Boelcke, Oswald

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Oswald Boelcke, Ritter des „Pour le Mérite

Oswald Max Boelcke (auch: Bölcke; Lebensrune.png 19. Mai 1891 in Giebichenstein (heute Halle (Saale)); Todesrune.png gefallen 28. Oktober 1916 bei Bapaume (Somme), Frankreich) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt Hauptmann und einer der erfolgreichsten deutschen Jagdflieger der Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg. Der Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ mit 40 Luftsiegen entwickelte in den Anfängen der Luftkampftaktik die ersten Einsatzgrundsätze.

Leben

Geburtsurkunde
Flieger-As Oswald Boelcke, vom Feinde unbesiegt.
Unsere Flieger-Helden Oberleutnant Bölcke und Oberleutnant Immelmann

Oswald Boelcke (der Familienname wurde ursprünglich Bölcke geschrieben, erst Oswald und sein älterer Bruder Wilhelm entschieden sich für oe statt ö) wurde am 19. Mai 1891 um 12.30 Uhr zu Giebichenstein bei Halle geboren. Dort wirkte sein deutschnationaler Vater als Gymnasialprofessor, der kurz zuvor in Argentinien gearbeitet hatte. Boelckes drei ältere Geschwister wurden noch in Buenos Aires geboren.

Abstammung

Oswald war der Sohn des Realschullehrers und späteren Gymnasialprofessors Carl Max Bölcke und der Marie Mathilde, geb. Scholz (Lebensrune.png 15. Februar 1864 in Freyburg an der Unstrut). Seine Eltern hatten am 17. Juli 1884 in Freyburg an der Unstrut geheiratet. Mathilde war die Tochter von Johann Karl Heinrich Scholz und der Johanna Luise, geb. Panse. Sie verstarb am 16. Februar 1953 in ihrer Wohnung in Wiesbaden.[1]

Jugend

Als Oswald noch jung war, zog die Familie nach Dessau um. Er litt geraumer Zeit an Keuchhusten, weshalb er durch Sport Abhärtung suchte: Er war Schwimmer, Tennisspieler, Ruderer und Turner. Er wurde sehr stark und athletisch, wenn auch mit 1,70 m nie sonderlich groß. Schulisch gehörte er zu den besonders Begabten, Mathe und Physik waren seine gro0en Stärken.

Mit 13 Jahren bat er darum, auf eine Kadettenschule gehen zu dürfen, dieser Wunsch war jedoch finanziell nicht umzusetzen, stattdessen besuchte er das Herzog Friedrichs-Gymnasium.

Militär

Nach dem Abitur am 15. März 1911 trat er am 4. April 1911 als Fahnenjunker in das Telegraphen-Bataillon Nr. 3, Koblenz, ein. Er besuchte die Kriegsschule in Metz und wurde anschließend zum aktiven Offizier ernannt (Patent rückwirkend vom 23. August 1910). Im Mai 1914 ließ er sich – wie schon sein älterer Bruder – zur Fliegertruppe versetzen und wurde in Halberstadt zum Flugzeugführer ausgebildet. Am 15. August 1914, kurz nach Ausbruch der Kampfhandlungen, schloß er erfolgreich seine Ausbildung ab, wurde zur Feldfliegerabteilung 13 versetzt und flog dort zusammen mit seinen Bruder Wilhelm, der als Beobachter eingesetzt wurde.

Oswald Boelcke wurde im April 1915 zur Feldfliegerabteilung 62 ins Brandenburgische Döberitz versetzt. Kurz darauf wurde die Einheit ins französische Douai verlegt.

Erster Weltkrieg

Leichenzug zum Ehrenfriedhof (Dessau)
Boelcke-Grabstätte
Boelcke-Denkmal auf dem Ehrenfriedhof Dessau, Entwurf von Albin Müller aus Darmstadt, 1917

Das Deutsche Reich geht schwach gerüstet ins gewaltige Völkerringen. Vor allem zur See ist es nur gering gewappnet. Und auch in der Luft muß man gegen einen materiell weit überlegenen Feind fechten. Deutschlands Kriegsgegner beherrschen die halbe Erde, kontrollieren drei Viertel aller Bodenschätze. Wenn es trotzdem gelingt, dieser gigantischen Koalition mehr als vier Jahre standzuhalten, so ist es das Verdienst des deutschen Soldaten, der sagenhafte Leistungen vollbringt. Für ihn steht symbolisch Boelckes Name.

