Walter, Hellmuth

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Pfeil 1 start metapedia.png Dieser Artikel befaßt sich mit dem Ingenieur Hellmuth Walter. Zum Politiker siehe Hellmut Walter; zu anderen Personen siehe Helmut Walther.
Prof. Dr.-Ing. Hellmuth Walter

Hellmuth Walter (Lebensrune.png 26. August 1900 in Wedel; Todesrune.png 16. Dezember 1980 in Neujersey) war ein deutscher Ingenieur und Erfinder, U-Boot-Konstrukteur, „Raketen-Vater“ (er entwickelte Starthilfsraketen und Raketen- sowie Torpedoantriebe) und Ritterkreuzträger der Kriegsmarine.

Leben und Wirken

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Hellmuth Walter wurde in Wedel (Holstcin) geboren. Er wuchs in Hamburg-Blankenese auf und besuchte dort das Realgymnasium. Anschließend arbeitete er als Praktikant auf einer Hamburger Werft. Dann studierte er Maschinenbau auf der Höheren Technischen Lehranstalt in Hamburg sowie einige Semester lang an der TH in Berlin-Charlottenburg. Von 1923 bis 1925 arbeitete Walter auf der Hamburger Vulcan-Werft als Konstrukteur für Dampfturbinen und von 1926 bis 1930 als Entwicklungsingenieur beim Heereswaffenamt der Reichswehr, für die er Flugabwehrwaffen entwickelte.

Ab 1930 arbeitete er bei der Germaniawerft in Kiel, wo er damit begann, seine Idee der Gasturbine als Antrieb für U-Boote in die Tat umzusetzen (Walter-Antrieb). 1931 trat er der NSDAP bei. 1933 hatte er dann der Reichsmarine das AIP-Verfahren für ein schnelles U-Boot vorgeschlagen. Die Realisierung seiner Gedanken und Pläne konnte sich jedoch nur langsam bei der Marineführung durchsetzen.

„1926-30 war er dann beim Heereswaffenamt in Berlin an der Entwicklung eines Flak-Kommando-Gerätes beteiligt. Als in den 30er Jahren die Rakete aus einem Experimentiergerät zu einem technischen Antriebselement entwickelt wurde, fand und verwirklichte W. die ersten praktischen Lösungen. Er entwickelte die vielgestaltige Flüssigkeitsrakete bis zur Serienreife und entdeckte die Eignung des Wasserstoffsuperoxyds als Raketentreibstoff. Die mit einem ‚Walter-Triebwerk‘ ausgerüstete ‚Me 163‘ flog 1942 erstmals schneller als 1000 km/h. Auch auf dem Gebiet des Staustrahltriebwerks und der Unterwasserantriebe war W. bahnbrechend. Bis 1935 arbeitete W. im Auftrag des Oberkommandos der Marine bei der Germaniawerft in Kiel an der Entwicklung einer Gasturbine. Bereits 1933 versuchte er diese auch für U-Boot-Triebwerke zu verwenden, und wählte hierfür ebenfalls Wasserstoffsuperoxyd (H2O2) als Treibstoff. Erste Versuche wurden mit den Elektro-Chemischen Werken München gemacht, dann gründete W. 1935 in Kiel ein eigenes Ingenieurbüro.“[1]

