Krogmann, Carl Vincent
Carl Vincent Krogmann ( 3. März 1889 in Hamburg; 10. März 1978 ebenda) war ein deutscher Reeder, Bankier und Industrieller aus Hamburg und während der Zeit des Nationalsozialismus Erster Bürgermeister der Stadt.
Er knüpfte 1932 als Mitglied des „Keppler-Kreises“ bzw. des späteren „Freundeskreises Reichsführer-SS“ Verbindungen zwischen Industriellen, Kaufleuten, Bankiers und Großagrariern, um mit deren gesellschaftlichem Einfluß die Kanzlerschaft Hitlers zu unterstützen. Im November 1932 gehörte er zu den Unterzeichnern einer Eingabe dieser Kreise an Reichspräsident Paul von Hindenburg, in der für die Kanzlerschaft Hitlers geworben wurde. Krogmann lebte mit seiner Familie in der „Flemming-Villa“, bis diese im Juli 1943 beim Bombenterror auf Hamburg (→ Operation Gomorrha) zerstört wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kurzchronologie
- Mitglied des Hamburger Nationalclubs
- seit 1930 Mitglied der Handelskammer
- seit April 1932 im wirtschaftspolitischen Beraterkreis Hitlers
- seit 1932 Mitglied im „Freundeskreis der Wirtschaft“ (Wilhelm Keppler)
- 1934 „Freundeskreis des RFSS Heinrich Himmler“
- 8. März 1933 Mitglied des Hamburger Senats
- 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP
- 1933 Mitglied des Generalrats der Wirtschaft
- Mitglied des Reichskolonialbundes
- Mitglied des Präsidialrats der Reichsschrifttumskammer
- Mitglied der Akademie für Deutsches Recht
- 1933–1945 regierender Bürgermeister von Hamburg
- 1933–1945 Präsident des Senats in Hamburg
- 1945–1948 Internierung
- 1948 Entnazifizierung, dann Bauhilfsarbeiter
- 1954 Inhaber einer Holzgroßhandlung
Jugend
Die Familie Krogmann kann ihren Stammbaum durch Jahrhunderte zurückverfolgen. Alle Vorfahren waren Hamburger Reeder und Kaufleute. Carl Vincent Krogmann, geboren am 3. März 1889 in Hamburg, war Sohn des bekannten Reeders Dr. Ing. h. c. Richard Carl Krogmann (1859–1932), der lange Jahre Vorsitzender der deutschen Seeberufsgenossenschaft war und in Hamburger Leben eine große Rolle gespielt hatte. Er war Inhaber der seit mehr als hundertfünfzig Jahren bestehenden Rederei Wachsmuth & Krogmann, die einmal eine weltberühmte Segelschiffsrederei war.
Carl Vincent Krogmann erhielt nach dem Schulbesuch eine ausgezeichnete kaufmännische Ausbildung und war dann bis zum Ersten Weltkriege für die väterliche Firma als Überseekaufmann tätig.
Erster Weltkrieg
Bei Kriegsbeginn des Ersten Weltkrieges rückte er, der als Einjährig Freiwilliger nun Reserveoffizier geworden war, als Leutnant der Reserve der Artillerie ins Feld. Er zeichnete sich aus, erhielt hohe Orden und blieb bis Kriegsende an der Front. Sein einziger Bruder fiel.
Weimarer Republik
Nach dem Krieg wurde er Teilhaber der väterlichen Firma und Mitglied der Hamburger Handelskammer. Er war Vorstandsmitglied des Hamburger Nationalklubs. In den Jahren nationaler Unterdrückung schloß er sich der NSDAP an und wirkte in ihr insbesondere als Wirtschaftsverständiger.
Drittes Reich
Am 7. März 1933 wurde er durch Bürgerschaftsentscheid zum ersten Bürgermeister von Hamburg gewählt. Auf der Londoner Weltwirtschaftskonferenz, an der er als Delegierter der deutschen Abordnung teilnahm, wurde er zum Vizepräsident des Wirtschaftsausschusses gewählt und damit der erste deutsche Vertreter im Konferenz-Präsidium.
Am 18. Mai 1933 wurde er von Gauleiter Karl Kaufmann zum Regierenden Bürgermeister ernannt. Der Regierende Bürgermeister von Hamburg machte in seiner Rede vom 10. Mai 1933 deutlich:
- „Der neue Staat kann nur solche Beamten gebrauchen, die bereit sind, im Sinne der Weltanschauung des Volksführers Adolf Hitler und seiner großen Freiheitsbewegung an einer weiteren Durchführung der Errungenschaften mitzuwirken.“
Ab 30. Juli 1936 aber nur noch als Leiter der Gemeindeverwaltung. Die Führung der Landesregierung übernahm Kaufmann selbst. Krogmann war Mitinhaber des Handelshauses Wachsmuth & Krogmann, dessen Ursprünge in das Jahr 1797 zurück-reichen. Das Unternehmen profitierte im 19. Jahrhundert vom europäischen Kolonialismus. Aus dem Handel mit Kolonialwaren erwirtschafteten die Inhaber große Vermögen. Als Hamburger Nationalsozialist mit engen Verbindungen zum Großbürgertum vertrat Krogmann in seiner Funktion als Bürgermeister auch die wirtschaftlichen Interessen einflußreicher Hamburger Kaufleute.
Krogmann hatte das Amt des Regierenden Bürgermeisters bis zur Übergabe der Stadt an die britische Armee am 3. Mai 1945 inne.
Nachkriegszeit
Nach der Verhaftung Kaufmanns am 4. Mai vereinigten die Briten Staats- und Gemeindeverwaltung wieder in der Hand des Bürgermeisters. Vom 5. bis 9. Mai fanden unter seiner Leitung tägliche Senatsberatungen statt.
Familie
Carl Vincent Krogmann Eltern waren Richard Carl Krogmann (seit 1847 Alleininhaber der Kolonialwarenhandlung Wachsmuth und Krogmann) und Mathilde, geb. Wentzel. Er hatte einen Bruder, der im Ersten Weltkrieg gefallen war, des weiteren zwei Schwestern. Sein Großvater war der Kaufmann und Politiker Hermann August Krogmann (1826–1894). Leutnant der Reserve Krogmann heiratete am 22. Juni 1917 (die Kriegstrauung fand in Hamburg statt) seine Verlobte Benedikta Emerentia des Arts (1894–1978), Tochter des Hamburger Notars Robert Alfred des Arts (1853–1902) und der Hamburgerin Emerentia, geb. Meyer (1861–1944). Benedikta Emerentias Großvater war Arnold Otto Meyer (1825-1913), Kaufmann, Kunstsammler und Politiker. Er war u. a. Konsul in Singapur, seine Familie hatte enge Kontakte zu Literatur und Kunst. Er war der Taufpate des Dichters Christian Morgenstern, der 1881/82 nach dem Tod der Mutter, für ein Jahr bei der Familie Meyer lebte. Aus der Ehe ist ein Kind entsprossen.
Auszeichnungen (Auswahl)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Werke (Auswahl)
- Geliebtes Hamburg. Christians-Verlag, 1955.
- Bellevue. Christians-Verlag, 1960 (2. Aufl. 1963).
- Es ging um Deutschlands Zukunft. Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1982. - ISBN 3-8061-0741-6