Spießbürger

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Spießbürger: Heutzutage in der BRD-Öffentlichkeit fast ausschließlich vertreten. Hier Christian Wulff und Kurt Beck mit opportuner Kopfkleidung

Spießbürger (kurz auch Spießer) bezeichnet eine Person mit vorwiegend opportunistischer, anpasserischer Grundhaltung innerhalb seiner Umgebung, verbunden häufig mit einer saturierten, unkündbaren bürgerlichen Stellung sowie einem weitgehenden Dünkel und kalter Blasiertheit gegenüber jedweder Form von Idealismus.

Zur Etymologie des Spießers

Etymologisch (die Wortgeschichte betreffend) hat das deutsche Wort „Spießer“ folgende genau bekannte Historie: Alle mittelalterlichen Städte in Deutschland mit Marktplätzen hatten Stadtmauern, die bewacht werden mußten. Mehr und mehr wurden für diesen Wachdienst auch gewöhnliche Bürger abgestellt, die in ihrer Erscheinung nichts Soldatisches an sich hatten. Selbst auffallend unsoldatische Männer – träge, ängstliche, leisetreterische, kränkelnde, verweichlichte, querulatorische Männlein – mußten schließlich einen Spieß in die Hand nehmen und Wehrhaftigkeit zumindest in der Form des aufmerksamen Wachbleibens ableisten. Sie waren die ersten „Spießer“[1] überhaupt.

Als typische Eigenschaften des Spießers gelten seither: Dicklichkeit, Feigheit, verquastes Reden, Unsportlichkeit und Konfliktvermeidung. Für den reinen Typus des Spießers ist es bis heute das Wichtigste, durchschnittlich und unauffällig zu sein. Er hat sich eine Moral zurechtgelegt, derzufolge es „normal“ ist, niemals im Leben aufzufallen. Das ist seine „bessere“ Moral, welche die Durchschnittlichkeit und defensive Gesten als höchste Form der Lebenstauglichkeit glorifiziert. Der Spießer ist tatsächlich ein genetischer und sozialer Gegentypus zum eigentlichen europäischen Mann. Er wird als solcher, als wandelndes Dementi, folgerichtig auch tief verachtet. Aufgescheucht und widerborstig wird der Spießer erst, wenn sein tief verwurzeltes Ruhebedürfnis in Frage steht.

Allerdings sind diese sprachgeschichtlichen Umstände den allermeisten Menschen völlig unbekannt, weshalb es durchaus auch gelegentlich zur Willkür bei alltagssprachlichen Zuschreibungen kommen kann (und zum Beispiel „siegreiche“ Parlaments-Politiker zu „Hoffnungsträgern“ und zu „Vorkämpfern“ werden, obwohl alles an ihnen – und um sie herum – eine offenkundige Widerlegung dieses Etiketts ist).

Spießbürger im Volk und Staat

In dieser Karikatur erscheint der deutsche (BRD-)Michel in der zeichnerisch typischen und nicht untreffenden Darstellung eines dicklichen, schwächlichen und degenerierten Trottels bzw. Spießbürgers, dem nur materielle Dinge am Herzen liegen, der sich aber aus feiger Wehrlosigkeit dennoch sein Geld für fremde Interessen aus der Tasche ziehen läßt.

Personen mit spießbürgerlichen Eigenschaften sind vorzugsweise in langanhaltenden Friedenszeiten in den obersten Positionen eines maroden Staates und Volkes anzutreffen. In Notzeiten dagegen halten sie sich aufgrund einer ihnen eigentümlichen Feigheit grundsätzlich im Hintergrund.

Kennzeichnend für den Spießbürger ist sein vorwiegend egoistisches Interesse an gegenwärtiger Ruhe und Ordnung, egal, ob diese auf ungerechter oder sogar zerstörerischer Grundlage aufgebaut sind oder nicht. Daher sind ihm Volk und Staat – je nach dem herrschenden Zeitgeist versteckt oder offen – gleichgültig. Er sieht nur sich selbst und will weitestmögliche persönliche – vor allem geistige – Bequemlichkeit. Für diese ist er denkfaul, „tolerant“, feige und unterwürfig. Allem Ausländischen begegnet er mit geradezu kriecherischer Hochachtung.

