Jagdgeschwader 4

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Das Jagdgeschwader 4 (JG 4) war ein Tagjagdgeschwader der Luftwaffe, das im Zweiten Weltkrieg am 7. August 1942 im Bereich der Deutschen Luftwaffen-Mission „Rumänien“ mit nur einer Staffel durch Umbennenung der 1. Staffel/Jagdgeschwader 77 (der sogenannten „Ölschutzstaffel“) aufgestellt wurde. Erst im Sommer 1944 war das vollständige Geschwader mit vier Gruppen fertig aufgestellt. Am 15. bzw. 16. Juni 1944 wurde der Stab/Jagdgeschwader z. b. V. zum Stab/JG 4 umbenannt.

Einsatz

Focke-Wulf Fw 190 der II. (Sturm-)Gruppe des JG 4, die der Flugzeugführer „Inge“ genannt hat.
Fw 190 A-8/R8 „Schwarze 10“ der 6. (Sturm-)Staffel/JG 4

Einsatzgebiet war die Ostfront (Oderfront und Schlacht um Berlin), die Invasion in Italien, Deutsche Westfront (Ardennen-Offensive sowie Unternehmen „Bodenplatte“) und die Reichsluftverteidigung (seit 21. Januar 1945 der Luftlotte 6 unterstellt), anfänglich mit Bf 109 G und K, später erhielt der Stab zusätzlich Fw 190 A und D.

Bf 109 G-10 der 5. Staffel/JG 4, Reichsluftverteidigung 1944
„Die erste Gruppe des Jagdgeschwaders 4 (I./JG 4) wurde 1942 in Rumänien zum Schutz von Ploiești aufgestellt. Das rumänische Erdölzentrum war damals die größte europäische Raffinerieanlage, die der deutschen Wehrmacht etwa ein Drittel ihres Bedarfs an Flugbenzin sowie Kraftstoff für Panzer und andere Fahrzeuge lieferte. Die dortigen Erdölfelder hatten in Anbetracht des kriegsbedingt ständig steigenden Kraftstoffbedarfs immer mehr an Bedeutung gewonnen und so wurde die Umgebung von Ploiești, etwa 50 km nördlich der rumänischen Hauptstadt gelegen, zusammen mit dem Gelände innerhalb der Produktionsstätten von deutscher und rumänischer Flak geschützt. Die Luftverteidigung lag nach Auflösung der bis dahin in Pipera stationierten Ergänzungsjagdgruppe (EJG) 77 ausschließlich bei rumänischen Verbänden. Der Luftwaffe war bekannt, dass die Amerikaner Langstreckenbomber besitzen, mit denen sie Ploiești von ihren Einsatzbasen in Nordafrika aus erreichen konnten und die Gefahr eines bevorstehenden Luftangriffs schien sich zu bestätigen, als die VSA den Balkanstaaten Rumänien, Ungarn und Bulgarien am 5. Juni 1942 den Krieg erklärte. Aus deutscher Sicht sollte hiermit eine rechtliche Grundlage für bevorstehende Angriffe geschaffen werden. In der Tat hatte die USAAF im Sudan 23 viermotorige Bomber vom Typ ‚Liberator‘ B-24 stehen, die eigentlich für den Einsatz gegen die Japaner im Fernen Osten bestimmt waren. Am 11. Juni 1942 startete diese Formation dann ihren ersten Einsatz mit einer Länge von 4200 km gegen Ploiești. Die angerichteten Schäden blieben zwar gering, aber die psychologische Wirkung war ungeheuer. Dass die Bomber auf derart geringe Gegenwehr gestoßen waren, irritierte das deutsche Oberkommando und so wurden sofortige Gegenmaßnahmen beschlossen. Ploiești und seine zehn Millionen Tonnen Raffinerieprodukte, die jährlich dort gewonnen wurden, waren die Achillesferse, die es rechtfertigte, die Gegend zu einer wahren Luftabwehr-Festung auszubauen, um ein geographisch zwar eng begrenztes, strategisch aber immens wichtiges Gebiet zu schützen. Die Flakeinheiten wurden deutlich verstärkt und zum weiteren Schutz wurde ein kleiner deutscher Jagdfliegerverband aufgestellt – die Ölschutzstaffel Ploiești.“[1]

