Unternehmen „Pastorius“

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Die gefangenen Kommandosoldaten des Unternehmens „Pastorius“; von links oben im Uhrzeigersinn: George Dasch, Ernst Peter Burger, Heinrich Heinck, Richard Quirin, Herbert Haupt, Hermann Neubauer, Werner Thiel und Edward Kerling.

Das Unternehmen „Pastorius“ war ein deutsches Kommandounternehmen im Zweiten Weltkrieg gegen die USA. Dabei wurden einige deutsche Kundschafter mit U-Booten auf US-amerikanischem Gebiet abgesetzt, um vorrangig die dortige Aluminiumproduktion zu sabotieren. Benannt war das Unternehmen nach Franz Daniel Pastorius, dem Führer der ersten deutschen Siedler auf dem nordamerikanischen Kontinent, die 1683 die Stadt Germantown in Pennsylvania gegründet hatten.

Geschichte

Das Unternehmen

Die Aktion wurde am 7. April 1942 beschlossen, verantwortlich dafür war der später als Verräter enttarnte Wilhelm Canaris. Die Abteilung II der deutschen Abwehr erhielt den Auftrag, ein Sabotageunternehmen gegen die US-amerikanische Aluminiumproduktion zu koordinieren. Dazu wurden die Freiwilligen auf einer Sabotageschule des Gutes Quenz[1] versammelt. Alle mußten längere Zeit in den Vereinigten Staaten gewesen sein und fließend Englisch mit amerikanischem Dialekt sprechen. Der einzige Soldat war der US-Amerikaner deutscher Abstammung Ernst Peter Burger. Alle anderen waren Zivilisten. So auch der 40jährige George John Dasch. Alle, mit Ausnahme von Dasch und Burger, hatten in den USA dem Deutschen Bund oder der HJ angehört.

Die Ausbildung der zehn Männer dauerte nur drei Wochen, wobei sie vor allem in der Herstellung von Zündern und in der Anbringung und Herstellung von Sprengsätzen geschult wurden. Ein Können, das sie in den USA vornehmlich gegen die Werke der US-amerikanischen Aluminiumgesellschaft, das Tennessee-Valley-Kraftwerk, welches für das Atombombenprojekt entscheidend war, das Cryolit-Werk in Philadelphia, die Chesapeak- und Ohio-Werke, das Pennsylvania-Eisenbahndepot in Newark, die Ohio-Schleusen zwischen Cincinnati und St. Louis, die Verwaltung der Hell Gate Bridge in Neu York und die Eisenbahnkurve der Pennsylvania-Eisenbahn in Altoona einsetzen sollten.

Am Ende blieben nur acht Leute übrig, da zwei von ihnen bereits zuvor aufgaben. Diese acht sollten von zwei deutschen U-Booten vor der USA-Küste abgesetzt werden. Die Gruppe Dasch sollte vor die Küste von Long Island bei Neu York an Land gebracht werden, die Gruppe um Edward John Kerling bei Jacksonville an die Küste von Florida. Zur Gruppe um George John Dasch gehörten Ernst Peter Burger, Richard Quirin und Heinrich Harm Heinck, zur Gruppe um Edward John Kerling gehörten Werner Thiel, Hermann Neubauer und Herbert Haupt. Die Gruppe vor Neu York kam am 13. Juni 1942 an, die Gruppe vor Florida am 17. Juni 1942.

Der Verrat

Das Unternehmen wurde von Dasch an das FBI verraten, das ihm zuerst keinen Glauben schenkte und der sich von dem Verrat Straffreiheit erhoffte. Schon zuvor wurde die erste Gruppe entdeckt, so daß diese den mitgeführten Sprengstoff bereits am Strand vergrub und versuchte, in den USA unterzutauchen. LIFE vom 13. Juli 1942 berichtet:

