Hirth, Hellmuth

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Alter Adler[1] Hellmuth Hirth

Hellmuth Hirth (Lebensrune.png 24. April 1886 in Heilbronn; Todesrune.png 1. Juli 1938 in Karlsbad) war ein deutscher Flugpionier, Ingenieur, Fluglehrer, Flugzeugmotorenkonstrukteur und Unternehmer. Während des Ersten Weltkriegs war er Reserveoffizier des Deutschen Heeres, zuletzt Leutnant der Reserve der Fliegertruppe, und wirkte bei der Konstruktion von sogenannten Riesenflugzeugen mit. Das Mitglied der „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt“ erprobte diese auch selbst als Einflieger.

Leben

Flugwoche Kiel vom 17. bis 22. Juni 1911
Flugschülerin Melli Beese hinter Fluglehrer Hirth
Hellmuth Hirth mit Passagier.jpg
Helmuth Hirth.jpg
Leutnant Helmuth Hirth, Sanke Postkarte Nr. 422 II.jpg

Hellmuth Hirth kam 1886 in Heilbronn zu Welt, als sein Vater Albert für kurze Zeit Ingenieur in einer Heilbronner Firma war. Bereits mit zwölf Jahren fuhr er ein Motorrad (Motordreirad) und mit dreizehn ein Automobil. Vom Vater scheint er den Erfindungsgeist und den Geschäftssinn geerbt zu haben: Hirth wurde Mechaniker und Ingenieur.

Er ging 1903/1904 in die VSA und arbeitete dort unter anderem bei Thomas Alva Edison, später – nach dem Besuch der Maschinenbauschule in Stuttgart – im väterlichen Zweigwerk in Leicester (England). Schon 1908 begeisterte er sich für die Fliegerei und wurde einer der ersten deutschen Motorflieger („Alter Adler“). Beim Flugzeugkonstrukteur Ignaz Etrich in Wiener Neustadt lernte er 1911 durch Karl Illner das Fliegen und machte danach als Chefpilot und Oberingenieur von Edmund Rumpler, der in Berlin-Johannisthal den Etrich-Eindecker für Deutschland in Lizenz baute, die „Etrich-Rumpler-Taube“ durch seine Flüge zur bekanntesten deutschen Flugzeugkonstruktion jener Zeit.

Er erwarb 1911 das Flugzeugführerzeugnis Nummer 79, gewann zweimal den oberrheinischen Zuverlässigkeitsflug, im Juni 1911 den Kathreinerpreis durch den ersten Flug München-Berlin in 5½ Stunden reiner Flugzeit, 1912 den ersten großen Fernflug Berlin-Wien sowie den Süddeutschen Rundflug und stellte mehrere Höhenrekorde mit und ohne Passagier auf (unter anderem 4420 m). Danach errang er weitere Siege in in- und ausländischen Flugwettbewerben. Seine Flugleistungen förderten die Entwicklung der Fliegerei und verschafften ihr große Popularität. 1912 trat er in die Albatros-Werke als technischer Leiter ein.

„Mit Ferdinand Graf Zeppelin als dem Nestor des Luftschiffs, mit den Fliegern Hellmuth Hirth und Ernst Heinkel, die beide aus dem nahegelegenen Remstal stammten und in Cannstatt zur Schule gegangen waren, sowie mit den Flugzeug-Konstrukteuren Hanns Klemm aus Stuttgart und Claude Dornier aus Kempten war im deutschen Südwesten eine fliegerische Elite zusammengekommen, die die Menschen einfach begeisterte.“[2]

Erster Weltkrieg

Hirths Absturz bei der Erprobung einer Zeppelin-Staaken VGO.I im Thüringer Wald am 15. Dezember 1915

Während des Ersten Weltkrieges war er Jagdflieger und wirkte nach einer schweren Verwundung beim Bau und der fliegerischen Erprobung von sogenannten Riesenflugzeugen mit. Nach dem Krieg wandte er sich in eigener Versuchswerkstatt in Stuttgart der Entwicklung von Motoren und Propellern zu. In der Firma „Versuchsbau Hellmuth Hirth“ baute er seit Ende 1920 Flugzeugteile und Kolben aus Leichtmetall für Verbrennungsmotoren, zeitweise aus dem neuen Leichtmetall Elektron. Seit 1926 widmete er sich wieder ganz seinem eigentlichen Ziel, der Entwicklung brauchbarer Kleinflugmotoren. Aber auch für seinen jüngeren Bruder Wolf Hirth mühte er sich ab und entwickelte seine Motorradrennmotoren.

