Stuart, Ian
Ian Stuart Donaldson ( 11. August 1957 in Poulton-le-Fylde, Lancashire, England; 24. September 1993 in Heanor, East Midlands), bekannt unter dem Namen Ian Stuart, war ein englischer Sänger und Kopf der Rechtsrockgruppe Skrewdriver sowie Initiator des Netzwerkes Blood and Honour.
Inhaltsverzeichnis
Musikalisches Wirken
Anfänge von Skrewdriver
Nachdem die Plattenfirma „Chiswick“[1] Skrewdriver nach einigen Querelen fallenließ[2], zog Stuart nach Manchester und tätigte dort Gelegenheitsarbeiten, unter anderem in einer Autowaschanlage. Für die lokale Firma TJM nahmen Skrewdriver dort 1978 die Mini-Langspielplatte „Built Up, Knocked Down“ auf. Der Titel war eine Abrechnung mit Chiswick und der Plattenindustrie. Bei dieser Aufnahme war Stuart das einzige Originalmitglied von Skrewdriver, die anderen Mitglieder von Skrewdriver waren nach Blackpool zurückgekehrt und wandten sich einem „bürgerlichen“ Leben zu. Auch Stuart zog wieder dorthin zurück.
Beginn der White-Power-Bewegung und Reformation Skrewdrivers
Stuart fing an, sich für nationale und rechtspolitische Themen zu interessieren. Er konzentrierte sich im Engagement für die British National Front, deren Jugendabteilung er für die Region Lancashire leitete. 1981 startete er die Kampagne Rock against Communism und reiste nach London, um sich dort neue Musiziergruppenkameraden zu suchen und Skrewdriver neuzuorganisieren.
Im bekannten Skinhead-Ausstattungsladen „The Last Resort“ fand er Helfer und Vertriebsmöglichkeiten. Im Umfeld dieses Ladens nahm Stuart die Mini-LP „Back with a Bang“ auf, die als erste einen nationalistischen und patriotischen Inhalt hatte. Es folgten mehrere Einzelstücke und Mini-Langspielplatten gleicher Art, darunter 1983 auch die programmatische Single „White Power“ und das Stück „Voice of Britain“, das zu einem seiner bekanntesten Lieder wurde.
Skrewdriver 1984–1987
1984 entfernte sich Stuart vom Musikstil des Oi!/Streetpunk und wandte sich dem Hardrock zu. Mit einer bis auf Stuart wieder vollkommen neuen Besetzung nahmen Skrewdriver die LP „Hail the New Dawn“ auf. Es folgten mehrere Rock-Platten des mit nationalen Inhalten, die teilweise im Privatstudio des Mitstreiter Mark Sutherland aufgenommen wurden, was zur Folge hatte, daß diese Aufnahmen teils schlechter gemischt waren als die Aufnahmen der Jahre 1977 bis 1983.
1986 wurde Stuart wegen des Angriffes auf einen Nigerianer in London vor Gericht gestellt und für mehrere Monate in Justizvollzugsanstalten des Vereinigten Königreichs inhaftiert.
Ian Stuart und Stigger
Um 1987 traf Stuart auf einen jungen Musiker mit dem Künstlernamen „Stigger“ (mit bürgerlichem Namen Steve Calladine). Stigger wurde neben Stuart das zweite feste Gruppenmitglied von Skrewdriver in stets wechselnden Besetzungen. Zusammen mit ihm nahm Stuart in den folgenden Jahren mehrere reguläre Skrewdriver-Platten sowie die Reihe „Ian Stuart & Stigger – Patriotic Ballads“ auf. Die Gruppe gab auch einige Konzerte vor Publikum dieser Bewegung, unter anderem auch in der BRD.
Anfang der 1990er Jahre nahm Stuart Einzelalben sowie einige Konzeptalben auf, darunter auch drei Alben des „Klansmen“-Projektes, welches zum Teil in Kooperation mit einem damaligen Mitglied der Psychobilly-Musikgruppe Demented Are Go geschaffen wurde. Mit diesem Material, das dem von Skrewdriver nicht nahelag, versuchte er, Angehörige von Richtungen wie der Rockabilly- und der Biker-Kultur für die Blood-and-Honour-Bewegung zu gewinnen.
Skrewdriver 1991–1993
1991 gab Stuart mit Skrewdriver mehrere Konzerte auf Musikveranstaltungen in der BRD. Die Gruppenmitglieder wurden als Mitangeklagte zu einem Prozeß nach Cottbus vorgeladen, entsandten jedoch nur einen Vertreter. Für die sechs Angeklagten nahm Stuart zurück in England das Projektalbum „Ian Stuart & Rough Justice – Justice For The Cottbus Six“ auf.
