Unter den Brücken
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Unter den Brücken |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Ufa-Filmkunst GmbH |
Erstverleih: | Gloria-Filmverleih GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Helmut Käutner |
Regieassistenz: | Rudolf Jugert, Wolfgang Wehrum |
Drehbuch: | Walter Ulbrich, Helmut Käutner |
Vorlage: | Leo de Laforgue (Manuskript „Unter den Brücken von Paris“) |
Produktionsleitung: | Kurt-Fritz Quassowski |
Musik: | Bernhard Eichhorn |
Ton: | Gustav Bellers |
Kamera: | Igor Oberberg |
Kameraassistenz: | Peter Michael Michaelis, Herbert Müller, Hermann Wassermann |
Standfotos: | Lars Looschen |
Bauten: | Anton Weber, Hans Ender |
Maske: | Arnold Jensen, Charlotte Kersten |
Aufnahmeleitung: | Viktor Eisenbach, Kurt Paetz |
Herstellungsleitung: | Walter Ulbrich |
Schnitt: | Wolfgang Wehrum |
Besetzung | |
Darsteller (Synchronstimme) |
Rolle |
Hannelore Schroth (Carl Raddatz) |
Anna Altmann |
Hendrik Feldkamp | Gustav Knuth |
Willy | Ursula Grabley |
Kellnerin Vera | Margarete Haagen |
Wirtschafterin | Hildegard Knef |
Mädchen in Havelberg | Walter Gross |
Mann auf der Brücke | Hellmut Helsig |
Cafébesitzer Muhlke | Erich Dunskus |
Schlepperkapitän Holl | Klaus Pohl |
Museumsdiener | Helene Westphal |
Der 1944 bis Anfang 1945 gedrehte Spielfilm Unter den Brücken des Regisseurs Helmut Käutner mit Hannelore Schroth und Carl Raddatz und Gustav Knuth in den Hauptrollen wurde erst im September 1946 in der Schweiz uraufgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Hendrik und Willy sind Besitzer und gleichzeitig Mannschaft eines Schleppkahns. Sie fahren auf der Havel, haben hier und da eine Freundin und träumen von „’was Festem“. Eines Abends beobachten sie ein Mädchen, das sich offenbar von einer Brücke ins Wasser stürzen will. Beide eilen zu Hilfe und müssen zu ihrer „Enttäuschung“ feststellen, daß Anna nur einen Zehnmarkschein in den Fluß geworfen hat, um eine unangenehme Erinnerung loszuwerden. Aber immerhin läßt sich Anna überreden, als Passagier mit nach Berlin zu fahren, und beide Freunde verlieben sich alsbald in sie.
Als Anna, durch eine ungeschickte Bemerkung Willys gekränkt, das Schiff verläßt, schließen die beiden Männer ein Abkommen: Wer Anna gewinnt, muß auf seinen Anteil am Kahn verzichten. Siegesgewiß geht Willy an Land und kümmert sich rührend um Anna. Doch bald spürt er, daß sie in Hendrik verliebt ist. Er ist ehrlich genug, Hendrik das zu sagen. Und letzten Endes mag er Hendrik auch viel zu gern, um auf der Erfüllung des Abkommens zu bestehen. So werden Anna, Hendrik und Willy künftig gemeinsam auf dem Kahn fahren.
Anmerkungen
Gedreht wurde u. a. an der Glienicker Brücke, am Havelwerder, in Potsdam und im Berliner Tiergarten.
Der Film lag im März 1945 der Zensurbehörde vor, gelangte aber nicht mehr in die deutschen Kinos. Die Uraufführung war im September 1946 in Locarno in der Schweiz. Die deutsche Erstaufführung fand erst am 18. Mai 1950 in Göttingen statt und die erste Fernsehausstrahlung war am 5. April 1955 in der ARD.
Kritiken
- „Eine der letzten Filme des Dritten Reiches, und es ist interessant, daß ein solcher Film realisiert werden konnte, während in Hollywood von den Marx Brothers über Sherlock Holmes bis zu Tarzan sämtliche Leinwandhelden im propagandistischen Angriff gegen die Nazis organisiert waren.“ — Sternstunde des Deutschen Films, München 2001
- „Mit dieser unpathetisch-poetischen ‚Komödie des Alltäglichen‘ schuf Käutner in den letzten Monaten des NS-Staats einen privaten Film, der den offiziellen Lebensmaximen gänzlich widersprach. Der Film ist durchflutet von einem lyrischen Realismus, der sich den atmosphärischen Stimmungen öffnet, um intimes Glück und zweckfreie Freundschaft ins Bild zu setzen. Momente poetischer Klarheit und privater Solidarität, fernab von den Heroismus- und Durchhalteparolen seiner Entstehungszeit, machen Unter den Brücken zu einem berührenden Plädoyer für ein privates, auf zwischenmenschlichen Beziehungen gegründetes Leben – und zu einer Absage an alles Totalitäre. Sensible Kameraführung, einfühlsame Musik (Bernhard Eichhorn) und Darsteller, die den optischen Realismus in Ausdruck und Habitus kongenial umsetzten, trugen zu diesem Meisterwerk wesentlich bei. Unter den Brücken wurde 1946 bei den Filmfestspielen Locarno uraufgeführt; in die deutschen Kinos kam der Film erst 1950.“ — Lexikon des deutschen Films, Stuttgart 1995
- „Der Film wurde in den letzten Tagen des ‚Dritten Reiches‘ unter primitiven Bedingungen gedreht und kam erst nach dem Krieg in die Kinos. Käutner verfilmte die kleine, alltägliche Geschichte mit Poesie, Realismus, viel Atmosphäre und einem Schuß Humor. Es ist eine seiner unprätentiösesten und besten Regieleistungen. Die sensible Kamera läßt – aus der Not eine Tugend machend – die karge Landschaft eine Rolle spielen.“ — Lexikon des internationalen Films, Ausgabe 1990
- „Es ist eine deutsche Filmsensation: Unter den Brücken ist, künstlerisch, stilistisch und geistig betrachtet die letzte Sensation des deutschen Films und eine der größten Filmsensationen der letzten Jahre überhaupt.“ — „Die Tat“, Zürich, 6. Oktober 1946