Birgel, Willy
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Wilhelm „Willy“ Maria Birgel ( 19. September 1891 in Köln,
29. Dezember 1973 in Dübendorf bei Zürich) war ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Willy Birgel wurde als Sohn des Domgoldschmieds und Graveurs Johann Heinrich Birgel und dessen Frau Henriette (geb. Dreyers) in Köln geboren.
Nach einer Lehre bei seinem Vater, der ihn für die Nachfolge an der Spitze des Betriebes vorsah, studierte er an der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Köln. Währenddessen spielte er heimlich in ersten Komparsenrollen am Kölner Theater, statt sein Kunststudium an der Düsseldorfer Kunstakademie nach dem Willen seines Vaters fortzusetzen.
In dieser Zeit erhielt Willy Birgel seine erste Chance, dann kam der Absprung: Prof. Schmidt-Klauß, der Schöpfer rheinländischer Heimatspiele von Format, suchte Darsteller, auch Laienspieler. Willy Birgel stürzte hin und verlangte eine große Rolle. Dem Jungen war es schon recht, wenn er nur einmal, ein erstes Mal auch nur ein paar Sätze sprechen darf. Bis dahin war alles gut gegangen, aber nun stand der Name Birgel auf einem Theaterzettel. Es entstand der übliche häusliche Krach, Tränen, Aufregungen, mütterliche Bitten. Aber dann klopfte Meister Birgel seinem Jungen auf die Schulter: „Versuch’s nur!“ Und nun ein Jahr lernen an der Schauspielschule in Köln unter der Oberaufsicht von Hofrat Remond, handwerklich tüchtig und mit einem tiefen Ernst. Dann kam schon der erste Vertrag. Die Stadt der Studenten – Bonn – war für drei Jahre das Arbeitsfeld Willy Birgels. Er war dort als jugendlicher Charakterliebhaber verpflichtet. Er spielte einfach alles, und der Junker Bleichenwang in „Was ihr wollt“ war die erste wirkliche Rolle. Die Hauptstütze des Ensembles war ein massiger Süddeutscher, gewaltig, genialisch im Spiel und beim Trunk, Eugen Klöpfer.[1]
Im Ersten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst bei der Artillerie in Serbien, wo er verwundet wurde, und nach seiner Genesung in der Divisions-Fernmeldeabteilung an der Westfront.
Nach Kriegsende ging Birgel zum Stadttheater Aachen.
Im Jahre 1924 schloß er sich dem Ensemble des Mannheimer Nationaltheaters an und entwickelte sich zum populärsten Akteur dieser Bühne. Seine größten Erfolge feierte er hier als Faust, Mephisto, Franz Moor, Hamlet und Richard III.
Drittes Reich
1934 war Birgel in seiner ersten Leinwandnebenrolle in Paul Wegeners „Ein Mann will nach Deutschland“ zu sehen. Er spielte einen englischen Offizier, der sich im Ersten Weltkrieg dagegen sträubt, ein Lager mit internierten Deutschen zu bewachen.
Neben seiner ersten Hauptrolle in „Fürst Woronzeff“ erhielt er fortan zahlreiche Filmrollen bei der Universum Film AG (UFA) und verkörperte darin zumeist den Charakter des ritterlichen Aristokraten und Grandseigneurs. Er spielte in Unterhaltungsfilmen an der Seite von bekannten Persönlichkeiten wie Gustaf Gründgens und Heinrich George in „Das Mädchen Johanna“ (1935) oder Zarah Leander in „Zu neuen Ufern“ (1937). Als Prototyp des gepflegten und kultivierten Deutschen paßte Birgel in die ästhetischen Filme im Dritten Reich, darunter „Unternehmen Michael“ (1937), „Feinde“ (1940) und „Kameraden“ (1941).
Von Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels wurde er 1937 zum Staatsschauspieler ernannt.
1941 folgte die Hauptrolle in „... reitet für Deutschland“ unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt (1905–1993), die ihm den Ruf als „Herrenreiter des deutschen Films“ eintrug. Der Film handelt von einem Rittmeister, der nach schicksalhaften Rückschlägen seine und die deutsche Ehre beim Turnier um den „Großen Preis von Europa“ wiederherstellt. Von der Filmprüfstelle erhielt der Film das Prädikat staatspolitisch besonders wertvoll.
Nachkriegszeit
Die Besatzer erteilten Birgel nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Aufführungs- und Spielverbot. Erst zu Beginn der 1950er Jahre bekam Birgel wieder Rollen.
