Schlange, Ernst

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Dr. Ernst Schlange (1888-?)

Ernst Schlange (Lebensrune.png 1. September 1888 auf Gut Schwaneberg, Kreis Prenzlau; Todesrune.png zwischen 1945 und 1947) war ein deutscher Jurist, Reserveoffizier des Deutschen Heeres, Anfang Februar 1925 Gründer der „Großdeutschen Volksgemeinschaft“ in Berlin, von März 1925 bis Juni 1926 als Regierungsrat Gauleiter der NSDAP im Gau Berlin-Brandenburg mit etwa 350 Mitgliedern[1] (sein Nachfolger wurde ab 1. November 1926 Joseph Goebbels), 1932 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, vom 18. Oktober 1932 bis 16. März 1933 Gauleiter der NSDAP für Brandenburg, bis zur Zusammenlegung mit dem Gau Ostmark zum Gau Kurmark, 1934 Präsident der Generaldirektion der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie und 1935 Präsident des Staatsanzeigers.

Leben

Dr. Schlange gehörte zu den „Pionieren des Dritten Reiches“

Ausbildung

Dr. Achim von Arnim (Mitte) und Gauleiter Ernst Schlange zu seiner Linken (im Anzug mit Hand in der Tasche) beobachten die Geländeübungen der Teilnehmer der SA-Führerschule, August 1932

Schlange wurde am 1. September 1888 auf dem Gute Schwaneberg, Kreis Prenzlau, als älteste Sohn eines Rittergutbesitzers geboren.

Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums, studierte er nach dem Abitur zunächst Rechts- und Staatswissenschaft in Greifswald und Halle und promovierte zum Dr. jur. Gleichzeitig arbeitete er als Volontär bei der Mitteldeutschen Privatbank in Halle. 1912 wurde er Referendar und seit 1913 war er als Angestellter der damaligen Darmstädter Bank in Berlin tätig. 1914 legte er noch das Gerichtsassessor-Examen (Große Juristische Staatsprüfung) in Prenzlau ab.[2]

Als Korporierter

1908 wurde Schlange Mitglied des 1810 gestifteten Corps „Pomerania Greifswald“, einer schlagenden und farbentragenden Studentenverbindung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

„Als Student war Sch. bei Pomerania Greifswald aktiv. Im Herbst 1935 übernahm er nach dem Rücktritt von Max Blunck die Führung von KSCV und VAC, dekretierte am 24.10.1935, dass alle reichsdeutschen Corps suspendiert seien, ließ den VAC aber bewusst weiter bestehen. Unter seiner Leitung wurde eine neue VAC-Satzung, eine Ehren- und Waffenordnung für den VAC und ein Ehrenabkommen zwischen VAC und dem Reichsverband Deutscher Offiziere (April 1936) erarbeitet. Mit der Liquidation des VAC 1938 schied er aus seinem Amt aus.“

Erster Weltkrieg

Bei einem Jagdunfall wurde seine linke Hand verstümmelt und er schaffte es erst beim neunten Mal, als Kriegsfreiwilliger eingezogen zu werden. Ab November 1914 war er an der Westfront und am 31. Mai bzw. 1. Juni 1915 wurde der Leutnant der Reserve Schlange im Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 an der Ostfront bei Stryl schwer verwundet.

Er verlor seinen rechten Arm, die rechte Lunge wurde ihm herausgenommen, die ganze rechte Körperseite war vollkommen zerfetzt. Vier Jahre lag er im Lazarett, immer zwischen Tod und Leben, und oft genug geben die Ärzte keinen Pfifferling für ihn. Aber er wollte leben, und das, was ärztliche Kunst nicht vermochte, schaffte sein Wille. So konnte er schließlich 1919 das Lazarett verlassen und wieder in seinem Beruf gehen.

Weimarer Republik

Ab 1922 war Schlange Mitglied der Deutschsozialen Partei (DtSP), Gründer der Ortsgruppen in Wilmersdorf, Zehlendorf und Steglitz. Er war zunächst Gerichtsassessor, wurde 1923 Regierungsrat beim Treuhänder für das feindliche Vermögen, am 1. Januar 1925 Mitglied des Reichsausgleichsamtes, am 1. August 1929 Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung.

