Wolff, Gottlieb
Gottlieb Wolff ( 5. Mai 1897 in Verden an der Aller; 23. März 1971 Delmenhorst) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst der Luftwaffe und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg sowie Jurist.
Werdegang
Gottlieb Wolff trat nach dem Notabitur im Frühling 1915 freiwillig dem Heer bei und diente zuerst bei der Infanterie, um dann als Beobachter zur Fliegertruppe zu wechseln, wo er Leutnant der Reserve wurde. Am 23. Januar 1917 wurden sein Flugzeugführer und er abgeschossen und gerieten nach der Notlandung hinter feindlichen Linien in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr in die Heimat am 14. Februar 1920 meldete er sich pflichtgetreu bei der Vorläufigen Reichswehr und wurde sogleich beurlaubt. Am 1. Mai 1920 wurde er mit dem Charakter als Oberleutnant der Reserve außer Dienst gestellt. Wolff studierte nun Rechtswissenschaften und promovierte 1927 an der Universität Leipzig mit der Arbeit „Der Einfluß der Ehe auf die Kriminalität des Mannes – Eine kriminalistische Studie über die Jahr 1908–1917“.
Am 1. November 1933 wurde er, vermutlich als L-Offizier, Referent im Reichsluftfahrtministerium der Reichswehr. Nach der Enttarnung der Luftwaffe wurde er am 1. Juni 1935 aktiver Luftwaffenoffizier im Rang eines Hauptmanns. Als solcher wurde er zur Fliegergruppe Finsterwalde (mit 18 Junkers Ju 52/3m ausgerüstet) versetzt, aus der am 1. Oktober 1935 die II. Gruppe/Kampfgeschwader 153 wurde, die anschließend mit der Dornier Do 23 ausgestattet wurde. Anfang 1936 wurde ein Teil der Besatzungen des KG 153 zur Aufstellung der III. Gruppe/Kampfgeschwader 253 abgegeben. Hauptmann Wolff wurde nun Kapitän der 9. Staffel/III. Gruppe/KG 253. Nach dem tödlichen Absturz des ersten Generalstabschefs der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, am 3. Juni 1936 erhielt das Kampfgeschwader den Ehrennahmen „General Wever“ verliehen. Am 15. März 1937 wurde die III. Gruppe/Kampfgeschwader 253 geteilt und stellte so die IV. Gruppe/Kampfgeschwader 153 auf, die u. a. beim Beitritt Österreichs im Einsatz war. Am 1. August 1937 erfolgte Dr. Wolffs Beförderung zum Major. Am 13. April 1940 wurde Major Wolff zum IIa der Luftflotte 1 ernannt. Am 24. Juni 1940 wurde Wolff zum Kommandeur der III. Gruppe/Kampfgeschwader 77 ernannt. Während des Westfeldzuges 1940 unterstand das KG 77 dem VIII. Fliegerkorps beim Luftflottenkommando 2. Schon am 3. Juli 1940 wurde Wolff zum Kommandeur der II. Gruppe/Kampfgeschwader 4 „General Wever“ ernannt, was er bis Mai 1942 blieb. Das KG 4 entstand am 1. Mai 1939 aus dem Kampfgeschwader 253.
Nach dem Westfeldzug wurde das KG 4 der 9. Fliegerdivision (später IX. Fliegerkorps) unterstellt. Neue Aufgabe des Geschwaders war der Luftminenkrieg mit der Heinkel He 111 an der englischen Küste. Hierzu wurden die einzelnen Gruppen im Einsatz mit Minen ausgebildet, wobei die I. Gruppe bereits ab dem 12. Juni 1940 aus dem Einsatz gezogen und nach Wittmundhafen zur Ausbildung verlegt wurde. Der Erste Einsatz mit LMA (Luftmine, Typ A, 500 kg) erfolgte am 15. Juni 1940. Hinzu kamen erste Störangriffe gegen Ziele auf der britischen Insel direkt (Tanklager, Industrieziele). Ende Juli 1940 lag das ganze Geschwader in Holland. Ab dem 2. August 1940 nahm das Geschwader am Unternehmen „Adlerangriff“ teil. Die Luftangriffe auf England wurden bis über den Jahreswechsel geflogen. Es folgten Einsätze beim Balkanfeldzug, im östlichen Mittelmeerraum und an der Ostfront, darunter Versorgungsflüge in den Kessel von Cholm und in den Kessel von Demjansk sowie Feindflüge während der Schlacht von Rschew und der Schlacht von Welikije Luki. Im Sommer bzw. Herbst 1942 wurde er zum Oberstleutnant befördert (mit Rangdienstalter vom 1. April 1942) und wurde im Juni 1942 zum Kommodore des KG 4 ernannt. Am 10. Januar 1943 gab er nach 112 Feindflügen die Dienststellung auf (am 12. Januar übernahm Oberstleutnant Heinz-Joachim Schmidt das Geschwader) und wurde in die Führer-Reserve/Ob.d.L. versetzt. Am 1. Juni 1943 wurde er Chef der Abteilung LP 4 (Flak) im Luftwaffenpersonalamt, am 26. März 1945 wurde er dann schließlich Chef der Abteilung „Auszeichnungs- und Disziplinarangelegenheiten“ im Luftwaffenpersonalamt, weshalb seine Unterschrift auf vielen Ordensdokumenten zu finden ist. Am 3. Mai 1945 geriet er in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Auszeichnungen (Auszug)
- Abzeichen für Beobachtungsoffiziere aus Flugzeugen (1914)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Beobachterabzeichen (Wehrmacht)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Frontflugspange für Kampfflieger in Gold
- Deutsches Kreuz in Gold am 11. Februar 1942 als Oberstleutnant und Kommandeur der II. Gruppe/Kampfgeschwader 4
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 5. Januar 1943 als Oberst und Kommodore des Kampfgeschwaders 4 „General Wever“
Bildergalerie
General der Flieger Helmuth Förster und Oberstleutnant Dr. Gottlieb Wolff, Kommandeur der II. Gruppe/KG 4
- Geboren 1897
- Gestorben 1971
- Deutscher Jurist
- Deutscher Oberst
- Oberst (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Militärperson der Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)
- Oberleutnant (Reichswehr)
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger der Frontflugspange in Gold
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Kriegsgefangener