Strölin, Karl

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Oberbürgermeister SA-Brigadeführer Dr. rer. pol. Strölin

Karl Emil Julius Strölin (Lebensrune.png 21. Oktober 1890 in Berlin; Todesrune.png 21. Januar 1963 in Stuttgart) war ein deutscher Offizier der Württembergischen Armee, des Deutschen Heeres und der Vorläufigen Reichswehr sowie Politiker, von 1933 bis 1945 Oberbürgermeister von Stuttgart und SA-Gruppenführer. Unstrittig ist, daß Strölin im April 1945, von namhaften Bürgern wie dem Industriellen Otto Fahr heftig gedrängt, das fast völlig zerstörte Stuttgart kampflos an die Franzosen übergab.

Werdegang

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Kurzchronologie

  • 1900 bis 1902 Karlsgymnasium Stuttgart und Luisen-Gymnasium Berlin
  • 1902 bis 1909/10 Kadettenanstalten in Potsdam, Karlsruhe und Groß-Lichterfelde
    • Abiturexamen in der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde
    • danach Überweisung in das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württembergisches) Nr. 125 in Stuttgart
  • 1912 Leutnant mit Patent vom 24. Juni 1909
  • 1914 bis 1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg
    • zweimal verwundet, mehrfach ausgezeichnet
  • 1919 bis 1920 Dienst in der Vorläufigen Reichswehr (zuletzt Hauptmann)
  • 1920 bis 1923 Studium der Volks- (Staats-) und Rechtswissenschaften
    • an der Technischen Hochschule Stuttgart sowie den Universitäten Wien und Gießen
  • Oktober 1923 Mitglied der NSDAP
  • 1924 bis 1933 Stadtverwaltung Stuttgart; er erhielt dann eine Anstellung als Stadtamtmann beim städtischen Gaswerk. Seit 1927 war er gleichzeitig Geschäftsführer des Landesverbandes württembergischer Gaswerke. Zuletzt war er Stadtamtmann bei den Technischen Werken Stuttgart.
    • Auch als Kommunalpolitiker gewann er schon bald über die Grenzen Deutschlands hinaus hohes Ansehen.
  • Anfang 1931 Wiedereintritt in die NSDAP
    • Seit Ende desselben Jahres vertrat er als Fraktionsvorsitzender die Partei im Gemeinderat.
  • 16. April 1931 Bei der Wahl zum Oberbürgermeister hatte er als Kandidat der NSDAP mit 25.814 Stimmen eine Niederlage gegen den im Volk beliebte Amtsinhaber Karl Lautenschlager hinnehmen müssen, den 115.178 Bürger wählten.
  • 14./16. März 1933 Staatskommissar für die Verwaltung der Stadt Stuttgart („Stadt der Auslandsdeutschen“)
  • 1. Juli 1933 Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart („Oberbürgermeister auf Lebenszeit“) als Nachfolger von Karl Lautenschlager
    • 11. Juli 1937 in Paris von Vertretern von 40 Staaten zum Präsidenten des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen und Städtebau gewählt
    • 5. Mai 1942 Bomben des vierten Luftangriffs fielen am 5. Mai auf Stuttgart, sie trafen die Stadtbezirke Zuffenhausen und Bad Cannstatt. 13 Menschen kommen ums Leben, 37 werden verletzt. Oberbürgermeister Karl Strölin sagte, dieser Terrorflieger-Angriff sei der Beweis, daß feindliche Bomber durchaus die Stadt Stuttgart orten können und deshalb mit weiteren Luftangriffen gerechnet werden müsse.
    • Mai 1942 Die Frühjahrsschau des Künstlerbunds Stuttgart wurde eröffnet. Der Vorsitzende Zeitler würdigte die Bedeutung Stuttgarts als Kunststadt. In der Förderung künstlerischer Arbeit stehe die Stadt mit an erster Stelle im Reich, sagte Zeitler. Oberbürgermeister Strölin stiftete zehn Künstlern die Reise- und Aufenthaltskosten eines dreitägigen Besuchs der „Großen Deutschen Kunstaustellung“ in München.
    • Mai 1942 Der Oberbürgermeister Karl Strölin bat den Polizeipräsidenten und örtlichen Luftschutzleiter um Verbesserung der Vernebelungseinrichtungen. Diese wurden im Neckartal eingerichtet, um vor Luftangriffen zu schützen
    • 20. Juli 1944 Seine Rolle im Putsch bleibt undeutlich. Zwar gab es nach dem Attentat bei ihm eine Hausdurchsuchung, jedoch ohne Belastendes zu finden. Unter Aberkennung seines Parteiranges wurde er dennoch aus der NSDAP-Reichsleitung entlassen.[1] Er blieb aber weiter Oberbürgermeister von Stuttgart.
  • 1945 bis 1948 Internierungslager (Kriegsgefangenenlager Nr. 32 bzw. Camp Ashcan in Bad Mondorf, Luxemburg)
    • Im Frühjahr 1945, als sich französische und amerikanische Truppen Stuttgart näherten, harrte Strölin auf seinem Posten aus. Am Morgen des 22. April 1945 übergab er im Gasthof zum Ritter in Degerloch die Stadt Stuttgart den Franzosen. Er schlug den Franzosen vor, den parteilosen Anwalt Arnulf Klett an die Rathausspitze zu setzen. Wenige Tage später nahm ihn die amerikanische Militärpolizei in „automatischen Arrest“. Er verbrachte drei Jahre in Gefängnissen und Internierungslagern und kam erst wieder im Mai 1948 auf freien Fuß.
    • März 1946 Zeuge beim Nürnberger Tribunal im Schauprozeß gegen Joachim von Ribbentrop
  • 1948 Entnazifizierung
    • Das Urteil der Spruchkammer I Stuttgart vom 7. Oktober 1948, die ihn in die Gruppe der Minderbelasteten einstufte, bedeutete für einen Mann seiner Stellung eine weitgehende Entlastung.
  • 1949 bis 1963 Ruhestand
    • Anfang der fünfziger Jahre erstritt er vor Gericht von der Stadt Stuttgart eine Pension.

