Hauenstein, Heinz Oskar

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Heinz Hauenstein, ehem. Führer der Spezialpolizei des oberschlesischen Selbstschutzes vor der Abstimmung, Führer der Selbstschutz-Heinz während des dritten Aufstandes in Oberschlesien und Führer der Sabotageorganisation Heinz 1923 im Ruhrkampf
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Gerhard Roßbach mit Heinz Oskar Hauenstein (rechts), 1933

Karl Guido Oskar Hauenstein, auch unter dem Tarnnamen Heinz(-)Oskar Hauenstein bekannt (Lebensrune.png 22. September 1899 in Dresden; Todesrune.png Oktober 1962 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Offizieranwärter des Deutschen Heeres, Freikorps- und Ruhrkampfführer.

Werdegang

Eine bemerkenswerte Mitgliederliste des Gaues Berlin aus dem Jahre 1922, darunter die Namen Albert Leo Schlageter, Walter Wecke, Heinz Oskar Hauenstein und Hermann Kretschmann

Kriegsdienst und Freikorps

Ehemalige Freikorpsführer am 8. November 1933 bei den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag des Marsches auf die Feldherrnhalle; 2. v. r. Heinz Hauenstein, 3. v. r. Gerhard Roßbach, 3. v. l. Dr. Friedrich Weber

Hauenstein meldete sich im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger und war zuletzt Fähnrich, anschließend kämpfte er als Leutnant der Freikorps bei der III. Marine-Brigade (u. a. mit Wilhelm Canaris) unter Wilfried von Loewenfeld.

Hauenstein führte die nach dem zur Tarnung angenommenen Vornamen benannte „Organisation Heinz“ (O.H.; Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz) auch Sturmbataillon „Heinz“, Selbstschutz-Sturmabteilung „Heinz“ oder Selbstschutz-Sturmregiment „Heinz“ (das 2.500-Mann starke Freikorps „Hauenstein“ bestand hauptsächlich aus Angehörigen der zwangsaufgelösten Marine-Brigade „von Loewenfeld“ und der Sturmabteilung „Roßbach“), die 1921 in Oberschlesien gegen polnische Überfälle kämpfte.

Die Verwendung des Pseudonyms „Heinz“ führte insbesondere in der Nachkriegsliteratur oft zu Verwechslungen mit dem Geheimdienstoffizier Friedrich Wilhelm Heinz, der ebenfalls in Oberschlesien kämpfte und später bei den Brandenburgern agierte.

Kampfjahre der Weimarer Republik

Von Oberschlesien ging Hauenstein nach Berlin, wo er im Zusammenhang mit dem Attentat an dem deutschen Außenminister Walter Rathenau am 24. Juni 1922 festgenommen wurde. Nach sieben Wochen Untersuchungshaft im Polizeigefängnis Berlin-Alexanderplatz wurde er freigelassen.

Im August 1922 traf sich Hauenstein zusammen mit dem Freikorpsführer Gerhard Roßbach und Albert Leo Schlageter (der ebenfalls in Oberschlesien beim Freikorps „Heinz“ gedient hatte) in München mit Adolf Hitler. Thema des Gesprächs war die Ausdehnung der NSDAP nach Norddeutschland. In der Folgezeit entstanden dort zahlreiche NSDAP-Ortsgruppen.

1923 war er am aktiven Widerstand während der Ruhrbesetzung beteiligt. Hierbei arbeitete Hauenstein mit Albert Leo Schlageter und Viktor Lutze zusammen. Geheimorganisationen entstehen im unbesetzten Teil des Rheinlandes, Männer, die ihr Leben für die Freiheit ihres Landes in die Schanze zu schlagen bereit sind In Elberfeld errichtete Heinz Hauenstein zusammen mit Schlageter sein Hauptquartier. Von hier aus wurden die Freiheitskämpfer in die besetzten Gebiete geschleust: Zur Bestrafung von Separatisten und Verrätern, zur Befreiung deutscher Patrioten aus französischen Gefängnissen und zur Sabotage der Reparationslieferungen an die Franzosen. Schlageter übernahm den Stoßtrupp Essen. Ihnen allen wurde befohlen, bei den geplanten Sabotageaktionen nur Sachwerte zu zerstören und Menschenleben zu schonen.

Ab da hatten französisch geleitete Verkaufsstellen, die mit ihren Schriften zum Separatismus aufforderten, mit dem Zorn entschlossener deutscher Männer zu rechnen. In das Schaufenster des Buchladens gegenüber dem Hauptbahnhof Essen, der französische Propagandaliteratur ausstellt, knallte eines Tages ein Pflasterstein. Auf gleiche Weise nahm das fröhliche Sektgelage der Herren Besatzer zu nächtlicher Stunde im dortigen Kasino ein jähes Ende. Die Vergeltung traf ebenfalls deutsche Läden und Geschäfte, die gegen das ungeschriebene Gesetz des passiven Widerstandes verstießen und mit den Franzosen kollaborierten. Die Sabotageanschläge der deutschen Kommandos steigern den Haß der Franzosen ins Maßlose.

