Segelfliegerei

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Seit 1910 heben die Segelflieger auf der Wasserkuppe in der hessischen Rhön ab.

Die Segelfliegerei ist die motorlose Fliegerei mit Segelflugzeugen, Motorseglern und Gleitflugzeugen. Bei dieser Art des Fliegens werden Aufwinde ausgenutzt, deren Energie in Höhe und/oder Fluggeschwindigkeit umgesetzt wird. Die für den Segelflug eingesetzten Flugzeuge sind mit großer Streckung und einer aerodynamisch günstigen Form für ein möglichst großes Gleitverhältnis ausgelegt.

Gleit- und Segelflug, Erläuterung

Neben der Wasserkuppe und Grunau galt das heute von Rußland besetzte Rossitten an der kurischen Nehrung als eines der wichtigsten Segelflugzentren. Die Segelflugschule war von 1922 bis 1945 in Betrieb; es wurden über 30.000 Segelflieger dort ausgebildet.

Der Gleitflug ist die antriebslose Vorwärtsbewegung in der Luft. Er wird alleine durch Umsetzung der Schwerkraft in Bewegung erreicht. Stationär ist ein Gleitflug bei konstanter Geschwindigkeit und Sinkrate. Der Gleitflug ist die Grundlage des Segelfluges. Jedes Flugzeug besitzt die Fähigkeit zum Gleitflug. Drehflügler können ebenfalls gleiten, sie erzeugen dann Auftrieb durch Autorotation. Auch ein Verkehrsflugzeug kann nach Triebwerkausfall im Gleitflug weiterfliegen.

Beim stationären Gleitflug eines Luftfahrzeugs wird die Gewichtskraft in die Kräfte gegen den Luftwiderstand und für den Auftrieb aufgeteilt (G2 = W2 + A2). Luftfahrzeuge wie Segelflugzeuge und Hängegleiter können nur über eine abwärts gerichtete Flugbahn, bei dem der Vortrieb eine Komponente der Gewichtskraft darstellt, im stationären Gleichgewichtszustand bleiben. Sie setzen ihre potentielle Energie (Höhe) in kinetische Energie um, was eine Vorwärtsbewegung ermöglicht.

Auch der kraftsparende Gleitflug von z. B. Greifvögeln und Albatrossen wird als Segeln bezeichnet wird.

Teilnehmer-Plakette des Reichswettbewerbes für Segelflugmodelle Rhön-Wasserkuppe mit Hermann Göring, 1936

Geschichte

Sieger-Abzeichen der NSFK für den Reichswettbewerb für Segelflugmodelle auf der Wasserkuppe (Rhön), Juni 1941
Adolf Galland als General der Jagdflieger, Artur Axmann (Mitte) als Reichsjugendführer und HJ-Hauptbannführer Adolf Dickfeld (rechts) als Reichsinspekteur der Flieger-HJ im August 1943 beim Reichswettbewerb der NSFK in Quedlinburg. Axmann grüßt den Reichssieger Seitz (von den Luftsportscharen der Hitler-Jugend) des Gleitflug-Wettbewerbes. In Quedlinburg fand auch ein Wehr-Ertüchtigungslager (WE-Lager) der HJ statt.[1]

Die Anfänge

Schon Otto Lilienthal gelang es ab 1891 bei seinen Gleitflugversuchen, den Hangaufwind zur Verlängerung der Flugstrecke zu nutzen. Bei starkem Wind konnte er sogar Höhengewinne verbuchen und für einige Zeit über seinem Abflugpunkt schweben. Zeitgleich führte auch Alois Wolfmüller, weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt, erste Flugversuche am Lechhang bei Landsberg durch.

Mit der rasanten Entwicklung von Ottomotoren mit hoher Leistung und geringem Gewicht gelang der motorisierte Flug, und der Segelflug geriet zunächst in Vergessenheit, bis der Versailler Schandvertrag in Deutschland den Motorflug verbot und die Jagdflieger der kaiserlichen Fliegertruppe ihre große Leidenschaft nicht mehr ausüben durften.

„Die Sieger des Weltkriegs hatten den Besiegten den Himmel gesperrt.“

Zahlreiche Flugbegeisterte und Flugzeugführer (darunter viele Alte Adler), aber auch einfach nur Fluginteressierte, vom Jugendlichen bis zum reichen Erben, versammelten sich seit 1919 auf der Wasserkuppe in der Rhön, um hier den motorlosen Flug zu untersuchen und in der Praxis auszuprobieren. Hier erprobten sie völlig unterschiedliche Konzepte von Segelflugapparaten, Starttechniken und Auftriebsnutzungen.

„So entstand aus bitterer Not und echtem Lutherstolz der deutsche Segelflug.“ — Chronist Peter Supf

Besonders ein Entwickler und Flieger der ersten Stunde, Alexander Lippisch, gelangte durch seine Nurflügelkonstruktionen später zu Weltruhm.

Drittes Reich

Hanna Reitsch

Segelfliegen war der Nationalsport der Weimarer Republik, eine kollektive Trotzreaktion auf das Versailler Friedensdiktat, das die motorisierte Luftfahrt in Deutschland weitgehend stillgelegt hatte. Ein Männersport, in den erst um 1930 auch Frauen drängten. Hanna Reitsch, geboren am 29. März 1912 im schlesischen Hirschberg, war eine der ersten.