1935 gründete Walter in Kiel die Firma „Ingenieurbüro Hellmuth Walter“, anfänglich mit einem, 1936 bereits mit 300 Mitarbeitern. Obwohl seine Arbeit von Anfang an durch die Marineleitung unterstützt wurde, spielten Walter-Uboote in der mittelfristigen Planung der Ubootabteilungen des Konstruktionsamtes eine untergeordnete Rolle. 1939/1940 zog die nunmehr als Walter KG eingetragene Firma in neue Werksräume an der Projensdorfer Straße in Kiel-Tannenberg in direkter Nachbarschaft zum Nord-Ostsee-Kanal. Walter entwickelte mit dem Raketentriebwerk Walter R 1-203 den Antrieb für die Heinkel He 176 und die DFS 194 (Versuchsflugzeug der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug[2]) sowie dessen Weiterentwicklung Walter HWK 109-509 für die Messerschmitt Me 163 (er entdeckte die Eignung des Wasserstoffsuperoxyds als Raketentreibstoff ) und die Bachem Ba 349 „Natter“. Auch die Treibstoffpumpen für die A4-Großrakete sowie die Startkatapulte der Fi 103-Flugbombe stammten von ihm. Er entwickelte die Starthilfsrakete Walter HWK 109-500 und auch Torpedoantriebe. 1945 waren in den Werken 5000 Personen beschäftigt.

Walter-U-Antrieb

Im Auftrag des Oberkommandos der Marine schuf er auch U-Boote, die eine neue Epoche in der Unterwasserfahrt einleiteten (Walter-Antrieb). Das Walter-Versuchsboot V 80 absolvierte in den Jahren 1941/1942 fast 100 Fahrten. Bei den letztendlich drei fertiggestellten Walter-Unterseeboote zur Probe handelte es sich um die schnellsten und modernsten U-Boote der Kriegsmarine, die jedoch mit ihren völlig neuen Angriffsmöglichkeiten bis Mai 1945 nicht mehr zum Kriegseinsatz kamen.

„Um den leistungsstarken, den Elektromotoren deutlich überlegenen Diesel-Antrieb der U-Boote auch unter Wasser nutzen zu können, mußte Sauerstoff erzeugt werden. Beim 1936 erprobten ‚heißen Verfahren‘ wurde eine Brennkammer, in der Treibstoff mit Sauerstoff (per Katalysator aus Wasserstoffperoxid gewonnen) verbrannt wurde, einer Turbine vorgeschaltet. Bei Versuchen 1940 erreichte das Erprobungs-U-Boot V 80 eine Geschwindigkeit von 28 Knoten. Geplant waren U-Boote mit der Typ-Bezeichnung XVII, XVIII und XXVI.“

Nachkriegszeit

Im Rahmen der „Befreiung“ wurde Walter durch die Operation Overcast zuerst nach Großbritannien (Erprobungen der Royal Navy mit dem ehemaligen Front-U-Boot U 1407) und dann 1950 (offiziell durch „Übersiedlung“) in die VSA verbracht, wo er im Dienste der „Befreier“ an der Unterseefahrt forschte. Es erfolgte auch die Integration von Walter-Antriebsverfahren in den sowjetischen U-Booten der „Quebec“-Klasse. Ebenfalls gab es eine Fortführung von Walters Entwicklung von Torpedo-Hochgeschwindigkeitsantrieben nach dem Krieg bei anderen Marinen, nachdem seine Unterlagen vom Feind gestohlen (beschlagnahmt) wurden.

„Erst im Frühjahr 1944, als die ersten beiden Walter-Versuchs-Uboote ihre Eignung erwiesen hatten, wurde wieder eine Großserie von Walter-Ubooten in die Neubauplanung aufgenommen. Es handelte sich um den mittleren Typ XXVI, der alle Neuerungen des deutschen Ubootbaus in sich vereinigen sollte. Er wurde Anfang 1945 in Bau genommen, jedoch bis zum Kriegsende nicht fertiggestellt. Für die deutsche Seekriegsführung spielte er keine Rolle mehr. Dafür zeigten sich die Kriegsgegner äußerst interessiert an diesem zu dieser Zeit wohl fortschrittlichsten Uboottyp. Walter erhielt das Angebot, im Auftrage der Royal Navy an der Rekonstruktion und Weiterentwicklung des Walter-Antriebes in England tätig zu sein. Anfang 1946 ging er dafür mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern zur Firma Vickers in Barrow-in-Furness. 1950 kam Walter nach Deutschland zurück und ging dann in die USA zur Worthington Corp. in Harrison N.J., wo er zuletzt als Vizepräsident tätig war.“[3]

1956, nach seiner Rückkehr in die Heimat, gründete er in Kiel die Hellmuth Walter GmbH. Auch in der Nachkriegszeit arbeitete er mit Dr. Alexander Lippisch und Professor Willy Messerschmitt zusammen.

