Bareuther, Herbert
Herbert Bareuther ( 29. Juli 1914 in Asch; gefallen 30. April 1945 zwischen Pasewalk und Anklam) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Leutnant der Luftwaffe, Jagdflieger und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Das Flieger-As errang bei einer unbekannten Anzahl von Feindflügen 55 bestätigte Luftsiege und vernichtete unzähliges Feindmaterial am Boden.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herbert Bareuther wurde am 29. Juli 1914 als Sohn des Agenturinhabers Wilhelm „Schnapper“ Bareuther und dessen Ehefrau Frieda, geborene Gollmann, in Asch/Sudetenland geboren. Sein Vater hatte eine alteingeführte Agenturfirma, die, schon vom Großvater übernommen, im westböhmischen Textilzentrum Asch - Haslau - Roßbach - Fleißen den besten Ruf hatte.
Nach Volks- und Bürgerschule in Asch besuchte Herbert Bareuther von 1928 bis 1932 die Höhere Lehranstalt für Textilindustrie in Asch. Nach Ablegen seiner Reifeprüfung erhielt er am 15. Juni 1932 das Ingenieurzeugnis der Fachrichtung „Textil“. Zu seiner weiteren Ausbildung praktizierte er in Textilbetrieben in Asch sowie in einer französischen Farbenfabrik.
Anfang 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Da er ein begeisterter Segelflieger war und im Besitz aller entsprechenden Prüfungen, kam er noch 1939 zur Luftwaffe und war auch verschiedentlich, wenn auch immer nur kurzfristig, an der Flugzeugführerschule (FFS) in Halle, Sachsen. Nach der Ausbildung zum Jagdflieger war er als Obergefreiter im Westen mit einer Bf 109 beim Unternehmen „Adlerangriff“ und am Ärmelkanal im Einsatz.
Seit Juni 1941 wurde er als Unteroffizier bei der 3. Staffel der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 51 an der Ostfront eingesetzt, wo er zahlreiche Tiefangriffe flog. Er notierte am 22. Juni 1941 seinen ersten Luftsieg. Schon am 30. Juni 1941 konnte er um 13 Uhr, 18.45 Uhr und 18.50 Uhr drei weitere Gegner der Roten Luftwaffe abschießen.[1] 1942 wurde Feldwebel Bareuther auch eine Zeitlang als Fluglehrer von der Kriegsfront abkommandiert. Er war als alter routinierter Flieger bekannt, bekam am 15. Februar 1943 als Feldwebel und Flugzeugführer im Jagdgeschwader 51 „Mölders“ den Ehrenpokal für besondere Leistung im Luftkrieg und am 3. April 1944 als Oberfeldwebel das Deutsche Kreuz in Gold und diente kurze Zeit beim General der Jagdflieger. Ende Mai/Anfang Juni 1944 mit Wirkung vom 1. Mai 1944 zum Leutnant befördert (vermutlich Kriegsoffizier), wurde er Mitte August 1944 bei einem Luftkampf während der zweiten Schlacht um Warschau abgeschossen und trug einen Durchschuß am linken Oberarm davon.
Er stieg noch vorher mit dem Fallschirm aus und fiel in Partisanengebiet. Seine Kameraden befreiten ihn jedoch wieder aus den Händen der Mordbande, sodaß er in ein Lazarett nach Troppau/Mähren kam. Auf Drängen seiner beiden Schwestern, die sich zu dieser Zeit in Troppau aufhielten, wurde er dann noch im August 1944 nach Asch verlegt. Leutnant Bareuther war die letzten Monate von 1944 und die erste Woche 1945 dienstuntauglich.
Auf eigenen Wunsch und eigene Verantwortung meldete er sich im Februar 1945 wieder einsatzfähig, allerdings konnte er nicht mehr nach Ostpreußen zum Jagdgeschwader 51 „Mölders“ zurückkehren. Er wurde im Rahmen der Reichsluftverteidigung zunächst im Jagdgeschwader 2 „Richthofen“ (ggf. 11. Staffel) und danach in der IV. Gruppe des Jagdgeschwader 3 „Udet“ eingesetzt, die als „Vernichtungskommando“ gegen den Vormarsch der Roten Armee flog, mehr Jagdbomber und Schlachtflieger als Jagdflieger.
Tod
Bei seinem letzten Feindflug fiel Leutnant Bareuther mit einer Fw 190 A-8 „Gelbe 1“ als Führer der 14. Staffel des Jagdgeschwaders 3 „Udet“ am 30. April 1945 beim Tiefangriff auf der Straße zwischen Pasewalk und Anklam/Westpommern, als er nach einem russischen Flaktreffer beim Versuch einer Notlandung auch noch ein Baum berührte, wodurch ein Flügel des Jagdflugzeuges abgerissen wurde und am Boden zerschellte.
Ritterkreuz
Vereinzelten Quellen zufolge soll Bareuther entweder noch im Frühling 1945 oder posthum zum Oberleutnant befördert worden sein, dies bleibt jedoch unbelegt. Ebenso strittig ist die Verleihung des Ritterkreuzes, daß zuweilen militärhistorisch angezweifelt wird (da bei Scherzer und Fellgiebel nicht geführt), allerdings eindeutig in Ernst Obermaiers Buch „Die Ritterkreuzträger der Luftwaffe Jagdflieger 1939–1945“, auch Anton W. Bartls Forschungsmanuskript, das inzwischen zum Fachbuch „Die Ritterkreuzträger des Sudetenlandes 1939-1945“ wurde, führt Bareuther als Ritterkreuzträger.
Es ist alles andere als unwahrscheinlich, daß Bareuther schon zu Lebzeiten wegen der hohen Anzahl von Luftsiegen zum Ritterkreuz eingereicht wurde und dieses posthum nach dem Dönitz-Erlaß verliehen wurde, wobei Bartl sogar ein Verleihungsdatum im April 1945 vermutet.
Familie
Herbert Bareuther war mit Elfi Bareuther, geborene Jakob, verheiratet, die am 9. Dezember 1977 in Hessen verstarb. Ob der in Asch geborene Rudolf-Wolfgang Bareuther ( 14. Januar 1928), der mit gerade mal 17 Jahren am 5. April 1945 im Kampf gegen die 16. (VS-amerikanischen) Infanterieregiment der 1. (VS-amerikanischen) Infanteriedivision bei Brakel fiel (Kriegsgräberstätte Brakel-Gemeindefriedhof; Endgrablage: Block 5, Grab 38), sein Vetter oder gar jüngerer Bruder war, konnte nicht ermittelt werden.
Auszeichnungen (Auszug)
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht)
- Ehrenpokal der Luftwaffe am 15. Februar 1943 als Feldwebel und Flugzeugführer
- Frontflugspange für Jäger in Gold
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Deutsches Kreuz in Gold am 3. April 1944 als Oberfeldwebel und Flugzeugführer
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 5. Mai 1945 (posthum) als Leutnant und Flugzeugführer in der 14. Staffel der IV. Gruppe/Jagdgeschwader 3 „Udet“