Braeutigam, Otto

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Otto Braeutigam (zuweilen auch Bräutigam geschrieben; Lebensrune.png 4. April 1912 in München; Todesrune.png 28. Mai 1941 bei Regensburg) war ein deutscher Segelflugpionier, Mitglied des DLV und Flieger der Luftwaffe sowie Luftlande-Offizier der Wehrmacht, zuletzt Leutnant im Zweiten Weltkrieg.

Sechs Männer der Sturmgruppe „Granit“ der Sturm-Abteilung „Koch“, Mai 1940 nach dem Sturm auf die Festung Eben-Emael; v. l. n. r.: Karl Polzin, Edmund „Eddi“ Schmidt, Oberfeldwebel Helmut „Teddy“ Wenzel (zeitweilig Sturmgruppen-Führer bis Eintreffen von Rudolf Witzig), Unteroffizier Otto Braeutigam, Fritz Florian und Kurt Engelmann.

Leben und Wirken

In den 1930er Jahren war Otto Braeutigam ein berühmter Segelflieger und Inhaber mehrerer Rekorde. Seine erste Prüfung hatte er 1929 abgelegt, seit 1933 widmete er sich hauptberuflich dem Segelfliegen, zu dessen Pionier er wurde. Damals gelang ihm ein Streckenflug von 222 km.

Als Segelflieger legte Braeutigam in seinem kurzen Leben über 10.000 km zurück. Seit 1934 war er auch Motorflieger und nahm ein Jahr später am Deutschlandflug teil. Er stellte damals beim Rhön-Wettbewerb mit 502 km Segelflug einen Weltrekord auf. 1935 begann er auch mit dem Aufbau einer Segelflugschule in Groß-Rückerswalde im Erzgebirge,[1] die nach seinem Tode nach ihm benannt wurde.

Super-Orchidee (D-Sturm)

Otto war der Bruder von Ing. Bernhard Braeutigam, Inhaber der „Flugzeugbau Braeutigam GmbH“ in Weimar und Konstrukteur des Segelflugzeuges „D-Sturm“ mit 25 Meter Spannweite im Jahre 1933. Eingeflogen wurde die D-STURM vom 13. bis 16. Juli 1933 auf dem Flughafen Erfurt-Nord, da der Flugplatz Weimar am Webicht[2] zu klein war sowie ungünstig lag und der Flugplatz Weimar-Nohra nur für Ausbildungsflüge genutzt werden durfte. Am 18. Juli 1933 wurde der Doppelsitzer im Flugzeugschlepp hinter einer Klemm-Argus von Erfurt zunächst nach Leipzig-Schkeuditz und nach der Übernachtung weiter nach Dresden überführt. Dort nahm ihn die DLV-Landesgruppe Sachsen in Empfang, die das Flugzeug gekauft hatte. Kurz nach der Überführung absolvierte Otto Braeutigam, damals Schulleiter in Großrückerswalde und Bruder des Konstrukteurs, einen 220-km-Streckenflug von Großenhain in die Altmark. Das ist der einzige Streckenflug, der mit dieser „Super-Orchidee“ bekannt geworden ist.

Fliegerrekorde

Am Teutoburger Wald hinsegelnd, überflog im Jahre 1929 Robert Kronfeld die 100-Kilometer-Grenze im Streckenflug. Im Jahre 1935 beim 16. Rhönwettbewerb des DLV wurde Rudolf Oeltzschner Träger des Weltrekords durch einen Flug von 504,2 Kilometer nach Brünn. Schon vor ihm hatten am selben Tag (29. Juli 1935) Otto Braeutigam, Rudolf Heinemann und Ernst Steinhoff den gleichen Ort erreicht, aber sie verzichteten – ein Zeichen echter Fliegerkameradschaft – auf den Weltrekord zugunsten des auf dem Heimflug tödlich verunglückten Kameraden.