Sofort nach dem Großen Krieg beginnt er sich politisch zu betätigen und kommt- da er in Norddeutschland nichts anders findet – in die Deutschnationale Volkspartei. Als überzeugter Sozialist findet er hier nicht, was er sucht, und erkannte dafür um so deutlicher, daß der Weg dieser Partei niemals zur Befreiung Deutschlands führen kann. Er kommt zu der Deutschsozialen Richard Kunzes und noch im Jahre 1922 zur NSDAP, deren Vertrauensmann er für Berlin wird. Er gründet die erste Berliner Ortsgruppe der NSDAP und fördert auch die SA, wo er kann.

Als der Verrat von Gustav von Kahr, Otto Hermann von Lossow und Hans Ritter von Seißer bei Ausrufung der Regierung Hitler auch in Berlin unmöglich macht, überführt er die Organisation der verbotene NSDAP in die „Nationalsozialistische Freiheitsbewegung“. Aber schon bald nach dem Hitler-Prozeß löst er sich wieder von dieser und gründet die Großdeutsche Volksgemeinschaft, aus der im Februar 1925 die ersten Ortsgruppen der NSDAP in Berlin erstehen. Adolf Hitler ernannte Dr. Ernst Schlange zum Gauleiter Berlin-Brandenburg. Im Jahre darauf gibt Dr. Ernst Schlange die Gauleitung ab, die Dr. Goebbels übernahm.

„Die Partei litt unter endlosen Streitereien, persönliche Anfeindungen waren auf der Tagesordnung. Es kam zum offenen Konflikt zwischen der alten Gauleitung um Dr. Schlange, unterstützt von dem Straßer-Kreis, und der neuen SA, deren Führer durchweg dem alten Frontbann entstammten und die nach wie vor den alten Freikorps- und Wehrverbandsgedanken vertraten. Gegen diese Vorstellungen wandte sich Dr. Schlange noch einmal im März 1926 im »Völkischen Beobachter«. Er erinnerte darin an die grundsätzlichen Richtlinien Hitlers vom Februar 1925 und forderte die strikte Unterordnung der SA unter die Partei sowie die Abkehr von einer dem Wehrgedanken entspringenden putschistischen Linie. Doch war die Berliner SA dem politischen Teil der NSDAP bereits quantitativ überlegen, und als im Sommer 1926 der Sportverein »Olympia« verboten wurde, wurde die SA abermals stark aufgefüllt. Sie stellte fast durchweg die Partei-Ortsgruppenleiter und konnte so die Führung unter Schlange unterlaufen. Persönliche Intrigen und handfeste Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteifl ügeln nahmen zu, bis sich schließlich Schlange, von den innerparteilichen Querelen völlig zermürbt, wegen Krankheit vom Parteivorsitz beurlauben ließ und seinem Stellvertreter Schmiedicke die Geschäfte übertrug. Den Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen, als am 25. August 1926 sämtliche politische Bezirksführer, Redner, SA- und Ortsgruppenführer, insgesamt 120 Personen, zu einer vertraulichen Führerbesprechung in Haverlands-Festsälen in Berlin-Mitte zusammengerufen wurden, um einen Ausweg aus der völlig verfahrenen und chaotischen Situation zu finden. Der Vertrauensmann der politischen Abteilung der Polizei im Außendienst (Abt. I A) notierte über diese dramatisch verlaufende Besprechung: Schmiedicke teilte bei Eröffnung der Sitzung mit, daß er seitens der Parteileitung München die Vollmacht erhalten habe, alle seinem Ermessen nach notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die hiesigen Verhältnisse in gewohnte Bahnen zurückzuführen. Schon hierbei wurde der Gauführer von der Mehrzahl der Anwesenden durch Lärmen und Zwischenrufe unterbrochen. Zu einem wüsten Tumult kam es, als der Leiter des Sportverbandes Berlin (Daluege) mitteilte, daß 3 Verfahren vor dem Ehrengericht gegen Schmiedicke und Schlange schweben. Die Vorwürfe gehen dahin, daß beide seitens einer der Bewegung fernstehenden Gruppe von Personen Anweisungen erhalten hätten, die die Zerschlagung der Berliner Partei zum Ziele habe. (...) Daluege forderte Schmiedicke auf, sofort von seinem Posten zurückzutreten. Kurz darauf teilte der Leiter der Berliner Schutzstaffel, Wolter, unter lebhaftem Beifall mit, »daß er, Wolter, auf Grund eines Telefongespräches mit der Münchner Zentrale (Hitler und General Heinemann) die Vollmacht habe, alle in Berlin erforderlichen Schritte zur Beilegung des Konfliktes zu unternehmen. Hierauf übernimmt Wolter die Leitung der Versammlung, enthebt Schmiedicke seines Postens (...). Schmiedicke verließ den Saal. Es wurde ein Arbeitsausschuss gebildet, dem Knoch, Daluege, Wolter und Korbes angehörten. Daluege legte sein Amt als Leiter des Sportverbandes infolge des Eintritts in den Arbeitsausschuss Goebbels nieder, Nachfolger wurde Waldemar Geyer. Schließlich präsentierte Daluege den Versammelten den berüchtigten ehemaligen Freikorpsführer Heinz Oskar Hauenstein als Nachfolger Schlanges zum neuen Berliner Gauführer. Es kam zu wüsten Tumulten; Otto Straßer und Hauenstein ohrfeigten sich gegenseitig, und der Höhepunkt war eine wilde Prügelei zwischen den Repräsentanten der beiden verfeindeten Parteiflügel.“[3]