„Und ich wurde in keiner Weise von den Burschen etwa mit Freude begrüßt.“

Kaum hatte sie den Flugschein in der Tasche, brach sie den Weltrekord. 1933 wurde Hermann Göring Luftfahrtminister, steckte die Segelflieger in Uniformen und begann raffinierterweise, unter der Tarnung der Sportclubs insgeheim eine Luftwaffe aufzubauen. Das Ausnahmetalent Hanna Reitsch war als Versuchspilotin an der Forschungsanstalt für Segelflug angestellt, sie nahm an Wettkämpfen und Flugschauen von Lissabon bis Cleveland teil und präsentierte den ersten funktionstüchtigen Hubschrauber vor internationalem Publikum in Berlin.

„Jeder Typ hat seine Besonderheiten, nicht wahr. Die Bomber oder Verkehrsmaschinen haben ihre besonderen Reize, wenn man sie testet, die Jagdflugzeuge sind in ihrer Geschwindigkeit und Beweglichkeit wunderbar, eine Raketenmaschine ist ein Rausch, als ob Sie ein – ein Münchhausen-Märchen selbst erleben.“

DLV und Uniform

Die stets sehr geringen Ausbildungsmöglichkeiten in der Sowjetunion fielen ab Herbst 1933 ganz weg, teilweise wurde auch in den VSA geflogen. Dafür wurden als zivil getarnte Ausbildungsstätten und Fliegereinheiten ausgebaut und neue gegründet, wie der Deutsche Luftsportverband (DLV) unter Bruno Loerzer. In diesem bildete die Reichswehr, anfangs noch mit Segelflugzeugen, angehende Flugzeugführer aus. Da diese vorher aus der Reichswehr entlassen worden waren, hielt man sich – formell – an die Einschränkungen des Versailler Vertrages.[2]

Die Mitglieder des DLV trugen bereits eine Uniform, aus der später die der Luftwaffe hervorgehen sollte. Der DLV benutzte deren künftige Abzeichen als „Gliederabzeichen“. Man gab den DLV-„Gliedern“ Sondernamen um vorzutäuschen, daß der Verband eher ein Zivilflugverein als eine mit der Reichswehr verbundene Organisation sei. In den Deutschen Verkehrsfliegerschulen setzten die Flugzeugführer dann ihre Ausbildung bis zum Ende fort. Auch Flugkapitäne der Lufthansa wurden in einer Kurzausbildung militärisch geschult. Bis Ende 1934 waren so fünf Kampf-, drei Jagd-, drei Fernaufklärer-, zwei Nahaufklärer- und eine Sturzkampfstaffel vorhanden.[3]

Insgesamt gab es Ende 1934 41 militärische Fliegerverbände in Deutschland, die als zivile Organisationen getarnt waren – ein wahres Husarenstück der deutschen Luftfahrtgeschichte.[4]

Luftfahrerschein für Segelflugzeugführer

Die Ausbildung kann mit 14 Jahren begonnen werden. Um alleine fliegen zu dürfen, muß der Schüler von einem zweiten Fluglehrer überprüft werden. Wenn dieser zustimmt, darf der Schüler unter Aufsicht eines Fluglehrers im Bereich des Flugplatzes alleine fliegen.

In der Ausbildung des Deutschen Aero Clubs gibt es verschiedene Abschnitte: A, B, C und die Vorbereitung für Überlandflüge.

Bekannte Segelflieger und Pioniere (Auswahl)

Filme

Siehe auch

NSFK-Segelflieger-Abzeichen, Zivil

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. „Generalmajor Galland beim Reichswettkampf der Flieger-HJ. In Quedlinburg ging am Sonntag (15. August 1943) der II. Reichswettkampf der Flieger-HJ zu Ende. Zahlreiche Ehrengäste hatten sich eingefunden, unter ihnen als Vertreter des Reichsmarschalls Generalmajor Galland, der Reichsjugendführer Axmann u. a. Abschließend wurde der letzte Durchgang des fliegerischen Wettbewerbs erledigt, der ebenso wie die an den Vortagen gebotenen Leistungen dem deutschen fliegerischen Nachwuchs das beste Zeugnis ausstellte. Generalmajor Galland und der Reichsjugendführer Axmann beglückwünschen den Reichssieger im Segelflug-Wettbewerb, den Hitlerjungen Seitz (Helmarshausen) vom Gebiet Kurhessen.“
  2. Franz Kurowski: Der Luftkrieg über Deutschland. Kaiser Verlag, ISBN 3-7043-4061-8, S. 25
  3. Franz Kurowski: Der Luftkrieg über Deutschland. Kaiser Verlag, ISBN 3-7043-4061-8, S. 26
  4. Herbert Molloy Mason: Die Luftwaffe. Entstehung, Höhepunkt und Niedergang der deutschen Luftwaffe bis 1945. Wilhelm Heyne Verlag, München 1981, ISBN 3-453-00986-X S. 136