Kageneck, Clemens-Heinrich Graf von
Clemens(-)Heinrich Carl Hubertus Maria Graf von Kageneck ( 17. April 1913 in Berlin; 18. März 2005 in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Freiwilliger der Reichswehr und Offizier der Wehrmacht, er war zuletzt Major des Heeres und Eichenlaubträger der Panzertruppe im Zweiten Weltkrieg sowie Jurist und Bankdirektor. In der Nachkriegszeit unterschreib er meist nur mit Clemens Graf Kageneck.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Clemens-Heinrich von Kageneck wurde als erstes von sechs Kindern des Generalmajors und kaiserlichen Flügeladjutanten Karl Marquard Viktor Graf von Kageneck (1871–1967; am 18. Januar 1891 zum Leutnant im Leib-Garde-Husaren-Regiment in Potsdam ernannt) und seiner Frau Maria Katharina, geb. Freiin von Schorlemer (1888–1959), einer Tochter des ehemaligen Landwirtschaftsministers Dr. Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser,[1] geboren.
Die Kageneck-Kinder waren oft auf dem Familiensitz der Großeltern mütterlicherseits Schloß Lieser, wo u. a. Clemens’ jüngster Bruder August geboren wurde. Graf von Kageneck besuchte, wie auch seine Brüder, das Internat des Aloisiuskollegs in Bad Godesberg. Im März 1931 machte er Abitur und begann noch im selben Jahr wie sein Großvater Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser, nach dem er benannt wurde, ein Studium der Rechtswissenschaften, zuerst an der Universität Freiburg und dann an der Universität Bonn. Am 1. April 1934 unterbrach er sein Studium, um einen freiwilligen Wehrdienst abzuleisten. Er kam dabei zum renommierten Reiter-Regiment 4 nach Potsdam, diente bis 30. September 1935 (zuletzt Unteroffizier, ggf. Fahnenjunker-Unteroffizier) und nahm sein Studium wieder auf.
Nach Abschluß des Studiums im April 1938 war er Referendar im Oberlandesgericht Köln (OLG Köln) und absolvierte 1938, inzwischen Leutnant der Reserve, zwei Reserveübungen im Panzer-Regiment 6[2] (Neuruppin). Im Oktober 1938 hatte sich Graf von Kageneck entschieden, er will aktiver Offizier in der nun starken und im Volke anerkannte Wehrmacht werden, und trat nun in die Panzertruppe ein, seit 1939 nun aktiver Leutnant.
Zweiter Weltkrieg
Er nahm er als Zugführer am Polenfeldzug teil und wurde anschließend Nachrichten-Offizier der II. Abteilung seines Regiments, mit dem er am Westfeldzug teilnahm. Nach dem Westfeldzug 1940 wurde er als Nachrichtenoffizier in den Stab des Panzer-Regiments 6 versetzt und kämpfte ab Juni 1941 beim Unternehmen „Barbarossa“. Im März 1942 wurde er als Oberleutnant Chef der 4. Kompanie des Panzer-Regiments 6. Für mehrfach bewiesene Tapferkeit wurde ihm am 28. November 1942 das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Im Oktober 1942 wurde er I. Ordonnanz-Offizier im Stab der 3. Panzer-Division und am 1. Februar 1943 zum Hauptmann befördert.
Im Juni 1943 wurde er Kommandeur der schweren Panzer-Abteilung 503. Mit dieser Abteilung bewährte er sich beim Unternehmen „Zitadelle“ und bei den Kämpfen nördlich von Belgorod, wofür ihm am 4. August 1943 das Ritterkreuz verliehen wurde. Bei diesen Kämpfen wurde er verwundet, aber er übernahm nach seiner Genesung im Oktober 1943 wieder die schwere Panzer-Abteilung 503. Ende 1943 wurde er erneut schwer verwundet und am 1. Januar 1944 zum Major befördert. Am Mittag des 28. Januar 1944 wurde er erneut schwer verwundet und mit einem Fieseler Storch nach Winniza ausgeflogen und weiter nach Tarnopol transportiert, drei Tage später dann nach Breslau verlegt. Sieben Wochen mußte er in einen Ganzkörpergips verbringen. Am 30. Januar 1944 übernahm Walter Scherf, der von Graf von Kageneck für das Ritterkreuz vorgeschlagen wurde, die Führung der schweren Panzer-Abteilung.
Am 24. Juni 1944 wurde er für seine Führungsleistungen mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. Ab Oktober 1944 war er bis Kriegsende Lehrgruppenkommandeur an der Panzertruppenschule Bergen und geriet bei Kriegsende in westalliierte Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.
Nachkriegszeit
1950 wurde er von der Dresdner Bank in Frankfurt am Main angestellt, 1952 übernahm er als Direktor eine Filiale der Bank in Freiburg, Ende 1962 wurde er dann Geschäftsführer des Bankhauses Hardy & Co. in Berlin und Frankfurt und 1978 schließlich pensioniert.