Tiefsee-Tauchschiff „Stint“

1967 baute er das Tiefsee-Tauchschiff „Stint“ mit Walter-Antrieb für Forschungsaufgaben in mehr als 5.000 Metern Tiefe.[4] Zum Abstieg in die Tiefzonen des Ozeans befähigte den „Stint“ ein besonderes Antriebssystem, das Konstrukteur Walter schon in den 1930er Jahren entwickelt hatte. Bei dem nach seinem Erfinder benannten Walter-Verfahren dient als Treibstoff eine Substanz, mit deren Hilfe manche deutsche Frauen ihr Haupthaar bleichen: Wasserstoffsuperoxyd. Aus den Tanks im „Stint“-Rumpf wurde der Treibstoff in einen sogenannten Zersetzer geleitet, der das Wasserstoffsuperoxyd in Wasser und Sauerstoff aufspaltet.

Bei dem chemischen Zersetzungsvorgang werden hohe Temperaturen frei (bis zu 550 Grad Celsius), die das Wasser erhitzen und verdampfen. Mit dem Druck des Wasserdampfs wird eine Turbine betrieben, die der Heckschraube des Tauchboots als Motor dient. Die Leistung des „Stint“-Motors konnte noch gesteigert werden, wenn der frei werdende Sauerstoff zusammen mit einem Weiteren Brennstoff, etwa Dieselöl, in einem Feuertopf verbrannt wird. Auf diese Weise wurde die Schubleistung des U-Boot-Antriebs mehr als verdoppelt; von 50 PS (ohne Verbrennung) auf 120 PS.

Familie

1936 heiratete Walter seine Verlobte Ingeborg Möller, aus der Ehe sind fünf Kinder entsprossen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse ohne Schwerter
  • Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes am 6. Februar 1945 als U-Boot Konstrukteur und Betriebsführer der Firma Walter in Kiel
  • Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR)
    • Für besondere Verdienste um die Luft- und Raumfahrt, insbesondere auch um die Gesellschaft und deren Ziele[5]

Literatur

  • Emil Kruska / Eberhard Rössler: Walter-U-Boote, J. F. Lehmanns Verlag, 1969
  • Karl Günther Strecker: Vom Walter-U-Boot zum Waffelautomaten – Die Geschichte eines großen deutschen Ingenieurs und der erfolgreichen Konversion seiner Rüstungsfirma. In: „Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik“. Band 2, Köster Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89574-438-7
  • Eberhard Rössler:
    • Hellmuth Walter (1900–1980) – Seine Unterseeboote und Ihre Hochleistungsantriebe
    • Die schnellen Unterseeboote von Hellmuth Walter, Bernard & Graefe, 2010, ISBN 978-3763762859
    • Die Walter-U-Boote – Eine Chronik, Neuausgabe 2017, ISBN 978-3-939155-81-2

Verwese

Fußnoten

  1. Hellmuth Walter, Munzinger-Archiv GmbH
  2. Die Flugerprobung mit Raketentriebwerk wurde ab Sommer 1941 begonnen. Es wurde ein Raketentriebwerk Walter R 1-203 mit 300 kp (2,9 kN) Schub verwendet, womit das Flugzeug 550 km/h erreichte. Die DFS 194 war einer der direkten Vorläufer der Messerschmitt Me 163 und ähnelte bereits stark dem ersten Prototyp Raketenjäger Me 163 A-V4.
  3. Eberhard Rössler: Die deutschen UBoot-Konstruktionsbüros, 1997, S. 332–333
  4. Prominente ohne MaskeDrittes Reich, FZ-Verlag 1998, ISBN 3924309396
  5. DGLR-Ehrenmitgliedschaft