Varnhagen von Ense, Karl August

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Dr. med. Varnhagen von Ense

Karl August Varnhagen, seit 1811 Varnhagen von Ense (Lebensrune.png 21. Februar 1785 in Düsseldorf; Todesrune.png 10. Oktober 1858 in Berlin) war ein deutscher Offizier, Zeitchronist, Schriftsteller und Diplomat, der auch in diplomatischer Mission am Wiener Kongreß teilnahm. Sein wichtigstes Werk, „Biographische Denkmale“, enthält Biographien von einer Reihe von Persönlichkeiten der Zeit.

Leben

Karl August Varnhagen von Ense, 1839, Zeichnung von Samuel Friedrich Diez
Karl August Varnhagen von Ense.jpg

Karl August Varnhagen kam 1785 in Düsseldorf als Sohn der Straßburgerin Anna Maria Varnhagen, geb. Kuntz, und des Stadtphysikus und kurpfälzischen Medizinalrats Dr. Johann Andreas Jacob Varnhagen zur Welt. Er wuchs im katholischen Bekenntnis auf während seine ältere Schwetser, auf Wunsch der Mutter, protestantisch getauft wurde. Ansonsten erhielten die Geschwister die gleiche Ausbildung durch Hauslehrer und zusätzlichen Unterricht in gestaltenden Fächern.

1811 nahm Karl August Varnhagen, der sich im Winter auf dem erbgräflichen Schloß der Bentheims in Burgsteinfurt aufgehalten hatte, den Namenszusatz „von Ense“ der adligen westfälischen Vorfahren an, was auch seine Schwester übernahm. Im selben Jahr machte er bei einem Aufenthalt in Teplitz mit seiner späteren Frau die Bekanntschaft mit Ludwig van Beethoven.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Geistvoller Biograph; ging nach seiner Universitätszeit zur österreichischen Armee, wurde nach der Schlacht von Aspern Offizier, bei Wagram schwer verwundet; trat 1813 in's russische Militär, wirkte diplomatisch in Wien und Paris, als Ministerresident in Karlsruhe und zog sich 1819 als Geh. Legationsrath a. D. nach Berlin zurück, wo er in glücklichster Ehe mit Rahel Levin lebte, der er in dem Buche „Rahel“ ein herrliches Denkmal gesetzt hat. Varnhagen ist berühmt durch seinen reinen, glatten Stil, einer der ersten Prosaisten nach Goethe. Seine historischen Biographien dürfen als Muster klassischer Darstellung gelten. Seine mit seltenem Freisinn und unparteiischem Urtheil aufgezeichneten Denkwürdigkeiten und Tagebücher, letztere auszugsweise von Ludmilla Assing veröffentlicht, sind Fundgruben für die Würdigung seiner Zeitgenossen und Zeitverhältnisse. Sehr mit Unrecht verunglimpft hat man jetzt vielfach den Charakter des kenntnißreichen Mannes; er war bei aller Offenheit eine edle, hochherzige Natur mit warmem Gefühl, tiefem Gemüth. Das beweist der bisher noch ungedruckte Theil seiner Tagesblätter und Briefsammlung, die nebst seiner Bücherei eine Abtheilung der Königlichen Bibliothek zu Berlin bilden.

Studium und Koalitionskriege

1800 bis 1803 hatte Varnhagen in Berlin studiert, wurde Hauslehrer und unternahm erste literarische Versuche. 1803 hatte er das Studium abgebrochen, nachdem die Finanzierung durch einen Freund der Familie ausblieb. Er nahm eine Hauslehrerstelle der schon in England getauften Cohen’schen Kinder bei dem der Assimilation zustrebenden Baumwollfabrikanten Ephraim Cohen (ebenfalls Übertritt zum Christentum mit Gattin Philippine, die zuvor Pessel hieß) aus Holland an, in dessen Haus Varnhagen auch zum ersten Mal Rahel Levin begegnete. Gemeinsam mit Adelbert von Chamisso gab er einen „Musenalmanach“ (bis 1805) heraus. Viele Mitglieder des literarischen „Nordsternbundes“ trafen sich im Berliner Haus der Cohens. 1804 ging Cohen (ca. 1768–Dezember 1844) durch langjährige Mißwirtschaft bankrott und flüchtete vor seinen Gläubigern und dem Prozeß wegen betrügerischen Konkurses ins Ausland, Frau und Kinder blieben vorerst in Berlin. Cohen, dessen Vater in Amsterdam den Titel eines „Preußischen Hofbanquiers“ trug, wurde steckbrieflich gesucht, wogegen die Gemahlin beim König von Preußen Einspruch einlegte, der wiederum am 13. Juni 1804 beim Berliner „Cammer-Gericht“ schriftlich anfragte, ob dies noch sinnvoll wäre.