Tod

Hauptmann a. D., SA-Gruppenführer a. D. und Oberbürgermeister a. D. Dr. rer. pol. Karl Strölin verstarb im Januar 1963 und wurde mit militärischen Ehren auf dem Stuttgarter Waldfriedhof beigesetzt. Ein Offizier der neuen Bundeswehr trug das Ordenskissen. An seinem Grab ehrten ihn Politiker, aber auch Vertreter des Kyffhäuserbundes und anderer Soldatenverbände.

Familie

Abstammung

Karl war der Sohn des Generalmajors Karl Eberhard Gottlieb Immanuel von Strölin (1858–1920) und dessen Frau Karoline Wilhelmine Pauline, geb. Seybold (1867–1944).

Geschwister

Seine Geschwister waren:

  • Kurt Julius (1892–1914)
    • Kurt war wie sein älterer Bruder aktiver Offizier, diente im Infanterie-Regiment „Alt-Württemberg“ (3. Württembergisches) Nr. 121, wurde im Herbst 1914 als Leutnant und Zugführer in der 11. Kompanie schwer verwundet und verstarb im Lazarett in Belgien am 26. Oktober 1914.
  • Marianne Pauline (1893–1918)
  • Hans Albrecht Rudolf Gustav Wilhelm (1899–1933), nach Kriegsteilnahme Kaufmann, verstorben in Hamburg ∞ 28. September 1922 Lina Mathilde Annemarie Göhrum (1900–1992)

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • Mitglied bei zahlreichen gelehrten und künstlerischen Vereinigungen
  • Mitglied des Kuratoriums der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
  • 1933 Vorsitzender des Deutschen Ausland-Institutes (DAI)
    • zuletzt ehrenamtlicher Präsident
  • Vorstand des Württembergischen Gemeindetages
  • Vorstandsmitglied des Deutschen Gemeindetages
  • Mitglied des Deutschen Schuldnerausschusses
  • 1938–1945 Präsident des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen und Städtebau

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Schriften (Auswahl)

  • Die wirtschaftliche Lage des Mittelstands und der Arbeiterschaft der Stadt Stuttgart vor und nach dem Krieg, Dissertation, 1923
  • Die Deutsche Gemeindeordnung, Vortrag, Stuttgart 1935
  • Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in der Stadt Stuttgart, 1936
  • Die Neuordnung des Gemeindeprüfungswesen, in: „Jahrbuch für Kommunalwissenschaft“. 2. Jg. 1935, 2. Halbjahresband, 105–144
  • Die Stellung der Gemeinden in der Energiewirtschaft in: „Die nationalsozialistische Gemeinde. Zentralblatt der NSDAP für Gemeindepolitik“. 4.Jahrgang, Franz Eher Verlag, München 1936
    • Folge 11 vom 1. Juni 1936: Sonderausgabe zum sechsten Internationalen Gemeindekongreß
  • L’administration de la ville de Stuttgart, 1937
  • Stuttgart im Endstadium des Krieges, Stuttgart 1950
  • Verräter oder Patrioten? Der 20. Juli und das Recht auf Widerstand, 1952

Literatur

Fußnoten

  1. Laut dem Verfasser Friedrich Georg (in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, Grabert Verlag, Tübingen, 3. Aufl. 2010, S. 460) war Strölin „führender Widerständler“ – der Autor präsentiert dazu aber weder eine Beweisführung noch Belege.