Hirth Motoren GmbH

Er gründete 1931 die „Hirth Motoren GmbH“ und brachte mit dem HM 60 (Hirth Motor von 60 PS) den ersten wirtschaftlichen und betriebssicheren Sportflugmotor heraus. Es folgten eine Reihe weiterer Flugmotoren (zum Beispiel HM 504 A), die in zahlreiche Sport-, Geschäfts- und Schulflugzeuge eingebaut wurden. Bei den Leichtflugzeugen der Klemm Flugzeugwerke wurden die Hirth-Motor mit 80 PS schnell Standard. Hirth nahm so bedeutenden Anteil an der Steigerung und Vervollkommnung des deutschen Flugmotorenbaus und förderte dadurch die Entwicklung des deutschen Flugwesens, besonders der Sportluftfahrt.

Kurzer Lebenslauf

  • 1892 Erhalt des ersten Fahrrads
  • 1901 Mechanikerlehre bei G. F. Grotz, Maschinenfabrik in Bissingen an der Enz
    • leidenschaftlicher sowie begabter Schwimmer und Turner
  • 1903 Reise nach Neu York, verschiedene Arbeitsstellen zur Weiterbildung
    • Singer-Nähmaschinenfabrik als Stückarbeiter in der Schiffchen-Abteilung; Fabrik von Druckpressen; Pond Maschinenfabrik; Sloan & Chase (Newark); Reparatur-Garage (deutsche Automobilmotoren); Mechaniker bei Edison (Orange in Schuyler County, auch als Assistent von Thomas Alva Edison in dessen Privatlaboratorium)
    • auf Antrag von Neu York aus dem württembergischen 1. Landsturm-Infanterie-Bataillon Stuttgart zugeteilt und für die Auslandsstudien freigestellt
    • über Weihnachten und Neujahr 1903/1904 Reise nach Westindien, vier Wochen Erholung in Kingston auf Jamaika
    • nach Rückkehr zu Neu York wieder im Automilifach tätig, erste Rennen mit einem Christiewagen; in verschiedenen Maschinenfabriken in Pittsburg, Chikago usw. tätig.
    • Spätsommer 1904 mit dem Sohn des Chefs nach Brasilien in den Urwald gereist; nach Rückkehr hochbezahlte Arbeit in einer Chemiefabrik in Philidelphia
  • Dezember 1904 Auf Wunsch der Eltern ausgeschifft, um in Deutschland Weihnachten verbringen zu können
  • 1906 Besuch der Baugewerkschule Stuttgart
  • 1908 Filialleiter für das Unternehmen seines Vaters in Großbritannien (Leicester)
    • durch das neue englische Patentgesetzt mußten auch Deutsche, die ihre Maschinen an englische Firmen verkaufen wollten, diese in Großbritannien herstellen
  • 1909 August Euler
    • auf Vermittlung seines Vaters, ebenfalls vom Fliegervirus ergriffen, hatte Hellmuth Hirth Kontakt zu August Euler bekommen, der ihn 1909 engagierte (Flugplatz Griesheim bei Darmstadt); nach der Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt im Juli 1909 trennten sich jedoch ihre Wege
  • 1910 Reise zu Edmund Rumpler nach Berlin, sie wurden sich einig (Anstellung als Oberingenieur)
  • Januar 1911 im Auftrag Rumplers nach Wiener Neustadt gereist, um bei Karl Illner mit dem vierten von Ignaz „Igo“ Etrich gebauten „Apparat“ das Fliegen zu lernen; insgesamt vier erfolgreiche Alleinflüge
  • Februar 1911 Rückkehr nach Berlin zur Rumpler-Gesellschaft, um die Rumpler „Taube“ einzufliegen
  • 11. März 1911 Erwerb des Flugzeugführerpatents auf dem Flugplatz Johannisthal vor Major Georg Julius Friedrich von Tschudi und Direktor Léon Christmann
    • es war die erste Flugzeugführerprüfung nach den erschwerten Bedingungen, später wurden sie wieder erleichtert
  • Juni 1911 erster Höhenflug (2.200 m) bei der Flugwoche Kiel (Kieler Flugwoche) mit 70-PS-Mercedes-Flugmotor
