Wilhelmsruh

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Wilhelmsruh

Staat: Deutsches Reich
Landkreis: Pankow
Einwohner: 7.051
Bevölkerungsdichte: 4.700 Ew. p. km²
Fläche: 1,5 km²
Telefon-Vorwahl: 030
Kfz-Kennzeichen: B
Wilhelmsruh befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Berlin

Wilhelmsruh ist ein Ortsteil von Berlin im Bezirk Pankow. Er liegt im nordwestlichen Teil des Bezirkes an der Grenze zum Ortsteil Reinickendorf.

Geschichte

Bis zum Jahr 2001 war Wilhelmsruh kein selbständiger Ortsteil und gehörte verwaltungsmäßig zu Berlin-Rosenthal. Erst mit der am 1. Januar 2001 in Kraft getretenen Bezirksreform wurden die genauen Grenzen von Wilhelmsruh definiert. Wilhelmsruh wird somit im Süden durch die S-Bahn-Trasse begrenzt, im Westen durch die Grenze zum Bezirk Reinickendorf, die beide als „natürliche“ Grenzen dienen. Für den östlichen Bereich ist der Siegfried-Baruch-Weg sowie die Mitte zwischen Marthastraße und Heegermühler Weg die Abgrenzung. Im Nordosten ist es der Schönholzer Weg, der in der Verlängerung in die Buchhorster Straße übergeht, die die nördliche Abgrenzung darstellt.

Wilhelmsruh gehört zu den Berliner Villenvororten, wie sie im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert um Berlin herum an vielen Stellen entstanden. Dazu zählen beispielsweise auch Dahlem, Westend, Grunewald oder Lichterfelde West. In unmittelbarer Nachbarschaft Rosenthals entstand schon 1875 die Landhauskolonie Nordend, die zeitweise die Bezeichnung Rosenthal II erhielt.

Am 7. Februar 1894 tauchte das erste Mal in den Protokollen der Gemeindesitzungen von Rosenthal der Name Wilhelmsruh auf. Schon im Antragsverfahren 1892 hatte Hermann Günther darum gebeten, ihm die Benennung der Colonie Wilhelmsruh zu genehmigen. Der damalige Rosenthaler Gemeindevorsteher und Grundbesitzer Carl Nieder fand Berücksichtigung im Straßennamen der Niederstraße. Über Gründe für den Benennung Wilhelmsruh gibt es mehrere Thesen: So soll Kaiser Wilhelm I. dem Gebiet den Namen gegeben haben, da er gern mit seinem Gefolge hierhin geritten sein soll. Abgesehen davon gab es einen Haus- und Grundbesitzerverein, dem ein gewißer Wilhelm Burde angehörte. Er sei hierhin gekommen, um seine Ruhe zu haben, daher Wilhelmsruh. Außerdem wird vermutet, daß der Ort seinen Namen nach Wilhelm Grande, einem der Restaurantbesitzer des Seebad Wilhelmsruh am heutigen Wilhelmsruher See erhielt.

Die bauliche Entwicklung verlief zunächst nur schleppend. Die Bauordnung sah nur Landhäuser vor. 1893 wurde das erste Grundstück Hauptstraße 19 bebaut. 1895 erfolgt in der Edelweißstraße die erste Pflasterung in Wilhelmsruh, 1900 wird die Gasbeleuchtung eingeführt und 1902 die ersten Straßenbäume gepflanzt. Von 1900 bis 1905 gibt es eine stärkere Bautätigkeit. Die Niederschen Besitzungen zwischen Wilhelmsruher See und Wodanstraße wurden parzelliert. Von 1905 bis 1906 erfolgte der Bau der Lutherkirche an der Goethe-/Hielscherstraße. Das Pfarrhaus wurde 1907 bezogen und ein Kindergarten gegründet. Ab 1906 wurden in diesem Bereich auch ansehnliche Villen gebaut. Eine war davon von 1945 bis 1946 Gästehaus der Sowjetischen Kommandantur. Am 6. Oktober 1908 wurde in der Schillerstraße die Gemeindeschule eingeweiht, die wegen der Backsteinarchitektur auch „Rote Schule“ genannt wird.

1920 wurde die Volksbadeanstalt (Medizinische Badeanstalt) auf dem ehemaligen Eisschuppen in der heutigen Garibaldistraße direkt am Garibalditeich errichtet. Mit der Bildung von Groß-Berlin wird Wilhelmsruh am 1. Oktober 1920 zunächst Teil des neu gegründeten Berliner Bezirks Berlin-Reinickendorf.