2. Staffel/JG 4 (im September 1944 tauschten 2./JG 4 und 8./JG 53 die Geschwader) war am 1. Dezember 1942, Stab I. Gruppe, 3. und 4. Staffel/JG 4 (die rumänische Staffel „Escadrilla 53“ bis Dezember 1943; ab Juni 1944 wurde eine neue 4. Staffel aufgestellt) waren am 10. Januar 1943 in Mizil einsatzbereit, die I. Geschwadergruppe somit vollständig. Schon ging es im Königreich Rumänien und auf dem Balkan gegen invasorische Einflüge der USAAF. Die II. Gruppe wurde am 12. Juli 1944 in Salzwedel aus der I. Gruppe/Zerstörergeschwader 1 (ZG 1) und teilweise von der Sturmstaffel 1 aufgestellt. Die III. Gruppe was wurde im Juli 1944 in Rotenburg von der III. Gruppe/ZG 1 aufgestellt, es folgte die IV. Gruppe/JG 4 am 20. Oktober 1944 in Finsterwalde durch Umbenennung der II. Gruppe/Jagdgeschwader 5, die an der Eismeerfront nicht mehr benötigt wurde.

Gefechtsverband „Michalski“

Beim Unternehmen „Bodenplatte“ verlor das Geschwader (auch als Gefechtsverband „Michalski“ bekannt) 26 Jagdflugzeuge, sechs weitere wurden beschädigt. Die JG 4 hatte somit die höchsten Verluste aller teilnehmenden Geschwadern.

Fw 190 D-9 von Gerhard Michalski

Sturmgruppe

Hans-Günther von Kornatzkis II. Gruppe, ausgerüstet mit der schwer gepanzerten Fw 190 A-8/R2 „Sturmbock“[2] gehörte zu den drei Sturmgruppen der Luftwaffe. Durch ihr erhöhtes Gewicht waren die Sturmjäger jedoch leichte Beute für die schnelleren und leichten Jägern des Feindes, wenn der eigene Jagdschutz ausblieb, allerdings waren sie im Luftkampf gegen die viermotorigen Terrorflieger hervorragend geeignet.

Im Februar 1945 war die II. (Sturm-)Gruppe/JG 4 unter Major Schroeder in bei Neuhausen stationiert und verteidigte Cottbus. Die gruppe konnte über 400 feindliche, zumeist gepanzerte Fahrzeuge zerstören, die eigenen Verluste in diesem Monat waren jedoch verheerend und nicht zu ersetzen: 57 Fw 190 verloren, 26 Flugzeugführer gefallen oder vermißt, weitere 14 verwundet.

Endkampf und Kriegsgefangenschaft

I. Gruppe/JG 4 wurde im März 1945 aufgelöst, das Bodenpersonal der Infanterie (den Luftwaffen-Feld-Divisionen) zugeführt. Teile des JG 4 absolvierten noch im April 1945 bei der Schlacht um Berlin die letzten Feindflüge, zogen sich dann notgedrungen in den Raum Schleswig-Holstein zurück.

Der Stab und die Reste des Geschwaders, daß im Kampf um die Brückenköpfe an der Oder schwerste Verluste erlitten hatten, gerieten am 8. Mai 1945 in Leck, u. a. mit Kommodore Herbert Ihlefeld und Teile des JG 1, in Kriegsgefangenschaft.[3]

Personen

Geschwaderkommodore:

Kommandeure I. Gruppe:

Kommandeure II. (Sturm-)Gruppe:

Kommandeure III. Gruppe:

Kommandeure IV. Gruppe:

Fußnoten

  1. Historisches zum Jagdgeschwader 4
  2. Da die Fw 190 besser geeignet war, eine große Zahl schwerer Waffen zu tragen als die Bf 109, wurde die „Sturmbock“-Variante entwickelt, um die schwer bewaffneten und gut gepanzerten VS-amerikanischen Terrorbomber bekämpfen zu können. Die A-8/R8 war mit zwei MG 151/20E in den Innenflügeln sowie den 30-mm-Kanonen in den Außenflügeln bewaffnet. Zusätzliche Panzerplatten schützten den Flugzeugführer gegen Beschuß von der Seite, „Scheuklappen“ genannte Verstärkungen der Führerkanzelhaube verbesserten den Schutz auch im Kopfbereich. Diese 30 mm starken Panzerglasscheiben erfreuten sich bei den Besatzungen jedoch nicht ungeteilter Beliebtheit, da sie die Sicht des Flugzeugführers einschränkten und in größeren Höhen zum Vereisen neigten. Um das zusätzliche Gewicht der Kanonen und der Panzerung zumindest teilweise auszugleichen, wurden bei den „Sturmbock“-Maschinen die vor der Führerkanzel montierten 13-mm-MG 131 gewöhnlich demontiert.
  3. Jagdgeschwader 4Lexikon der Wehrmacht