Fallschirmjäger
Fallschirmjäger sind Teil der Luftlandetruppen, deren originäre Hauptaufgabe nach erfolgtem Absetzen der infanteristische Kampf ist. Die Luftlandung kann mittels Fallschirmsprung, Lastensegler oder Hubschraubern durchgeführt werden, wobei nur solche Einheiten als Fallschirmjäger bezeichnet werden, die dazu qualifiziert und ausgerüstet sind, mit einem Fallschirm im Einsatzraum abgesetzt zu werden.
In vielen Armeen – so auch in der Bundeswehr – bilden die Soldaten der Fallschirmjägertruppe eine eigene Truppengattung innerhalb der Infanterie des Heeres. Verwandt mit den Fallschirmjägern sind andere luftbewegliche Kampftruppen anderer Truppengattungen oder Teilstreitkräfte. Kampfschwimmer, Kommando Spezialkräfte, Fernspäher und Angehörige anderer Spezialeinheiten, die ebenfalls eine Fallschirmsprungausbildung haben und auch den infanteristischen Kampf führen (z. B. die Marine-Infanterie), gelten nicht als Fallschirmjäger, tragen jedoch das Springerabzeichen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgänger
Ende des 19. Jahrhunderts erfand die deutsche Luftfahrtpionierin Käthe Paulus[3] den zusammenfaltbaren Fallschirm, wie er noch heute benutzt wird, und der Luftschiffbauingenieur Otto Heinecke[4] patentierte später das Prinzip der doppelten Hülle mit einer am Flugzeug befestigten Aufziehleine.
Die militärische Luftfahrt begann mit der Verwendung von Fesselballons, um feindliche Stellungen auszuspähen. Bereits in diesem Zusammenhang wurde von Charles Leroux am 14. April 1889 ein Absprung aus ca. 1.000 m Höhe durchgeführt. Die Geschichte des Fallschirmspringens selbst reicht jedoch sehr viel weiter zurück. Mit der ersten größeren Verwendung von Flugzeugen während des Ersten Weltkrieges (1914–1918) begannen die Armeen auch ein größeres Anwendungsfeld für den militärischen Fallschirmabsprung zu erkennen.
Erster Luftlandeeinsatz
Den ersten bekannten Luftlandeeinsatz (Luftlande-Kommandounternehmen) führten die deutschen Soldaten Vizefeldwebel Rudolf Windisch (Tarnname: Emil; Offizier der deutschen Fliegertruppe) und Oberleutnant Maximilian von Cossel (Tarnname: Franz; deutscher Beobachtungsflieger) am 2. bis 3. Oktober 1916 an der Ostfront durch. Dies wurde im Heeresbericht vom 4. Oktober 1916 anerkennend erwähnt:
- „Östlicher Kriegsschauplatz: [...] Oberleutnant v. Cossel, von Vizefeldwebel Windisch südwestlich von Rowno vom Flugzeug abgesetzt und nach 24 Stunden wieder abgeholt, hat an mehreren Stellen die Bahnstrecke Rowno-Brody durch Sprengung unterbrochen. [...] Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff“[5]
Ausbildung
Fallschirmjäger haben in der Tradition der Jäger neben der regulären infanteristischen Ausbildung eine spezielle militärische Zusatzausbildung, die sie zur Luftlandung insbesondere durch Fallschirmsprung befähigt. Aufgrund der besonderen Anforderungen dieser Truppengattung gehören eine umfangreiche Waffen- und Schießausbildung sowie Sonderlehrgänge unter verschiedenen klimatischen und einsatznahen Bedingungen zum Ausbildungsprogramm.
Fallschirmjäger können einige Zeit auf sich alleine gestellt kämpfen. Aus diesem Grund stellen besonders der Kampf in der Tiefe, also hinter den feindlichen Linien, und der Jagdkampf Ausbildungsschwerpunkte dar. Ein großer Anteil der Fallschirmjäger durchläuft Einzelkämpfer- und Häuserkampflehrgänge, um ein möglichst breites Einsatzspektrum bewältigen zu können.
Innerhalb der NATO-Mitgliedsländer gibt es enge Kooperationen, bis hin zum personellen Austausch mit ausländischen Fallschirmjägereinheiten. Oft durchlaufen deutsche Fallschirmjäger auch die Sprungausbildung anderer Armeen und werden an den jeweiligen Waffen der Bündnispartner ausgebildet.
