Harrer, Heinrich

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Heinrich Harrer

Heinrich Harrer (Lebensrune.png 6. Juli 1912 in Obergossen, Marktgemeinde Hüttenberg; Todesrune.png 7. Januar 2006 in Friesach) war ein deutscher Bergsteiger, Forschungsreisender, Geograph und Autor aus Österreich. 1938 gehörte er zu der Seilschaft, die als Erste die Eiger-Nordwand durchstieg. Weltweit bekannt wurde er auch durch sein „Buch Sieben Jahre in Tibet“, welches ca. vier Millionen mal verkauft und in 48 Sprachen übersetzt wurde.

Leben

Die deutschen Eiger-Nordwand-Erstbezwinger mit Adolf Hitler in Breslau im Juli 1938; v. l. n. r.: Seilschaftsführer Andreas Heckmaier, Heinrich Harrer, Adolf Hitler, Fritz Kasparek, Ludwig Vörg, Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, Reichsinnenminister Wilhelm Frick

Heinrich Harrer wurde als ältestes Kind des Postbeamten Josef Harrer und dessen Frau Johanna Harrer in Obergossen (Österreich-Ungarn) geboren. 1927 zog die Familie nach Graz. Mit 17 Jahren entdeckte Harrer als Mitglied der Studentenverbindung Akademischer Turnverein Graz (A. T. V.). seine große Leidenschaft und Begabung für Körperertüchtigung und Sport.

Drittes Reich

Heinrich Harrer mit dem Dalai Lama im Juli 1992

1933/1934 wurde Harrer Akademischer Abfahrtsweltmeister, Österreichischer Golfmeister und war u. a. als Hüttenwart auf der Tauplitzalm für das vereinseigene Schutzhaus „Grazerhütte“ des A. T. V. zuständig. 1937 war er Trainer der österreichischen Ski-Nationalmannschaft der Damen. Seit frühester Zeit war Harrer mit der nationalen Sache verbunden. So war er seit Oktober 1933 Mitglied der SA, seit 1. April 1938 der SS und seit 1. Mai 1938 der NSDAP. Weiters engagierte er sich als SS-Sportinstruktor (Übungsleiter) im Rang eines Oberscharführers.

1933-1938 studierte er Geographie und Sport an der Karl-Franzens-Universität in Graz. 1937 wurde er Nationaltrainer der österreichischen Ski-Nationalmannschaft der Damen. Am selben Tag, an dem Harrer sein letztes Staatsexamen erfolgreich an der Universität abgelegt hatte, fuhr er nach Grindelwald in die Schweiz, um die berüchtigte Nordwand des Eiger im Berner Oberland zu bezwingen. Zusammen mit Seilschaftsführer Anderl Heckmair und Ludwig Vörg aus München sowie Fritz Kasparek aus Wien gelang ihm in der Zeit von 21. – 24. Juli 1938 die Erstdurchsteigung der Eiger-Nordwand.

Heinrich Harrer zu diesem außergewöhnlichen Erfolg in Anderl Heckmairs Buch „Um die Eigernordwand“:

„Wir haben die Eiger-Nordwand durchklettert über den Gipfel hinaus bis zu unserem Führer!“ — Heinrich Harrer[1]

Nach ihrer erfolgreichen Rückkehr wurde die Vierer-Seilschaft von Adolf Hitler anläßlich des Deutschen Turnfestes in Breslau, welches von 27. – 31. Juli 1938 stattfand, empfangen. Weiters ermöglichte ihm dieser Erfolg die Teilnahme an der Nanga-Parbat-Expedition 1939 der elitären Deutschen Himalaya-Stiftung, welche von höchster Stelle unterstützt wurde. Im Sommer 1939 nahm Harrer mit Peter Aufschnaiter, Lutz Chicken und Hans Lobenhoffer an der oben erwähnten Erkundungsexpedition zum Nanga Parbat teil.

Zweiter Weltkrieg

Schon im Herbst wurde er aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges im britischen Konzentrationslager in Dehra Dun in Indien interniert. Beim 5. Ausbruchsversuch aus der britischen Internierung hatte Heinrich Harrer Erfolg und konnte gemeinsam mit dem Leiter der Nanga Parbat-Expedition, Peter Aufschnaiter, aus der Gefangenschaft fliehen. 21 Monate dauerte die Flucht der beiden Männer durch ein riesiges, fast menschenleeres Land, in deren Verlauf die beiden Männer mehr als 2.000 Kilometer zu Fuß zurücklegten.

