Lagerfeld, Karl
Karl Otto Lagerfeld ( 10. September 1933 als Karl Otto Lagerfeldt – laut eigener Angabe 1938 – in Hamburg; 19. Februar 2019 in Paris[1]) war ein deutscher Modeschöpfer, Gestalter, Photograph und Kostümbildner. Ferner war er als Zeichner, Karikaturist, Verleger und Buchhändler tätig.
Lagerfeld, der neben seiner deutschen Muttersprache fließend Englisch und Französisch sprach, sah sich trotz seines Lebensstiles als Deutscher und hat auch stets die Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches behalten und nie etwa die französische angenommen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Karl Otto Lagerfeld wuchs in begüterten Verhältnissen auf: Lagerfelds Vater war der Dosenmilchfabrikant (Glücksklee-Milch-GmbH) Otto Lagerfeld (1881–1967). Seine Mutter Elisabeth geb. Bahlmann (1897–1978),[2][3] zu der Lagerfeld ein enges, wenn auch zwiespältiges Verhältnis hatte, wurde als kapriziös und freigeistig geschildert. Ihm gegenüber sei sie tolerant bis zur Gleichgültigkeit gewesen, wurde Lagerfeld vielfach zitiert. Lagerfeld hatte eine 1931 geborene Schwester, die seit 1957 in den USA lebte und 2015 starb sowie eine Halbschwester aus einer vorhergehenden Beziehung seines Vaters. Seine Kinderjahre verbrachte Lagerfeld auf dem von seinen Eltern 1934 erworbenen großen Gut Bissenmoor bei Bad Bramstedt, bis die Familie 1939 wieder nach Hamburg zog, um 1944, als Hamburg während des Zweiten Weltkriegs stark unter der Bombardierung durch die Alliierten litt, wieder nach Gut Bissenmoor auszuweichen und erst 1949 ins kriegszerstörte Hamburg zurückzukehren.
Lagerfeld besuchte von 1944 bis 1950 die Volks- und Realschule in Bad Bramstedt, wo seine Eltern zeitweise ein großes Gut bewohnten, dann eine Hamburger Privatschule und schließlich das Lycée Montaigne in Paris, wohin er mit seiner Mutter 1953 umgezogen war. Dort gewann er 1954 für eine Mantelzeichnung den Ersten Preis in einem Bekleidungswettbewerb des Internationalen Wollsekretariats (IWS).
Positionen
Im Dezember 2006 sprach Lagerfeld erstmals über seine Homosexualität und über seine seine langjährige Beziehung zu Jacques de Bascher de Beaumarchais, einem französischen Fotomodell, die im Jahr 1989 durch dessen AIDS-Tod endete. In einem Gespräch mit Markus Lanz im März 2011 sprach sich Lagerfeld dagegen aus, daß schwule Paare Kinder adoptieren sollten, da Kinder immer eine Mutter bräuchten.[4] Er sprach sich aber für die Homo-Ehe aus.[5]
In einem Gespräch mit der Modezeitschrift „Park Avenue“ berichtete Lagerfeld über seine positiven Erfahrungen mit mohammedanischen Jugendlichen in den Pariser Banlieues, für die er durch sein Mitwirken an einem Computerspiel zum Idol geworden ist.
- „Ich habe nichts gegen Moslems. Manchmal überlege ich mir, ob ich nicht Moslem werde. […] Man muss ja sagen, was die Katholiken gemacht haben, um die Welt zu christianisieren – da ist der 11. September nix dagegen. Religion gehört irgendwie dazu, aber die katholische Kirche tut’s ja nicht mehr. Da wird nur das Geld ausgegeben, um die Pädophilie-Opfer zum Schweigen zu bringen.“
Lagerfeld trank keinen Alkohol und aß wenig Fleisch. Seine Privatbibliothek umfaßte laut eigenen Angaben ca. 300.000 Bücher.
Im November 2017 bekannte Karl Lagerfeld sich implizit zur Holocaustreligion, griff aber Angela Merkel wegen ihrer Willkommenskultur scharf an:
- „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“[6]
Filmbeiträge
Zitate von Lagerfeld
Als es bei einigen en vogue wurde in Jogginghosen auch auf die Straße zu gehen, hatte Lagerfeld dafür nur Verachtung übrig: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Strasse.“
Familie
Lagerfeld starb im Februar 2019 im Alter von 85 Jahren in einem Pariser Krankenhaus, nach Medienangaben an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Seine Asche wurde in Nanterre bei Paris beigesetzt.
Lebensgefährte des homosexuellen Lagerfeld war der 1989 mit 38 Jahren an Aids verstorbene Jacques de Bascher. Zu seinem früheren Freundeskreis zählten einige seiner Starmodels wie Claudia Schiffer, aber auch Paloma Picasso und Prinzessin Caroline von Monaco. Lagerfeld lebte und arbeitete seit den 1980er Jahren hauptsächlich in Paris. Neben seinem Stadtpalais im Quartier St. Germain besaß er weitere Villen bzw. Wohnungen in Monte Carlo, Rom, New York und Vermont. Sein Schloss in der Bretagne hatte er verkauft, ebenso die Villa Jako im Hamburger Stadtteil Blankenese, die er von 1991 bis 1998 besaß.
Im Alter lebte Lagerfeld alleine, nur in Gesellschaft seiner Perserkatze Choupette und umgeben von seiner auf 300.000 Bände taxierten Privatbibliothek. Choupette, die bis zum Lebensende von zwei Nannys versorgt werden sollte, wurde eine Erbin seines auf rd. 400 Mio. Euro geschätzten Vermögens. Weitere Erben sollten die sieben Patenkinder Lagerfelds sein, darunter Hudson Kroenig, Sohn des US-Models Brad Kroenig, nicht jedoch die Nachfahren seiner Schwester und Halbschwester, zu denen er keine Verbindung mehr pflegte. Seine Nachfolge bei Chanel trat – auch nach dem Willen der Inhaberfamilie Wertheimer – die Modedesignerin Virginie Viard (* 1962) an, seit Jahren Lagerfelds engste Mitarbeiterin.
Siehe auch
Literatur
- Eduard von Keyserling: Landpartie, Steidl, Göttingen 2010 (mit Zeichnungen von Karl Lagerfeld)
Verweise
- RTL bedauert Formulierung in Bericht über Lagerfeld, Der Tagesspiegel, 16. November 2017