Aufgrund des erwähnten Opportunismus des Spießbürgers wandelte sich sein Bild, rein äußerlich und oberflächlich betrachtet, im Laufe der Zeiten: Galt zur späten wilhelminischen Kaiserzeit als Prototyp des Spießbürgers noch der patriotisch-großsprecherische Bürger mit nach außen getragener nationaler Gesinnung (dieses Bild wurde allerdings von linken Kreisen stark überzeichnet – bei weitem nicht jeder Vertreter des Bürgertums im Kaiserreich war Spießbürger), so stellt sich der mediengläubig-unterwürfige Spießbürger der BRD-Zeit als aufgeklärter „Liberaler“, „weltoffener“ EU-„Europäer“, Anti-Rechts-Orientierter und Antirassist mit „Zivilcourage“ dar.

Ebenso hat der heutige BRD-Spießer vorgeblich (aufgrund seiner eigenen vollkommenen Urteilslosigkeit) „keinerlei Vorurteile“, mit Ausnahme der vielen ihm von der veröffentlichten Meinung anempfohlenen Beurteilungen. Modern ist beim Spießbürger der heutigen BRD auch eine passive Sympathiebekundung für allgemein linke, aber nicht als „extrem“ links empfundene Positionen.

Max Frisch: „Herr Biedermann und die Brandstifter“ (1953/1958)

Das volle Ausmaß spießiger Feigheit zeigte sich im Sommer 2015, als eine gigantische Überfremdungsflut über Europa und insbesondere die BRD hereinbrach. Eine einlullende Systempresse hetzte die Kritiker dieser Zustände nieder als fortschrittsfeindliche „Extremisten“. Und eine Große Koalition von geradewegs karikaturhaft verblödeten Spießern innerhalb der BRD-Wählerschaft stimmte dem ausdrücklich zu: Diese Entwicklung müsse „begrüßt“ werden (→ Willkommenskultur), es handele sich um die „Rentenzahler“ der Zukunft, die den sogenannten „Fachkräftemangel“ beheben.

Von der weltpolitischen Lage – und was der Akteur Vereinigte Staaten im Nahen Osten seit Jahren bewirkt – möchten diese Spießer dagegen „nichts hören“, denn sie haben sich festgelegt: Wer „eine solche Sprache“ – wie die Asylkritiker – benutze, der diskreditiere „sich selbst“, und dem müsse man mit dem Staatsanwalt (oder gleich dem Staatsschutz) kommen. Solche drögen, immer nur nachplappernden, völlig urteilslosen Spießer schwanken unablässig zwischen unerschütterlicher Selbstzufriedenheit, die sie vorführen und auch verkörpern möchten, einerseits – und andererseits der sie ständig einschnürenden panischen Angst, etwas falsches zu sagen oder sich bei der leider falschen (alsbald unterliegenden) Macht angebiedert zu haben.

Der Schweizer Schriftsteller und Architekt Max Frisch veröffentlichte 1953 sein Hörspiel „Herr Biedermann und die Brandstifter“ (1958 zum Theaterstück umgearbeitet). Darin schildert er den ängstlichen Großbürger Gottlieb Biedermann, einen wohlhabenden Haarwasserfabrikanten, der zwei Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an erkennen lassen, daß sie es anzünden werden. Zwischen lauter verharmlosenden Floskeln hilft er ihnen auch, ihr Werk zu vollenden (z. B. beim Ausmessen der Zündschnur). Sein Haus brennt ab, Biedermann landet mitsamt Eheweib in der Hölle. Dort führt er seine Spießermentalität dann derart eindrucksvoll vor (unter anderem beteuert er seine Unschuld am Brand, der die ganze Stadt vernichtet hat, rechtfertigt sich, er habe wie jederman gehandelt – so wie alle zu handeln, könne nicht moralisch falsch sein –, fordert eine Entschädigung für alles, was er duchgemacht habe usw.), daß er aus der Hölle zu fliegen droht zurück auf die Erde.

