Deutsche Studentenschaft
Die Deutsche Studentenschaft (DSt) wurde 1919 als Zusammenschluß von Allgemeinen Studentenausschüssen (ASten) der Universitäten im „deutschen Sprachgebiet“ gegründet, um sich für die sozialen und finanziellen Interessen der Studierenden einzusetzen. Sie unterstand von 1919 bis 1945 politisch der Reichsstudentenführung. 1931 übernahm der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund den Vorsitz. 1936 wurden beide Organisationen de facto zusammengeführt.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die Gründung der Deutschen Studentenschaft erfolgte 1919 in Würzburg. Auf diesem ersten, von nun an jährlich stattfindenden Studententag als Teil der sich gerade etablierenden studentischen Selbstverwaltung trafen sich Studierendenvertreter aller Hochschulen, die in Würzburg einen Dachverband der Einzelstudentenschaften gründeten, die Deutsche Studentenschaft (DSt). Über die Aufnahme von Ausländern in die Deutsche Studentenschaft sollte ein Ausländerausschuß der DSt entscheiden, Voraussetzung hierfür war, wie der Ausschuß schließlich entschied, eine deutsche Abstammung.
- „Die Studierenden deutscher Abstammung und Muttersprache der Hochschulen des deutschen Sprachgebietes bilden die deutsche Studentenschaft.“
Der Studentenvertreter und Jura-Student Edgar Stelzner (1892-1959), der 1918 in die „Deutsche Vaterlandspartei“ eingetreten war und 1921 Vorsitzender des „Deutschen Hochschulrings“ wurde, begründete die Anträge des Ausländerausschusses auf dem zweiten Studententag im Juli 1920 in Göttingen folgendermaßen:
- „Unser Volk liegt in tiefer Not. Ob es jemals wieder in die Höhe kommt, hängt davon ab, daß die deutsche Wissenschaft als deutsche Wissenschaft wieder von der Welt Besitz ergreifen kann. Aber sie kann nur deutsch bleiben, wenn ihr genug Kräfte aus unserem Volke zuströmen, wenn in ihr nicht die Ausländer zur Ueberwucherung kommen. Die Notlage unsers Volkes erschwert die Lage unserer Hochschulen, erschwert seinen eigenen Söhnen den Weg zur Hochschule und das Leben als Student. Die Gefahr, daß diese Erschwerung durch Ausländer vermehrt wird, kann nicht geleugnet werden. So muß eine Beschränkung des Ausländerzuzugs an unsern Hochschulen stattfinden. […] Es können heute nur solche Ausländer an unsern Hochschulen zugelassen werden, deren Anwesenheit uns für unser deutsches Volk von Bedeutung erscheint.“
Zur Deutschen Studentenschaft gehörten alle Studenten deutscher Abstammung und Muttersprache mit (politisch) einwandfreier Führung. Träger der politischen-fachlichen und der berufspolitischen Erziehung an die bedenklichen Fachgruppen, die örtlich im Amt Wirtschaft und Facherziehung der Studentenführung und im Reich innerhalb der gleichen Fachgebiete Kreis Fachgruppen im Amt Wissenschaft und Facherziehung der Reichsstudentenführung zusammengefaßt waren.
