Haus der Flieger

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Das „Haus der Flieger“ war mehrere Jahre repräsentativer Mittelpunkt der Reichsregierung in Berlin, zum einen weil sich die Fertigstellung der Neuen Reichskanzlei bis 1939 hinzog (Außenarbeiten noch 1942/43), zum anderen, weil sich Hermann Göring im Gegensatz zum Führer sehr wohl auf dem gesellschaftlichen Parkett fühlte und jede Gelegenheit wahrnahm, auch luftfahrtferne Gruppierungen den Zugang u. a. zum prunkhaften Sitzungs- und Veranstaltungssaal zu ermöglichen.

Das Haus der Flieger war Offiziercasino, Fliegerheim und gesellschaftliche Repräsentation des benachbarten Reichsluftfahrtministeriums, letztendlich Prestigeobjekt des Reichsmarschalls und Oberbefehlshabers der Luftwaffe Hermann Göring. Die Immobilie gehörte der von Göring initiierten Stiftung „Preußenhaus“, die im Dezember 1933 mit dem offiziellen Ziel gegründet worden war, die Pflege des Reichsgedankens auf der Grundlage nationalsozialistischer Weltanschauung, welcher sich der auf Verwirklichung des einigen Deutschlands gerichteten geschichtlichen Sendung Preußens verdanke, zu betreiben.[1]

Erläuterung

Der ehemalige Plenarsaal des 1918 aufgelösten Hauses der Abgeordneten im als „Volkshaus“ bekannten Parlamentsgebäude (1918 in „Preußischen Landtag“ umbenannt) als Festsaal des Fliegerhauses. Das Abgeordnetenhaus von Berlin entschied im Oktober 1990, vom Rathaus Schöneberg in das historische Gebäude umzuziehen. Nach aufwendiger Modernisierung und Renovierung wurde das nun offiziell erneut „Preußischer Landtag“ genannte Preußische Abgeordnetenhaus am 29. April 1993 vom Berliner Landesparlament in Betrieb genommen. Der Gebäudekomplex erstreckt sich zwischen Leipziger Straße und Prinz-Albrecht-Straße (heute: Niederkirchnerstraße). Davor steht eine beeindruckende Statue zu Ehren von Staatsminister Freiherr vom Stein, Freiheitskämpfer gegen die Tyrannei Napoleons in den Befreiungskriegen und vaterländisch gesinnter Gründer der „Monumenta Germaniae Historica“.
Jahresfest der Deutsch-Englischen Gesellschaft im Haus der Flieger, 15. Februar 1939; Herzog von Coburg (Ehrenvorsitzender und Präsident) begrüßt den Botschafter Henderson. Mitte: der Vorsitzende der von Joachim von Ribbentrop gegründeten Deutsch-Englischen Gesellschaft (DEG) der Reeder Direktor Eugen Lehnkering.
„Nach der Novemberrevolution 1918 wurde das Herrenhaus abgeschafft und das Parlament aufgelöst. Im Plenarsaal fand der 1. Allgemeine Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte statt. Dort wurde auch das Regierungssystem für die ‚Weimarer Republik‘ beschlossen. Die im Plenarsaal tagende Preußische Landesversammlung führte erstmals für Preußen ein geheimes und allgemeines Wahlrecht und als Novum das Frauenwahlrecht ein. Während der NS-Zeit wurde das Gebäude in die Stiftung ‚Preußenhaus‘ überführt: 1934 wurde im Plenarsaal der nationalsozialistische Volksgerichtshof gegründet. 1935 ging das Gebäude in die Verantwortung des Reichsluftfahrtministeriums über. Der Plenarsaal im ‚Haus der Flieger‘ wurde zum Ballsaal umgestaltet. Zu DDR-Zeiten wurde der Plenarsaal überwiegend als Lager- und Abstellplatz genutzt. Nach der Wende wurde der ehemalige Preußische Landtag so umgebaut, dass die Spuren der Epochen wieder erkennbar sein sollten.“[2]

Zuständig für die Neugestaltung der Innenräume war der Architekt Prof. Dr. Ernst Sagebiel, der auch mit dem Flughafen Berlin-Tempelhof und der Luftkriegsakademie sowie der Lufttechnischen Akademie Bahnbrechendes geleistete hatte. Die Büroräume der Gebäude des ehemaligen Preußischen Herrenhauses und bisherigen Preußischen Abgeordnetenhauses wurden 1935 für den „Aero-Club von Deutschland“[3] (Wehrmachtsbeamte konnten die Mitgliedschaft beantragen, Offiziere der Luftwaffe waren per Erlaß Pflichtmitglieder, der Aero-Club somit de facto ein Offiziersklub) und die ministeriumseigene „Deutsche Luftfahrtakademie“ umgebaut, wobei der neue Repräsentationsort des Ministeriums besondere Aufmerksamkeit erhielt, so wurde der historische Plenarsaal völlig entkernt und zum monumentalen Festsaal des Hauses der Flieger umgestaltet, der für besondere Anlässe als würdiger Sitzungssaal verwendet wurde. Frauen wurden außerhalb von Großveranstaltungen nur nach expliziter Einladung zugelassen, sie dürften jedoch nur die für Damen vorgesehene Räumlichkeiten betreten.

