Vranitzky, Franz

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Franz Vranitzky (Lebensrune.png 4. Oktober 1937 in Wien) ist ein deutscher Politiker der BRÖ-Blockpartei SPÖ. Von 1986 bis 1997 war er österreichischer Bundeskanzler und von 1988 bis 1997 Bundesparteivorsitzender der SPÖ.

Werdegang

Franz Vranitzky wurde am 4. Oktober 1937 in Wien geboren. Sein Vater war Eisengießerei-Arbeiter und nach 1934 zeitweilig bei den Kommunisten engagiert, wandte sich aber später der Sozialdemokratie zu, seine Mutter stammte aus einer burgenländischen Bauernfamilie. Die Familie wohnte im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals. Vranitzky besuchte in Wien die Schule und studierte nach der Matura (Abitur) ab 1955 an der damaligen Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität Wien. 1960 schloß er dort mit dem Diplomkaufmann ab. 1963 leistete er Präsenzdienst im BRÖ-Bundesheer. 1969 promovierte er zum Doktor der Handelswissenschaften. Seine Berufslaufbahn begann Vranitzky, seit Studentenzeiten SPÖ-Mitglied, 1961 bei den Siemens-Schuckert-Werken, wo er zunächst im Rechnungswesen tätig war. Noch 1961 wechselte er in die volkswirtschaftliche Abteilung der Nationalbank. 1969 wurde er dort dem ersten Vizepräsidenten direkt unterstellt. 1970 holte ihn der damalige Bundesminister für Finanzen, Hannes Androsch, als wirtschafts- und finanzpolitischen Berater in das Finanzministerium. In dieser Funktion hatte Vranitzky ein nahezu weltweites Aufgabenfeld. Er verhandelte mit Währungsfonds und Weltbank. Nach seiner Bestellung zum Bundeskanzler trat er, offensichtlich aus Opportunismus, wieder der katholischen Kirche bei aus der er als Sozialist ausgetreten war.

Nach seinem Ausscheiden aus der österreichischen Politik war Vranitzky von März bis Oktober 1997 Sonderbeauftragter der OSZE für Albanien und hatte in dieser Funktion wesentlichen Anteil am Zustandekommen der dortigen Parlamentswahlen im Juni/Juli 1997. Zusammen mit Richard von Weizäcker und Shimon Peres gehörte Vranitzky ab November 1998 dem Kuratorium des neu gegründeten VW-Entschädigungsfonds für frühere NS-Zwangsarbeiter an. Mehrfach war der international angesehene Altkanzler für hohe Ämter im Gespräch. 1998 war er als möglicher Nachfolger für den EU-Kommissionspräsidenten Jacques Santer im Gespräch, winkte dann aber ab und 2002 dachte er kurzzeitig über eine Kandidatur bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl nach. Vorübergehend in die Kritik geriet Vranitzky in seiner Funktion als Berater der Westdeutschen Landesbank (WestLB) im Januar 2000 im Zusammenhang mit der sog. WestLB-Flugaffäre.

Mitgliedschaften/Ämter

Bundeskanzler 1986–1997; Parteivorsitzender der SPÖ 1988–1997; Bundesminister für Finanzen 1984–1986; Sonderbeauftragter der OSZE für Albanien März – Oktober 1997.

Auszeichnungen

  • Goldmedaille von B’nai B’rith (1989)
  • Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien (1991)
  • Ehrendoktor der Universität Santiago de Chile (1993)
  • 27. Jänner 1993: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
  • 9. Juni 1993: Ehrendoktor der Hebräischen Universität von Jerusalem für seine „mutigen“ Äußerungen über die „Mitschuld Österreichs“ an „den Nazi-Verbrechen“.
  • 25. Mai 1995: Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen, in „Würdigung seines langjährigen, unbeirrten Einsatzes für die Stärkung Europas, insbesondere für die Anbindung der Regionen Osteuropas an die Europäische Union“.
  • 1995: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern
  • Fulbright-Preis für internationale Verständigung (1995)
  • Ehrendoktor der Wirtschaftsuniversität Bratislava (1996)
  • Goldmedaille der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien (1997)
  • Goldener Skanderbeg-Orden, Albanien (1997)
  • Wallenberg-Preis (1997)
  • 22. Oktober 2001 wurde ihm von der IMADEC University die Ehrendoktorwürde verliehen. Eine spätere Gerichtsentscheidung erklärte die Titelvergaben dieser Universität für unrechtmäßig.
  • 10. November 2005: Goldene Medaille der jüdischen Loge B’nai B’rith für „sein Engagement bei der Aufarbeitung der Geschichte Österreichs seit 1945 und für seine engen Beziehungen zur jüdischen Gemeinschaft“.
  • 7. Oktober 2008, Wintersemester: Die Universität Wien begründet den 1. „Franz Vranitzky-Chair for European Studies“ als Stiftungsprofessur zur Würdigung der „Verdienste des Altbundeskanzlers für ein vereintes Europa“ und „zur besseren Verankerung der Europäischen Studien auf hohem akademischen Niveau in Österreich“. Zum ersten Lehrstuhlinhaber der jährlich wechselnden Professur wurde der deutsche Historiker Lutz Niethammer bestellt.[1]

Fußnoten

  1. 7. Oktober 2008: Franz Vranitzky hält die Eröffnungsrede für seinen eigenen Lehrstuhl an der Universität Wien. Am „1. Franz Vranitzky Chair for European Studies“ soll jedes Semester ein anderer Professor Vorlesungen anbieten, den Anfang macht im Wintersemester 2008/2009 Lutz Niethammer.