Petrarca, Francesco
Francesco Petrarca (geb. 20. Juli 1304 in Arezzo; gest. 18. Juli 1374 in Arquà, heutiger Name: Arquà Petrarca), gelegentlich auch Petrarch genannt, ist einer der berühmtesten italienischen Dichter und zugleich einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Er zählt zu den mittelalterlichen Wiedererweckern des klassischen Altertums und gilt als der erste und einer der bedeutendsten unter den Vorläufern der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts. Zusammen mit Dante und Boccaccio wird Petrarca zu den „drei Quellen“ oder „drei Kronen“ der italienischen Sprache gezählt.
Leben
Francesco Petrarca wurde als Sohn eines Notars geboren. Der eigentliche Name, aus dem sich Petrarca entwickelte, ist Petracco, eine Koseform des Familiennamens Pietro.
In den ersten acht Jahren seines Lebens wohnte seine Familie in der Toskana. 1302 wurde der Vater zusammen mit Dante aus Florenz verbannt und lebte später in Avigon (Avignon). Dorthin übersiedelte auch Petrarca, um Jura zu studieren. Er bekam Unterricht in Grammatik, Rhetorik und Dialektik und lernte in Montpellier die Kunst der Troubadoure kennen.
Nach dem Tod seines Vaters kehrte Petrarca nach Avigon zurück, wo er in den Dienst der Kirche eintrat. Dort lernte er in einer Kirche am Karfreitag Laura de Sade kennen, die Gattin Hugo de Sades. Ihr widmete er sein berühmtes Werk, die „Canzoniere“, eine Gedichtsammlung, in der er seine unerfüllte Liebe zu ihr besingt.
In den Jahren von 1330 bis 1347 reiste er im Dienst des Kardinals von Colonna nach Frankreich, in die Niederlande, nach Deutschland und Italien. Hier lernte er Cola di Rienzo kennen. Wahrscheinlich zwischen den Jahren 1336 und 1369 entstand eine Sammlung in italienischer Sprache verfaßter Gedichte, „Rime in vita e morta di Madonna Laura“, welche unter dem bereits erwähnten Titel „Canzoniere“ bekannt geworden ist. Diese Gedichtsammlung besteht aus 317 Sonetten, 29 Canzonen, 9 Sestinen, 7 Balladen und 4 Madrigalen. Mit dieser Form der Liebesdichtung übte Petrarca so großen Einfluß auf die europäische Dichtung des Mittelalters aus, daß eine neue Stilform, die den Minnesang ablöst, nach ihm benannt wird: der Petrarkismus.
Im Jahre 1337 zog sich Petrarca nach Vaucluse zurück, um in Abgeschiedenheit seiner literarischen Tätigkeit nachzugehen. Zwischen 1338 und 1343 entstand das in Latein verfasste Werk „Africa“, ein Heldenepos über den römischen Eroberer Scipio Africanus den Älteren. Zudem entstand zwischen 1338 und 1353 das ebenfalls lateinische Prosawerk „De viris illustribus“, eine Sammlung von Biographien berühmter Männer, die in der Geschichte Roms eine entscheidende Rolle spielten.
In Florenz traf er 1358 den Dichter Giovanni Boccaccio, mit dem er zuvor bereits korrespondiert hatte. Beide Dichter machten sich um die Wiederentdeckung des klassischen Altertums verdient, wobei sie die Lehren der mittelalterlichen Scholastik zurückwiesen und den engen Zusammenhang von heidnischer und christlicher Schöpferkraft hervorhoben.
Nicht geringere Verdienste als durch seine eigenen lateinischen Schriften erwarb sich Petrarca durch seine Bemühungen um die Wiedererweckung und Kenntnis der alten, namentlich der römischen Literatur. Seine häufigen Reisen benutzte er stets, um Manuskripte zu sammeln oder zu kopieren. So verdankt man ihm unter anderem die Wiederauffindung mehrerer Schriften Ciceros, Quintilians u. a. Über die meisten Vorurteile seiner Zeit war er erhaben, ja selbst in religiösen Dingen urteilte er, obgleich ein strenger und sogar asketischer Katholik, oft überraschend unbefangen.