Spartakusputsch

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Panzer der Garde-Kavallerie-Schützen-Division.jpg

Als Spartakusputsch oder Spartakusaufstand, Januaraufstand bezeichnet man den Generalstreik und die bewaffneten Kämpfe in Berlin vom 5. bis 12. Januar 1919, nach dessen Niederschlagung durch vaterländische Freikorps auch die Novemberrevolution praktisch zusammenbrach.

Geschichte

Quelle
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Es war am 16. Dezember 1918, als im Reichstag der große Kongreß der „Arbeiter und Soldatenräte“ zusammentrat. Sozialdemokrat Friedrich Ebert, neben Haase Vorsitzender im „Rat der Volksbeauftragten“, spricht:

„In Zukunft kann es in Deutschland nur einen Rechtsstaat geben. Die Gewaltherrschaft hat uns ins Verderben gestürzt, nun dulden wir keinerlei Gewaltherrschaft mehr, komme sie, von wem sie will. Das siegreiche Proletariat richtet keine Klassenherrschaft auf. Es überwindet politisch und wirtschaftlich die alte Klassenherrschaft und setzt an deren Stelle die Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt.“

Zu dieser „Gleichheit“ rechnen sich aber anscheinend auch Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und ihre Anhänger, die sich inzwischen draußen versammelt haben. Plötzlich steht hinter dem Regierungstisch eine Abordnung der Spartakisten:

„Wir verlangen die Beseitigung der Ebert-Regierung, wir verlangen die Räteregierung, die Bewaffnung des Proletariats, die Bildung einer Roten Garde!“

Man redet beschwichtigend auf die erregten Leute ein und sie gehen auch – aber draußen schallen die aufreizenden Worte Karl Liebknechts. Tausende jubeln ihm zu – zwei Welten klaffen zwischen ihnen und den im Saal Versammelten. Und schon am nächsten Tage scheint es, als wenn die Wogen von draußen weiterfluten durch Türen und Fenster des hohen Kuppelsaales. Heftige Angriffe werden gegen Ebert geschleudert, Verständigung mit Rußland und Polen wird gefordert, Aufhebung des Grenzschutzes im Westen und im Osten, gewarnt wird vor einer „Militärkamarilla“, vor den dunklen Machenschaften der Generale in Berlin, die Abschaffung des Offizierskorps wird verlangt. Ebert bleibt ruhig, wehrt sich, bleibt sachlich – doch zuletzt reicht es, wie bei den Sozialdemokraten üblich, nur zu einem Kompromiß – die gesetzgebende und vollziehende Gewalt wird auf den Rat der Volksbeauftragten übertragen und das Offizierskorps aufgelöst. Damit hat Ebert in dieser schwachen Stunde die wichtige Verbindung zur Obersten Heeresleitung (OHL) zerschlagen – Feldmarschall Hindenburg verliert in dieser Stunde seine sprichwörtliche Ruhe und läßt ausrichten:

„Sagen Sie Herrn Ebert, daß ich die Entscheidung des Kongresses über die Kommandogewalt nicht anerkenne, daß ich mit den äußersten Mitteln dagegen ankämpfen werde, und daß ich mir nicht die Achselstücke und den Degen nehmen lasse.“

Ebert schwankt – er weiß, daß er wegen des Druckes von der Straße durch die rote Soldateska und des Spartakusbundes auf die Macht des Heeres angewiesen ist – und am 20. Dezember spricht General Groener in Berlin. Die Mehrheitssozialisten stellen sich hinter Ebert, und so bleibt das Verhältnis zur OHL doch bestehen. Zum Handeln gegen die Aufständischen aber kann er sich nicht durchringen.

In höchste Not gerät Ebert aber, als Einheiten der roten Volksmarinedivision eindringen und versprochenes Geld in Höhe von 80.000 Mark beanspruchen. Die Volksmarinedivision mit einer Stärke von etwa 3.000 Mann hält seit den ersten Revolutionstagen Marstall und Schloß besetzt und steht unter dem Einfluß radikalster Elemente, deren typischster Vertreter Dorrenbach ist. Dorrenbach hat die Eingliederung seiner Truppe in die republikanische Soldatenwehr und eine Aufstockung auf 5.000 Mann gefordert; von ihm aber ist die Räumung des Schlosses gefordert worden und unter dieser Bedingung die Zahlung der 80.000 Mark zugesagt. Er läßt die Schlüssel bringen, bekommt aber vom SPD-Mann Wels kein Geld, nimmt ihn als Geisel, läßt das Reichskanzlerpalais mitsamt Telefonzentrale besetzen und sperrt die Volksbeauftragten, also die seinerzeitige Regierung, ein. In höchster Not telefoniert Ebert über eine Geheimleitung mit der OHL und spricht mit Major von Schleicher:

