Treitschke, Heinrich von

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Prof. Dr. Heinrich von Treitschke

Heinrich Gotthardt von Treitschke (Lebensrune.png 15. September 1834 in Dresden; Todesrune.png 28. April 1896 in Berlin) war ein deutscher Burschenschafter, Historiker, politischer Publizist und von 1871 bis 1884 Mitglied des Reichstages, zunächst als nationalliberaler Abgeordneter, seit 1879 ohne Parteizugehörigkeit.

Leben

Lebenslauf aus Meyers Lexikon 1905

Von Treitschke entstammte einer Offiziersfamilie. Sein Vater, Eduard Heinrich von Treitschke, war Generalleutnant der Sächsischen Armee, sein Onkel war der Jurist Georg Carl Treitschke und sein Vetter war der General Heinrich Leo von Treitschke.

Von Treitschke studierte Geschichte und Nationalökonomie an Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn (wo er im Wintersemester 1851/52 der Burschenschaft Frankonia beitrat), an der Universität Leipzig, an der Eberhard Karls Universität in Tübingen und an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Nach der Promotion zum Dr. iur. und seiner anschließenden Habilitation (Thema der Habilitationsschrift: „Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch“ [1858]) wurde er 1863 zum außerordentlichen Professor für Staatswissenschaften in Freiburg ernannt und drei Jahre später Professor für Geschichte.

Im Jahre 1874 erhielt er den Ruf an die Universität Berlin, den er erst annahm, als ihm neben den nicht geringen Hörergebühren der Studenten zwölftausend statt neuntausend Mark Jahresgehalt geboten wurde.

Skulptur von Treitschke, geschaffen von Rudolf Siemering an der Berliner Humboldt-Universität (von Kommunisten zerstört)

Seit 1858 schrieb Treitschke in den Preußischen Jahrbüchern. Zu jener Zeit vertrat er mit den Forderungen nach persönlicher Freiheit und Rechtsstaatlichkeit noch liberale Prinzipien, lehnte aber gleichzeitig demokratische Volksvertretungen ab. Seinen historisch-staatswissenschaftlichen Arbeiten dieser Zeit lag das politische Ziel der nationalen Einigung Deutschlands unter Führung Preußens zugrunde. Er bekämpfte Bismarck jedoch, als dieser im preußischen Verfassungskonflikt gegen Verfassung und Landtag regierte. Später rechtfertigte er das Vorgehen Bismarcks, weil er selbst ein Vertreter dieses Staates geworden war.

Von 1871 bis 1884 war Treitschke Mitglied des Reichstages, bis 1879 als Angehöriger der nationalliberalen Partei, später parteilos. Im Verlaufe der 1870er Jahre wurde er immer konservativer, er bekämpfte vehement die Sozialdemokratie und den Sozialismus.

Als Ranke 1886 starb, wurde Treitschke als sein Nachfolger zum offiziellen „Historiographen des preußischen Staates“ ernannt.

Zu seinem Wirken heißt es:

War Leopold von Ranke der ruhige Forscher, so ging Heinrich von Treitschke als lodernder Rufer durch seine Zeit. Der tiefsten Notwendigkeit, die dem deutschen Volke gestellt war, hat er die werdende Stimme verliehen: Er sah, daß Deutschland in einem streng geschlossenen Staat sich zusammenfinden müsse, um sich den Machtrang zur erringen, der ihm nach seiner inneren Kraft gebühre. So wurde der Forscher zum Herold des Bismarckschen Reichs, Vorkämpfer der Einheit, einer der wenigen Träger geistigen Gutes, der vorbehaltlos die Tiefe und die Notwendigkeit der Schöpfung Otto von Bismarcks erkannte. Keiner hat mit so flammenden Worten dem Werke des Kanzlers gedient. Sein Geschichtswerk sollte die Brücke sein, über die der Zeitgeist zum Staate hinfinden könne. Doch der Zeitgeist trieb weiter auf seiner liberalistischen Bahn. Staat und Gesellschaft fanden sich nicht im gemeinsamen Dienst.[1]

Im Berliner-Antisemitismusstreit zur Lösung der Judenfrage sah er sich fortlaufenden Anfeindungen ausgesetzt, als er die Assimilation der Juden in Deutschland anmahnte und ohne eine solche die Gefahr eines Staates neben dem Staate erkannte. Die endlich erfolgte Gleichstellung der Juden hatte statt Assimilation eine Fülle weiterer Forderungen zur Folge, denen er sich vehement entgegenstellte. Anlaß für den Berliner-Antisemitismusstreit waren Aussagen des jüdischen Historikers Heinrich Graetz über Heinrich Heine und Ludwig Börne. Damit brachte Graetz Treitschke gegen sich auf.