Wie eine Kathedrale oder eine mittelalterliche Trutzburg mutet das von Hans Heinrich Müller 1925 bis 1927 errichtete Abspannwerk Wilhelmsruh an. Der Hausarchitekt der Bewag baute zwischen 1924 und 1930 eine Reihe von derartigen Gebäuden in Berlin, wovon eines der schöneren sich in der Wilhelmsruher Kopenhagener Straße 83–101 befindet. Es diente der Umwandlung von Dreh- in Gleichstrom für die 1924 nach Wilhelmsruh gebaute Straßenbahn.

Im Jahr 1938 wurde Wilhelmsruh nach einem Gebietstausch zwischen den Bezirken vollständig Teil des Bezirks Berlin-Pankow.

Die Entwicklung nach 1945

Mit der von den Alliierten vorgenommenen Teilung Berlins in vier Sektoren wurde der Bezirk Pankow und damit auch Wilhelmsruh 1945 Teil des sowjetischen Sektors.

In den ersten Nachkriegsjahren erfolgte der Wiederaufbau und teilweise Neubau der Bergmann-Fabrik, der mit der Gründung des VEB Bergmann-Borsig im Jahr 1949 einen ersten Abschluß fand. Die ständig steigende Zahl der Beschäftigten des Werkes bewirkte in den 1950er- und 1960er-Jahren eine verstärkte Bautätigkeit im Ortsteil, vor allem durch die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft Bergmann-Borsig. Es entstanden die charakteristischen fünfgeschossigen Bauten der 1950er-Jahre an den Rändern der bisherigen Besiedlung.

1951 wurden eine Reihe von Straßen mit „historisch belasteten“ Namen umbenannt. Am 2. Mai 1960 und am 1. Oktober 1960 wurden die bis dahin auf West-Berliner Seite noch bis zum S-Bahnhof Wilhelmsruh führende Straßenbahnlinien 36 und 35 endgültig eingestellt.

Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 wird Wilhelmsruh fast eine Enklave. Der Verkehr auf der Kopenhagener Straße wurde unterbrochen und der S-Bahnhof war nicht mehr zugänglich. Wilhelmsruh war damit nur noch mit dem Bus von Pankow aus zu erreichen.

Nachdem es bis Ende 1945 in der ehemaligen Kronprinzenstraße (heute: Tollerstraße) bereits ein Kino mit dem Namen Urania gegeben hatte, wurde am 24. August 1961 an der Schiller- Ecke Hauptstraße das Kino Lunik eröffnet. Es handelte sich um ein modernes Großkino mit 510 Sitzen, das wohl noch für den Besuch von West-Berlinern geplant war. Es war auch lange Zeit das einzige Kino in den Außenbezirken Berlins, das über eine Breitwand-Technik verfügte.

Mit der Wende 1989 wurde zunächst noch im selben Jahr ein Fußgängerübergang an der Kopenhagener Straße eingerichtet und die S-Bahn war auch für Wilhelmsruher wieder nutzbar. Am 7. April 1990 wurde dann die Kopenhagener Straße wieder für den Autoverkehr nach Reinickendorf freigegeben.

Unter den Bedingungen des freien Marktes waren die Jahre nach 1990 für Bergmann-Borsig sehr schwierig. Trotz der Übernahme des Werkes durch den ABB-Konzern im Jahr 1991 sank die Mitarbeiterbeiterzahl in den Folgejahren rapide um über 80 Prozent, was natürlich auch erhebliche Auswirkungen nach sich zog. Außerdem standen auf dem bisherigen Gelände von Bergmann-Borsig große Teile der Flächen und Gebäude leer. Erst mit der Gründung des PankowParks 1998 als Gewerbegebiet besserte sich die Situation durch Ansiedlung neuer Firmen wieder.

Gleichzeitig wurden in den 1990er-Jahren eine Reihe neuer Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Stadtvillen errichtet, so daß sich nach längerer Stagnation die Bevölkerungszahl erstmals wieder erhöhte. Auch durch neue Restaurants und Geschäfte im Bereich der Hauptstraße fand eine Belebung statt. Das Kino Lunik mußte im Jahr 1991 auf Druck eines Investors schließen und wurde abgerissen.