  • Internationaler Überlandflug (Wettbewerb) Berlin – Wien (600 km) vom 9. bis 10. Juni 1912; „Gewinner des Wettfluges und einziger, der Wien erreichte, war Hellmuth Hirth (mit Passagier Leutnant Schoeller) auf einer Rumpler Renntaube.“ (Renn-Rumpler-Eindecker mit 100 PS Sechszylinder Mercedes-Motor)
    • Hirth und Leutnant Schoeller kannten sich schon seit dem oberrheinischen Zuverlässigkeitsflug 1911; Schoeller wurde stets als Passagier/Begleiter/Beobachter bezeichnet und war Angehöriger des 2. Rheinischen Husaren-Regiments Nr. 9 in Straßburg
  • 1912 Kieler Flugwoche (Nordmarkenflug); mit Passagier 2.500 m, ohne 2.900 m erreicht (100-PS-Argus-Motor)
    • „Seine Königliche Hoheit, Prinz Adalbert von Preußen, dem ich von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen vorgestellt wurde, nahm mich in seinem Wagen zu einem gemütlichen Zusammensein in sein Heim in Kiel mit. Vorher hatte Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich von Preußen mich bereits eingeladen, der Segelbootregatta auf ihrer Yacht ‚Carmen‘ zu folgen. Eine besondere Ehre und Freude wurde mir zuteil, als mir mitgeteilt wurde, daß Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. mich an Bord der ‚Hohenzollern‘ empfangen wolle. Nachdem Seine Majestät Leutnant Schoeller und mir den Kronenorden IV. Klasse überreicht hatte, sprach der Kaiser mit mir über Flugmotoren und den von Seiner Majestät gestifteten Preis von 50000 Mark für den besten deutschen Motor, und ich konnte Seiner Majestät bestätigen, daß der Preis recht belebend auf die Arbeit in den deutschen Flugmotorenfabriken gewirkt habe.“
  • 1912 Teilnahme an der Flugwoche des Leipziger Vereins für Luftfahrt; Höhenrekord mit über 4.000 m, der Görzsche Barometer ging nur bis 4.000 m, die Hirth nach 21 Minuten erreicht hatte. Eine nachträgliche Prüfung ergab folgendes Resultat:
    • „Leipzig, den 15. Juli 1912. Am 8. Juli 1912 vormittags wurde dem Physikalischen Institut durch Herrn Spandow das Goerzsche Maximalbarometer Nr. 1526 des Herrn Hirth übergeben mit dem Ersuchen, zu prüfen, welcher Höhe die Stellung des Maximalzeigers entspräche, die nach der Angabe des Herrn Spandow von Herrn Hirth in Lindenthal-Leipzig am 6. Juli 1912 abends erreicht wurde. Diese Stellung liegt über das Ende der Skala (4000 m) hinaus und zwar etwa 8,7 mm, an der Spitze des Zeigers gemessen. Würde die Skala über 4000 verlängert in gleicher Weise, wie im Bereich 3900 bis 4000, so entspräche die Zeigerstellung etwa 4165. [...] Auf Grund all dieser Daten ergibt sich die der Stellung des Maximalzeigers entsprechende Höhe über Leipzig zu h über Leipzig = 18430 m (log 750,9 — log 435,2) (1-1-0,00367 • 2,3) (1+0,0026 cos 102,68+0,0000002 • 2300 + 0,0044) = 4420 m, die Höhe über dem Meer h über Meer = 4520 m. gez.: Dr. Ludwig Schiller, Assistent am physikalischen Institut, als Prüfer, Prof. Dr. Otto Wiener, als Direktor des physikalischen Instituts der Universität Leipzig.“
  • 1912 Teilnahme am Süddeutschen Flug, 15.-20. Oktober 1912; 1. Preis für Zivilflieger: „Hellmuth Hirth (Leutnant v. Gravenstein), Rumpier Eindecker. Hellmuth Hirth, Ehrenpreis des Prinzregenten, Zusatzpreis des V. f. L. und Flugtechn., Nürnberg und 12500 Mark.“
  • 1912 Technischer Direktor bei den Albatros-Werken
  • 1914 Freiwilliger der Fliegertruppe (Jagdstaffel „Boelcke“)
  • 1915 Technischer Leiter beim Bau des ersten Riesenflugzeugs
    • er flog u. a. die AEG R.I, die Gotha R.I und die VGO.I
  • 1920 Gründung des späteren Unternehmens „Elektronmetall“ in Stuttgart
  • 1931 Gründung der Hirth-Motoren GmbH in Stuttgart

