Barfuß, Hans Albrecht von

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Johann „Hans“ Albrecht Graf von Barfuß (Ölgemälde, ca. 1702); Theodor Fontane schreibt: „Mit Hans Albrecht von Barfus starb der letzte jener fünf brandenburgischen Feldherrn, die noch die jungen Tage des Großen Kurfürsten gesehen und die ersten Siege Brandenburgs unter seinen Fahnen erfochten hatten: Sparr, Derfflinger, Görtzke, Schöning, Barfus. Die Derfflinger sind ausgestorben. Glieder der vier andern Familien leben noch, aber von dem alten Besitz ist wenig oder nichts mehr in ihren Händen. Auf den alten Barfus-Gütern ist der Name des Geschlechts so gut wie vergessen, und nur ‚Schloß Kossenblatt an der Spree‘ erzählt noch von seinem Erbauer, dem Feldmarschall.“

Johann „Hans“ Albrecht von Barfuß, seit 1699 Reichsgraf von Barfuß (auch Barfus; Lebensrune.png 1635 in Möglin bei Wriezen, Mark Brandenburg; Todesrune.png 27. Dezember 1704 in Kossenblatt bei Beeskow, Mark Brandenburg), war ein deutscher Politiker und Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall der Kurfürstlich Brandenburgischen Armee und der Preußischen Armee.

Leben

Johann „Hans“ Albrecht von Barfuß.jpg

Sein erstes größeres Kommando erhielt Barfuß als Oberst im Kriege Friedrich Wilhelms (Der große Kurfürst) gegen die Schweden um den Besitz Neuvorpommerns 1678. Als Generalmajor führte er 1683 ein kleines Korps gegen die Türken und kämpfte mit Sobieski bei Gran. Größere Erfolge errang er 1686 in dem Korps, das unter dem Oberbefehl des Generalleutnants von Schöning bei der Belagerung Ofens mitwirkte. Barfuß führte bei dem Hauptsturm am 12. September, dem die Festung erlag, den linken Flügel der Sturmkolonne. Im zweiten Koalitionskrieg (1688 bis 1697) gegen Ludwig XIV. kämpfte Barfuß am Rhein; die Erstürmung Bonns (Oktober 1689) wurde nach seinen Dispositionen ausgeführt. Während der Belagerung kam er mit dem Kommandierenden Schöning in tätlichen Konflikt, der mit dem Abschied Schönings endete. Barfuß wurde an dessen Stelle Oberkommandierender. 1691 führte er als Oberbefehlshaber ein Hilfskorps von 6000 Mann dem Kaiser gegen die Türken zu, das den Sieg in der Schlacht bei Slankamen (August 1691) entscheiden half; ein Erfolg, der Barfuß die Würde eines Generals der Infanterie verschaffte.

Zwei ruhmreiche Türkenzüge lagen hinter ihm. Aber ein dritter, ruhmreicherer stand ihm bevor. Im Jahre 1691 stieß abermals ein Corps Brandenburger als Auxiliartruppe zu den Kaiserlichen, und am 19. August erfolgte angesichts von Peterwardein die große Türkenschlacht bei Szlankamen. Markgraf Ludwig von Baden führte das christliche Heer. Da Barfus diesen wichtigen Tag zu "Ehren der Christenheit" entschied, so ziemt es sich wohl, bei den Details dieses Tages etwas ausführlicher zu verweilen. Die Türken, 100 000 Mann stark, hatten eine sehr feste, aber zugleich sehr gefährliche Position eingenommen, eine Position, in der sie siegen oder notwendig zugrunde gehen mußten. Sie standen nämlich mit ihrem Fußvolk, 50 000 Mann, meist Janitscharen, auf den Hügeln an der Donau, den Fluß im Rücken, die Ebene vor sich. Auf dieser Ebene standen andere 50 000 Mann, lauter Reiterei, Spahis. Die Janitscharen führte der Großvezier Köprülü, die Reiterei der Seraskier-Pascha. Die kaiserliche Armee war viel schwächer und betrug im ganzen kaum 50 000 Mann. Den rechten Flügel führte Feldzeugmeister Graf Souches, den linken Feldmarschall Graf Dünnewald, im Zentrum aber befehligte Hans Albrecht von Barfus. Siebzehn Bataillone und einunddreißig Schwadronen standen unter seinem Kommando. […] Nur das Zentrum stand noch. Barfus erkannte die volle Bedeutung des Augenblicks. Was der rechte Hügel nicht mehr konnte, das konnte das Zentrum. Nur noch das Zentrum. Die Aufgabe jenes war auf dieses übergegangen. Barfus rückte vor, und siegreich, wie vor Buda, stieg er die Höhen hinauf. Ein rasendes Gemetzel begann. Was nicht in Stücke gehauen wurde, warf sich in die Donau und ertrank. Der Großvezier Köprülü, der Stolz und Abgott der Türken, der Janitscharen-Aga, achtzehn Paschas, funfzehn Torbaschis der Janitscharen und 20 000 Gemeine bedeckten das Schlachtfeld. Die Heeresfahne des Großveziers von grüner Farbe mit Gold, 145 Kanonen, die Kriegskasse, 10 000 Zelte etc. waren erbeutet, und wohl mochte Markgraf Ludwig berichten, „daß diese Schlacht die schärfste und blutigste in diesem Säculo gewesen, maßen die Türken wie verzweifelte Leut gefochten und mehr als eine Stunde den Sieg in Händen gehabt hätten“. Der Verlust des Christenheeres betrug 7300 Mann, darunter 1000 Brandenburger. Der Sieg bei Szlankamen, seiner allgemeinen Bedeutung zu geschweigen, war auch von einer sonderlichen Bedeutung für das Haus Brandenburg. Markgraf Ludwig schrieb an den Kurfürsten und drückte sich über die Mitwirkung der brandenburgischen Hülfsvölker in folgenden Worten aus: „Ich kann Euer Kurfürstlichen Durchlaucht den außerordentlichen Valor und das gute Benehmen von Dero Generallieutenant Barfus sowie Ihrer braven Truppen nicht genug rühmen, und ihnen allein hat der Kaiser den Sieg und die Vernichtung der Türken zu danken.“[1]

