Kampfbund für deutsche Kultur

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Kampfbund für deutsche Kultur

KfdK.png
Bestehen: 1928–1934
Führer: Alfred Rosenberg
Gotthard Urban

Der Kampfbund für deutsche Kultur (kurz: KfdK) war eine deutsche NSDAP-nahe Organisation in der Zeit des Nationalsozialismus unter der Leitung von Alfred Rosenberg.

Geschichte

Erinnerungsabzeichen des KfdK anläßlich der Kulturwoche in Gera 1934
Musikabteilung der NS-Kulturgemeinde

Adolf Hitler beauftragte Alfred Rosenberg mit dem Aufbau einer Kulturorganisation. Am 4. Januar 1928 unterzeichneten Rosenberg, Heinrich Himmler, Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser, Reichsgeschäftsführer Philipp Bouhler, Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz und Fabrikant Wilhelm Weiß das Gründungsmemorandum der neuen Organisation, die anfänglich den Namen „Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur“ trug.

Der im Mai 1928 veröffentlichte Gründungsaufruf des Kampfbundes verlautbarte, man wolle nun im Kampf gegen Verbastardisierung und Vernegerung unseres Daseins willensstarke und opferbereite deutsche Männer und Frauen an sich binden, um artbewußte Zeitungen und Zeitschriften, bisher unterdrückte Gelehrte und Künstler zu fördern, Ausstellungen zu veranstalten und auf die Theaterspielpläne Einfluß zu nehmen. Eine Liste von wohlbekannten Namen, die sich bereiterklärten, die Gründung öffentlich zu unterstützen, zeigt die bildungsbürgerliche Ausrichtung: Acht der achtzehn Förderer waren Hochschullehrer, die übrigen, meist aus dem Richard-Wagner-Kreis, waren Verleger, Theaterintendant, Schriftsteller, Pfarrer.

Seit Oktober 1928 trug die Organisation offiziell die Bezeichnung „Kampfbund für deutsche Kultur“. Das Hauptarchiv der NSDAP führte den Kampfbund als Organisation innerhalb der NSDAP und nannte ihn eine rein nationalsozialistische Gründung [1].

An der ersten öffentlichen Veranstaltung des Kampfbundes in der Münchner Universität am 23. Februar 1929, bei der Othmar Spann über Die Kulturkrise der Gegenwart einen Vortrag hielt, nahm auch Adolf Hitler teil.

Nationalsozialistische Kulturgemeinde

Nach dem nationalsozialistischen Regierungsantritt im Januar 1933 wurden dem Kampfbund der „Verband der freien Volksbühne“ und der „Bühnenvolksbund“ unter dem Namen „Deutsche Bühne e. V.“ als Nebenorganisation angegliedert. Am 6. Juni 1934 wurde der Verein „Kampfbund für deutsche Kultur“ aufgelöst und mit dem Reichsverband „Deutsche Bühne“ (zu dem auch die 1932 von Heinrich XLV. von Reuß zu Schleiz gegründete „Deutsche Musikbühne“ gehörte) zur „Nationalsozialistischen Kulturgemeinde“ (NS-Kulturgemeinde) zusammengefaßt. Verbunden war der Auflösungsprozeß mit der Errichtung der „Dienststelle Rosenberg“ (DRbg), dem späteren „Amt Rosenberg“ (ARo).

Kulturpolitische Aktivitäten

Deutsche Heimatkunst

Karlsruhe wurde durch die Hans-Thoma-Schule zu einem Zentrum deutscher Kulturarbeit. Es handelte sich um völkisch gesinnte Kreise, die antikapitalistische Positionen vertraten. Vorbild war der wiederentdeckte Romantiker Caspar David Friedrich. Die ersten nationalsozialistischen Aktivitäten sollten von der Kampfbund-Gruppe in Karlsruhe unter der Führung des Thoma-Nachfolgers Hans Adolf Bühler und von Weimar ausgehen.

Tempel und Altar

Ein weitere Gruppe innerhalb des Kampfbundes pflegte nationalistische Ideale. „Ewige“ und „unveräußerliche“ Werte sollten der Jugend Richtbilder für ihre nationalen Tugenden geben, Deutschland sollte deutsch bleiben. Expressionismus, proletkultische Kunstexperimente, Jazz und sozialkritische Kunst galten ihr als gezielte Schwächung des Staates.

Alldeutschland

Pangermanische Tendenzen vertraten die in und um den Alldeutschen Verband konzentrierten Anhänger einer großdeutschen Kultursicht.

„Zeichen der Zeit“

Von 1929 bis 1931 gab der Kampfbund die Zeitschrift „Mitteilungen des Kampfbundes für deutsche Kultur“ heraus.

Im Oktober 1932 wurde unter der Schriftleitung von Hans Hinkel die „Deutsche Kultur-Wacht - Blätter des Kampfbundes für deutsche Kultur“ publiziert, die jedoch schon 1933 wieder eingestellt wurde.

Kampfbund-Aktionen

Zwei überregionale Aktionen erregten Aufmerksamkeit.
Pfingsten 1930 veranstaltete der Kampfbund in Weimar seine erste große Jugendtagung, die unter der Schirmherrschaft des Ministers Wilhelm Frick stand. Erstmalig wurden hier mit dem Hinweis auf Weimars unsterbliche Geistesheroen die neuen politischen Führer vorgestellt: Baldur von Schirach, Goebbels, Göring und Darré. Eine gemeinsame Entschließung forderte „vor allem die Stärkung des deutschen Wehrwillens“, und für die Künste hieß es: „Wir rufen auf zum Widerstand gegen alle volksschädigenden Einflüsse auf dem Gebiet des Theaters...in Literatur und bildender Kunst...gegen eine wesensfremde Baukunst“.

Unter dem Motto Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue! veranstaltete der Kampfbund Pfingsten 1931 eine Jugend- und Kulturtagung in Potsdam, auf der Rosenberg einen Vortrag über „Blut und Ehre“, Rasse und Persönlichkeit hielt und Fliegerhauptmann Göring zum Thema Wehrwille sichert die Kultur sprach.

Mitglieder und Förderer

Die Zahl der Mitglieder, die in 450 sogenannten Stützpunkten (Ortsgruppen) organisiert waren, stieg vom April bis Oktober 1929 von ca. 300 auf ca. 38.000.
Aktivitäten, zunächst in Form von Vortragsreihen, entwickelten die Ortsgruppen München und Weimar, ab Herbst 1929 Dresden und Bonn, ab Frühjahr 1930 Düsseldorf und Karlsruhe.

Unter den Förderern des Kampfbundes waren so namhafte Persönlichkeiten vertreten wie Adolf Bartels, Hugo Bruckmann, Houston Stewart Chamberlains Witwe Eva Chamberlain, der Komponist Paul Graener, der Dichter und spätere Präsident der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst, Erwin Guido Kolbenheyer, Julius F. Lehmann, der Physiker und Einstein-Gegner Philipp Lenard, der Architekt Paul Schultze-Naumburg, der die Schrift „Kunst und Rasse“ herausgab und besonders häufig auf Veranstaltungen sprach, Gustav Havemann (Gründer und Leiter des Kampfbund-Orchesters), Fritz Stein und Hitlers Förderin Winifried Wagner.

Literatur

  • Alfred Rosenberg: Aufruf!; in: „Der Weltkampf“ 5 (1928), Mai-Heft, S. 210–212

Fußnoten

  1. Hildegard Brenner, Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, Hamburg 1963