Dieses Stück eines Schweizers, „Herr Biedermann und die Brandstifter“, wurde – bei allem weltweiten Erfolg – doch lange Zeit als allzu übertriebene Karikatur des Biedersinns, der Anbiederung, der Feigheit gelesen, und es galt als naheliegend, in den Nationalsozialisten die „Brandstifter“ zu sehen, die sich der deutschen Treue und der deutschen Arglosigkeit aufgedrängt hatten wie jene zwei Halunken im Theaterstück dem Herrn Biedermann. Folglich wurde das Frisch-Stück gerne als Tendenzliteratur aufgeführt, die dem linksliberalen Publikum schmeichelt, wie „kritisch“, wie „aufgeklärt“ und wie „mutig“ es doch sei (nie im Leben könne er selber so tief absinken wie dieser Herr Biedermann, sagte sich kopfnickend der linke BRD-Spießer). Diese Selbstbeweihräucherung und Selbstgefälligkeit linker und linksliberaler BRD-Bewohner trug seit je selbst karikaturhafte Züge. Denn von Natur aus auf der „richtigen Seite“ zu stehen und ohne nachzudenken immer die „richtige Meinung“ zu haben, das ist eine Pose mit besonders großer Fallhöhe.

So ist denn auch das volle Ausmaß spießiger Realitätsverleugnung, die verlogene Natur spießiger Humanitätsrituale und der wahre Grad spießiger Verantwortungslosigkeit nie klarer zutage getreten als während der Zivilinvasion in der Ära Merkel. Angeblich, um „schlechte Fernsehbilder“ zu vermeiden, öffnete Kanzlerin Merkel im September 2015 alle Grenzen, verbot Kontrollen und dirigierte Medienkampagnen gegen jeden, dem diese multiple Gesetzesverletzung und diese chronische Rechtsmißachutng nicht gefällt. In Wahrheit agiert sie nach geheimen Plänen (→ Geheimpolitik) und folgt auswärtigen Anweisungen, geködert mit der globalistischen Aussicht, sich noch viel grandioser verschulden zu können, wenn sie schockartig 1,5 Millionen Fremde aus der Dritten Welt ins Land holt. Ihre „Koste-es-was-es-wolle“-Politik sucht den moralischen Profit des Gutmenschentums, sie will aber auch gut bezahlt werden und rentabel mitmachen beim Plünderungs-Ausverkauf der eigenen Heimat an NWO-Banken. Mit Angela Merkel und den Abermillionen ihrer Bewunderer hat das rückgratlose Spießertum ein dämonisches Niveau von Verderbnis und Geistlosigkeit erreicht. Merkel-Bewunderer erklären ganz offen, es sei das Allerwichtigste, daß „die Bundeskanzlerin im Ausland hochangesehen ist – bei unserer Geschichte“, und erkennen nicht, wie feige, wie nichtswürdig, wie verlogen und wie ahnungslos ein solches dummes Gequatsche ist.

Gedicht

Vorwiegend auf den Typus des Spießbürgers bezogen ist folgender gedichteter Vers von Theodor Storm:

Der eine fragt: was kommt danach?
Der Andre fragt nur: ist es recht?
Und also unterscheidet sich
Der Freie von dem Knecht.

Der „Bildungsphilister“ in Friedrich Nietzsches erster „Unzeitgemäßer Betrachtung“ (1873)

Hauptsächlich in der Zeit der Romantik fand, in einem ähnlichen Sinn wie Spießbürger, der Begriff des Philisters seine Verwendung. Von Friedrich Nietzsche (1844–1900) stammt der Ausdruck „Bildungsphilister“. Nietzsche veröffentlichte 1873 ein Pamphlet gegen den damals berühmten „Religionskritiker“ David Friedrich Strauß (1808–1874) mit dem Titel „David Strauss. Der Bekenner und der Schriftsteller“, das wohl als die klassische Spießerbeschreibung in der deutschen Literatur gelten kann. Später faßte Nietzsche vier seiner Frühschriften zusammen unter dem Titel „Unzeitgemäße Betrachtungen“, die heute zu den wichtigsten deutschen Texten jener Epoche zählen (zum Zeitpunkt der Vorträge war das allerdings anders, Nietzsche schädigte seine Karriere als Altphilologe – also als Professor und zugleich Gymnasiallehrer für Altgriechisch und Latein – mit diesen Veröffentlichungen).