„Nichts dient so sehr der vollendeten Beherrschung des Flugzeugs wie der Kunstflug. Er soll zugleich die Sicherheit geben, sich auch in ungewöhnlichen Fluglagen zurecht zu finden. Man muß einmal Otto Bräutigam, Ernst Günther Haase oder Hanna Reitsch, Deutschlands beste Segelfliegerin, gesehen haben, wie sie mit ihren hölzernen Vögeln am Himmel herumturnen, um zu wissen, daß die Segelflieger im Kunstflug den Motorfliegern in nichts nachstehen. Längst haben sie gelernt, die gleichen Kunstflugfiguren wie jene auszuführen. Vom „Flugstift" bis zum Kunstflieger ist freilich ein weiter Weg.“

Auf der 17. Rhön 1936 flog Braeutigam den Rhönsperber D-„Rudolf Oeltzschner“ (in Erinnerung an diesen auf dem Rückschlepp vom 504-km-Weltrekordflug abgestürzten Flieger im Jahr zuvor) und errang den 20. Platz. Auf der 18. Rhön 1937 gelang der 2. Rang auf „Kranich“ in der Doppelsitzerklasse. Auf der 19. Rhön 1938 flog er eine „Weihe“ und wurde Vierter. Die 20. und letzte Rhön 1939 beendete er auf „Condor III“ mit einem 5. Platz.

Heirat

Am 8. September 1936 heiratete Braeutigam die Segelfliegerin Gerda Berndt aus Primkenau-Henriettenhütte. Sie wohnten dann in Groß-Rückerswalde, doch Otto Braeutigams Beruf hielt das Ehepaar nicht an einem Ort. 1938 begleitete Gerda ihren Mann nach Bulgarien, wo er in seinem DFS „Kranich“ (an der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) von Hans Jacobs entwickelt) in 3000 m Höhe Gebirge überquerte, 252 km nach Norden segelte und nach 8 Stunden „zwischen großen Viehherden und den ebenso erstaunten Bauern des kleinen Dörfchens Wodica“ landete. Von Sofia aus flog er im Doppelsitzer 400 km Zielflug nach Varna. Diese Leistungen stellten erneute Rekorde dar, ebenso wie der Zielflug von Norrköping nach Stockholm, „den er mit der Pünktlichkeit einer Verkehrsmaschine zurücklegte.“[3]

Olympische Spiele

1936 gehörte Otto Braeutigam, Ludwig Hofmann, Hanna Reitsch und Heinz Huth (Segelflugweltmeister 1960) zur deutschen Olympia-Mannschaft der Segelflieger. Aus der geplanten Olympia-Sportart Segelkunstflug wurde dann leider doch nichts. Es blieb bei sehr schönen Vorführungen mit dem DFS „Habicht“ (noch als DFS-K-Maschine) bei den Olympischen Spielen 1936 in der Reichshauptstadt Berlin. Braeutigam gehörte ebenfalls der internationalen Kommission an, die 1938/39 in Rom das Segelflugzeug für die Olympischen Spiele 1940 in Tokio[4] zu erproben und auszuwählen hatte.

„Segelfliegen erfreut sich nicht der Gunst öffentlicher Geldverteiler“, wahrscheinlich, weil es kein olympischer Sport ist. 1936 gehörte es zwar als Vorführungswettbewerb zum Programm der Olympischen Spiele in Berlin, ich selbst habe damals daran teilgenommen, und 1937 beschloß daraufhin das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Kairo, diesen schönen Sport voll in das olympische Programm aufzunehmen. Aber nach dem Kriege wurde er wieder eliminiert, und als jetzt der DAeC den Antrag stellte, für München 1972 das Segelfliegen wieder als Vorführungswettbewerb einer nationalen Sportart zuzulassen, wurde dies vom Organisationskomitee abgelehnt.“ — Seff Kunz, der Vorsitzende der Segelflugkommission des DAeC, November 1970

Kranich-Dauerflug

Herausragend war neben etlichen erfolgreich absolvierten Wettbewerben vor allem ein Weltrekord, den er am 2. April 1939 mit Hannes Meyer aufstellte. Im Doppelsitzer segelten sie in 5 ½ Stunden 364 km von Groß-Rückerswalde nach Wien.