„Herr Major, Sie haben mir immer zugesagt, daß sie mir, wenn es zu solchen Zwischenfällen wie jetzt kommen würde, helfen würden. Handeln Sie jetzt!“

Nun, wo es um Ebert selbst geht, scheint der Einsatz von Machtmitteln nicht mehr „reaktionär“ zu sein – und Schleicher verspricht Truppen. Bei der Abführung von Wels war es schon zu Gefechten gekommen; die republikanische Soldatenwehr lieferte sich Schießereien mit der roten Soldateska. Die Matrosen besetzten die Kommandantur, nahmen Geiseln und ließen die Regierung wieder frei. Schleichers Truppen treffen ein – da aber Ebert seine Freiheit wieder hat, fällt er abermals um und verhindert die Auflösung der Marinedivision:

„Die Regierung hat dazu keinen Auftrag gegeben!“

Major von Harbou, Führer der OHL-Truppen, aber läßt sich nicht von Ebert beirren und keinen Zweifel daran, daß er auch ohne Zustimmung der Regierung gegen Dorrenbach vorgehen würde. Ebert versucht, zwischen Dorrenbach und Harbou zu vermitteln, doch schon dringen Harbous Soldaten in das Reichskanzlerpalais ein. Ebert gelingt es nur mit großer Mühe, einen Kompromiß durchzusetzen; die Matrosen sollen nach der einen Seite, die Soldaten nach der anderen Seite abziehen. Ebert kann sich durchsetzen, telefoniert mit General Groener, spricht von „höheren Interessen“ – doch Groener bleibt hart und besteht auf die Auflösung der Marinedivision. Diese hat immer noch Wels in Gewahrsam, garantiert nicht mehr für dessen Leben – und nun endlich erklärt sich Ebert einverstanden, Wels befreien zu lassen.

Schloß und Marstall werden beschossen, das Schloß wird schnell genommen, der Kampf um den Marstall wird verbissener geführt; zuletzt hissen die Matrosen die weiße Fahne, bitten um Verhandlungen – doch gefordert wird die bedingungslose Kapitulation. Während der vereinbarten zwanzigminütigen Feuerpause dringen Zehntausende von Menschen auf den Kampfplatz vor, darunter die Anhänger Karl Liebknechts und viele Frauen, die nun auf die Truppen einreden und das Gerücht einer monarchistischen Gegenrevolution streuen. Die Wirkung auf die Truppen bleibt nicht aus – die Soldaten lassen sich vereinzelt entwaffnen – und die Matrosen nutzen die Gunst der Stunde, ziehen die weiße Fahne ein und drängen die Soldaten wieder aus dem Schloß. Ebert wird nun von allen Seiten mit Vorwürfen überschüttet und befiehlt zuletzt die Einstellung des Angriffes – so scheiterte das Unternehmen. Die Matrosen bekommen ihr Geld, räumen das Schloß, lassen Wels wieder frei und 1.500 Mann werden in die republikanische Soldatenwehr übernommen. Das Verhältnis Eberts zur OHL ist jetzt zerrüttet. Dabei hat Hindenburg Ebert einige Wochen zuvor geschrieben:

„Von Ihrem Entschluß wird es abhängen, ob das deutsche Volk noch einmal zu neuem Aufstieg gelangen wird. Ich bin bereit ..., Sie hierbei rückhaltlos zu unterstützen. Wir alle wissen, daß es mit diesem bedauerlichen Ausgang des Krieges der Neuaufbau des Reiches nur auf neuen Grundlagen und mit neuen Erfolgen formen kann. Was wir wollen, ist, die Gesundung des Staates nicht dadurch auf Menschenalter hinauszuschieben, daß zunächst in Verblendung und Torheit jede Stütze unseres wirtschaftlichen Lebens vollkommen zerstört wird.“