LIFE 13. Juli 1942 S.32.jpg LIFE 13. Juli 1942 S.33.jpg


Die Morde an sechs deutschen Männern

Der Fall wurde dann vor einem Militärgericht verhandelt, weil die Anklage befürchtete, daß die Beweise für ein ordentliches Strafverfahren nicht ausreichen würden. Ein Prozeß vor einem ordentlichen Zivilgericht schien sich zu diesem Zweck kaum zu eignen, da die Anwälte des Kriegsministeriums der Ansicht waren, daß die Angeklagten in einem solchen Fall höchstens zwei Jahre Gefängnis wegen Verschwörung zu befürchten hätten. Roosevelt entschied sich daher für ein Militärtribunal, das er am 2. Juli 1942 per Verdikt einsetzte. Der Präsident persönlich bestimmte die Richter und Verteidiger der Angeklagten. Zugleich untersagte er ihnen das Recht, Einspruch einzulegen. Das Gericht umfaßte sieben Richter – allesamt Generäle –, von denen jedoch kein einziger Jurist war; dafür vertrat der Generalbundesanwalt Francis Biddle – späterer Hauptrichter des Nürnberger Tribunals – höchstpersönlich die Anklage. US-Präsident Franklin D. Roosevelt wollte ein abschreckendes Exempel statuieren. Die Todesstrafe, fand er, sei „beinahe Pflicht“.[2] Die Dasch zuerst zugesicherte Straffreiheit wurde nicht eingehalten. Er und auch Burger wurden wie die anderen zum Tode verurteilt. Am Ende „begnadigte“ Roosevelt den Verräter Dasch zu 30 Jahren Gefängnis, Burger, da er in den USA als Soldat gedient hatte, zu lebenslanger Haft. Nachfolger Harry S. Truman ließ beide 1948 nach West-Deutschland abschieben. Die anderen sechs Männer wurden am 8. August 1942 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet, obwohl es zu überhaupt keinem Sabotageakt gekommen war.

Auch völlig unbeteiligte Familienangehörige erhielten hohe Haftstrafen. Die Mutter Herbert Haupts wurde in ein US-amerikanisches KZ deportiert und verlor ihre USA-Staatsangehörigkeit. Nach Kriegsende wurde sie in die West-BRD abgeschoben. Sein Vater wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt und nach Kriegsende ebenso in die West-BRD abgeschoben.

Abschiebung statt Heldenverehrung

Dasch und Burger wurden nach Kriegsende 1948 auf Anweisung von Harry S. Truman, der die beiden Verräter verabscheute, nach Westdeutschland abgeschoben. Sie kamen in das Internierungslager Ludwigsburg. Am 23. Juni 1948 wurden sie von dort entlassen. Dasch fühlte sich nun als Kommunist und ging zuerst nach Ost-Berlin. Dort als Spion der USA verdächtigt, ließ er sich dann in Westdeutschland nieder und starb erst 1991. Burger lebte nach der Abschiebung in Bayern und arbeitete im erlernten Beruf als Werkzeugmacher.

Zitate

  • „Das Bild ist deutlich – die ‚Abwehr‘ hat an die Spitze des wichtigen Sabotageunternehmens den ihr offenbar als Verräter bekannten Dasch gesetzt, um die reichstreuen Teilnehmer dem Feinde in die Hand zu spielen, man hat außerdem alle Mittel angewandt, um das Unternehmen ‚hochgehen‘ zu lassen – ein Drittel des Geldes unterschlagen, veraltete Dollarnoten mitgegeben, die Zünder mit deutschen Beschriftungen eingepackt, Decknamen mit gleichen Anfangsbuchstaben wie die richtigen Namen gegeben, kurz und gut, man hat, weil man Bekenntnischrist und Reichsverräter war, die Kämpfer für Deutschland an den elektrischen Stuhl verkauft. Isoliert könnte man noch zweifeln – im Zusammenhang mit den anderen Verbrechen der Canaris-Gruppe ist das Bild leider klar.“Johann von Leers, in: Reichsverräter

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Die Abwehrkampfschule Quenzgut am Quenzsee bei Brandenburg war das Ausbildungszentrum der Abwehr, der Division „Brandenburg“ und des Lehr-Regiments „Kurfürst“.
  2. zitiert in: DER SPIEGEL 15/1998