Willy Birgel starb am 29. Dezember 1973 an Herzversagen in Dübendorf bei Zürich.
Zitate
- „Deutschland und Österreich, die beiden Länder, sind vereinigt worden durch den Glauben und die Tatkraft unseres Führers zu dem einstmals erwählten ‚großen deutschen Reich‘, das ist so schnell gesagt und kaum zu fassen. Immer wieder muß man von neuem die Größe durchdenken, um eine richtige Vorstellung zu haben. Möge uns Filmschaffenden die Kraft gegeben sein, die Größe und das Glück dieser Vereinigung in der Kunst gestaltend zum Ausdruck bringen zu können. Daß ich da mitmachen kann, macht mich sehr glücklich.“[2]
Auszeichnungen
- 1937: Ernennung zum Staatsschauspieler
- 1949: Schiller-Plakette der Stadt Mannheim
- 1960: Bambi
- 1964: Filmband in Gold
- 1966: Bundesfilmpreis: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1972: Grillparzer-Ring der Stadt Wien
Filmbeiträge
V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Willy Birgel (Staffel 4 / Folge 2, 2017)
Filmographie
- 1934: Fürst Woronzeff
- 1934: Ein Mann will nach Deutschland
- 1935: Barcarole
- 1935: Schwarze Rosen
- 1935: Einer zuviel an Bord
- 1935: Das Mädchen Johanna
- 1936: Verräter
- 1936: Schlußakkord
- 1936: Ritt in die Freiheit
- 1937: Menschen ohne Vaterland
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1937: Unternehmen Michael
- 1937: Fanny Elßler
- 1938: Verklungene Melodie
- 1938: Geheimzeichen LB 17
- 1938: Der Fall Deruga
- 1938: Der Blaufuchs
- 1939: Hotel Sacher
- 1939: Maria Ilona
- 1939: Kongo-Express
- 1939: Der Gouverneur
- 1940: Das Herz der Königin
- 1940: Feinde
- 1941: ... reitet für Deutschland
- 1941: Kameraden
- 1942: Diesel
- 1942: Der dunkle Tag
- 1943: Du gehörst zu mir
- 1944: Musik in Salzburg
- 1944: Ich brauche Dich
- 1944: Der Majoratsherr
- 1944: Mit meinen Augen (UA: 1948)
- 1945: Leb’ wohl, Christina
- 1945: Die Brüder Noltenius
- 1945: Leb wohl Christina [Unvollendet]
- 1947: Zwischen gestern und morgen
- 1950: Vom Teufel gejagt
- 1951: Das ewige Spiel
- 1951: Wenn die Abendglocken läuten
- 1952: Mein Herz darfst Du nicht fragen
- 1952: Heidi
- 1953: Der Kaplan von San Lorenzo. (Mea Culpa)
- 1953: Sterne über Colombo
- 1953: Die blonde Frau des Maharadscha
- 1954: Die Gefangene des Maharadscha
- 1954: Rittmeister Wronski
- 1954: Konsul Strotthoff
- 1955: Heidi und Peter
- 1955: Rosenmontag
- 1955: Ein Mann vergißt die Liebe
- 1955: Die Toteninsel
- 1956: Zwischen Zeit und Ewigkeit
- 1956: Rosen für Bettina
- 1956: Johannisnacht
- 1956: Ein Herz kehrt heim
- 1957: Frauenarzt Dr. Bertram
- 1957: Die Heilige und ihr Narr
- 1958: Liebe kann wie Gift sein
- 1958: Der Priester und das Mädchen
- 1959: Geliebte Bestie
- 1959: Wenn die Glocken hell erklingen
- 1959: Arzt aus Leidenschaft
- 1961: Frau Cheneys Ende
- 1962: Romanze in Venedig
- 1964: Ein Sarg aus Hongkong
- 1966: Schonzeit für Füchse
- 1966: Agent 505 – Todesfalle Beirut
- 1968: Sommersprossen
- Regie
- 1955: Rosenmontag
- Sprecher
- 1957: Impressionen aus einem Theater
Theatrographie (Auswahl)
- 1941: Guges und sein Ring (Volksbühne im Theater am Horst-Wessel-Platz)
Hörspielsprecher (Auswahl)
- 1937: Verhör um Mitternacht (Reichssender Berlin, 26. Oktober 1937)[3]
- 1938: Verhör um Mitternacht (Deutschlandsender, 3. Februar 1938)[4]