„Otto Braeutigam war ein Meister des Streckenfluges, zog einsam seine Bahnen über alle deutschen Lande. In der großen Öffentlichkeit ist er noch bekannter geworden durch seine Kunstflugvorführungen im Segelflugzeug. Die Präzision, mit der er selbst die schwierigsten Kunstflugfiguren motorlos vorführte, entfachten auf zahlreichen Flugtagen im In- und Ausland wahre Begeisterungsstürme.“

Zweiter Weltkrieg

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete sich Braeutigam freiwillig zur Wehrmacht und kam als Flieger zur Elite der Luftlande-Truppe. 1940 war er Flieger des Lastenseglers des Trupps 4 der Sturmgruppe „Granit“ beim Sturm auf die Festung Eben-Emael.

1941 war Braeutigam inzwischen Offizier und Flieger einer DFS 230 bei der 7. Flieger-Division. Er nahm erfolgreich beim beim blutigen und verlustreichen Unternehmen „Merkur“ teil, wo er landete, kämpfte, aber danach schnell als wertvoller Flugzeugführer in die Heimat ausgeflogen wurde.

Tod

Nach seiner Heldenleistung auf Kreta kehrten die Flieger der Lastensegler nach Deutschland zurück. Ende Mai 1941 stand für Leutnant Braeutigam ein Erprobungsflug mit dem Großlastensegler Messerschmitt Me 321 auf dem Fliegerhorst in Obertraubling südöstlich von Regensburg an. Hier kam es zu einem Unfall, der Segelflugzeugführer Braeutigam verunglückte tödlich. Ob es im freien Flug war oder noch beim Schleppverfahren ist nicht bekannt. Die in der Literatur aufgeführten „zahlreichen schweren Unfälle mit dem Troika-Schlepp“ werden für den Fliegerhorst Obertraubling ausführlich beschrieben.

Leutnant Otto Braeutigam hinterließ Gattin Gerda, die das erste Kind erwartete. Die Beerdigung in Henriettenhütte auf dem Friedhof in der Nähe des Jägerhofs war ein gesellschaftliches Ereignis, wie es der stille Ort noch nie gesehen hatte und auch danach nicht mehr erlebte. Im Geist der Zeit war der junge kühne Flieger durch den jähen Tod zum Helden geworden, dessen letzten Weg alle begleiteten, die im Flugsport und im politischen Leben Rang und Namen hatten. Auf Otto Braeutigams Grabmal erhob sich ein Ikarus zum Sonnenflug; hinter seinem Grab erstreckte sich eine Wiese. Seine Tochter wurde erst nach seinem Tode geboren.

Noch 2001 lebten seine Witwe (Frau Gerda Henkel, verw. Braeutigam, geb. Berndt) und seine Tochter in der Nähe von Kassel, wo Otto Braeutigam als 17jähriger seine erste Flugprüfung abgelegt hat.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. 1935 erfolgte der erste Spatenstich für die seit 1932 geplante Segelflugschule Ortssegelfluggruppe Marienberg der durch den Bürgermeister Peuckert und Otto Braeutigam auf dem Flugplatz Großrückerswalde bei Marienberg im Erzgebirge.
  2. 26. April 1919: Eröffnung des Luftverkehrs Dessau - Weimar
  3. Tod des Fliegers Otto Braeutigam
  4. Die XII. Olympischen Sommerspiele wurden vom Internationalen Olympischen Komitee ursprünglich nach Tokio vergeben, später aber aufgrund des Zweiten Weltkrieges nach Helsinki in Finnland, das nicht unmittelbar im Kriegsgeschehen involviert war, weitergereicht. Schließlich wurden die Spiele dann ganz abgesagt.