Zunächst unternimmt Oswald Boelcke Aufklärungsflüge (Boelcke errang seinen ersten Luftsieg am 4. Juli 1915, allerdings wirkte Boelcke hier ausschließlich als Flugzeugführer, während der Beobachter Leutnant Heinz-Hellmuth von Wühlisch die Waffen des Zweisitzers DFW C.I bediente), um dann gemeinsam mit einem anderen berühmten Ritter der Lüfte, Max Immelmann, die neuen Fokker-Kampf-Einsitzer in den Kampf zu steuern. Am 19. September 1915 schoß er sein erstes feindliches Flugzeug ab, indem er selbst die Bordwaffen bediente.

Am 17. Oktober 1915 wurde Boelcke zum ersten Male im Heeresbericht erwähnt: Ihm ist die Vernichtung von fünf feindlichen Flugzeugen über der Champagne gelungen. Neben Immelmann ist er der erste Angehörigen der Fliegertruppe, der mit dem höchsten preußischen Tapferkeitsorden ausgezeichnet wird: Nun ist er seit dem 12. Januar 1916 Ritter des Ordens Pour le Mérite, Kriegsklasse.

Frühjahr 1916 wurde Boelcke Gruppenkommandant und beherrschte zusammen mit Max Immelmann den Luftraum über der Westfront. Im Juni 1916 erhielt Boelcke Flugverbot, um sein enormes Wissen über den Luftkampf für die Ausbildung von neuen Flugzeugführern zu nutzen. Außerdem wurde er zu einer Inspektionsreise auf den Balkan entsandt, bei der er viele der militärischen Führer dieser Zeit kennenlernte, so zum Beispiel Ludendorff, die Feldmarschälle von Hindenburg, von Mackensen und von Hötzendorf sowie Enver Pascha, den damaligen Kriegsminister des Osmanischen Reiches. An der Gallipolifront traf er mit Liman von Sanders und Jagdfliegerkamerad Hans-Joachim Buddecke zusammen.

Boelcke, der die Reorganisation der Luftwaffe anregte, wurde in der Zwischenzeit zum Hauptmann befördert und er erhielt das, Kommando über die neu aufgestellte Jagdstaffel 2, in der er sich seine Flugzeugführer selbst aussuchen konnte. So wählte er den jungen Manfred Freiherr von Richthofen, der später als der „Rote Baron“ eine bis heute bestehende Legende unter den Jagdfliegern darstellt, und seinen Freund Erwin Böhme. Zu dieser Zeit entwickelte er seine Regeln zum Luftkampf, die er „Dicta Boelcke“ nannte und die teilweise bis in heutige Zeit ihre Gültigkeit behalten haben.

Dicta „Boelcke“

Informationstafel unweit des Denkmals
Das Boelcke-Denkmal auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Dessau im 21. Jahrhundert
Gedenktafel am Geburtshaus von Oswald Boelcke in Giebichenstein, Halle (Saale)

Boelcke, der jüngste Hauptmann unter reichsdeutscher Fahne und selbst eigentlich Einzelflieger, fügt mehrere Jäger zur Staffel zusammen. Auf diese Weise schafft er eine revolutionär neue Form des Luftkampfes. Sein Schüler Manfred von Richthofen führt die Taktik nach dem Tode des Meisters weiter.

