Luftfahrt

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Gleitflug Otto Lilienthals vom „Fliegeberg“ in Berlin-Lichterfelde am 29. Juni 1895

Als Luftfahrt (auch Fliegerei oder Aviatik, von lat. avis = Vogel) bezeichnet man den Transport von Personen oder Gütern durch die Erdatmosphäre ohne feste Verbindung zur Erdoberfläche mittels eines Fluggerätes, gesteuert von einem Flugzeugführer oder bei einem Verkehrsflugzeug von einem Flugkapitän.

Geschichte

Anfänge des Fliegens

Fest der Flieger 1934 im Zoologischen Garten, Berlin; Pioniere der Luftfahrt wurden geehrt: von links nach rechts: Robert Thelen, Walter Mackenthun, Geheimer Rat Johann Schütte, Bruno Loerzer (Präsident des DLV), Staatsekretär Erhard Milch, Luftschiffpionier Prof. von Parseval und der berühmte Alter Adler Nr. 2 Hans Grade
Der „geflügelte Mensch“ des Nationalsozialistischen Fliegerkorps

Die Anfänge des Fliegens spiegeln sich in Sagen verschiedener Völker wider. Orientalische Völker spielten mit dem Gedanken, große starke Vögel dazu abzurichten, gleichsam im „Geschwader-Flug“ einen Menschen durch die Luft zu tragen. In der altgriechischen Sage gelingt es erstmals Didalos mit einem Fittich zu fliegen, sein Sohn Ikaros stürzte jedoch ab und wurde die mythologische Figur der heutigen Fliegerzunft.

In der deutschen Sage erhebt sich Wieland der Schmied gegen den Wind, Götter (z. B. Merkur, der Gott des Handels) wurden mit Flügelschuhen dargestellt, die sie über Land und Meer trugen, und die Walküren der Germanen legten Schwanenhemden an.

Vorbilder der Luftfahrt waren Vogelflug und aufsteigender Rauch. Letzterer gab aber erst Anregungen zu Ballonversuchen, als die physikalischen Zusammenhänge erkannt wurden.

Dagegen ist von alters her versucht worden, den Vogelflug nachzuahmen. Der englische Franziskanermönch Roger Bacon baute um 1250 eine Flugmaschine, deren Schwingen durch eine Kurbel bewegt werden sollten. Zu Flugversuchen kam es nicht, weil er inzwischen der Zauberei verdächtigt und in den Kerker geworfen worden war. Als rund 100 Jahre später Giovanni Battista Danti mit einem Räderwerk von Flügeln den Markt in Perugia von einem Turm herab überfliegen wollte, versagte ein Flügel und Danti fiel auf das Dach einer Kirche. Leonardo da Vinci entwarf eine Maschine mit fledermausartigen Flügeln, die mit Armen und Beinen betätigt werden sollten. Zu praktischen Versuchen kam es nicht.

Der italienische Physiologe G. A. Borelli führte 1680 aus, daß der Mensch zu schwer und seine Kraft vollkommen unzureichend sei, um sich in die Luft erheben zu können. Der badische Landbaumeister K. F. Meerwein machte 1785 in Gießen einen Versuch mit Flügeln, deren Größe nach den Maßverhältnissen der Wildente berechnet waren. Sein Schüler Jacob Degen in Wien nahm den Adler als Maßstab und errechnete eine Flügelgröße von 7 x 2,5 m.

Degen ersetzte später die unzulängliche Menschenkraft durch einen über dem Flugzeug befestigten Wasserstoffballon. Der Ballon flog, aber die Schwingen waren unwirksam. Albrecht Ludwig Berblinger, ein Schüler Degens, stellte wieder ein reines Schwingenflugzeug her. Als er 1811 von einem hohen Gerüst an der Donau absprang, brach ein Flügel, Berblinger fiel in den Fluß und erntete ein Spottgedicht: „Der Schneider von Ulm“.

1872 berief die deutsche Reichsregierung einen Sachverständigenausschuß zur Prüfung von Luftfahrtfragen, in welchem Hermann von Helmholtz ausführt: es sei kaum wahrscheinlich, daß der Mensch auch mit dem allergeschicktesten flügelähnlichen Mechanismus, den er durch seine eigene Muskelkraft zu bewegen hätte, instand gesetzt werde, sein eigenes Gewicht in die Höhe zu heben und dort zu erhalten.

Das Problem des Gleitfluges wurde schließlich von Otto Lilienthal gelöst. Lilienthal wußte, daß ein Flugzeug mit feststehenden Flächen, welches gewissermaßen auf ein Luftpolster gelegt wird, nicht nach unten durchfällt, sondern darüber hinweggleitet. Er erkannte, daß schwach gewölbte Flächen ein besseres Verhalten des Auftriebs zum Luftwiderstand, also ein günstigeres Gleitverhältnis ergeben. Seine Versuche bei Berlin waren erfolgreich. Lilienthals Erfolge sind die Vorläufer der heutigen Motor- und Segelflugzeuge. Seine Versuche mit Gleitflugzeugen wurden von Gustav Weißkopf fortgesetzt, der die ersten Motorflüge ausführte, die von Karl Jatho fortgeführt wurden. Die heutigen Flugzeuge sind lediglich die folgerichtige technische Weiterentwicklung des ersten Motorflugzeuges von Weißkopf.

Militärische Luftfahrt

Militärische Luftfahrt ist Luftfahrt zu militärischen Zwecken wie dem Transport von Personal und Material, der Aufklärung und Überwachung oder dem Einsatz von militärischen Luftfahrzeugen für offensive, defensive und unterstützende Luftkriegsoperationen. Deutsche waren nicht nur Pioniere der Luftfahrt, sondern auch der militärischen Luftfahrt. Die Fliegertruppe des Kaiserlichen Heeres legte den Grundstein für den taktischen und strategischen Luftkrieg, wenn auch vorerst nur zur Unterstützung des Landheeres.

Bereits im Ersten Weltkrieg wurden die gerade erst erfundenen Flugzeuge erfolgreich und teilweise schlachtentscheidend eingesetzt, u. a. im kampfmoralsteigernden Luftkampf. Im Zweiten Weltkrieg hat die Luftüberlegenheit (insbesondere gegenüber der Luftwehr) bereits Entscheidungen beeinflußt (→ Reichsluftverteidigung), im Golfkrieg (1990/91) erfolgten große Teile der Kriegführung aus der Luft.

Für die moderne Kriegswissenschaft steht fest, daß ohne Lufthoheit ein konventioneller Krieg nicht zu gewinnen ist.

Organisationen

Siehe auch

Literatur

  • Zeppelin-Weltfahrten, Band 1 (Netzbuch) / Nachdruck im Heel-Verlag, 2000, ISBN 978-3-89365844-2
  • Carl Gustav Paul Henze: Vom Werden deutscher Luftgeltung – Ein Querschnitt durch die Entwicklung des deutschen Flugwesens. Mit einem Geleitwort vom Reichsluftsportführer Oberst Mahncke und 145 Abbildungen. C. Siegismund, Berlin 1937