Ausrüstung
Die Ausrüstung der Fallschirmjäger beinhaltet eine abgewandelte Infanterieausrüstung mit Handfeuerwaffen (z. B. mit klapp- oder einführbarer Schulterstütze), sprungtaugliche Stiefel (z. B. Militärstiefel von Lowa) und einen sprungtauglichen Helm.[6] Als besondere Ausrüstung für den Fallschirmsprung wird ein Fallmesser ausgegeben.
Tradition und Korpsgeist
Der Fallschirmsprung verlangt vom Soldaten ein hohes Maß an physischer und psychischer Leistungsfähigkeit, da der Absprung aus Luftfahrzeugen verbunden mit dem infanteristischen Einsatz eine erhebliche körperliche Belastung darstellt. Freiwilligenanteil und Leistungsbereitschaft sind oft überdurchschnittlich hoch. In der Deutschen Bundeswehr, wie auch in den meisten anderen Armeen der Welt, ist für die eigentliche Sprungausbildung die freiwillige Meldung (fallschirmsprungwillig) notwendig. Dies prägt den Korpsgeist der meisten Fallschirmjägereinheiten nachhaltig. Aus diesem Grund haben Fallschirmjäger in allen Armeen der Welt ein elitäres Selbstbild und hohen Korpsgeist. Dabei werden Fallschirmjägereinheiten als Eliteverbände der jeweiligen Streitkräfte angesehen.
Wie kaum eine andere Truppengattung üben die Fallschirmjäger seit jeher im inter- und multinationalen Rahmen. So sind die deutsch-französischen „Kolibri“-Luftlandeübungen seit den 1950er Jahren wahrscheinlich die ersten internationalen Großmanöver überhaupt gewesen, an denen die junge Bundeswehr teilnahm. Nahezu alle Fallschirmjäger weltweit tragen das bordeauxfarbene Barett als Zeichen ihres Status. Der Legende nach färbte sich das ursprünglich grüne Barett eines englischen Fallschirmjägers nach einer harten Landung mit einhergehender blutender Kopfverletzung rot. Seitdem gilt das bordeauxrote Barett als Symbol für die besonderen Gefahren, denen die Fallschirmjäger begegnen.
Bildergalerie
Junger Fallschirmjäger mit Fallschirmschützenabzeichen der Luftwaffe, Eisernem Kreuz 2. Klasse und das SA-Wehrabzeichen
1. Ausführung des Fallschirmspringerabzeichens der Bundeswehr (nur Metallform) von 1957 bis 1959 (wegen Einwänden von Theodor Heuss, dem der stürzende Adler der Wehrmacht mißfiel, abgeschafft). Gefolgt wurde es mit der bei der Truppe unbeliebten „Schwinge mit Abzweig“ (Aufnäher; bis 1966). Schließlich wurde das bekannte Fallschirmspringerabzeichen mit Schwingen und einem stürzenden Fallschirm umrahmt von einem Eichenlaubkranz eingeführt, sowohl als Aufnäher für den Dienstanzug (auch schwarz getarnt) und als Metallabzeichen für den Ausgehanzug (Stand: 2016).
Fallschirmjäger der Bundeswehr
Filmbeiträge
„Fallschirmjäger – Sturmsoldaten der Luft“ (1939, Kulturfilm):
Siehe auch
- Fallschirmjäger der Wehrmacht
- Ehrenmal der Fallschirmjäger am Auersberg
- Unternehmen „Merkur“
- Unternehmen „Eiche“
- Unternehmen „Weserübung“
- Heldentod der Gebrüder von Blücher
- Robert Leibbrand
- SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500/600
Literatur
- Hartmut Buch: Zum Sprung bereit – Zur Geschichte und Gegenwart der Luftlandetruppen in Ost und West 1914–1991, Aviatic Verlag, Planegg 1993. ISBN 3-925505-24-5
- Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Verlag Rombach, Freiburg/Breisgau 1970
- Burkard Straub: Luftlandetruppen, militärischer Lufttransport, Luftbeweglichkeit – Auswahlbibliographie 1966–1976, Luftlande- und Lufttransportschule, Altenstadt 1978