Boelcke legte größten Wert auf eine gute Ausbildung seiner Flugzeugführer. Die wichtigsten Regeln des Luftkampfes seiner Ära faßte er in der Dicta „Boelcke“ zusammen:

  • Sichere Dir die Vorteile des Luftkampfes (Geschwindigkeit, Höhe, zahlenmäßige Überlegenheit, Position), bevor Du angreifst. Greife immer aus der Sonne an.
  • Wenn Du den Angriff begonnen hast, bringe ihn auch zu Ende.
  • Feuere das MG aus nächster Nähe ab und nur wenn Du den Gegner sicher im Visier hast.
  • Lasse den Gegner nicht aus den Augen.
  • In jeglicher Form des Angriffs ist eine Annäherung an den Gegner von hinten erforderlich.
  • Wenn Dich der Gegner im Sturzflug angreift, versuche nicht dem Angriff auszuweichen, sondern wende Dich dem Angreifer zu.
  • Wenn Du Dich über den feindlichen Linien befindest, behalte immer den eigenen Rückzug im Auge.
  • Für Staffeln: Greife prinzipiell nur in Gruppen von 4 bis 6 an. Wenn sich der Kampf in lauter Einzelgefechte versprengt, achte darauf, daß sich nicht viele Kameraden auf einen Gegner stürzen.

Biographie (Zeitung 1941)

Biographie in der Marburger Zeitung:

Marburger Zeitung - Oktober 1941 - Boelcke.jpg

Fliegertod

Nur achtundvierzig Stunden nach seinem 40. Luftsieg, am 28. Oktober des Kriegsjahres 1916 – es ist ein trüber Herbsttag –, stürzte der Führer der Jagdstaffel 2 Hauptmann Oswald Boelcke an der Westfront bei Bapaume tödlich ab. Tragischerweise infolge Beschädigung seines Flugzeugs während eines Luftkampfes durch das Jagdflugzeug seines Lieblingskameraden Erwin Böhme beim gemeinsamen Angriff auf den Feind. Da dies im Einsatz geschah, gilt Boelcke nach internationalem Kriegsrecht als „gefallen“.

Beisetzung

Bei der ergreifenden Trauerfeier in der Kathedrale von Cambrai - zugegen waren unter anderen Kronprinz Rupprecht von Bayern, Oswalds Eltern und die Geschwister - pries Divisionspfarrer Seiter die Leistungen des Verewigten: Nie habe er gezögert, sein Leben für das Vaterland in Not einzusetzen; kein Feind könne sich rühmen, ihn besiegt zu haben. Zwei Tage darauf findet die Beisetzung der sterblichen Hülle Boelckes auf dem Ehrenfriedhof zu Dessau statt. Das deutsche Volk trauert um einen seiner Besten.

Vom hehren Charakter und der imposanten Erscheinung dieses Ritters der Lüfte künden zahlreiche Zeitgenossen. Feldmarschall von Mackensen sagt uns:

„Niemals habe ich in leuchtendere, schönere blaue Augen gesehen. Das war der offene Blick eines unerschrockenen Mannes, eines Helden, der mir begegnete.“

An seinem Grabe faßte der Feldflugchef, Oberstleutnant Thomsen, die Trauer um den Unvergessenen in dem Gelöbnis jedes deutschen Fliegers zusammen:

Ich will ein Boelcke werden!

Zur Trauerfeier warfen auch die Briten von Royal Flying Corps ein Kranz für den hochgeschätzten Gegner ab, der folgende Aufschrift trug:

„TO THE MEMORY OF CAPTAIN BOELKE, OUR BRAVE AND CHIVALROUS OPPONENT. FROM THE ENGLISH ROYAL FLYING CORPS.“

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Namensgebung

  • Das 1958 aufgestellte Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ der Bundeswehr wurde nach ihm benannt.

Bildergalerie

Werke

  • Hauptmann Bölckes Feldberichte, 1917 (PDF-Datei)

Literatur

  • Boelcke. Deutschlands Fliegerheld. Schilderung seines Lebensweges und seiner Heldentaten im Luftkampf, 1916
  • Boelcke, der Held der Lüfte. Ein deutsches Heldenleben, 1917 (Netzbuch)
  • Rolf Sommer: Fliegerhauptmann Oswald Boelcke. Ein deutsches Heldenleben, 1917 (Netzbuch)
  • Wilhelm Kranzler: Bezwinger der Luft im Weltkriege; siegreiche Fliegerkämpfe u. Luftschiff-Fahrten unserer großen Helden Immelmann, Zeppelin, Boelcke, Parschau, Banfield u. a. (1917) (PDF-Datei)

Englischsprachig

Fußnoten

  1. Abstammung nach Urkunden durch den Ahnenforscher Ph M belegt.