Ian Stuart selbst soll zu dieser Zeit gleichfalls Monate in der Gesetzesbrecherverwahrungsanstalt in Berlin-Moabit verbracht haben, nachdem seine Musikgruppe und ihre Anhänger des Angriffs auf „Asyl“bewerber sowie eines Jugendzentrums beschuldigt wurden.
Kreuzritter für Deutschland
Am 10. Juli 1993 spielten Stuart and Skrewdriver (Vorgruppe: Triebtäter) ihr letztes Konzert[3] vor über 1.000 Zuhörern aus aller Welt in Waiblingen, Deutschland. Das Programm, „Zweiter Jahrestag der Kreuzritter für Deutschland“, wurde vom freien Publizisten und nationalistischen Schriftsteller Andreas J. Voigt organisiert, welcher heute Vorsitzender der rechtsnationalen Geheimgesellschaft Deutschherrenklub mit Sitz in Berlin ist.
Tod
Am 24. September 1993 platzte auf einer Schnellstraße in Heanor, nahe Derby, der Reifen eines mit fünf Personen, darunter auch Stuart, besetzten Autos. Das Fahrzeug überschlug sich, Stuart und ein weiterer Mann starben. Stuarts Gruppenkollege Stigger verlautbarte später, man habe auf die Reifen des Autos geschossen. Die Polizei schloß die Akte mit der offiziellen Ansicht „Unfall“. Es halten sich Gerüchte über eine Verschwörung jedoch nachhaltig, was zu Blutzeugenvorstellungen um Stuart beiträgt.
Wie es seinem Wunsch zu Lebzeiten entsprach, wurde Ian Stuart eingeäschert und am 5. Oktober 1993 auf dem Friedhof „Carleton Crematorium and Cemetery“ Carleton, Poulton-le-Fylde, Lancashire beigesetzt, wobei ein Teil seiner Asche auf das Grab seiner Mutter verstreut wurde.
Einfluß
Ian Stuart hat über 30 Platten unterschiedlicher Stilrichtungen aufgenommen und zählt zu den Mitbegründern des Rechtsrock. Er gilt in der Bewegung als Galionsfigur. Seit seinem Tod finden sich zahlreiche Referenzen und Widmungen an ihn auf zahlreichen Alben von anderen Vertretern dieses Genres. Unter anderem widmete die deutsche Musikgruppe Landser ihm das gleichnamige Lied.
Werke
Ian Stuart
- 1989 No Turning Back (Rock-O-Rama)
- 1990 Slay The Beast (Rock-O-Rama)
- 1991 Patriot (Rock-O-Rama)
Ian Stuart & Rough Justice
- 1992 Justice For The Cottbus Six (Rock-O-Rama)
Ian Stuart & Stigger
- 1991 Patriotic Ballads (Rock-O-Rama)
- 1992 Patriotic Ballads II – Our Time Will Come (Rock-O-Rama)
Skrewdriver
- siehe Skrewdriver
The Klansmen
- 1989 Rebel With A Cause (Klan Records)
- 1989 Rock & Roll Patriots (Rock-O-Rama)
- 1991 Fetch The Rope (Klan Records)
White Diamond
- siehe White Diamond
Tribut-Alben
- 1996 A Tribute To Ian Stuart And The Glory Of Skrewdriver: The Flame That Never Dies (Resistance Records)
- 1998 Ian Stuart – Rest in Peace (Funny Sounds Records)
- 2007 English Rose: A Tribute To The Memory Of Ian Stuart And The Music Of Skrewdriver (Loyalty Records)
- 2010 The Day of the Rope Vol. 5: A tribute to Ian Stuart Donaldson (Strong Survive Records)
- After The Fire: A Brazilian Tribute – Ian Stuart (White Pride Records)
- 2014 A. White Ghost & The Dustbin Of The World Solo Orchestra – A Musical Tribute To Ian Stuart Donaldson & Skrewdriver (Rampage Productions)
Bildergalerie
Stuart (li.) mit der Skrewdriver-Urbesetzung (1976)
Weiterführende Literatur
- Mark Green: Ian Stuart Donaldson – Memories, PC Records 2007
- Mark Green: Ian Stuart Donaldson – Rock ’n’ Roll Patriot, PC Records 2009
Filmbeiträge
- Panorama-Interview mit Ian Stuart und Andreas J. Voigt, Stuttgarter Kolbstube, Juli 1993 (BitChute)
- Ian Stuarts letztes Konzert, Waiblingen bei Stuttgart, 1993
- Ian Stuart bei den Kreuzrittern, Heimerdinger Wald bei Eberdingen, 1993