Dr. Ernst Schlange siedelt nach Potsdam über, gründet die dortige Ortsgruppe der NSDAP und betätigte sich rednerisch für die Partei. Nach der Teilung des Gaues Berlin-Brandenburg wurde er 1932 schließlich Gauleiter von Brandenburg. Er führte diesen Gau bis zum 16. März 1933, um dann an führender Stelle des Staates als Präsident der Generaldirektion der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie Verwendung zu finden. Bei den Kommunalwahlen im November 1929 wurde er auch Mitglied der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, bei den Wahlen im April 1932 Mitglied des Preußischen Landtages.

Drittes Reich

Mit Genugtuung konnte Dr. Schlange bei der Übergabe seines Gaues am 16. März 1933, der mit dem Gau Ostmark zum Gau Kurmark vereinigt wurde, nicht nur eine fest gefügte Organisation vorweisen, sondern auch eine Bevölkerung.

Hitler verweigerte Schlange am 10. März 1937 das Recht, die Erlaubnis die Uniform eines Gauleiters a. D. zu tragen. Die Gründe für die Ablehnung waren nicht zu ermitteln.

Tod

Ungeklärte Todesumstände

Das weitere Schicksal von Dr. Ernst Schlange ist unbekannt.

„1945 soll er in einem russischen Internierungslager im Spreewald gesehen worden sein. Dort soll er Anfang 1946 verhungert sein. Eine andere Quelle gibt an, daß Dr. Schlange 1947 im sowjet-bolschewistischen KZ Sachsenhausen umgekommen sein soll.“[4]

Familie

Ernst Schlanges gleichnamiger Vetter Ernst Schlange (1888–1967) war Landwirt und saß 1932 für die NSDAP im Reichstag, dessen älterer Bruder Hans Schlange-Schöningen (1886–1960) war ebenfalls Politiker und zuletzt in der Nachkriegszeit Deutscher Botschafter in London.

Leutnant der Reserve Ernst Schlange heiratete 1917 während seiner Zeit in der Rehabilitation.

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

Fußnoten

  1. Die Geschäftsstelle wurde von der Wiener Straße 45 in Berlin-Kreuzberg in die Kaiserallee (heute Bundesallee) 172 in Berlin-Wil1mersdorf verlegt. Personelle Verstärkung erhielt die Berliner NSDAP durch die Brüder Gregor und Otto Straßer, die die „Berliner Arbeiterzeitung“ (BAZ) herausgaben.
  2. Männer im Dritten Reich, Orientalische Cigaretten-Compagnie „Rosma“ GmbH, 1934
  3. Bernhard Sauer: Goebbels „Rabauken“ – Zur Geschichte der SA in Berlin-Brandenburg, S. 112–113
  4. Karl Höffkes: HpG. Die Gauleiter des Dritten Reiches, Grabert-Verlag Tübingen, 2. Auflage 1997, S. 311