1804 wurde Varnhagen dann Hauslehrer bei der Bankiersfamilie Hertz, wobei er und seine Freunde von der Gemahlin des Hausherrn, Fanny Hertz, bei ihren literarischen Unternehmungen finanziell unterstützt wurden. Der junge protestantische Medizinstudent Varnhagen ging mit der Gesellschafterin Fanny (geboren als Frommet Bacher; 1777–1829) eine mehrjährige Liebesbeziehung ein. Es wurde von Heirat gesprochen (Quellen sprechen sogar von einem geheimen Verlöbnis, das erst 1808 gelöst wurde), sobald der Ehemann, der 25 Jahre ältere Bankier Jacob Moses Hertz (1752-1833) sterben sollte. Allerding überlebte er sogar seine Frau.

Im März 1805 nahm er sein Studium wieder auf, bis 1809 erhielt er noch Unterstützung von der Hertz-Familie, auch waren er und Fanny weiterhin eng befreundet.

Nach dem Untergang des Ersten Reiches durch die Niederlegung der Reichskrone und der Auflösung der Preußischen Armee nach der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt blieb sein Wunsch, dem Heer im Kampf gegen Napoleon zu dienen, unerfüllt. So wechselte er die Universiätät und schrieb er sich Ende 1806 an der Universität Halle ein (Philologische und philosophische Studien bei Heinrich Steffens, Schleiermacher und Friedrich August Wolff) und wurde 1808 in Erfurt zum Dr. med. promoviert.

1809 war es dann soweit: Da preußische Truppen nun für Frankreich kämpfen mußten, meldete er sich im Kaisertum Österreich zur kaiserlich-königlichen Armee und wurde Offizier im k. k. Infanterieregiment „Vogelsang“ (Infanterie-Regiment Nr. 47). Als die Österreicher nach der verlorenen Schlacht bei Wagram, wo er am 5./6. Juni schwer verwundet wurde, im fünften Koalitionskrieg den Kampf gegen den Tyrannen Napoleon aufgaben und den Friede von Schönbrunn unterschreiben, schien auch Varnhagens Schicksal als Vasall Frankreichs besiegelt zu sein. 1810 war er Adjutant des Obersten Wilhelm von Bentheim, den er von einer Krankheit heilen konnte. Er reiste mit ihm nach Prag, Kassel, Burgsteinfurt und Paris. In Paris wohnte er eine Audienz bei Napoleon bei und nahm am Fest des Botschafters Fürst von Schwarzenberg teil, dessen Palast abbrannte. Fürst von Schwarzenberg verhandelte die Ehe Napoleons mit der Erzherzogin Marie-Louise von Österreich.

Österreich war nun, wie auch Preußen, der Rheinbund und andere, verpflichtet, Napoleon bei dessen Feldzug gegen das Russische Kaiserreich beizustehen. Dies konnte, wie so viele deutsche Offiziere der verschiedenen Armee, nicht mit seiner persönlichen Ehre vereinbaren. Statt dessen trat Hauptmann Varnhagen nun der Kaiserlich Russischen Armee bei und kam 1813 in den Stab des Obersten Friedrich Karl von Tettenborn, der sich ebenfalls weigerte, Napoleon zu Diensten zu sein. Er war auch an den Dichterarzt David Assur attachiert, der als Regiments-Chirurg im Bülowschen Korps (beim 2. kurmärkischen Landwehr-Regiment) diente. (David Assur heiratete 1816, nachdem er sich taufen ließ und seinen Namen zu Assing änderte, Varnhagens von Enses ältere Schwester Rosa Maria Antonetta Paulina).

Varnhagen von Ense war im März 1813 in Hamburg dabei, als Oberst von Tettenborn die Stadt für zwei Monate befreite. Nach der Eroberung und erneuten Preisgabe Hamburgs (bis 30. Mai 1814) schrieb Varnhagen von Ense die „Geschichte der hamburgischen Begebenheiten“. Er gab außerdem die „Zeitung aus dem Feldlager“ heraus. Nach dem siegreichen sechsten Koalitionskrieg diente er Karl August von Hardenberg 1814/1815 beim Wiener Kongreß. Nach dem Sieg der Siebten Koalition reiste er mit von Hardenberg zu Friedensverhandlungen nach Paris und traf dort Henriette Mendelssohn, Friedrich von Gentz, Pauline Wiesel sowie seine ehemaligen Vorgesetzten von Tettenborn und Wilhelm von Bentheim.

