Schlegel, Friedrich von

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Friedrich von Schlegel (1829) von Josef Axmann oder Auguste von Buttlar, seiner Nichte, die ihn nach Dresden begleitete.

Karl Wilhelm Friedrich Schlegel, seit 1815 von Schlegel (Lebensrune.png 10. März 1772 in Hannover; Todesrune.png 11. Januar 1829 in Dresden) war ein deutscher Schriftsteller, Sprachforscher, Historiker und Altphilologe, Hochschullehrer und Übersetzer, der sich auch mit philosophischen Fragen der Kultur beschäftigte. Sein Bruder war August Wilhelm von Schlegel. Sein Interesse für den Katholizismus stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so daß er 1808 mit seiner Ehefrau den Protestantismus ablegte und im Kölner Dom konvertierte.

Leben

Friedrich Schlegel um 1810 (Zeichnung von seinem Stiefsohn Philipp Veit) und dessen Gemahlin Dorothea Friederike
Friedrich Schlegels Grab
Dresden, Alter (Innerer) Friedhof
Inschrift des Grabsteins

Karl Wilhelm Friedrich Schlegel wurde als jüngstes von sieben Kindern des Generalsuperintendenten Johann Adolf Schlegel und seiner Frau Johanna Christiane Erdmute, geb. Hübsch, in Hannover geboren. 1788 trat er eine Kaufmannslehre im Bankhaus Schlemm in Leipzig am. Unter Anleitung des älteren Bruders August Wilhelm bereitete er sich, der kein Gymnasium besucht hatte, auf das Studium vor. 1790 erfolgte die Immatrikulation zum Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen, wo August Wilhelm klassische Philologie studierte. Schlegel setzte sein Studium in Leipzig fort (bis 1793). Neben juristischen Vorlesungen interessierte er sich mehr und mehr für Philosophie, Kunsttheorie und Geschichte. 1792 freundete er sich mit Novalis an, in diesem Jahr lernte er auch Friedrich Schiller kennen. Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Mitbegründer der neueren romantischen Schule („Lucinde“), bahnbrechender Literaturforscher für die orientalische Richtung („Ueber die Sprache und Weisheit der Indier“); studirte zu Göttingen und Leipzig Philologie, lebte mit seinem Bruder und Tieck längere Zeit in Jena, ging nach Dresden, dem „Sitz der romantischen Köpfe“, von dort nach Paris, trat 1803 mit seiner Gattin Dorothea in Köln zur katholischen Kirche über; er war, wie man später von Onno Klopp sagte, katholisch geworden in Folge der Lektüre seiner eigenen Schriften.
Als sich 1809 in Oesterreich die patriotische Erhebung vollzog, nahm er als Hof- und Staatskanzlist zu Wien den lebhaftesten Antheil daran; die Proklamationen gegen Napoleon entstammen seiner Feder. Sein Roman „Lucinde“, in dem der Kultus des Fleischlichen gepredigt wird, ward ebenso gepriesen wie verdammt; seine Tragödie „Alarkos“ ließ Goethe nur ein Mal in Weimar aufführen. Seine reflektirenden Vorlesungen über Philosophie der Geschichte erregten Bewunderung. Dorothea Schlegel, Tochter von Moses Mendelssohn, geschiedene Veit, schrieb u. a. den Roman „Florentin“, dessen Held Eduard d'Alton ist.

Während manche Quellen von Schlegel als „frankophil“ einstufen, widerspricht er mit seinen eigenen Schriften. Bewunderte er zwar die Französische Revolution, lehnte er dennoch den französischen Herrschaftsanspruch ab. Ähnlich wie Heinrich von Kleist oder Carl von Clausewitz, der dafür plädierte, den Feind besser als den Freund zu kennen, begriff auch Schlegel Wissen als Schlüssel für eine Entzauberung.