Er wurde noch Oberkriegspräsident, Feldmarschall, Reichsgraf und einer der ersten Ritter des Ordens vom schwarzen Adler, aber seine kriegerische Betätigung war im wesentlichen zu Ende. Um so lebhafter beteiligte er sich an den Machtkämpfen, die das Hofleben unter dem Sohne des Großen Kurfürsten erfüllten. Barfuß hat neben anderen den allmächtigen Minister von Dankelmann 1697 zu Fall gebracht. Er hatte gehofft, dadurch selbst an die Spitze der Geschäfte zu kommen, musste aber bald neben dem gewandten Höfling Kolb von Wartenberg zurücktreten, dem es sogar gelang, ihn schließlich (1702) ganz vom Hof und aus der Armee zu verdrängen.

Neue Deutsche Biographie

„B. kämpfte 1656 vor Warschau, 1672–79 gegen Frankreich und Schweden und wurde 1678 Gouverneur von Peitz, 1685 von Spandau. 1686 zeichnete er sich bei der Einnahme von Ofen aus, zog 1691 an der Spitze eines Hilfskorps von 6000 Mann abermals gegen die Türken und hatte entscheidenden Anteil am Sieg bei Slankamen. Nach diesen militärischen Erfolgen entwickelte B. auch politischen Ehrgeiz; er wurde Hofkriegspräsident und 1696 Generalfeldmarschall; er beteiligte sich am Sturze E. Danckelmanns und trat vorübergehend an dessen Stelle, wurde dann aber von Graf J. K. Kolbe von Wartenberg verdrängt. 1702 wurde er verabschiedet.“[2]

Familie

Abstammung

Johann Albrecht von Barfus wurde 1635 auf dem Rittergut Möglin geboren. Sein Vater Georg Henning von Barfus (1611–1673) war zu dieser Zeit Rittmeister beim kaiserlichen Kürassier-Regiment des Obersten von Wins und noch 1640 in diesen Diensten. Später wurde er Oberst zu Ross beim brandenburgischen Reiterregiment des Generals Graf Georg Friedrich zu Waldeck. 1663 erschien er in einem Verzeichnis der kriegserfahrenen Offiziere der Mark Brandenburg als Oberstleutnant. Er entstammte einem alten märkischen Adelsgeschlecht, das 1251 erstmals erwähnt wurde,[3] und heiratete Cäcilie Freiin von Wins aus dem Hause Birkenwerder, die auch aus einem wohlbegüterten brandenburgischen Geschlecht stammte. Die väterlichen Güter Möglin, Reichenow, Bliesdorf und Altwriezen, die zum Teil schon seit Jahrhunderten in Familienbesitz waren, hatte der Dreißigjährige Krieg sehr mitgenommen, besonders der langwierige Aufenthalt des kaiserlichen Regiments des Generalfeldmarschalls Torquato Conti.

Ehen

Am 6. Juli 1667 heiratete von Barfus seine Verlobte Sophie Elisabeth Henriette von Schlabrendorff (Lebensrune.png 1. März 1647; Todesrune.png 30. September 1691 in Spandau). Die Ehe blieb kinderlos. Von Barfus weihte ihr nach ihrem Tod in der Domkirche in Brandenburg ein prachtvolles Denkmal aus Marmor mit einer selbstverfaßten Inschrift. 1693 heiratete er Eleonore Gräfin von Dönhoff (Lebensrune.png 29. Oktober 1674; Todesrune.png 2. September 1726), Tochter des Oberkammerherrn (Kammperpräsidenten) und Generalleutnants Friedrich von Dönhoff), mit der er drei Söhne hatte. Der Älteste, Friedrich Otto wurde 1694 geboren und wie sein Vater Soldat. 1707 studierte er an der Ritterakademie Brandenburg und widmete sich frühzeitig dem Kriegsdienst. 1715 war er Adjutant des Grafen Christoph von Dohna bei der Belagerung von Stralsund. 1716 wohnte er dem Feldzug gegen die Türken in Ungarn bei, wurde als Major und Domherr bei einem Kürassier-Regiment in der Schlacht bei Belgrad schwer verwundet und verstarb am 3. September 1717 an diesen Verletzungen in Wien. Auch der zweite Sohn war 1707 Zögling der Ritterakademie in Brandenburg, wurde Offizier und starb jung. Der jüngste Sohn, geboren 1700, starb wie seine Brüder kinderlos und damit war der Stamm der Grafen von Barfus erloschen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Hans Albrecht von Barfus-Falkenberg: Graf von Barfuß. Berlin 1854)
  • Bernhard Erdmannsdörffer: Barfus, Hans Albrecht Graf v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 60–65
  • Koch: Die Brandenburger bei Slankamen und im Türkenkriege 1691-97. Rathenow 1891
  • Theodor Fontane: Hans Albrecht von Barfus, in: Wanderungen durch die Mark Brandenburg.

Fußnoten

  1. Theodor Fontane: Hans Albrecht von Barfus, in: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Das Oderland“, Berlin 1863
  2. Bellée, Hans, „Barfus, Johann Albrecht Graf von“ in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 588-589
  3. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, Starke, Limburg (Lahn) 1972