Über die Weihnachtstage zerstreiten sich Mehrheitssozialisten und Unabhängige; letztere fordern die Einhaltung der Beschlüsse vom 16. Dezember. Als dies abgelehnt wird, treten die Unabhängigen aus dem Volksrat aus. Am 27. Dezember werden die gefallenen Matrosen auf Wagen des Königlichen Hauses durch die Siegesallee zum Friedhof gefahren. Große Menschenmengen sammeln sich, Karl Liebknecht und andere radikale Führer halten Ansprachen: Nieder mit den Verrätern! Ebert, Scheidemann, Landsberg sind Mörder! Nieder! Vor dem Reichstag sammeln sich die Mehrheitssozialisten: Ebert, werde hart! Nieder mit Liebknecht! Die Arbeiterschaft war gespalten, innenpolitisch rangen nationales Bürgertum, Demokratie und Bolschewismus.

Am 1. Januar 1919 gründet sich die KPD unter dem maßgeblichen Einfluß einer russischen Delegation unter Führung Karl Radeks (tatsächlich: Sobelsohn). Dieser setzt die Nichtbeteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung gegen den Widerstand von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, und damit den revolutionären Charakter der KPD, durch. Ebert protestiert gegen das Eindringen des Chefs der russischen Propaganda auf deutschen Boden, wird aber jetzt auch nicht von der OHL unterstützt. Sein Appell an die OHL bleibt fruchtlos; General Groener teilt ihm mit:

„Ihre Mahnung kommt zur unrechten Zeit und an die unrichtige Adresse. Vor zwei Wochen wäre es möglich gewesen, energisch zu handeln. Damals hat man leider gezögert. Jetzt müssen wir die Folgen tragen.“

Aber dennoch unternimmt die OHL Anstrengungen, um eine militärische Macht zur Unterstützung der Regierung zu schaffen, denn unzweifelhaft ist sowohl Eberts Regierung als auch die OHL seitens der Anarchisten und des Bolschewismus bedroht. So ist Ebert auf die OHL angewiesen – denn Anarchisten und Bolschewisten rüsten zum bewaffneten Kampf. Die OHL läßt Ebert nicht allein, und am 4. Januar treffen Ebert und Noske im Zossener Lager zu einer Unterredung mit General Groener zusammen. Hier erweisen die Offiziere der Ebert-Regierung erstmals die Ehre und paradieren vor den neuen Machthabern – das ist der eigentliche Umbruch in der preußischen Geschichte. Die Sozialdemokraten können beruhigt mit dem Bewußtsein nach Berlin zurückfahren, über eine militärische Macht zu verfügen.

Am selben Tag hat der radikale Berliner Polizeipräsident Eichhorn eine Arbeiterwehr gebildet und das Polizeipräsidium am Alexanderplatz zu einer Festung ausgebaut – aber der preußische Innenminister Hirsch verfügt die Absetzung von Eichhorn und läßt den Minister Ernst als Polizeipräsident einsetzen – Eichhorn widersetzt sich, weil er von der Arbeiterschaft beauftragt wurde; USPD und die revolutionären Obleute der Gewerkschaften schließen sich diesem Standpunkt an, und so wogt eine gewaltige Menschenansammlung auf den Straßen Berlins, die sich zu einem Massenprotest versammelt. Wilde Redner hetzen die Menge auf: Nieder mit den Bluthunden Ebert, Scheidemann – Wir sind die junge Garde – Diktatur des Proletariats. Eichhorn soll an dem Entschluß, gegen die Ebert-Regierung loszuschlagen, beteiligt gewesen sein – doch Männer wie Dittmann, Müller, Däumig sind gegen jede Gewalt – auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sprechen sich gegen den bewaffneten Aufstand aus. Sie wollen zunächst die zweite Revolution vorbereiten, wie es auf dem Parteitag der KPD beschlossen worden ist und warnen vor übereilten Schritten – doch die Geister, die man gerufen hat, wird man nun nicht mehr los.

Das SPD-Vorwärtsgebäude wird besetzt, dann das Ullstein- und das Mossehaus gestürmt. Auch das Wolffsche Telegraphenbüro und andere Nachrichtenzentralen werden besetzt, und es konnte nie geklärt werden, wer die Spartakisten gerade in die wichtigsten Pressezentralen geführt hat. Im Polizeipräsidium wird ein Revolutionsausschuß unter der Führung von Karl Liebknecht, Ledebour und Scholz gebildet, der auch glaubt, über militärische Macht zu verfügen, denn der Matrosenführer Dorrenbach gibt damit an, neben den Matrosenregimentern über die Berliner Garnison, die Spandauer Regimenter und sagenhaften 2.000 Maschinengewehren sowie 20 Geschützen Befehlsgewalt zu haben.

