Böhmen

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Böhmen, Mähren und das deutsche Sudetenland

Böhmen (lat. Bohemia, „Land der Bojer“; tschechisch Čechy) ist eine Landschaft in Mitteleuropa. Deutschland und die heutige Tschechei haben Anteil an ihr. Bis zu ihrer völkerrechtswidrigen Vertreibung im Jahre 1945 waren Teile Böhmens überwiegend von Deutschen bewohnt, dieses Gebiet wurde später Sudetenland genannt.

Staatliche Zugehörigkeit

Böhmen umfaßt heute die westlichen zwei Drittel des Staatsgebietes der Tschechei. Dazu gehören heute die tschechische Hauptstadt Prag, die sie umgebende Mittelböhmische Region und die um diese Region im Uhrzeigersinn liegenden Regionen Reichenberg, Königgrätz, die Mehrheit des Pardubitz, die Westhälfte der Hochlandregion, die Mehrheit der Südböhmischen Region, die Region Pilsen, die Region Karlsbad, die Region Nordböhmen, und Teile der Südmährischen Region.

Im historischen Zusammenhang wird die Bezeichnung Böhmen oft auch für die Gesamtheit der Länder der Böhmischen Krone verwendet. Böhmen ist Teil des zerschlagenen Staatsgebietes von Österreich-Ungarn.

Böhmens Fläche beträgt etwa 52.060 km². Es grenzt im Nordosten an das polnisch verwaltete Schlesien, im Osten an die historische Region Mähren, im Süden an Deutsch-Österreich, im Südwesten und Westen an Bayern und im Nordwesten an Sachsen.

Böhmen, dessen Namen sich von dem keltischen Stamm der Boier ableitet (Boiohaemum = Heim der Boier, spätlat.: Bohemia), ist ein Landschaftskessel, begrenzt, bis auf kleine Ausnahmen, durch die Wasserscheiden der Zuflußgebiete der Moldau und der Elbe. In letztere mündet auch die Eger. Am Rand wird das Land von Mittelgebirgen begrenzt, im Nordwesten vom Erzgebirge, im Nordosten vom Riesengebirge und vom Adlergebirge und im Südwesten vom Böhmerwald. Die Grenze zu Mähren im Osten bildet der Höhenzug der Böhmisch-Mährischen Höhe.

Die kulturellen Traditionen Böhmens sind eng mit denen in Bayern und Österreich verwandt – in der Wiener Küche etwa sind böhmische Einflüsse unverkennbar.


Landschaft

Die heutigen Grenzen Böhmens sind weit über eintausend Jahre alt, nur das Egerland kam erst im späten Mittelalter hinzu. Böhmen wird von drei Seiten durch bergige Landschaften umfaßt, ohne jedoch ein eigentliches Kesselland zu bilden. Es schließt sich durch das Fichtelgebirge an die mitteldeutschen Terrassenlandschaften an und ist ebenso wie diese vertikal ausgerichtet. Böhmen hängt mit Mähren so eng zusammen, daß man in dem Raum zwischen Eger, Elbe und Donau einerseits und March und Naab andererseits ein gemeinsames böhmisch-mährisches Terrassenland verfolgen kann.

Die Einzugsgebiete der Donau und der Oder betragen nur 6,4 % des Landesgebietes (3.184 km²), während die Elbe mit 48.772 km² den Hauptanteil bringt. Neben der Elbe selbst ist dies die Moldau, die bei Melnik einmündet.

Schicksal der Sudentendeutschen, Böhmer und Mährer

Geschichte

Das deutsche Königreich Böhmen bestand formal bis 1918. Kaiser Karl IV., zugleich König von Böhmen, begann in der Mitte des 14. Jahrhunderts, sein Königreich in große Verwaltungseinheiten einzuteilen. Eine solche Verwaltungseinheit hieß in den Urkunden auf deutsch Kreis, auf tschechisch kraj und auf lateinisch circulus). Die Anzahl (7 bis 16) der alten böhmischen Kreise und somit auch deren Größe änderte sich mehrmals. Diese Kreiseinteilung galt zwar bis 1862, spielte aber schon kurz nach 1848 praktisch keine Rolle mehr für die Verwaltung.

Böhmische Kultur

Böhmen war stets eine deutsche Region,[1] in der allerdings religiöse und auch ethnische Gegensätze aufeinandertrafen. Dies erzeugte Konflikte, aber auch reiche Wechselwirkungen, in denen die Teilkulturen einander befruchteten. So war beispielsweise Prag unter den Luxemburgern maßgeblich an der Ausprägung der internationalen Kunst der Parlerzeit beteiligt. Das deutschsprachige Prager Tagblatt galt als eine der besten Zeitungen ihrer Zeit.

Siehe auch

Literatur

  • Adolf Schmidl: Das Königreich Böhmen (1843) (PDF-Datei)
  • Johannes Zemmrich: Sprachgrenze und Deutschtum in Böhmen, Braunschweig 1902 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Rudolf Jung: Böhmen und das Reich, 1938 (Mit zip gepackte PDF-Datei)
  • Heinrich Gutberlet: Böhmerland, deutsches Land – Kampflieder aus der Ostmark (Mit zip gepackte PDF-Datei)
  • Franz W. Seidler: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, ISBN 978-3932381669, Kapitel Tschechische Nachkriegsverbrechen (S. 216–252)
  • Jiri Padevet: Blutiger Sommer 1945: Nachkriegsgewalt in den böhmischen Ländern, Verlag Tschirner & Kosova, 4. Auflage 2022, ISBN‎ 978-3000659676 [736 S.]
  • Hans-Peter Storch: Der tschechische Völkermord an den Sudetendeutschen. Druffel & Vowinckel Verlag, 2017, ISBN 978-3806112566 [584 S.]
  • Deutsche Arbeit – Monatsschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen. Herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen

Verweise

Fußnoten

  1. So war Böhmen im 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich ein südlicher Teil Deutschlands, wie z. B. einer Bemerkung Goethes von 1829 zu entnehmen ist, in welcher er es im Vergleich zu Norddeutschland betrachtet: „Das Böhmen ist ein eigenes Land, ich bin dort immer gerne gewesen. Die Bildung der Literatoren hat noch etwas Reines, welches im nördlichen Deutschland schon anfängt selten zu werden, indem hier jeder Lump schreibt, bei dem an ein sittliches Fundament und eine höhere Absicht nicht zu denken ist.“, in: Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, Kapitel 123