Nachkriegszeit

Staatskanzler von Hardenberg macht Varnhagen zum preußischen Gesandten am badischen Hof in Karlsruhe im Juli 1816. 1817 traf er in Weimar erstmals nach Briefverkehr (durch Vermittlung seiner Frau Antonie Friedericke, die den großen deutschen Dichter persönlich kannte) persönlich mit Wolfgang von Goethe zusammen. Er wurde im Novemeber 1817 zum preußischen Minister-Residenten ernannt.

Nach der Ermordung des Dichters August von Kotzebue durch den Studenten Carl Ludwig Sand und den „Karlsbader Beschlüssen“ kam es zur Demagogenverfolgung, Verschärfung der Zensur und der innenpolitischen Restriktionen. Auf Betreiben Klemens Wenzel Lothar von Metternichs, der Varnhagen von Ense als Revolutionär verdächtigt, wurde er von seinem Posten abberufen und in den Wartestand versetzt. Im Oktober kehrte das Ehepaar Varnhagen von Ense nach Berlin zurück.

1825 fanden Reisen des Ehepaars nach Baden-Baden, Weimar, Frankfurt am Main und Karlsruhe statt. Im selben Jahr erfolgte die Rehabilitation und Ernennung Varnhagen von Ense zum Geheimen Legationsrat, wobei er verschiedene diplomatische Missionen für Preußen unternimmt. Als Dank wird er 1826 in den erblichen Adelsstand erhoben.

Gemeinsam mit Eduard Gans gründet er 1827 die Berliner „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik“ und das Ehepaar zieht in die Mauerstraße 36 um. 1833 stirbt seine Frau, 1840 seine Schwester und 1842 ihr Ehemann David Assing. Im September zogen die finanziell unabhängigen Schwestern Ludmilla (Pseudonym: Achim Talora) und Ottilie Assing zu ihrem Onkel nach Berlin. Allerdings verließ Ottilie am 11. September 1843 im streit mit dem Onkel das Haus und sollte nie wiederkehren (nach einem Ausflug in die Rassenschande in den VSA beging sie Suizid in Paris im Bois de Boulogne am 21. August 1884).[2]

Tod

Karl August Varnhagen von Ense starb am 10. Oktober 1858 in Berlin; Band 8 und 9 seiner von 1837 an (seit 1843 in zweiter Auflage) erscheinenden „Denkwürdigkeiten und vermischten Schriften“ gab Ludmilla Assing heraus.[3]

Familie

Karl August Varnhagen heiratete am 27. September 1814 die erheblich ältere, aber einflußreiche und konvertierte Antonie Friedericke, geb. Levin, die sich zwar um den Gesinnungsgenossen Friedrich Schlegel bemüht hatte, der sich aber für eine Jugendfreundin der Literatin Dorothea Friederike entschieden hatte.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Ritter des Kaiserlich Russischen St. Annen-Ordens, II. Klasse
  • Ritter des Militärverdienstordens „Pour le Merite“ am 28. Dezember 1814 durch Friedrich Wilhelm III.
  • Ritter des Königlich Schwedischen Schwertordens
  • Großkreuz des Großherzoglich Badischen Ordens vom Zähringer Löwen[4]
  • In den erblichen Adelsstand (Nobilitierung) erhoben durch den König von Preußen, 1826

Werke (Auswahl)

  • Denkwürdigkeiten des eignen Lebens (Autobiographie) (PDF-Dateien: Band 1-2, Band 3-4)

Verweise

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Ottilie Assing wanderte in die VSA aus, wurde Geliebte und Mitarbeiterin des Negers und Bürgerrechtlers Frederick Douglass, dessen Autobiographie „My Bondage And My Freedom“ sie übersetzt, dt. „Sclaverei und Freiheit“ (Hamburg 1860). Nach dem Tod ihrer Schwester Ludmilla 1880, die dem Onkel stets treu blieb (sie war seine literarische Nachlaßverwalterin), versuchte Ottilie vergebens, das Testament ihrer Schwester anzufechten, denn Ludmilla hatte ihre gesamtes literarisches Vermächtnis, auch die ihres Onkels, der Königlichen Bibliothek in Berlin vermacht, unter der Bedingung, alles zusammenzuhalten und „der öffentlichen Nutzung möglichst [zu] überlassen“.
  3. Biographische Chronik der „Varnhagen Gesellschaft“
  4. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt, 14. September 1819, S. 29