Am Morgen des 6. Januar rufen die Mehrheitssozialisten zum Generalstreik und zu Massenprotesten auf – die Unabhängigen erklären die Regierung für abgesetzt; die Gegenseite erklärt Eichhorn für abgesetzt und die Massen sammeln sich auf der Straße. Die Ebertanhänger sammeln sich um die Wilhelmstraße – die Spartakisten um die Eroberungen des vergangenen Tages. Arbeiter stehen gegen Arbeiter – Ebert in der Reichskanzlei fällt den Entschluß: Die Waffen müssen den Aufstand brechen! Ebert will wohl die Hilfe der Offiziere, doch sie sollen nicht Träger der Macht sein; so überträgt er dem Minister für Wehrangelegenheiten, Noske, die Verantwortung. Den Offizieren erklärt er, er wolle keinen General mit dieser Verantwortung belasten – Noske soll Ebert geantwortet haben: „Meinetwegen. Einer muß der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“ So ist die Truppe das Werkzeug der Sozialisten geworden; Noske begibt sich sofort zum Generalkommando und erfährt dort, daß die Truppenbereitschaft erst in einer Woche hergestellt sein könnte.

Aber unfreiwillige Unterstützung kommt von den Unabhängigen – diese haben möglicherweise Angst vor dem eigenen Heldentum bekommen; Dittmann, Haase, Cohn und Kautsky leiten Verhandlungen mit der Ebert-Regierung ein – Ebert, informiert über die Zeitverzögerung bei der Truppe, nutzt die Gunst der Stunde, um Zeit zu gewinnen und geht auf Verhandlungen ein. Die Masse auf der Straße aber ist darüber nicht informiert und hätte die Cohns und Kautskys als Verräter totgeschlagen, wenn sie von den Verhandlungen gewußt hätte. So grüßt und bejubelt die Menge jedes mit Waffen und Munition beladene Fahrzeug, das durch das Tor des Marstalls fährt. Die Spartakisten rücken zur Einkleidung an, und die Menge berauscht sich. Von Mund zu Mund läuft das Wort „Liebknecht“, wo er sich zeigt, wo er spricht, huldigt ihm die Menge. Präsident Liebknecht, Verwirklichung der Alleinherrschaft des Proletariats – dieser Kampf hat ein Ziel, er hat einen Führer, er wird über Deutschlands Grenzen hinaus die rote Fahne in die Weltrevolution tragen.

Liebknecht selber ist gewiß in dieser Stunde, die ihn an die Schwelle der Verwirklichung seiner Träume wirft, von großem Wollen getragen. Aber er hat bei allem theoretischen Denken nicht rechtzeitig genug den Weg zu praktischer, organisatorischer Arbeit gefunden. Er hat nicht wie Lenin still abseits gesessen, Fäden gesponnen, aufgebaut, vorbereitet. Er hat Tag für Tag Kraft und Nerven im Wortkampf verbraucht, in Kleinkram, belanglosen und vermeintlichen Augenblickserfolgen sich verloren und kann nun in Stunden und Tagen nicht nachholen, was in schwerwiegenden Wochen versäumt wurde. Unter dem Einfluß von Rosa Luxemburg hat er sich wohl gegen ein vorzeitiges Losschlagen gewandt – doch er ist von der Entwicklung mitgerissen worden und es ist wahrscheinlich, daß er sich unter den berauschenden Kundgebungen selber berauschte. Aber jeder Rausch findet ein Ende, wenn nicht die Tat aus ihm erwächst. Nur, der Befehl zur Tat kommt nicht; die Menge schreit sich aus und verkrümelt sich – in den Abendstunden ist es wieder ruhig geworden. Die roten Truppen verharren planlos – und die Regierung faßt nun den Entschluß, gegen die Aufständischen gewaltsam vorzugehen. Der Revolutionsausschuß begegnet dieser Ankündigung der Regierung mit einem aus Wut geborenen Aufruf, der auch zugleich der letzte sein sollte:

„Es geht aufs Ganze, es geht ums Ganze! Ums ganze Glück, um die ganze Zukunft der Arbeiterschaft, ums Ganze der sozialen Revolution ... zeigt den Schurken Eure Macht! Bewaffnet Euch! Gebraucht die Waffen gegen Eure Feinde, die Ebert-Scheidemann! Auf zum Kampf!“