Wie die „Danziger Volksstimme“ am 20. Juni 1923 berichtete, wurde Hauenstein, der angeblich bis Mai 1923 acht französische Spitzel liquidieren ließ, am 12. Mai 1923 in in Elberfeld verhaftet (offiziell wegen Waffen- und Sprengstoffbesitzes), da er plante, den am 7. April 1923 von Franzosen verhafteten Schlageter zu befreien.[1] Aber auch weil junge Kameraden einer „nationalen Tischgesellschaft“ (Tarnname für einen Stoßtrupp der O.H.) in der Nacht zum 11. Mai 1923 mit Maschinenpistolen bewaffnet gestellt und verhaftet wurden (Probelauf für den geplanten Befreiungsversuch). Die „Danziger Volksstimme“ bezeichnet Hauenstein zu diesem Zeitpunkt als Baltikumer-Oberleutnant. Noch im Kasseler Gefängnis, wohin er transportiert wurde, versuchte Hauenstein den für die Ermittlungen zuständigen Kriminalkommissar Römer zu überzeugen, ihn freizulassen, um Schlageter noch befreien zu können, der dies aber „auf strikte höhere Anweisung“ ablehnte. Nach Ansicht der Polizei verstieß Hauensteins Organisation gegen das Gesetz zum Schutz der Republik. Hauenstein äußerte sich später zu diesen Ereignissen:

„Wenn ich bis zu diesem Augenblick die in Deutschland herrschenden Regierungsgewalten abgelehnt habe, seit diesen Stunden habe ich die Gewißheit, daß eine Abrechnung mit den Verantwortlichen dieses Systems kommen muß. Und wir werden unsere Rechnung präsentieren, das sind wir unseren Kameraden und Schlageter schuldig!“

Nach seiner Entlassung im Spätsommer 1923 wurde er als Angehöriger des Stoßtrupp „Adolf Hitler“ geführt, allerdings unter seinem echten Namen Karl Hauenstein. Wie aktiv er dabei war, ist nicht bekannt. 1924 trat er dem Berliner Frontbann bei. Er führte die am Alexanderplatz beheimatete „Schlageter-Kompagnie“ mit einer Stärke von 30 bis 40 Mann.

Am 24. November 1926 wurde Hauenstein Vorsitzender der Unabhängigen Nationalsozialistischen Partei (UNS), 1927 löste sich die Partei auf. Hauenstein, der von Berlin nach Dresden gewechselt war, schloß sich ebenso wie die Mehrzahl der UNS-Mitglieder wieder der NSDAP an.

1927 wurde Hauenstein Gründer des „Bundes der Freunde Schlageters“ (der Schlageter-Bund, nicht mit dem 1923 gegründeten Schlageter-Gedächtnis Bund e. V. zu verwechseln, wurde im Herbst 1935 aufgelöst), die als Nachfolgeorganisation für „Heinz“ diente. Hauenstein war seit 1930 Herausgeber der Zeitschrift „Der Reiter gen Osten“ (von 1930 bis 1931 noch als Mitteilungsblatt des Schlageterbundes bekannt; ab 1934 war Ernst von Salomon offizieller herausgeber) und Vorstandsmitglied im Landesverband Sachsen des Volksbundes für Arbeitsdienst. Im Jahre 1931 war Hauenstein im Auftrag der Reichswehr an der Organisation des Freiwilligen Arbeitsdienstes beteiligt, später führendes Mitglied (bis 23. August 1934) und enger Mitarbeiter von Reinhold Muchow in der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO).

Bei einem Erinnerungstreffen der Erstürmer des Annaberges im Großen Saal von Gogolin sprach Hauenstein die Anwesenden mit den folgenden Worten von der Bühne an:

„Wir sind meist allein gestanden, nur auf uns selbst und auf wenige Gleichgesinnte angewiesen. Wir haben uns gegen unseren eigenen Staat zur Wehr setzen müssen. Das ist unser Schicksal. Unser Weg ist noch nicht beendet. Ohne nach rechts oder nach links zu schauen, geht er unbeirrbar geradeaus. Die Befreiung unseres Volkes vom äußeren und vom inneren Feind, das ist das ferne Ziel, das uns vorschwebt, und das wir durch Taten erreichen wollen, ohne Rücksicht, ob andere uns folgen oder nicht. Ruht euch nicht aus und bewundert Vergangenes, sondern reißt euch und andere vorwärts zu neuen Taten!“

Zweiter Weltkrieg

Hauenstein nahm am Zweiten Weltkrieg nach eigenen Angaben „bis zum Schluß in Berlin“ teil und wurde nach Kriegsende von der britischen Besatzungsmacht für ein halbes Jahr im Lager Fallingbostel interniert. Diese Angaben lassen sich jedoch nicht bestätigen, da eine Dokumentation darüber fehlt.

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit war Hauenstein, wie schon ab 1936 in der Zwischenkriegszeit, Versandantiquar, dann auch Buch- und Kunsthändler in Frankfurt am Main. Er brachte es zu erheblichem Wohlstand.

Tod

Karl Guido „Heinz“ Oskar Hauenstein starb Anfang Oktober 1962 an Herzversagen während einer von ihm geleiteten Auktion.

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Glombowski: Organisation Heinz, Das Schicksal der Kameraden Schlageters, 1934, Nachdruck im Uwe-Berg-Verlag 2009, ISBN 978-3-922119-42-5 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)

Verweise

Fußnoten

  1. Am 14. April 1923 gelang es Schlageter trotz der starken Bewachung, einen Brief an Hauenstein aus dem Gefängnis zu schmuggeln, in dem er ihn vor Verrätern in den eigenen Reihen warnte. Bezeichnend für ihn, dachte er auch in seiner hoffnungslosen Lage weniger an das, was ihm bevorstand, als an seine Aufgabe und das Schicksal seiner Kameraden.