Rottenflug
Als Rotte wird in der militärischen Luftfahrt eine Formation aus normalerweise zwei Luftfahrzeugen, Flugzeugen oder Hubschraubern bezeichnet (Rottenführer und Rottenflieger). Dabei orientiert sich die Anzahl der Luftfahrzeuge an Notwendigkeiten, die sich aus dem Einsatzauftrag, dem Feindflug, ergeben. Der Rottenflug ist eine Erfindungen der Fliegertruppe im Verlauf des Ersten Weltkrieges, wobei der „Katschmarek“ (Fliegerjargon; auch: Kazmarek/Kaczmarek) seitlich und leicht nach hinten versetzt den Rottenführer absicherte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Fliegertruppe
Flieger-As Oswald Boelcke schlug in der Dicta „Boelcke“ vor, die Kampfeinsitzer in größeren Einheiten zusammenzufassen, den Jagdstaffeln, die über reine Begleitschutz- und Sicherungsaufträge hinausgehend systematisch Feindflugzeuge angreifen und abschießen sollten. Diese als Jastas (auch: JaStas) bekannten Einheiten sollten kleiner als die britischen Jagdfliegerstaffeln (Squadrons) oder die französischen Escadrilles sein, aber trotzdem das Äquivalent dieser Einheiten in der Kaiserlichen Fliegertruppe darstellen. Es sollten selbständige Einheiten mit bis zu 18 Flugzeugen werden. Er übte mit seinen Flugzeugführern systematisch den Einsatz in geschlossener Formation, in Rotte, Kette, Schwarm (zwei Rotten) und dem Staffelkeil, der sich bald als klassische Kampfformation für Jagdfliegerverbände herausbildete, wobei der Staffelwinkel insbesondere von der Luftwaffe im Stoßkampf gegen gepanzerte Terrorbomber-Pulks des Zweiten Weltkrieges eingesetzt wurde.[2]
Erläuterung
- „Wenn es irgendwie möglich ist, sollte immer in einem Verband geflogen werden – ist er auch noch so klein. Seitdem im Verlauf des 1. Weltkrieges der Jagdflieger als Alleinkämpfer verdrängt worden war, bildet die Rotte auf taktischer Ebene die kleinste Luftkampfeinheit. Sie ist der Träger der jagdfliegerischen Kampfesweise und besteht aus zwei Flugzeugen, einem Rottenführer und seinem Rottenflieger. In der aufgelockerten Rotte wird üblicherweise ein größerer Formationsabstand eingehalten. Als Grundsatz bleibt jedoch immer: so weit abgesetzt fliegen, dass sowohl ungestörte Beobachtung des Luftraums wie auch schnelles Aufschließen zum Rottenführer möglich ist.
- Der Führer einer Rotte ist der erfahrenere Pilot, ein guter Beobachter und Schütze. Er kann seine ganze Aufmerksamkeit dem Gegner widmen, ist verantwortlich für die Taktik und führt die eigentlichen Angriffsaufgaben durch. Während des Kampfes, wenn sich der Rottenführer auf sein gewähltes Ziel konzentriert, ist dieser jedoch überaus verwundbar. Daher übernimmt der zweite Mann, auch Flügelmann oder Kaczmarek genannt, beim Angriff die weitere Beobachtung des Luftraumes und somit den Schutz des Verbandsführers. Er stellt damit sicher, dass dieser ungehindert zielen und schießen kann. In diesem Moment hängt das Leben des Rottenführers von der Achtsamkeit seines Flügelmannes ab. Abgeleitet von dem Warnruf: ‚Holzauge, sei wachsam!‘ gibt es daher mit ‚Holzauge‘ eine weitere Bezeichnung für den Rottenflieger.
- Die Rottenführer suchen nach möglichst begabten und zuverlässigen Flügelmännern, in der Regel wird die Aufteilung innerhalb der Schwärme und Rotten jedoch vom Staffelführer festgelegt. Wie der Rottenflieger für seinen Führer verantwortlich ist, so hat der Rottenführer auf seinen Begleiter zu achten. Insbesondere bei einem unerfahrenen Piloten trägt er Verantwortung für die Nachwuchskraft, hat sie in Formation zu halten und, wenn möglich, auch im Gefecht zu unterstützen. Der Gewissenhafte Rottenführer schult seinen Flügelmann, gibt Erfahrungen an den jungen Jagdflieger weiter und versucht, diesen langsam an seine Grenzen heranzuführen, um ihn möglichst nicht durch Überforderung zu gefährden.“[3]
Vierfingerschwarm
Der Vierfingerschwarm, eigentlich nur „Schwarm“ (Doppelrotte), wurde von der Luftwaffe der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg entwickelt. Nach der Einführung der Bf 109 B bei der Jagdgruppe 88 erkannten Günther Lützow und Werner Mölders, daß die Enge einer Kette beim Jagdkampf hinderlich war. Auch war eine offene, lockerere Kampfweise vorteilhafter und durch den Funkverkehr nun möglich. Sie entwickelten für die zukünftigen Jagdgeschwader den Schwarm aus zwei Rotten, wobei die Rottenführer gleichzeitig den Feind angriffen während die beiden Rottenfliegern absicherten. Vier Vierfingerschwärme konnten zu einer Staffelformation kombiniert werden.
Der Westfeldzug 1940 zeigte die Vorteile des deutschen Schwarms auf, auch beim Unternehmen „Adlerangriff“, aber vor allem beim Ostfeldzug gegen die starre V-Formation der sowjetischen Flieger zeigte sich die Taktik als überlegen. Royal Air Force, USAAF und die Rote Luftwaffe führten alle den Schwarm bzw., wie die Engländer und Amerikaner ihn nannten, „Vierfingerschwarm“ ein, da die Formation durch die asymmetrische Anordnung der Flugzeuge den Fingerenden von Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger zueinander ähnelt.
Kettenflug
Im Gegensatz zu Jagdflieger flogen Kampfflieger des Zweiten Weltkrieges in Dreierketten, mehrere Ketten formierten dabei einen Gruppenkeil. Die Kette bestand aus drei Bombern oder Stukas mit Kettenführer und zwei Kettenflieger bzw. Kettenhunde; bei mehreren Ketten führte der Gruppenkommandeur zumeist die Führungskette an.
Siehe auch
Literatur
- Hans-Michael Tappen: Fliegen im Verband, in: „Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten“, Leipzig 1939