Heinrich von Treitschke, seit seiner frühen Jugend am Gehör leidend, starb im Alter von 61 Jahren weitgehend ertaubt am 28. April 1896 in Berlin. Das Werk des Historikers begründete einen lang anhaltenden Nachruhm, der erst seit der zweiten Nachkriegszeit, nach der größten Umerziehung der Geschichte, in Vergessenheit geraten ist.

Treitschke Zitate

  • „Bis in die Kreise der höchsten Bildung hinauf, unter Männern, die jeden Gedanken kirchlicher Unduldsamkeit oder nationalen Hochmuths mit Abscheu von sich weisen würden, ertönt es heute wie aus einem Munde: ‚Die Juden sind unser Unglück!‘“[2]
  • „Der höchste denkbare Grad der Gleichheit, der Kommunismus, ist, weil er die Unterdrückung aller natürlichen Neigungen voraussetzt, der höchste denkbare Grad der Knechtschaft.“
  • „Nein, Herr G. ist ein Fremdling auf dem Boden ‚seines zufälligen Geburtslandes‘, ein Orientale, der unser Volk weder versteht noch verstehen will; er hat mit uns nichts gemein als daß er unser Staatsbürgerrecht besitzt und sich unserer Muttersprache bedient – freilich um uns zu verlästern.“
  • „Es liegt ein Zauber über jenem Boden, den das edelste deutsche Blut gedüngt hat im Kampf um den deutschen Namen und die reinsten Güter der Menschheit.“ — über Ostpreußen
Portrait von Treitschke
Buch: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert

Werke (Auswahl)

  • Vaterländische Gedichte, 1856 (PDF-Datei)
  • Studien, 1857
  • Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch, 1859 (als PDF-Datei)
  • Historische und Politische Aufsätze vornehmlich zur neuesten Deutschen Geschichte, 1834-1896 (PDF-Dateien): Band 1, Band 2, Band 3, Band 4
  • Die Lösung der schleswig-holsteinischen Frage. Eine Erwiderung, 1865
  • Die Zukunft der norddeutschen Mittelstaaten, 1866
  • Der Krieg und die Bundesreform, 1866
  • Zehn Jahre deutscher Kämpfe 1865-1874. Schriften zur Tagespolitik, 1874 (PDF-Datei 18MB)
  • Der Socialismus und seine Gönner. Nebst einem Sendschreiben an Gustav Schmoller, 1875
  • Der Socialismus und der Meuchelmord, 1878
  • Unsere Aussichten, 1879
  • Herr Graetz und sein Judenthum, 1879
  • Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert:
  • Noch einige Bemerkungen zur Judenfrage, 1880
  • Ein Wort über unser Judenthum, 1880 (als PDF-Datei)
  • Luther und die deutsche Nation. Vortrag, 1884
  • Rede, gehalten zur Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. im großen Hörsaal der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität am 4. Januar 1886
  • Die Zukunft des deutschen Gymnasiums, 1890, (als PDF-Datei)
  • Der Entwurf des Preußischen Volksschulgesetzes, 1892
  • Gustav Adolf und Deutschlands Freiheit. Vortrag, 1895
  • Zum Gedächtnis des grossen Krieges; Rede bei der Kriegs-Erinnerungsfeier der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin am. 19. Juli 1895, (als PDF-Datei, HTML-Version)
  • Reden von Heinrich v. Treitschke im Deutschen Reichstage 1871-1884, 1896 (PDF-Datei 16MB)
  • Politik. Vorlesungen, 1897-1898
  • Deutsche Männer. Charakterbilder aus der deutschen Geschichte. Duncker, Weimar 1927
  • Bilder aus der deutschen Geschichte, Leipzig 1929 (PDF-Datei 30MB)

Siehe auch

Von Treitschke über Ostpreußen

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden , 1937 Lehmanns-Verlag München
  2. Treitschke: Ein Wort über unser Judenthum, 1880 PDF-Datei, S.4