Tod

Hellmuth Hirth starb – keine drei Jahre nach dem Tod seines Vaters – am 1. Juli 1938 im Alter von 52 Jahren an den Folgen eines Leberrisses, den er sich im Ersten Weltkrieg bei einem Flugzeugabsturz zugezogen hatte. Bei seiner Beisetzung legte der Fliegergeneral Ernst Udet, ein Freund der Familie, im Namen Hermann Görings einen Kranz nieder und nannte Hirth „ein Sinnbild deutschen Wollens und Könnens“.

Zu Ehren des schwäbischen Erfinders und Unternehmers wurde nach seinem Tod 1938 in Karlsbad der Hellmuth-Hirth-Fliegermarsch von Robert Waldmann, zuletzt Konzertmeister beim Musikverein Stuttgart-Zuffenhausen, komponiert und am 24. Januar 1939 durch das Musikkorps des Infanterie-Regiments 119 in Stuttgart auf dem Kleinen Schloßplatz unter Leitung des Stabsmusikmeisters Adolf Scholz öffentlich aufgeführt.

Familie

Leutnant Hirth heiratete 1915 seine Verlobte Käte (ggf. Käthe) Funck (1890–1950), Opernsängerin im Café des Westens, später an der Berliner Volksoper und Tochter des Hotelbesitzers Karl Egidius Funck (1863–1945). Die Kriegstrauung fand in Stuttgart statt. Die Ehe blieb kinderlos. Hellmuth Hirth war Taufpate von Dietrich Hellmuth Kamm, der Sohn seines Freundes Wunibald Irmin Erich Kamm.

Schriften (Auswahl)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Hellmuth-Hirth-Denkmal in Stuttgart-Zuffenhausen

Ehrungen

  • Hellmuth-Hirth-Weg in Nürnberg
  • Hellmuth-Hirth-Straße in Stuttgart
  • Hellmuth-Hirth-Straße in Heilbronn
  • Hellmuth-Hirth-Zeile in Berlin
  • Hellmuth-Hirth-Denkmal in Stuttgart-Zuffenhausen
    • unweit seines ursprünglichen Unternehmens der „Hirth-Motoren GmbH“ mit dem „geflügelten Mensch“ zu Ehren des „Vaters der LuftfahrtOtto Lilienthal

Bildergalerie

Literatur

  • Erich-Rumpler-Taube nach der Landung, morgens. Führer: Oberingenieur Hellmut Hirth; Beobachter: Leutnant Schoeller: oberrheinischer Zuverlässigkeitsflug. Truppenübungsplatz, Homann, 1912

Fußnoten

  1. Flugzeugführerpatent Nr. 79
  2. Jürgen Potthoff / Ingobert C. Schmid: Wunibald I. E. Kamm – Wegbereiter der modernen Kraftfahrtechnik, Springer-Verlag, 2011, S. 14
  3. Stuttgarts Waldfriedhof, auf einer Halbhöhenlage zwischen Heslach und Degerloch gelegen, birgt nicht nur die Gräber einst wichtiger Personen und Persönlichkeiten aus Stadt und Land, er bildet auch eine Sehenswürdigkeit für sich. Ob Bundespräsident Theodor Heuss, Stuttgarts legendärer Bürgermeister Arnulf Klett, der Fernsehturmerbauer Fritz Leonhardt, der Flugzeugpionier Wolf Hirth; der Architekt des Hauptbahnhofs Paul Bonatz; Robert Bosch, der Vermarkter der Zündkerze; der Tenor Wolfgang Windgassen oder der Kaufhauskönig Eduard Breuninger – sie und viele mehr mit klangvollen Namen haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Das Besondere am Waldfriedhof ist sein natürlicher Waldcharakter mit sich kurvig schlängelnden Wegen und ohne Grabeinfassungen. Neuerdings gibt es auch Baumgräber. Die Seilbahn wiederum, die hölzern-tröstliche, bringt einen bis knapp vor den Haupteingang.
  4. Buchbeschreibung des Verlags: „Das Lebensbild einer faszinierenden Familie. Der Name Hirth ist aus der Luftfahrtgeschichte nicht wegzudenken. In einer alt und jung fesselnden Darstellung wird das Leben und Wirken Albert Hirths sowie seiner Söhne Hellmuth und Wolf geschildert. Neben ‚Vater‘ Hirth, dem vielseitigen Erfinder bahnbrechender technischer Neuerungen, die mit dem industriellen Aufschwung der letzten fünfzig Jahre unlöslich verbunden sind, und dem seiner Zeit vorauseilenden Konstrukteur neuartiger Motoren, stehen die beiden Söhne: Hellmuth, der gleich seinem Vater hochtalentierte Motorenkonstrukteur, zugleich aber der kühne Flieger, dessen Name in der Entwicklung des Motorflugs von besonderer Bedeutung ist, und Wolf, der bekannte Rennfahrer und berühmte Pionier des Segelflugs. Wechselvolle Bilder führen den Leser über die Enge der schwäbischen Heimat hinaus in die weite Welt. Wir erleben das ebenso erfolgreiche wie mühselige Ringen eines genialen Erfinders mit den hemmenden Widrigkeiten des Daseins und verfolgen gespannt Ballonfahrten und Motorradrennen, Motorflüge und Segelflüge in allen Teilen der Welt, während wir zugleich den Blick richten auf die Entwicklung bedeutender industrieller Betriebe im Verlauf der schicksalsvollen letzten fünfzig Jahre.“