Fachgruppen
Es gab die Kreisfachgruppen beziehungsweise die örtlichen Fachgruppen:
- Kulturwissenschaft
- Volksgesundheit
- Naturwissenschaft
- Rechtswissenschaft
- Wirtschaftswissenschaft
- Landwirtschaft
- Fachwirtschaft
- Technik
- Kunst
- Lehrerbildung
DSt-Gaue
Die örtlichen Fachgruppen gliederten sich weiter in Fachschaften, die deutsche Studentenschaft gliederte sich 1939/40 in die folgenden Gaue:
- Baden
- Bayerische Ostmark
- Danzig
- Düsseldorf
- Essen
- Franken
- Groß-Berlin
- Halle-Merseburg
- Hessen-Nassau
- Koblenz-Trier
- Kurhessen
- Mark Brandenburg
- Magdeburg-Anhalt
- Mainfranken
- Mecklenburg
- München-Oberbayern
- Osthannover-Weser-Ems
- Ostpreußen
- Pommern
- Saarpfalz
- Sachsen
- Schlesien
- Schlesien-Holstein
- Schwaben
- Steiermark
- Sudetenland
- Süd-Hannover-Braunschweig
- Tirol-Vorarlberg
- Thüringen
- Westfalen-Nord
- Westfalen-Süd
- Gau Wien
- Wüttemberg-Hohenzollern
- Ausland
Vorsitzer der Deutschen Studentenschaft
Amtszeit | Name | Korporation |
---|---|---|
1919/20 | Otto Benecke | Verband der Vereine Deutscher Studenten, VDSt Göttingen |
1920/21 | Peter van Aubel | Kath. Freie Vereinigung Köln |
1921/22 | Franz Holzwarth | Göttingen |
1922/23 | Fritz Hilgenstock | Hannoversche Burschenschaft Arminia |
1923/24 | Arthur Fritsch | KDStV Winfridia Breslau |
1924–1926 | Hellmut Bauer | Burschenschaft Teutonia zu Kiel |
1926/27 | Günter Thon | Burschenschaft Arminia Brünn |
1927–1929 | Walter Schmadel | Burschenschaft Danubia München |
1929/30 | Erich Hoffmann | Corps Austria Frankfurt am Main |
1930/31 | Hans-Heinrich Schulz | Corps Hildeso-Guestphalia Göttingen |
1931 | Walter Lienau | Corps Isaria |
1931–33 | Gerhard Krüger | Burschenschaft Arminia Greifswald im Allgemeinen Deutschen Burschenbund |
1933/34 | Oskar Stäbel | Landsmannschaft Suevia Karlsruhe |
Juli 1934 bis Februar 1936 | Andreas Feickert[1] | ./. |
ab Februar 1936 | Gustav Adolf Scheel, Reichsstudentenführer | VDSt Heidelberg |
Studententage der Deutschen Studentenschaft
Studententag | Jahr | Stadt | Bedeutung |
---|---|---|---|
1. Studententag | Juli 1919 | Würzburg | Gründung der DSt |
außerordentlicher Studententag | Mai 1920 | Dresden | Studentenrecht und Mitgliedschaftsfrage |
3. (2. ordentlicher) Studententag | Juli 1920 | Göttingen | Sammlung des völkischen Flügels im Deutschen Hochschulring, Göttinger Notverfassung |
4. (3. o.) Studententag | Juli 1921 | Erlangen | Gründung der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V. (später Studentenwerk), Erlanger Programm |
a.o. Studententag | Mai 1922 | Honnef | Sammlung der republiktreuen Minderheit |
5. (4. o.) Studententag | Juli 1922 | Würzburg | Wahl eines völkischen Gegenvorstands |
6. (5. o.) Studententag | Juli 1923 | Würzburg | Sieg der völkischen Richtung |
7. Studententag | Juli/August 1924 | Innsbruck | |
8. Studententag | Juli/August 1925 | Berlin | stv. Vorsitzender Ulrich Kersten[2] |
9. Studententag | Juli/August 1926 | Bonn | |
10. Studententag | Juli 1927 | Würzburg | |
11. Studententag | Juli/August 1928 | Danzig | Gründung der Langemarck-Spende zum Ausbau des Deutschen Soldatenfriedhofs Langemarck. Schmadel und Kersten zur Konferenz der Confédération internationale des étudiants in Paris, Langemarck-Besuch von Vertretern der DSt. |
12. Studententag | Juli 1929 | Hannover | |
13. Studententag | Juli 1930 | Breslau | |
14. Studententag | Juli 1931 | Graz | Wahl des ersten nationalsozialistischen DSt-Vorsitzenden |
15. Studententag | 14.–16. Juli 1932 | Königsberg i. Pr. | Nachdem das Führerprinzip eingeführt worden war, zogen die Deutsche Burschenschaft, die Deutsche Landsmannschaft, die Deutsche Sängerschaft und der Wingolfsbund ihre Vertreter aus der Deutschen Studentenschaft zurück. Der Kösener SC-Verband hatte nicht teilgenommen. Der Vertreter-Convent versuchte die Lücken zu füllen.[3] |
16. Studententag | Juli/August 1933 | Monschau | |
? Studententag | Juni 1938 | Heidelberg | |
? Studententag | Mai 1939 | Würzburg | 20-Jahrfeier der DSt-Gründung |
? Studententag | August 1941 | Käsmark, Slowakei |