St. Veit am Flaum

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Das an der kroatischen Küste liegende Sankt Veit am Flaum wird 2020 Kulturhauptstadt Europas sein.[1]

Sankt Veit am Flaum bzw. Pflaum (it. und ung. Fiume, kroatisch [heute] Rijeka) ist eine Hafenstadt an der Adria. Sie liegt an der Kvarner-Bucht und ist Handels- und Industriezentrum.

Erläuterung

Großes Wappen

Nach der Annexion durch Frankreich während der napoleonischen Kriege wurde die Stadt völkerrechtswidrig an Italien angegliedert. Nach der Befreiung Europas vom Napoleonischen Joch kam der Ort 1815 nach dem Siebten Koalitionskrieg im Zuge des Wiener Kongresses wieder zurück zum Kaisertum Österreich im Deutschen Bund. Die Stadt war mit Ausnahme dieser sechs Jahre vom 12. Jahrhundert bis 1918 immer Teil des österreichischen (cisleithanischen) oder ungarischen (transleithanischen) Reichsteils.

Während des sogenannten Friedensvertrages von St. Germain nach dem Ersten Weltkrieg gegen Deutschland wurde die Stadt von Gabriele D'Annunzio besetzt, der einen Freistaat Fiume etablierte, um die Stadt für Italien zu gewinnen. Am 27. Januar 1924 wurde der Freistaat wieder aufgelöst und die Stadt fiel an Italien. Nach der Frontwechsel Italiens im Zweiten Weltkrieg gehörte die Stadt ab Oktober 1943 wieder zu Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland wurde die Stadt 1947 auf Anweisung der alliierten Siegermächte an den Kunststaat Jugo-Slawien angegliedert. Seit den Jugoslawienkriegen befindet sich die Stadt im selbständigen Kroatien.

Herrschaft

  • Herren von Duino → Fürsten Frankopan → Grafen von Walsee
  • 1465 kaufte Friedrich III. die Stadt von den Herren von Walsee
    • die Stadt wurde St. Veit am Flaum genannt
    • mit der Thronbesteigung der Habsburger in Ungarn wurde Rijeka 1526 Teil der Länder der Stephanskrone und meist von Graz aus regiert
    • 1595 wurde die Osmanische Armee im „Langen Türkenkrieg“ noch vor dem Vorstoß auf die Stadt von der Reichsarmee aufgehalten
    • der deutsche Kaiser Karl VI. ermöglichte 1717 den freien Schiffsverkehr in der Adria, 1719 wurde der Hafen zusammen mit dem Hafen Triest zum Freihafen.
    • 1725 wurde die erste Verkehrsstraße gebaut, die Wien mit der Adria verband (Karolina).
  • 1805–1814 von den Franzosen besetzt; Teil der Illyrischen Provinzen des Königreichs Italien
  • 1814/15–1848 Freie Stadt
  • 1848–1868 kroatische Freistadt
  • 1867/68–1918 Freie Stadt; Teil der ungarischen Reichshälfte
    • 1910 wurde Rijeka Komitatssitz und Hauptort des gleichnamigen Komitats im Königreich Ungarn
  • 1918–1920 Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen
  • 1920–1924 Freistaat Fiume (Grenzvertrag von Rapallo)
  • 1924–1945/47 italienisch
  • 1947 jugoslawisch
    • Vertreibung der Italiener; allgemeine serbische Herrschaft
  • 1991 Unabhängigkeitserklärung Kroatiens
  • August 1995 Ende des Unabhängigkeitskrieg

Geschichte (Auszug)

Als die Stadt im 13. Jahrhundert von den Frankopanen (kroatisches Herrschergeschlecht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation) beherrscht wurde, hatte sie bereits ca. 3000 Einwohner und den Status einer freien Reichsstadt. Das Gesetzbuch von Vinodol (1287/88), eines der ältesten Gesetzbücher Europas, legte die Rechte der Bewohner fest.

Im Jahr 1471 fiel die Stadt an die Habsburger. Die zunehmende Konkurrenzsituation zu Venedig führte 1509 dazu, daß die um Macht strebende Handelsrepublik die die freie Reichsstadt unter Admiral Gabriele Trevisan niederbrennen ließ. Anschließend wurde Sankt Veit am Flaum, das ab 1522 den Rang einer reichsunmittelbaren Stadt hatte, wieder aufgebaut und wie Dubrovnik von einer mächtigen Stadtmauer umgeben.

1632 wurde die Universität Pflaum gestiftet (die Abteilung für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Rijeka gilt noch heute als Aushängeschild), 1659 erhielt die dem römisch-deutschen Kaiser treuen Stadt den Titel „fidelissimo“ (die Allertreuste). Ebenso wurden im 17. Jahrhundert die ersten jesuitischen Lehranstalten in der Stadt gegründet.