Aber das ist der Appell ahnungsloser Menschen, die von Massen ohne Führung Taten erwarten, die glauben, vom grünen Tisch aus Revolutionen machen zu können, die nicht erkennen, daß im Kriege die obere Führung nach hinten, in der Revolution aber an die Spitze gehört. Am 8. Januar setzen sich die Regierungstruppen in Bewegung; Anhalter Bahnhof und Eisenbahndirektion werden schnell genommen; am 9. wird die Reichsdruckerei genommen, am 11. dröhnt Kanonendonner durch Berlin. Das Vorwärtsgebäude wird beschossen, Tote liegen in den Straßen, Hunderte ergeben sich. Die Freiwilligenformation unter Führung von Noske rückt in Berlin ein; demonstrativ marschieren diese Einheiten zum Tiergarten – und die Berliner jubeln der Truppe und dem Mann in Zivil an der Spitze zu. Berlin wird planmäßig gesäubert – zwar schießen noch vereinzelte Dach- und Heckenschützen; doch diese werden gnadenlos gejagt. Menschenansammlungen werden mit Panzerwagen gesprengt – Lebedour und Dr. Meyer von der KPD werden verhaftet. Liebknecht, Luxemburg, Eichhorn und Radek können zunächst entkommen.

Doch am 15. Januar verrät Karl Liebknecht durch einen Aufsatz in der „Roten Fahne“ seine Anwesenheit in Berlin und wird zusammen mit Rosa Luxemburg und Wilhelm Pieck in Wilmersdorf aufgespürt, verhaftet und in das Edenhotel, das Stabsquartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, eingeliefert. Nach der Vernehmung durch Hauptmann Papst sollen die Gefangenen in das Untersuchungsgefängnis nach Moabit gebracht werden. Karl Liebknecht aber soll auf dieser Fahrt einen Fluchtversuch unternommen haben und wird von Kapitänleutnant Pflugk-Hartung erschossen. Rosa Luxemburg erhält vor dem Hotel einen Schlag mit dem Gewehrkolben über den Kopf und wird dann von Leutnant Vogel mit einem Schuß in die Schläfe getötet. Die Leiche wird im Landwehrkanal versenkt und taucht erst Monate später wieder auf; der Leichnam Karl Liebknechts wird zur Unfallstation am Zoologischen Garten gebracht und am 25. Januar unter großer Beteiligung der Arbeiterschaft zu Grabe getragen. Die Beerdigung Rosa Luxemburgs fand am 13. Juni statt.

Ebert ist empört und leitet eine Untersuchung ein – doch das rücksichtslose Eingreifen gegen die Aufständischen und das Ende der markantesten Revolutionsgestalten und revolutionären Führer haben zur Folge, daß die Wahlen zur Nationalversammlung nahezu ungestört verlaufen. Politische Morde erreichen immer das Gegenteil von dem, was die Urheber beabsichtigen – so war es auch später mit Kurt Eisner, Erzberger und Rathenau. Aber auch die Sicht der beteiligten ehemaligen Frontkämpfer sollte kurz beleuchtet werden, aus deren Reihen auch der Begriff des Dolchstoßes in den Rücken des Heeres aufkam, und die sich zu Recht von Teilen des eigenen Volkes verraten fühlten. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren dafür verantwortliche Aufwiegler gewesen, die in Deutschland Munitionsarbeiterstreiks organisiert hatten und damit die kämpfende Truppe schwächten – und genauso wertete der Frontsoldat dieses niederträchtige Verhalten. Aber die deutsche Führung vernachlässigte die innere Front – Sozialisten aus Deutschland konnten an internationalen Sozialistentreffen teilnehmen und gegen die eigene Regierung öffentlich Stellung beziehen; Länder wie Frankreich und England erteilten den Sozialdemokraten mit voller Berechtigung Ausreiseverbote.

Die Revolutionäre bekamen nach dem 15. Januar durch den Tod von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Auftrieb, und im ganzen Reich begannen Kämpfe, Aufstände, Plünderungen aufzubranden – zuletzt aber rangen die Freikorps alle offenen bolschewistischen Umsturzversuche nieder.


Beteiligten (Auswahl)

Kommunistische Putschisten

Befreier Berlins

Siehe auch

Tonträger