Nachkriegszeit

Im Januar 1946 erreichten sie die tibetische Hauptstadt Lhasa im damals noch unabhängigen Tibet. Heinrich Harrer war erst Übersetzer und Fotograf für die tibetische Regierung und später Lehrer, Berater und Freund des Dalai Lama. 1950/1951 brach der tibetisch-chinesische Konflikt aus und Harrer kehrte über Indien wieder nach Europa zurück. Über die Flucht aus dem Internierungslager nach Tibet und die danach in Lhasa verbrachten fünf Jahre schrieb er das Buch „Sieben Jahre in Tibet“. Bis an sein Lebensende blieb Harrer ein Freund des Dalai Lama.

Tod

SS-Oberscharführer a. D. Prof. Heinrich Harrer starb am 7. Januar 2006 im Alter von 93 Jahren im Krankenhaus in Friesach in Kärnten.

Familie

Im Dezember 1938 (am 20. Dezember 1938 hatte das Rasse- und Siedlungshauptamt in Berlin die Erlaubnis erteilt) heiratete Harrer Hanna Charlotte „Lotte“ Wegener (1920–1989), die Tochter des 1930 im Grönlandeis verstorbenen deutschen Polarforschers Alfred Wegener. Harrer war somit der Schwager vom Gauleiter der Steiermark Sigfried Uiberreither, welcher 1939 Lottes Schwester Käthe Wegener heiratete. Im Dezember 1939 wurde Harrers Sohn Peter geboren. Harrer war zu diesem Zeitpunkt in Indien interniert. Die Ehe mit Lotte wurde noch während seines Asienaufenthalts geschieden; die zweite Ehe mit Etta Truxa dauerte von 1952 bis 1958. Bis zu Harrers Tod bestand seine dritte Ehe mit Carina Haarhaus (1922–2014), die er 1957 in einem Golfclub kennengelernt hatte.

Expeditionen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Werke

  • Das alte Lhasa. Bilder aus Tibet, Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-550-08435-8
  • Borneo. Mensch und Kultur seit ihrer Steinzeit, Pinguin-Verlag, Innsbruck 1988, ISBN 3-7016-2294-9
  • Denk ich an Bhutan, Herbig, München 2005, ISBN 3-7766-2439-6
  • Erinnerungen an Tibet, Ullstein, Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-550-06813-1
  • Geheimnisvolles Afrika, Pinguin-Verlag, Innsbruck 1980, Innsbruck, ISBN 3-524-76027-9
  • Geister und Dämonen. Magische Erlebnisse in fremden Ländern, Ullstein Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-548-35336-3
  • Haka-Haka. Bei den Xingu-Indianern im Amazonasgebiet, Ullstein, Frankfurt/M. 1979, ISBN 3-548-32013-9
  • Der Himalaya blüht. Blumen und Menschen in den Ländern des Himalaya, Pinguin-Verlag, Innsbruck 1980, ISBN 3-524-76031-7
  • Ich komme aus der Steinzeit. Ewiges Eis im Dschungel der Südsee, Fischer, Frankfurt/M. 1978, ISBN 3-596-23506-5
  • Ladakh. Götter und Menschen hinter dem Himalaya, Ullstein, Frankfurt/M. 1988, ISBN 3-548-32016-3
  • Die letzten 500. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen, Ullstein, Berlin 1977, ISBN 3-550-06574-4
  • Mein Leben, Ullstein, München 2002, ISBN 3-550-07524-3
  • Meine Forschungsreisen, Pinguin-Verlag, Innsbruck 1986, ISBN 3-7016-2242-6
  • Rinpotsche von Ladakh, Pinguin-Verlag, Pinguin 1981, Innsbruck 1981, ISBN 3-7016-2102-0
  • Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama, Ullstein, Berlin, 1953, ISBN 3-548-35753-9
  • Unter Papuas. Mensch und Kultur seit ihrer Steinzeit, fischer, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3-596-23508-1
  • Unterwegs. Handbuch für Reisende, Brockhaus, Wiesbaden 1988, ISBN 3-7653-0318-6
  • Die Weiße Spinne. Das große Buch vom Eiger, Ullstein, München 2001, ISBN 3-548-36229-X
  • Wiedersehen mit Tibet, Ullstein, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-548-35666-4
  • Gaisbergbahn, Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1984, ISBN 3-85416-096-8

Verfilmung

  • Sieben Jahre in Tibet (1997)

Fußnoten

  1. In: Anderl Heckmair: Um die Eigernordwand, 1938
  2. [1] (PDF; 4,7 MB) / Ernennungsurkunde.