Wieck, Hans-Georg

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Hans-Georg Wieck

Hans-Georg Wieck (* 28. März 1928 in Hamburg) ist ein ehemaliger deutscher Diplomat, Politiker (CDU) und Präsident des BND (1985-1990).

Leben

Hans-Georg Wieck wurde am 28. März 1928 in Hamburg geboren. Er studierte an der Universität Hamburg Geschichte, Philosophie und Öffentliches Recht und promovierte 1952 zum Dr. phil..

Wirken

An der Universität Hamburg arbeitete Hans-Georg Wieck als wissenschaftlicher Assistent, ehe er 1954 als Attaché in den Auswärtigen Dienst eintrat. 1955/1956 war er am Generalkonsulat Antwerpen tätig, danach an der Botschaft in London. 1957-1959 arbeitete er im Referat Sowjetunion des Auswärtigen Amtes und wirkte in Moskau an den Verhandlungen über das Konsularabkommen und den ersten Handelsvertrag mit. 1959-1960 war er in der Beobachter-Mission der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in Neu York und 1961-1965 in der politischen Abteilung der Botschaft in Washington beschäftigt. 1965 wechselte er als stellvertretender Leiter nach Bonn in das mit den Deutschland- und Berlinfragen befasste Referat im Auswärtigen Amt. 1966 wurde er Leiter des Ministerbüros im Auswärtigen Amt unter Ressortminister Gerhard Schröder (CDU) und blieb Leiter des Ministerbüros, als Schröder 1966 Bundesverteidigungsminister wurde.[1]

Nach der Errichtung eines Planungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung (12/1969) wurde Wieck Stellvertreter von Planungschef Theo Sommer. Er übernahm dann im Juli 1970 die Leitung des Planungsstabs, als Sommer als stellvertretender Chefredakteur zum Hamburger Wochenblatt „DIE ZEIT“ zurückkehrte. Die aufsehenerregende Beförderung des CDU-Mitglieds Wieck sicherte Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt (SPD) damals bei den SPD-Spitzenpolitikern Willy Brandt und Herbert Wehner ab.

Anfang 1974 kehrte Wieck in den Auswärtigen Dienst zurück. Im März erteilte die iranische Regierung Wieck das Agrément als Botschafter in Teheran. Dieser Botschafterposten war durch die Ölkrise und den daraus resultierenden umfangreichen wirtschaftlichen Kontakten zwischen der Bundesrepublik und dem Iran in die erste Reihe der wichtigen Auslandsvertretungen gerückt. Im Zuge eines größeren Revirements im Diplomatischen Dienst wechselte Wieck Anfang März 1977 als Botschafter nach Moskau, wo er Ulrich Sahm ablöste. Nach einer gut dreijährigen Amtstätigkeit in Moskau ging Wieck im Oktober 1980 als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik zum NATO-Rat nach Brüssel. Er galt auch hier als scharfsinniger Beobachter und brillanter Analytiker der außen- und sicherheitspolitischen Belange. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete Wieck einmal als einen „hart führenden Mann, tüchtig und durchsetzungsorientiert bis zur Rücksichtslosigkeit“, und die Frankfurter Allgemeine Zeitung attestierte ihm „preußische Pflichtauffassung“.

Ende August 1985 wurde Heribert Hollenbroich, der erst kurz zuvor Eberhard Blum im Amt des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) abgelöst hatte, wegen seines missglückten Krisenmanagements im Fall des zur DDR übergelaufenen Hans Tiedge in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ernannte Wieck zum neuen Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (Amtsantritt 10/1985) und stieß mit dieser Entscheidung auf allgemeine Zustimmung. Das erwartete intensive Arbeitsverhältnis zwischen der CDU/CSU/FDP-Regierung und dem Geheimdienst entwickelte sich indes nicht. Man warf dem dynamischen Pullach-Chef Wieck in den Medien vor, mehr Selbstdarstellung als Information zu bieten, und bezüglich der Relevanz seiner Berichte ging die Fama, „er fahre die Brötchen mit dem Porsche aus“. Wieck seinerseits, der so oft wie nur möglich dem Kanzler und Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher selbst vorzutragen wünschte, litt offenbar darunter, allwöchentlich sein Wissen bei Waldemar Schreckenberger abladen zu müssen, jenem für die Koordinierung der Geheimdienste zuständigen Staatssekretär, dessen Schreibtisch als persönliches „Bermuda-Dreieck“ galt.[2] Im Januar 1989 warf man Hans-Georg Wieck im Zusammenhang mit der politischen Affäre um eine mit deutscher Firmenbeteiligung gebaute Giftgasfabrik im libyschen Raabta eine „eigenwillige Informationspolitik“ vor.

Nachdem Schreckenberger im Zuge einer Regierungsumbildung vom April 1989 seinen Posten verloren hatte, schien sich das Verhältnis zwischen dem Kanzleramt und dem BND zunächst zu entspannen. Im Vorfeld der Öffnung der Berliner Mauer (9. November 1989), die den Zusammenbruch der DDR und des gesamten kommunistischen Ostblocks einleitete, mehrte sich die Unzufriedenheit des Bundeskanzlers über die Aufklärungsarbeit des BND. Am 2. Oktober 1990 wurde Wieck, der die Führung des BND ursprünglich nur für drei Jahre übernehmen wollte und schon seit längerem auf eine Beendigung seiner BND-Aufgabe hindrängte, von seinem Nachfolger Konrad Porzner im Amt abgelöst.

Im November 1990 ging Wieck als Botschafter nach Indien und war drei Jahre lang in Delhi akkreditiert. Nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst der Bundesrepublik wurde er Präsident der „Deutsch-Indischen Gesellschaft“ (1996), übernahm Gastprofessuren in Eichstätt und Lublin (Polen) sowie eine Aufgabe im Rahmen der „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE). Seit Anfang 1998 bemühte er sich als Leiter der OSZE-Beobachtungs- und Beratungsgruppe in Minsk, die weißrussische Regierung beim Aufbau demokratischer Institutionen zu unterstützen.

Wieck warnt vor Wirtschaftsspionage

2010 warnte Wieck davor, daß Deutschland zunehmend ins Visier ausländischer Wirtschaftsspione geraten könnte. „Deutschland dürfte in den Anforderungsprofilen aller Länder, die Wirtschaftsspionage betreiben, an einer führenden Position stehen“. Es gebe keine „Schonräume“ für befreundete Nationen, die Wirtschaftsspionage in Deutschland betreiben. „Auch die Abwehr von etwaigen Spionageaktivitäten befreundeter Nationen gegen das eigene Land gehört zum Pflichtenkatalog der deutschen geheimen Nachrichtendienste“.[3][4]

Familie

Hans-Georg Wieck ist seit 1977 Witwer. Er hat vier Kinder. Zu seinen Freizeitbeschäftigungen zählen die Lektüre geschichtlicher Bücher sowie der Sport (Reiten, Tennis, Jagd und Squash). Außerdem liebt er das kochen.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 29/2001 vom 9. Juli 2001
  2. vgl. Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 1989
  3. Junge Freiheit, 9. Juli 2010: Ehemaliger BND-Chef Wieck warnt vor Wirtschaftsspionage
  4. vgl. Junge Freiheit, (28/10): Interview mit Hans-Georg Wieck