Im Jahre 1719 ernannte Kaiser Karl VI. die Stadt gemeinsam mit Triest zum Freihafen, und bereits 1721 eröffnete die „österreichische Handelsgesellschaft“ eine Filiale. Mit dem aufblühenden Orienthandel siedelten sich Fachleute und Händler aus ganz Europa an. Durch den wachsenden Handel wurde der alte Hafen bald zu klein, so daß unter Kaiserin Maria Theresia der Hafen auf einer Länge von 7 km ausgebaut wurde.

1779 wurde die Stadt ein Corpus separatum, eine eigenständige, autonome Körperschaft, direkt der Habsburger Krone des Erzherzogtums Österreich unterstellt. 1848 wurde die Stadt von dem kroatischen Ban Josip Jelačić erobert und als „Gemeinde Rijeka“ bis 1868 regiert.

Durch die direkte Konkurrenz mit Triest, das weiterhin aus Wien regiert wurde, florierten Schiffsbau, chemische Industrie, Papierindustrie und Maschinenbau. 1866 wurde in St. Veit am Flaum der erste Torpedo hergestellt. Der Aufschwung zog Arbeiter aus dem gesamten Gebiet des Deutschen Reiches einschließlich Österreich-Ungarn an. So wurde die Stadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem die Straße Agram-Rijeka und die Eisenbahnlinie Wien-Triest fertiggestellt waren, einer der wichtigsten Seehäfen Europas.

Trotz der starken Ungarisierungspolitik entwickelte sich in Rijeka ein reges kroatisches Geistesleben. Hier lebten bedeutende Künstler (z. B. der Komponist Ivan Zajc) und Politiker (z. B. Ante Starčević, Frano Supilo).

An der k. u. k. Marineakademie[2] in Sankt Veit am Flaum studierte von 1882 bis 1886 der spätere Flottenkommandant der Donaumonarchie Nikolaus Horthy.[3]

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg ging praktisch an der Stadt vorüber, und während Istrien und große Teile der Adriaküste am Ende des Krieges an Italien fielen, war Rijeka zunächst nicht davon betroffen. 1918 marschierten dann doch italienische Soldaten in die Stadt ein.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg überschritten Mussolinis Truppen 1941 die Grenze und annektierten große Teile der damals jugoslawischen Küste. Nach dem Verrat Italiens am Deutschen Reich besetzten 1943 deutschen Truppen das Gebiet. U. a. richteten sich hier Küstenjäger der Brandenburger ihr Hauptquartier (der Stab befand sich im Ortsteil Susak, andere Stationierungsorte der Kompanien waren u. a. die weiter südlich liegenden Ortschaften Senj, Zara und Sibenik) ein, der geschützte Hafen war ein optimaler Ausgangsort für Kommandoeinsätze in der Adria, auch zum Schutz gegen feindliche Landungen im Südosten Europas und der Ostküste Italiens. Auch Teile des Pionier-Landungs-Bataillons 771 befanden sich hier in der früheren italienischen Diaz-Kaserne (Caserma Diaz).

Am 3. Mai 1945 wurde die Stadt schließlich von Titos Partisanen überrannt. Offiziell gehörte die Hafenstadt Rijeka aber erst seit 1947 zu Jugo-Slawien. Aufgrund der Namensgleichheit wird in der Literatur das kroatische Fiume zuweilen mit dem italienischen Fiume Veneto verwechselt.

Sonstiges

Im Hafen von St. Veit am Flaum liegt die Yacht des früheren Diktatoren Jugo-Slawiens, Josip Broz.[1]

Bekannte, in St. Veit am Flaum geborene Personen

Bekannte, in Fiume gestorbene Personen

Bildergalerie (Historische Landkarten)

Literatur

  • Roland Kaltenegger: Operationszone „Adriatisches Küstenland“ – Der Kampf um Triest, Istrien und Fiume 1944/45 (Klappentext)
  • Franz W. Seidler: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, ISBN 978-3932381669, Kapitel Terror gegen Deutsche auf dem Balkan (S. 253–275)

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Rijeka macht Titos Yacht zum Museum, Deutsche Welle, 19.01.2018
  2. Die Marine-Akademie war die einzige Ausbildungsstätte für angehende Marineoffiziere der Kriegsmarine (ab 1869 k. u. k. Kriegsmarine) des Kaisertums Österreich und der Donaumonarchie. Die Marine-Akademie wurde als k. k. Marine-Akademie gegründet und war ab 1869 k. u. k. Marine-Akademie. Die Grundsteinlegung für den Bau der k. k. Marine-Akademie in Fiume erfolgte am 26. März 1856 in Anwesenheit des Oberbefehlshabers der k. k. Kriegsmarine, Erzherzog Ferdinand Max. Fertiggestellt wurde sie am 3. Oktober 1857. Am 1. November 1918 wurde dort letztmalig die k. u. k. Kriegsflagge eingeholt.
  3. Erich Körner–Lakatos, Nikolaus Horthy wird Flottenkommandant, Der Eckart, Februar 2018, Seite 27–28