rücksichtnahme, wenn nicht gar zur Untätigkeit zwangen, aus Angst, etwas zur Unzeit angegangen zu haben. Dennoch hat L. entscheidend in die Neuzeit hineingewirkt und hätte, wäre er nicht so sehr seiner Zeit voraus gewesen, das noch stärker tun können. Die wesentlichen Grundlagen der Computertechnik beispielsweise, so die Rechenmaschine – sogar die dyadische –, die Dyadik selbst, der infinitesimale und der logische Kalkül (Schaltalgebra), die Kombinatorik und die Wahrscheinlichkeitsrechnung, der Umgang mit Näherungswerten und nicht zuletzt die Charakteristik und Begriffsanalyse sind von ihm entdeckt oder entscheidend weiterentwickelt worden. Was L. zur Analyse der Sätze erfand, braucht man heute, um sie zu verschlüsseln (Gödelisierung). Bei aller Modernität vertrat L. noch – derartig umfassend wohl als Letzter – die Ideale der Scholastik, wenn er den Versuch machte, den Glauben, die Theologie in den Mittelpunkt zu stellen –, selbst die Mathematik will er nur um ihretwegen betrieben haben – einen Versuch, alles Wissen, alle Betätigung letztlich auf das Ziel der ewigen Glückseligkeit auszurichten. Wenn er auch das irdische Wohl darüber nicht geringschätzte, so sah er den Menschen doch stets als homo viator (Hochstetter), und er hat unermüdlich versucht, dieses Bewußtsein in seiner Zeit wach zu halten. L. verbreitete seine Gedanken mehr durch eine umfangreiche Korrespondenz – sie umfaßt über 15 000 Briefe an und von mehr als 1 000 über ganz Europa bis hin nach China verteilten Adressaten – als durch die gut 300 Schriften, die er oder seine Zeitgenossen größtenteils in Form von Aufsätzen und Rezensionen herausgaben. Diese vergleichsweise wenigen Publikationen machen nur einen Bruchteil dessen aus, was L., zumeist als Fragment, in die Schubladen verbannte. So wurde sein Werk zum größten Teil erst postum in einem immer wieder abgebrochenen und bis heute nicht abgeschlossenen Prozeß im Druck zugänglich gemacht, obgleich sein Nachlaß, der heute in der Niedersächs. Landesbibliothek in Hannover liegt, vorzügliche Aufschlüsse geben kann über die Werkstattarbeit eines großen Geistes. „Wenn es nach mir ginge“, hat Lessing gesagt, „müßte L. nicht eine Zeile vergebens geschrieben haben“. Dennoch liegt eine Gesamtausgabe seiner Schriften und Briefe bis heute nicht vor.[3]

Zitate

  • „Sagen sie, daß sie nach vielem Nachsinnen und Nagelbeißen kein Deutsch gefunden, so ihre herrliche Gedanken auszudrücken gut genugsam gewesen, so geben sie wahrlich mehr die Armut ihrer vermeinten Beredsamkeit als die Vortrefflichkeit ihrer Einfälle zu erkennen.“
  • „Alles, was sich nicht mit Mitteln der Volkssprache auseinandersetzen läßt, damit ist es nichts.“
  • „Gleichwohl wäre es ewig Schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Heldensprache dergestalt durch unsere Fahrlässigkeit zugrunde gehen sollte, so fast nichts Gutes schwanen machen dürfte, weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freiheit und ein fremdes Joch mit sich geführet.“
  • Es ist eine der Torheiten unserer Nation, die Weisheit jenseits des Rheins und der Alpen zu suchen und für einen guten Teil unseres Vermögens und auf Kosten der Gesundheit Hirngespinste einzutauschen, die lediglich den Geist auf Nichtigkeiten richten und unseren Ruin vollenden. Nie sind die Deutschen soviel gereist und nie ist Deutschland seinem Verfall näher gewesen![4]

Siehe auch

Literatur

  • Johann Franz Encke: Rede zum Andenken an Gottfried Wilhelm Leibnitz 1842 (PDF-Datei)
  • Kurze Einführung in seine Philosophie in: Johannes Rehmke: Grundriss der Geschichte der Philosophie zum Selbststudium und für Vorlesungen, 1896, S. 193 ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Hans Pichler: Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 35–48
  • H. Zacher (Hg.): Die Hauptschriften zur Dyadik von G. W. Leibniz, Vittorio Klostermann, Frankfurt 1973, ISBN 3465009983
  • Reinhard Finster / Gerd van den Heuvel: Gottfried Wilhelm Leibniz. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt, 2005, ISBN 3499504812
  • Hans Poser: Gottfried Wilhelm Leibniz zur Einführung, Junius Verlag, 2005, ISBN 3885066130

Verweise

Fußnoten

  1. Differential- und Integralrechnung durch Leibniz, gwlb.de
  2. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937
  3. Leibniz, Gottfried Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 121–131
  4. Nach Gerhard Prause: Genies in der Schule. Berlin 2007, Seite 230