In den „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ ist das Strauß-Pamphlet die erste dieser Betrachtungen. David Friedrich Strauß hatte 1835/36 die hoch gerühmte (und auch von Nietzsche geschätzte) theologische Untersuchung „Das Leben Jesu“ veröffentlicht. Ein unzweifelhaft epochemachendes Werk, das die sogenannte „Leben-Jesu-Forschung“ in eine neue Richtung führte. Aber so wie damals nur eine winzige Gruppe von Fachleuten wußte, was es mit den Quellen auf sich hatte (daß sie nämlich kraß widersprüchlich und historisch weitgehend unbrauchbar sind), so wissen auch heute – nennen sie sich nun Christen oder keine Christen – die allerwenigsten Menschen, was im Neuen Testament überhaupt steht, und wie dies geschichtlich zu verstehen ist. Seit Strauß sprechen Theologen von einer scharfen Trennung des „historischen Jesus“ und des „Christus des Glaubens“.

Dies alles muß knapp vorangeschickt werden, wenn man verstehen will, worüber Nietzsche sich eigentlich aufgeregt hat. Schließlich fällt jenes „Leben-Jesu“-Buch von Strauß ja noch in die Zeit vor Nietzsches Geburt. Der ganz späte David Friedrich Strauß hatte 1872 dann das Buch „Der alte und der neue Glaube“ veröffentlicht – und dieses Werk war es, das den Oppositionsgeist Nietzsches wachrief: Er fand darin eine Fülle schiefer, unlogischer und verquaster Formulierungen (die er genüßlich sezierte). Aber er beschrieb in seinem Pamphlet eben auch jene Haltung, für die „Spießertum“ eine passende Bezeichnung ist. In Kurzform gesagt: Keine Konsequenzen ziehen (aus Erkenntnissen, aus Erfahrungen), und sich mit dieser Einstellung so behaglich fühlen, daß man Anderen von seiner Behaglichkeit aufführlich Mitteilung macht (wie David Friedrich Strauß in dem besagten Spätwerk). – Durch die schroffe Ablehnung seines Pamphlets seitens des Bürgertums der Stadt Basel – Nietzsche war dort mit gerade mal 24 Lebensjahren auf eine Professur berufen worden –, erkannte Nietzsche schmerzhaft, wo er selber stand. Sein lebenslanger Weg als reisender Philosoph, der viele berühmte Brieffreundschaften pflegte, der aber selbst nie mehr Teil der bürgerlichen Gesellschaft sein konnte, begann nur wenige Jahre danach (nach dem Bruch mit Richard Wagner 1876).

Synonyme zu Spießbürger

Weitere Synonyme zum Begriff des Spießbürgers sind der Biedermann sowie der Kleinbürger (hier im abwertenden Sinne), in der Schweiz auch der Füdlibürger[2] oder Bünzli[3]. Nicht ganz synonym, jedoch in verwandtem Sinne erscheint der Ausdruck Schildbürger.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Kleine-Hartlage:
    • Die Sprache der BRD. 131 Unwörter und ihre politische Bedeutung. Verlag Antaios, Schnellroda 2015, ISBN 978-3-944422-27-5
    • Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems. Verlag Antaios, Schnellroda 2013, ISBN 978-3-944422-30-5
  • Günter Ederer:
    • Träum weiter, Deutschland! Politisch korrekt gegen die Wand; Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6540-9
    • Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt. Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung. Über Gutmenschen und andere Scheinheilige; 2. Auflage, Bertelsmann, München 2000, ISBN 3-570-00432-5

Verweise

Fußnoten

  1. In diesem Sinne veraltet abwertend auch als Pfahlbürger bezeichnet
  2. Vgl.: Sind Sie ein Füdlibürger?“ (Blick.ch)
  3. „von Bünzlis“