Nazi-Leaks
Nazi-Leaks.net war eine im Dezember 2011 erstellte Netzseite[1], die unter dem Titel „Operation Blitzkrieg“ Anschriften und Kontaktdaten von vermeintlichen Neonazis veröffentlicht. Die nach eigenen Angaben aus fünf bis zehn Personen[2] bestehende Gruppierung („Anonymous Anarchists“) behauptet im Interesse des international agierenden Netzwerkes Anonymous zu handeln, wird jedoch von einigen erfahrenen Anons kritisiert und als parteiisch betrachtet.[Quellennachweis erforderlich]•Obwohl die Inhalte der geknackten Datenbanken schon im Laufe des Jahres 2011 u. a. bei Indymedia veröffentlicht wurden, gab es im Neujahr 2012 ein großes Medienecho aufgrund der Aktion und wurde insbesondere von der linken Presse mit Wohlwollen aufgefaßt.
Die aufgeführten Personen sollen angeblich für die NPD gespendet oder in „rechtsextremen“ Versandhäusern eingekauft haben. Zudem wurde eine „Autorenliste“ der Jungen Freiheit mit Adressen von Autoren, Gesprächspartnern sowie auch namhaften Persönlichkeiten veröffentlicht. Unter den Privatadressen werden u. a. der langjährige Parlamentskorrespondent der FAZ und Theodor-Wolff-Preisträger Karl Feldmeyer, die Reporterlegende Peter Scholl-Latour oder der frühere Chefreporter der WELT, Konrad Adam, aufgeführt.
Die Denunziationsplattform ist immer wieder Ziel von DDoS-Attacken geworden und mußte erstmals am 4. Januar 2012 vom Netz gehen.
Aufgrund eines großen Widerstandes wurde die Seite am 11. Januar 2012 endgültig vom Netz genommen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Januar 2011 wurden mehr als 60.000 E-Briefe aus dem Umfeld der NPD der Zeitung taz und anderen deutschsprachigen Medien zugespielt.[3][4] Hier fiel zum ersten mal der Begriff „Nazi-Leaks“. Der Schriftverkehr stammte aus den Monaten März 2010 bis Januar 2011.
Eine Gruppe namens „No-Name Crew“ störte im Mai 2011 rund 25 Netzauftritte der NPD und lud dabei interne Informationen herunter. Nach anderen Aktionen wurden die „Hacker“ von der Polizei gefasst. Auf den Jahreskongressen des Chaos Computer Clubs werden regelmäßig die Präsenzen rechtsgerichteter Organisationen attackiert.[5]
Im Dezember 2011 veröffentlichte nazi-leaks.net (und gamma.noblogs.org als “Freies Netz”-Leaks) personengebundene Daten (Privatadressen) von aryansbook, bloodandhonour, erik and sons, junge freiheit[6], local1488, nationales versandhaus, newp.org, npd, thorsteinar, americannaziparty, odin versand, patriootti.com, british national party.
Kritik
In der Hacker-Gemeinde, etwa in den Kreisen des Chaos Computer Clubs, ist das Vorgehen umstritten, da wahllos und ungeprüft private Daten veröffentlicht werden.
Selbst innerhalb der Legion, wie sich das Anonymouskollektiv selbst nennt, wird vermutet, dass es sich hierbei lediglich um Antifaaktivisten handelt, die den Deckmantel und die öffentliche Aufmerksamkeit von Anonymous missbrauchen, um linke Propaganda zu verbreiten (→ Falschflaggenangriff).
Der Chefredakteur der Jungen Freiheit, Dieter Stein, verurteilte die Veröffentlichung der im Zusammenhang mit seinem Blatt aufgeführten Datensätze als „Angriff auf die Pressefreiheit“.[7] Er stellte Strafanzeige gegen die bislang unbekannten Hacker, eine weitere Strafanzeige richte sich gegen den Berliner Politologen Hajo Funke, der die Daten ebenfalls ins Netz gestellt hatte.
Der Deutsche Journalisten-Verband urteilte:
- „Journalistische Sorgfalt war hier nicht am Werk, statt dessen werden Journalisten und für Interviews angefragte Personen als rechtsextrem gebrandmarkt. Mit gründlicher Recherche oder investigativer Aufklärung hat das nichts zu tun.“[8]
Kai-Hinrich Renner vom Hamburger Abendblatt kritisierte, daß die Daten nicht redaktionell aufbereitet wurden und nicht jedes Mittel im „Kampf gegen rechts“ gerechtfertigt sei.[9]
Siehe auch
Verweise
- Linke Pseudoanons auf Twitter
Abgerufen am 2. März 2012. Bei WebCite® archivieren.Mitschrift eines Gesprächs unter „Antifaschisten“, , 9. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Bei WebCite® archivieren.Mitschrift eines Gesprächs unter „Antifaschisten“, , 10. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Bei WebCite® archivieren.Mitschrift eines Gesprächs unter „Antifaschisten“, , 10. Januar 2012
- Systempresse Vorsicht! Die folgenden Artikel sind vorwiegend im Sinne der Umerziehung verfaßt!
Abgerufen am 2. März 2012. Archiviert bei WebCite®.Patrick Gensing: "Operation Blitzkrieg" lässt das "Weltnetz" wackeln, Tageschau.de, 2. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Archiviert bei WebCite®.Andreas Speit: Onlinepranger für Neonazis, Taz, 2. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Archiviert bei WebCite®.Simone Rafael: Lieber Nazi-Seiten lahmlegen als Internet-Pranger erstellen, Netz gegen Nazis, 5. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Archiviert bei WebCite®.FP-Abgeordneter und Polizisten finden sich auf Nazi-Leaks, Der Standard, 3. Januar 2012
Abgerufen am 2. März 2012. Archiviert bei WebCite®.Anonymous: Nazi-Leaks "ist nicht als Pranger gedacht", Der Standard, 4. Januar 2012
- Gegen „Nazi-Leaks“ & Co.
- optakedown: Koordinierung, Twitter
- Gegenbewegung Profil 1 Gegenbewegung Profil 2
- Nationaler Widerstand – „sind wir nicht alle Anonymus?“[10]
- Presse-Artikel
Abgerufen am 9. Januar 2012. Bei WebCite® archivieren.Kolumne – Pressefreiheit in Deutschland 2012, KOMPAKT-Nachrichten, 9. Januar 2012
- “Anonymous” und die Antifa, fn-saalfeld.info (7. Januar 2012)
- Kommentar zu „Nazi Leaks“: Kernproblem ist die Kooperation der Mitte mit Linksextremisten, Blaue Narzisse (5. Janaur 2012)
- „Die Seite ist nicht als Pranger gedacht“, derstandart.at (4. Januar 2012)
- Der Mob im Netz (Junge Freiheit, 16.01. 2012)