Kameradschaftspflege
Von 1946 bis Ende der 1980er Jahre war Graf von Kageneck 2. Sprecher der Traditionsgemeinschaft Panzerregiment 6/Reiterregiment 4.[3] In den Reihen seiner Kameraden galt er immer als Vorbild und als geachteter Repräsentant nach außen. Jedes Jahr seit der Einweihung 1961 besuchte am Volkstrauertag Clemens-Heinrich Graf von Kageneck gemeinsam mit seinem Kriegskameraden und Freund Richard Freiherr von Rosen (zuletzt Generalmajor der Bundeswehr) sowie anderen den Ehrenhain der Panzertruppenschule des Heeres in Munster, um den gefallenen Kameraden zu gedenken.
Tod
Major a. D. Clemens-Heinrich Graf von Kageneck verstarb 2005 mit 91 Jahren in Bad Homburg. Vier seiner sechs noch lebenden Kinder hatten sich um sein Bett versammelt als er friedlich einschlief, auch zahlreiche Enkel waren anwesend (darunter Alexander „Alex“ Clemens und Maria Columbia, zwei der vier Kinder von Karl-Erbo Hubertus Michael Maria Graf von Kageneck). Die große Beisetzung gestaltete sich feierlich, Familie und Freunde reisten von überall her an, auch mehrere alte Kameraden der Panzertruppe waren anwesend, um ihre letzten Grüße als Ehrbezeugung darzubieten.
Familie
Major Graf von Kageneck heiratete am 1. August 1944 Marie Karoline Valerie Gabriele Josefine Elisabeth Anna Gräfin Henckel von Donnersmarck (1923–2003), aus der Ehe sind sieben Kinder entsprossen, den ersten Sohn ( 29. Juli 1947) nannten sie zu Ehren seines Vaters und seines 1942 gefallenen Bruders Karl-Erbo[4]
Kinder
- ∞ Franz Johann Heinrich Batholomãus Ignatius Maria Graf von Meran
- ∞ Teresa Maria Leonilla Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn
- Christine Marie Josephine Gräfin von Kageneck 1949
- Vincenz Maria Maximilian Ludwig Graf von Kageneck 1951
- ∞ Anne Gräfin von Plauen
Geschwister
Clemens Graf von Kageneck hatte fünf jüngere Geschwister:
- Franz Joseph (Franz-Josef) Antonius Michael Heinrich Hubertus Maria Graf von Kageneck (1915–1941), ⚔ an der Ostfront als Hauptmann am 30. Dezember 1941 (im Feldlazarett 6, Lkb. 1893, Staritza/Stariza), während sein Bruder Ergo, ebenfalls in einem Lazarett, im Sterben lag
- ∞ am 6. Mai 1939 auf Schloß Nymphenburg Elisabeth Maria Anna Henriette Josepha Sophie Amalia Ferdinanda Ludovika Antonia Theresia Kreszentia Ala Ghislane von Wittelsbach bzw. von Bayern (1913–2005)
- Fritz Leo Stanislaus Michael Maria Graf von Kageneck (1916–1992)
- Arbogast „Erbo“ Alfred Paulus Michael Antonius Maria Graf von Kageneck (1918–1942)
- August Clemens Karl Raimund Michael Maria Graf von Kageneck (1922–2004), Leutnant der Panzertruppe (1942 an der Ostfront erlitt er eine schwere Gesichtsverwundung), später Korrespondent für „Die Welt“ in Paris und Autor
- Elisabeth Jacobea Thaddea Maria Gräfin von Kageneck ( 25. Juli 1925 auf Schloß Lieser)
Bildergalerie (Familie)
Eichenlaubträger Erbo Graf von Kageneck ⚔
August von Kageneck, Leutnant der Panzertruppe; in der Nachkriegszeit ein frankophiler Befürworter der unsäglichen Wehrmachtsausstellung
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 26.9.1939 als Leutnant und Zugführer in der II. Abteilung des Panzer-Regiments 6
- 1. Klasse 3.7.1941 als Leutnant und Zugführer im Panzer-Regiment 6/3. Panzer-Division/Panzergruppe 2/Heeresgruppe Mitte
- Panzerkampfabzeichen
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz und Silber
- Ostmedaille
- Deutsches Kreuz in Gold am 28. November 1942 als Oberleutnant und Chef der 4. Kompanie/Panzer-Regiment 6/3. Panzer-Division/1. Panzerarmee/Heeresgruppe A
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 4. August 1943 als Hauptmann und Kommandeur der schwere Panzer-Abteilung 503/III. Panzer-Korps
- Eichenlaub am 26. Juni 1944 (513. Verleihung) als Hauptmann und Kommandeur der schwere Panzer-Abteilung 503/1. Panzerarmee
- Verdienstorden der Malteser am 16. November 1960
- sowohl Graf von Kageneck als auch seine Gemahlin waren Mitglieder der 1867 in Schlesien als „Verein der Schlesischen Malteser-Ritter“ gegründete Schlesische Assoziation des Malteserordens