Auch Kongreßbälle und die feierliche Verleihung von Orden und Ehrenzeichen fanden ich den atemberaubenden Räumlichkeiten statt. PK-Lange (Scherl) schrieb 1941:

„Hermann Göring übergab Bergarbeitern das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. 568 Bergleute aus allen Revieren des deutschen Bergbaues, und 57 Arbeiter der Reichswerke ‚Hermann Göring‘ waren am Sonnabend nachmittag einer Einladung des Reichsmarschalls Göring in das Haus der Flieger in Berlin gefolgt, wo der Reichsmarschall ihnen das vom Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht verliehene Kriegsverdienstkreuz übergab. 67 von ihnen erhielten für ihren tapferen Einsatz das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. Als Parole für die kommende Zeit betonte der Reichsmarschall in seiner Rede, daß wir rüsten und kämpfen müßten. Unser Bild zeigt Reichsmarschall Hermann Göring bei der Ankunft im großen Festsaal des Hauses der Flieger, als er durch das Spalier der Bergleute schritt.“

Gesellschaftliche Räumlichkeiten (1935)

Hermann Göring 1941 bei der Ankunft im großen Festsaal des Hauses der Flieger,als er durch das Spalier der Bergleute schritt; 568 Bergleute aus allen Revieren des deutschen Bergbaues und 57 Arbeiter der Reichswerke „Hermann Göring“ waren einer Einladung des Reichsmarschalls Göring in das Haus der Flieger in Berlin gefolgt, wo der Reichsmarschall ihnen das vom Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht verliehene Kriegsverdienstkreuz übergab. 67 von ihnen erhielten für ihren tapferen Einsatz das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. Als Parole für die kommende Zeit betonte der Reichsmarschall in seiner Rede, daß „wir rüsten und kämpfen“ müssten.

Sagebiel hatte vom 17. Juli bis 16. November 1935 Unmögliches geleistet, nur der Festsaal, mit dem er im Februar 1937 begann, wurde erst im Oktober 1937 fertiggestellt und stand mit dessen höchsten gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werdenden Gestaltung den vielen Veranstaltungen zur Verfügung: Von der Festsitzung der Akademie der Luftforschung über den Großen Ball des Aero-Clubs bis zu privaten Hochzeitsfeiern (so z. B. die Vermählungsfeierlichkeiten von Gerda Milch, Tochter von Erhard Milch am 12. Mai 1939). Der Betreiber der Klub-Gaststätte, die auch von Dr. Sagebiel, dessen Büro seit 1937/38 dorthin verlegt wurde (gemeinsam mit Görings engstem Mitarbeiterstab, das „Ministeramt des R.d.L.u.O.d.L.“) sehr geschätzt wurde, war der des Luxus-Restaurants „Horcher“ (Otto Horcher), zwischen 1904 und 1944 eines der bekanntesten Restaurants der Reichshauptstadt und Betreiber des Dachterrassen­-Restaurants des Deutsche Pavillons der Pariser Weltausstellung 1937.

  • Speisesaal
  • Frühstücksraum
  • Separates Damenspeisezimmer
  • Herrenklubraum
  • Konferenzraum
  • Trinkstube
  • Getrennte Schreib- und Lesezimmer für Damen und Herren
  • Billard- und Zigarrenraum
  • Gästebar
Staatsakt angeordnet von Hermann Göring für Generalmajor Carl August Freiherr von Gablenz, Ministerialdirektor Professor Dr. Krümmel und Bordfunker Oberfeldwebel Klaer im Ehrensaal des Hauses der Flieger in Berlin am 25. August 1942

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Am 1. April 1935 wurde das Preußenhaus von der Stiftung offiziell dem Deutschen Reich übergeben, welches es dem Reichsluftfahrtministerium übergab. Göring überließ das Gebäude wiederum dem Aero-Club von Deutschland, mit welchem er eng verbunden war. Nach dem Umbau wurde das Gebäude nun offiziell „Haus der Flieger“ genannt. Die Stiftung „Preußenhaus“ wurde durch das Rechtsträger-Abwicklungsgesetz von 1965 aufgelöst.
  2. Tag der offenen Tür im Berliner Abgeordnetenhaus, Tagespiegel, 5. September 2015
  3. Der „Aero-Club von Deutschland“ wurde 1907 von luftfahrtbegeisterten deutschen Männern zur Förderung der Motorluftfahrt ins Leben gerufen Seit 1933 hatten Göring und Paul von Hindenburg die Schirmherrschaft des Clubs mit dem neuen Clubheim in Staaken, am 1. Oktober 1935 erfolgte die Auflösung und Neugründung als Träger Luftsportlicher Beziehungen zum Ausland, insbesondere zur Förderung des Luft-Fremdenverkehrs, was sich spätestens bei den Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin bewährte. Zum „Haus der Flieger“ kamen noch angemessene Räumlichkeiten auf dem Reichssportflughafen im brandenburgischen Rangsdorf.