„Durch die bessere Kenntnis der französischen Kultur und ihrer Voraussetzungen soll ihre europäische Vorherrschaft und Vorbildhaftigkeit gebrochen werden. […] Schlegel beabsichtigt in Paris einen geschichtsphilosophisch dimensionierten, kulturellen Gegenentwurf zu Paris und Frankreich vorzulegen. […] Schlegel fuhr mit Dorothea Veith, seiner späteren Frau, nicht unvorbereitet nach Paris; beide waren vorgewarnt von Carl Gustav Brinkmann und insbesondere von Rahel Varnhagen. […] Schlegel begibt sich mit seiner Braut nach Paris weder aus frankophilem Enthusiasmus noch aus völker-verbindenden Absichten, sondern vornehmlich, um seine finanzielle Misere zu beheben […] Schlegels Plan, die Regierung in Paris zu bewegen, eine Deutsche Akademie, ein Deutsches Nationalinstitut zu errichten, sein diesbezüglicher ‚konziliatorischer Versuch‘, ein umfassendes […] Werk über deutsche Philosophie in französischer Sprache zu schreiben, seine versteckte Hoffnung vielleicht sogar eine durch den Frieden von Luneville möglich gewordene beamtete Stellung in einem der in Deutschland errichteten Departements zu erhalten, zielten zunächst einmal darauf, dem finanziell völlig mittellosen und vielfach verschuldeten Intellektuellen aufzuhelfen […] Von Anfang des Parisaufenthaltes an werden Frankreich, die Franzosen und die Metropole Paris mentalitätshistorisch, geschichtsdiagnostisch und ästhetisch mit radikaler Negativität belegt. Die Franzosen werden nicht gerade schmeichelhaft als ‚Affen‘ tituliert, man kann sich über sie tot lachen, ihre ‚Dummheit ist unglaublich‘; was man früher pries, ‚der leichte Ton‘ der Pariser, ist in Wahrheit ‚pedantisch und gewissen Regeln der Tollheit unterworfen‘. ‚Sie haben hier so wenig eignen Sinn und Originalität des Geschmacks, dass sie die hübscheste Frau ganz gleichgültig ansehen, wenn sie nicht etwa Mode ist‘, schreibt Dorothea in ihr Tagebuch und resümiert: ‚in so fern man mit Franzosen, mit Parisern leben musste, in so fern ging es mir freilich nichts weniger als gut‘. In Kunst und Geschmack herrscht das klassizistische Dogma, der französische Maler David ist nach Ansicht Schlegels ein ‚Schmierer‘, die ‚Nachahmung englischer Kunst‘ ist eine ‚Schwindelei wie ihre Mahlerei, Poesie und Musik‘, das unbeweglich ‚Alte‘ in der Kunst wird kompensiert durch das scheinbar immer Neue der Mode und des Lesens: ‚Es kann Ihnen nicht fremd sein wie rauschend und flimmernd alles in Paris ist. Dies ist ein Begriff, den man schon mit der Muttermilch einsaugt, wenn von Paris die Rede ist‘, heisst es in der Zeitschrift Europa. Schlegels Urteil bedarf nur eines einzigen Satzes: ‚der Charakter der Franzosen besteht aus lauter Negationen; keine Fantasie, keine Kunst, keine Liebe, keine Religion - das heisst also ziemlich null nach allen Seiten hin‘.“[2]

Zeitschriften

Ab 1796 schrieb Schlegel für die Zeitschrift „Deutschland“, die Johann Friedrich Reichardt gehörte, den er im Jahr zuvor kennenlernte. So sicherte er seinen Lebensunterhalt. „Athenaeum“ ist der Titel einer Zeitschrift, die von den Gebrüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel herausgegeben und in Berlin gedruckt wurde. Zwischen 1798 und 1800 erschienen insgesamt sechs Hefte. Es bildete das zentrale literarische Organ der Frühromantik in Jena. Andere Beiträger waren Dorothea Schlegel, Caroline Schlegel, Novalis, August Ferdinand Bernhardi, Sophie Bernhardi, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, August Ludwig Hülsen und Karl Gustav Brinckmann. Eine Fortsetzung war die von Friedrich Schlegel 1803 herausgegebene Zeitschrift „Europa“.

Tod

Nachdem er in Wien seine Vorlesungen zur Philosophie des Lebens (1827) und zur Philosophie der Geschichte (1828) gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes vorbereitete. Friedrich von Schlegel starb völlig unerwartet an einem schweren Schlaganfall in seinem Gasthof. Er ist am 14. Januar auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Prosaische Jugendschriften (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Die drey ersten Vorlesungen über die Philosophie des Lebens (PDF-Datei)
  • Lucinde, Roman (PDF-Datei)
  • Alarkos, Tragödie (PDF-Datei)
  • Philosophische Vorlesungen, insbesondere über Philosophie der Sprache und des Wortes (PDF-Datei)
  • Philosophie der Geschichte in achtzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1828 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Ueber die Sprache und Weisheit der Indier (PDF-Datei)
  • Philosophie des Lebens: In fünfzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1827 (PDF-Datei)
  • Friedrich Schlegels Gedichte (PDF-Datei)
  • Friedrich Schlegel am Bundestage in Frankfurt (PDF-Datei)
  • Sämmtliche Werke In Auswahl auf Archive.org
  • Briefe an seinen Bruder August Wilhelm (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Siehe auch

Literatur

  • August Wilhelm und Friedrich Schlegel, in: „Auswahl“, hrsg. von Oskar F. Walzel (1897) (PDF-Datei)
  • Karl Alt: „Schiller und die Brüder Schlegel“ (1904) (PDF-Datei)
  • Isaac Rouge: „Erläuterungen zu Friedrich Schlegels Lucinde“ (1905) (PDF-Datei)
  • F. Lederbogen: „Friedrich Schlegels Geschichtsphilosophie“, 1908 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Carl Enders: „Friedrich Schlegel, die Quellen seines Wesens und Werdens“ (1913) (PDF-Datei)
  • Ernst Behler: Die Zeitschriften der Brüder Schlegel. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Romantik, Darmstadt 1983

Verweise

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Günter Oesterle: Friedrich Schlegel in Paris oder die romantische Gegenrevolution, 2005
  3. Anschließend war er bis 1819 als österreichischer Legationsrat am Diet des Deutschen Bundes in Frankfurt.